Stillen ist eine der natürlichsten Aufgaben für eine Mutter. Leider gibt es jedoch viele Mythen und Unwahrheiten, die Schwangere und Neumütter regelmäßig hören, insbesondere dass Stillen am Anfang weh tun muss.
In diesem Blogpost und dem dazugehörigen Video möchte ich diese Missverständnisse aufklären, mögliche Folgen von Stillen mit Schmerzen nennen und Wege aufzeigen, wie man die Stillzeit angenehm und schmerzfrei gestalten kann.
Schmerz beim Stillen: Ein weit verbreiteter Mythos
Viele schwangere Frauen und neue Mütter hören, dass Schmerz beim Stillen unausweichlich sei. Diese Aussage führt oft dazu, dass sie sich darauf einstellen, Schmerzen zu ertragen, in der Hoffnung, dass es sich irgendwann bessern wird. Doch dies ist ein Ammenmärchen, das viele von uns glauben, aber es ist schlichtweg nicht wahr.
Historischer und biologischer Kontext
Säugetiere existieren seit über 225 Millionen Jahren und zu ihnen gehört das Säugen ihrer Jungtiere, um ihr Überleben zu sichern. Würden die Tiermütter beim Säugen unerträgliche Schmerzen erleben, gäbe es Säugetiere höchstwahrscheinlich schon lange nicht mehr. Übertragen auf das menschliche Stillen, zeigt diese Analogie deutlich, dass Schmerz nicht zum normalen Stillalltag gehört.
Die Folgen von Schmerzen beim Stillen
Stress und Stillprobleme
Schmerzen beim Stillen haben weitreichende Folgen für Mutter und Kind. Schmerzen führen zu Stress, und Stress hat direkte negative Auswirkungen auf das Stillen. Er behindert den Milchspendereflex und führt dazu, dass die Milch nicht richtig aus der Brust fließt. Dies wiederum sorgt dafür, dass das Baby nicht satt wird, was weitere Probleme wie unruhiges Verhalten und unzureichende Gewichtszunahme nach sich ziehen kann.
- Stress und Angst: Wenn du Schmerzen hast, wirst du unbewusst angespannt sein. Das hemmt den Milchfluss und kann die Milchmenge reduzieren.
- Hemmungen beim Anlegen: Die Angst vor Schmerzen kann dazu führen, dass du Stillmahlzeiten hinauszögerst. Dein Baby könnte dadurch hungriger sein und deshalb hastig und unruhig trinken, was das Problem zusätzlich verschlimmert.
- Depressionsrisiko: Studien zeigen, dass Mütter mit Schmerzen beim Stillen ein höheres Risiko für postpartale Depressionen haben.
- Geringere Milchproduktion: Wenn das Baby nicht effizient trinkt, werden die Brüste nicht ausreichend entleert, wodurch sich die Milchproduktion verringert. Dies kann zu einer Abwärtsspirale führen, die oft mit Zufütterung endet.
Ursachen für Schmerzen beim Stillen
Die häufigste Ursache für Schmerzen beim Stillen ist eine suboptimale Anlegetechnik. Oft wird Müttern eine Stillhaltung gezeigt, die nicht ideal ist und zu Problemen führt. Häufige Fehler sind:
- Das Baby nimmt nur die Brustwarze in den Mund, anstatt auch einen großen Teil des Warzenhofs zu erfassen.
- Die Stillposition ist ungünstig, sodass das Baby nicht effektiv saugen kann.
- Die Brustwarzen sind bereits wund oder verletzt, was den Schmerz verstärkt.
Die richtige Reaktion auf Schmerzen
Schmerzen ernst nehmen
Schmerzen sind ein Warnsignal unseres Körpers. Es ist essenziell, sie nicht zu ignorieren. Wenn du Schmerzen beim Stillen hast, ist es wichtig, sofort zu handeln. Nimm das Baby sanft von der Brust und versuche es erneut anzulegen. Ignorieren der Schmerzen kann zu ernsthaften Verletzungen der Brustwarzen führen, die weitere gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen könnten.
Gute Stilltechnik
Eine der Hauptursachen für Schmerzen beim Stillen ist eine suboptimale Anlegetechnik. In unserer Kultur wird oft eine Technik gelehrt, die nicht immer optimal funktioniert. Ein asymmetrisches Anlegen kann hier Abhilfe schaffen. Ich biete eine Anleitung für diese Technik an, die ich gerne per E-Mail versende. Kommentiere einfach unter diesem Blogbeitrag oder unter meinem Video mit “AAT”, und ich schicke dir die PDF kostenlos zu.
Unterstützung und Beratung
Professionelle Hilfe suchen
Sollten die Schmerzen trotz Verbesserungen der Anlegetechnik bestehen bleiben, empfehle ich dringend, dich an eine zertifizierte Stillberaterin IBCLC zu wenden. Eine fachkundige Beraterin kann individuelle Ursachen identifizieren und spezifische Lösungen anbieten. Bei Bedarf biete ich auch Beratungen in meiner Praxis oder als Fernberatung an, bei der ich durch eingesendete Fotos und Videos eine genaue Analyse eurer gesamten Stillsituation vornehmen kann.
Austausch mit anderen Müttern
Neben professioneller Hilfe kann auch der Austausch mit anderen Müttern hilfreich sein. Erfahrungsberichte und unterstützende Worte von Frauen, die Ähnliches erlebt haben, können wertvoll sein und oft zusätzliche Tipps und Tricks bieten.
Schlussfolgerung
Stillen sollte von Anfang an eine schöne und schmerzfreie Erfahrung sein. Schmerzen beim Stillen sind nicht normal und sollten niemals als solcher akzeptiert werden. Durch eine optimale Anlegetechnik, der passenden Stillposition, rechtzeitige Reaktion auf Schmerzen und professionelle Beratung kann das Stillen zu einer angenehmen und stressfreien Erfahrung werden.
Wenn du Schmerzen hast, handle sofort und suche dir kompetente Unterstützung – dein Wohlbefinden und das deines Babys stehen an erster Stelle.
Schreibe doch gerne mal in die Kommentare, wie Deine Erfahrungen sind und was Dir geholfen hat!
Regine Gresens, IBCLC, Februar 2025
Foto: Jonathan Borba via Canva
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