Muttermilchspenden retten Frühchen. Denn Muttermilch ist viel mehr als nur Nahrung. Für viele von uns ist das Stillen etwas ganz Natürliches – ein intimer, wertvoller Moment zwischen Mutter und Kind. Doch was ist, wenn ein Baby viel zu früh geboren wird? Wenn es noch gar nicht bereit ist, Nahrung über den Mund aufzunehmen, sein Darm kaum ausgereift ist – und Muttermilch plötzlich über Leben und Tod entscheiden kann?
Genau darüber spricht die eindrucksvolle SWR-Dokumentation „Was jeder über Muttermilch wissen sollte“.
Ich empfehle dir von Herzen, dir die knapp 15 Minuten Zeit zu nehmen und dieses Video anzusehen:
Was erwartet dich in diesem Artikel?
- Warum Frühchen Muttermilch so dringend brauchen
- Was Spendermilch so besonders macht
- Wie Frauenmilchbanken funktionieren – und woran es hapert
- Wie innovative Ideen helfen könnten
- Was du selbst tun kannst
Warum ist Muttermilch für Frühchen so wichtig?
Der Film begleitet Frühchen wie Pia, die ihr Leben auf der Intensivstation beginnen mussten – winzige Babys, deren Darm mit jedem Tropfen Milch überfordert ist.
Pia kam mit nur 800 Gramm zur Welt. Für Babys, wie sie, beginnt das Leben auf der Intensivstation, verbunden mit Schläuchen und Kabeln. Ihr unreifer Darm ist noch nicht bereit, Nahrung zu verdauen – schließlich wären sie im Mutterleib noch viele Monate über die Nabelschnur versorgt worden. Doch bei Frühgeborenen wird diese Verbindung abrupt gekappt. Nun muss ihr unreifer Körper plötzlich funktionieren – das ist oft zu viel.
Industrielle Säuglingsnahrung, die aus tierischer Milch hergestellt wird, überfordert das unreife Verdauungssystem der Frühchen und erhöht das Risiko schwerer Darmentzündungen. Studien zeigen: Bei Extremfrühchen enden diese in 10 % der Fälle lebensbedrohlich.
Die beste Lösung? Menschliche Milch – also Muttermilch.
Muttermilch ist ein medizinisches Wundermittel
Muttermilch ist viel mehr als Nahrung. Sie enthält:
- Individuell abgestimmte Nährstoffe
- Abwehrstoffe zur Unterstützung des Immunsystems
- Beruhigende Inhaltsstoffe wie Tryptophan
- Lebende Zellen wie Makrophagen und Stammzellen
- Gute Bakterien und Oligosaccharide für die Darmflora
Für Frühchen ist sie überlebenswichtig. Studien belegen: Sie halbiert das Risiko schwerer Erkrankungen im Vergleich zu tierischer Milch.
Doch genau diese Milch fehlt vielerorts. Viele Mütter von Frühchen haben selbst noch keine oder nicht genug eigene Milch. Und Spenderinnen gibt es zu wenige.
Der Mangel an Muttermilchspenden
Frühchen-Mütter können oft selbst noch keine Milch bilden. Sie brauchen deshalb Spenderinnen. Doch Milchspenden sind rar. In Deutschland fehlen jedes Jahr rund 200.000 Liter Muttermilch. Das ist dramatisch.
Die Realität in deutschen Kliniken:
- Nur etwa 50 Frauenmilchbanken gibt es – aber über 200 Frühgeborenen-Kliniken
- Viele Kliniken haben gar keinen Zugang zu Spendermilch
- Priorisierung nach Geburtsgewicht ist notwendig: Babys ab 1.500 g gehen oft leer aus
Frühgeborene wie Pia hatten Glück – sie stand ganz oben auf der Empfängerliste.
Warum wird nicht einfach mehr gespendet?
Tatsächlich hatten wir in Deutschland schon einmal deutlich mehr Spenden. In der DDR wurde 1989 ein Rekordwert von 200.000 Litern Muttermilch gesammelt. Wie war das möglich?
- Öffentlich finanzierte Spendenkampagnen
- Abholung der Milch direkt bei den Müttern
- Persönlicher Kontakt zu den Kliniken
Heute dagegen: Zu wenig Aufklärung, kaum Anreize und fehlende Infrastruktur.
Neue Lösungen: Milchpulver statt Milchbank?
Ein Berliner Start-up zeigt, dass es auch anders geht: Dort wird Muttermilch gefriergetrocknet und als Pulver für Kliniken angeboten – hygienisch, haltbar und nährstoffschonend. Eine faszinierende Lösung, doch auch sie steht und fällt mit der Spendenbereitschaft von Müttern.
Denn: Der Rohstoff – Muttermilch selbst – ist knapp.
Warum Muttermilch (noch) wie ein Joghurt behandelt wird
In Deutschland gilt Muttermilch bisher als Lebensmittel, nicht als Arznei oder medizinisches Produkt. Das führt zu absurden Situationen: Rein rechtlich dürfte Muttermilch im Supermarktregal stehen. In anderen Ländern ist sie bereits als Medikament eingestuft. Ab 2027 soll eine neue EU-Verordnung endlich Klarheit schaffen: Muttermilch wird dann offiziell als „Substanz menschlichen Ursprungs“ reguliert.
Was kannst du tun?
Wenn du in der Stillzeit Milch übrig hast, kann deine Spende ein Frühchen retten. Informiere dich bei der Frauenmilchbank in deiner Nähe – oft reichen schon wenige Milliliter täglich.
💡 Auch wenn du selbst nicht stillst: Erzähle anderen von der Möglichkeit zu spenden. Jede Aufmerksamkeit zählt!
Fazit: Jede Spende kann ein Leben retten
Pias Leben wurde durch gespendete Muttermilch gerettet. Heute ist sie ein fröhliches, selbstbewusstes Kind. Das zeigt: Muttermilchspenden sind mehr als Nächstenliebe – sie können den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Es braucht mehr Aufklärung, bessere Strukturen – und vor allem mehr Solidarität. Denn jede Mutter mit Milchüberschuss könnte zur Lebensretterin werden.
FAQ
Warum ist Muttermilch für Frühchen besser als industrielle Säuglingsnahrung?
Weil sie exakt auf die Bedürfnisse von Neugeborenen abgestimmt ist und zusätzlich lebende Immunzellen und Schutzstoffe enthält.
Kann jede stillende Mutter spenden?
Grundsätzlich ja, aber es gelten gesundheitliche Voraussetzungen. Die Frauenmilchbank klärt individuell, ob eine Spende möglich ist.
Wie wird gespendete Muttermilch verarbeitet?
In Frauenmilchbanken wird sie meist pasteurisiert. Neue Verfahren wie Mikrofiltration und Gefriertrocknung sollen die Inhaltsstoffe besser erhalten.
Was kostet eine Spende mich?
Nichts – außer etwas Zeit und Engagement. Manche Einrichtungen holen die Milch sogar ab.
Wo finde ich eine Frauenmilchbank in meiner Nähe?
Eine aktuelle Übersicht findest du auf der Webseite der Frauenmilchbank Initiative e.V., auf den Webseiten der jeweiligen Kliniken oder in der Videobeschreibung des verlinkten Videos.
Schreibe Deine Gedanken oder Fragen zu diesem Bericht gerne unten in das Kommentarfeld!
Regine Gresens, IBCLC, Mai 2025
Foto: tbd via Canva Pro
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