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Von Sandra |
Meine Schwangerschaft verlief super entspannt und beschwerdefrei. Für mich war von Anfang an klar, dass ich stillen will!
Mit dem Buch „Intuitives Stillen“ und einigen Podcasts fühlte ich mich – so gut wie möglich – vorbereitet. Denn beim ersten Kind weiß man einfach nicht, was einen erwartet.
Gleich vorweg: Hätte ich die Infos aus dem Stillbuch oder den Podcasts nicht gehabt, wäre der Start bzw. unser Weg zum Vollstillen wohlmöglich missglückt.
Mein Sohn Otto kam nach PDA und relativ langer Austreibungsphase auf die Welt. Mit 49cm und 2790g war er eher zierlich. Wir hatten eine wunderbare Bonding-Zeit, in der ich ihn auch gleich anlegen konnte. Allerdings weiß ich nicht, ob durch die Infusionen/Medikamente da schon Kolostrum kam.
Nach ca. 4 Stunden durften wir ambulant nach Hause gehen. Dies hatten wir wegen der Corona-Besuchsbeschränkungen geplant.
Zu Hause angekommen ging es Otto allerdings gar nicht gut. Er „hing in den Seilen“ und atmete schwer. Ein Videotelefonat mit der Hebamme, die 1 Stunde später kommen wollte, bestätigte unsere Sorgen und so ging es mit dem Notarzt zurück in die Klinik.
Dort wurde er letztlich mit Verdacht auf Neugeboreneninfektion auf die Intensivstation aufgenommen. Ich wurde dann nach einigem Hin und Her auf die Wochenstation gebracht. Alles war etwas kompliziert, da ich ja schon ambulant entlassen war und nun als Begleitperson galt.
Also alles andere als ein entspannter Start. Rückblickend betrachtet hätte Otto wohl einfach vor dem Heimweg noch ein paar Stunden länger gebraucht. Die Diagnose hieß letztlich Anpassungsstörung. Eine Infektion hatte er zum Glück nicht. Er wurde trotzdem drei Tage auf Intensivstation behalten, bis alle Tests und Laborwerte da waren.
Auf der Intensivstation waren die Schwestern sehr lieb, es war aber klar, dass dort zugefüttert wird. Dies war für meinen Mann und mich in der Situation auch okay, ich hatte Vertrauen, dass wir später sicher vollstillen würden.
Dort durften wir ihn rund um die Uhr besuchen. Ich legte ihn immer erst an, danach bekam er ein Fläschchen. Zusätzlich strich ich auf der Station Kolostrum aus, das ich in Spritzen sammelte und mit auf die Intensivstation nahm und regte mit einer elektrischen Doppelpumpe die Milchproduktion an.
In der dritten Nacht bat ich darum, auch nachts angerufen zu werden, wenn Otto wach war, um ihn anzulegen. In dieser Nacht hatte ich dann auch meinen Milcheinschuss, wie ich beim Abpumpen sehen konnte. An meinem Brustgewebe merkte ich tatsächlich keinen großen Unterschied.
Zu Hause angekommen brauchten mein Mann und ich dann erst einmal ein paar Tage, bis der Stress aus der KH-Zeit von uns abgefallen ist.
Otto hat zum Glück von Anfang an alles – wirklich alles – richtig gemacht: Anlegen, Clusterfeeding, Seite wechseln, keine Saugverwirrung – Brust war für ihn immer am besten… Er kannte instinktiv den Weg, war aber am Anfang noch sehr schwach und ist beim Stillen viel eingeschlafen bzw. musste längere Pausen einlegen.
Auch konnten wir am Anfang noch nicht alle seine Signale richtig lesen. Dass ich eine tubuläre Brust mit festem Drüsengewebe habe, wusste ich schon von den Krebsvorsorge-Untersuchungen der Frauenärztin. Stilleinlagen brauchte ich keine einzige. Dass dieses Gewebe aber weniger Milch speichert, wusste ich vorher nicht.
Nach jeder Stillmahlzeit machte Otto, wenn wir ihn zum Aufstoßen auf die Schulter legten, weiter „specht-artige“ Suchbewegungen, die wir als Hungerzeichen interpretierten. So bekam er immer noch ein kleines Fläschchen Pre-Nahrung hinterher.
Dieses machte er immer ratz-fatz leer, aber er musste auch meistens wieder danach spucken. Inzwischen weiß ich, dass die Babys, anders als an der Brust – einmal am Fläschchen angesetzt – gar nicht mehr aufhören können zu saugen und auch weitertrinken, obwohl der Magen voll ist.
Dazu muss ich sagen, dass ich in der Schwangerschaft wenig zugenommen habe – nur den Bauch. Direkt nach der Entbindung hatte ich mein Vor-Schwangerschaftsgewicht wieder und musste viiiel und deftig essen. Auch nachts machte ich mir immer einen „Picknickkorb“ fürs Schlafzimmer zurecht, den ich nach den Stillmahlzeiten leer geputzt habe, weil ich so sehr Hunger hatte. Nachdem ich mir so 4-5 kg an Puffer angefuttert hatte, normalisierte sich das wieder.
Jedenfalls schien das mit der Zwiemilch unser Weg zu sein. Nach außen blieb ich entspannt, aber innerlich war ich trotzdem unglücklich mit der Situation. Ich wollte so gerne voll stillen. Auch die Gedanken an die Zeit nach dem Wochenbett, wenn man mal unterwegs ist „Was muss ich alles mitschleppen? Wie mache ich dann das Fläschchen zurecht?“ usw. belasteten mich.
Meine Hebamme hat uns super unterstützt. Mit Schüssler-Salzen, Bockshornklee-Kapseln und Homöopathie versuchten wir, meine Milchmenge zu steigern. Außerdem hatte ich eine elektrische Doppelpumpe aus der Apotheke geliehen, um nach Ottos Mahlzeiten Power-Pumping zu machen.
Da Otto aber sowieso sehr oft an die Brust kam (auch mal alle 20-30 min), konnte ich dazu kaum Zeit finden, bzw. konnte mich selbst schlecht erholen. Maximal kam ich pro Pumpsitzung insgesamt auf ca. 40 ml. Das frustrierte mich. Außerdem nervte mich der ganze Aufwand mit Spülen/Auskochen etc.
Nach ca. 3 Wochen habe ich mit dem Abpumpen aufgehört, weil mich das zu sehr gestresst hat. Ich glaube diese Entspannung hat sich auch positiv auf die Milchmenge ausgewirkt.
Eine weitere positive Veränderung brachte dann tatsächlich der Schnuller. Anfangs hatten wir keinen verwendet, aber nach einem Bad schrie Otto so sehr, dass die Hebamme, die gerade mit dabei war, uns riet, ihm doch einen anzubieten. Und zack war unser kleiner Nuckler zufrieden.
Auch nach dem Stillen waren seine „Suchbewegungen“ weniger. Im Nachhinein glaube ich, dass er (oft) gar keinen Hunger mehr hatte, sondern einfach weiter nuckeln wollte – wir haben das falsch interpretiert und Fläschchen hinterher gegeben.
Außerdem hatte ich Otto viel im Tragetuch. Dabei merkte ich tatsächlich immer ein Ziehen in der Brust, also die Milchproduktion. Das hatte ich ohne den engen Körperkontakt nicht. Und Otto wurde ja immer kräftiger und konnte mit zunehmendem Gewicht und Kiefermuskulatur auch mein festes Brustgewebe besser anregen.
Dies alles zusammen mit Schüssler Salzen, Homöopathie und Bockshornklee hat schließlich zum Erfolg geführt. Nach 3-4 Wochen haben wir nur noch tagsüber und auch nicht mehr bei jeder Mahlzeit Fläschchen nachgegeben und nach fünf Wochen konnte ich voll stillen! Es war so ein tolles Gefühl und eine Erleichterung!
Weiteres Vertrauen, dass die Milchmenge reicht, kam als Otto ein paar Nächte sehr lange schlief und quasi eine Mahlzeit verschlafen hat. Da er keine Probleme mit der Gewichtszunahme hatte, weckte ich ihn nicht, sondern stand auf und pumpte mit der Handpumpe ab, da meine Brüste sehr spannten.
Und siehe da, ich war ganz positiv überrascht von den 80-90 ml, die (aus beiden Brüsten) zusammen kamen. Ich weiß, dass die Menge der abgepumpten Milch nichts über die Menge aussagt, die das Baby rausbekommt, aber dennoch war das ein Riesenunterschied zu den geringen Mengen, die ich in den ersten Wochen erzielt hatte.
Inzwischen ist Otto 4 Monate alt und ein quietschfideler Sonnenschein. Pro Stillmahlzeit gebe ich immer beide Brüste – auch nachts. Ich füttere ihn immer am Anfang seiner Wachphase und am Ende zum Einschlafstillen.
Manchmal will er auch zwischendrin, also so nach 30 min nochmal eine kleine Portion. Und das ist okay so. Damit kommen wir perfekt hin! Tagsüber sind meine Brüste also immer eher weich, und trotzdem kommt unterm Strich genug Milch. Nachts, wenn die Stillpausen größer sind, merke ich dann schon, wie sich das Drüsengewebe voll anfühlt.
Otto nimmt nicht mehr so rasend schnell zu, wie in den ersten Wochen mit der Zwiemilch, aber das muss er ja auch gar nicht. Kinderarzt und Hebamme sind voll zufrieden – und wir Eltern natürlich auch. Man merkt ja doch, wie die Ärmchen und Beinchen immer speckiger werden, das ist so schön!
Vom Kinderarzt stammt übrigens auch die schöne Aussage mit dem „Geschenk“: Also dass es ein Geschenk ist, wenn man nach der Zwiemilch bzw. anfänglichen Problemen noch zum Vollstillen kommt, weil es bei vielen eben nicht klappt. Diesen Satz habe ich mir gemerkt und denke immer wieder freudig daran, wenn Otto zufrieden an meiner Brust saugt.
Obwohl ich/wir natürlich schon dafür gearbeitet haben und es nicht einfach so als Geschenk kam. Letztlich wissen die Babys echt am besten Bescheid, was zu tun ist. Als frischgebackene Mama muss man dieses Vertrauen bzw. diese entspannte Herangehensweise nur erst einmal haben!
Schon in der Schwangerschaft sollte man sich mit dem Stillen auseinandersetzen. Ein gutes Stillbuch und Stillberichte lesen. Sollte es Startschwierigkeiten geben, ist man dann gut informiert bzw. sollte wissen, wo man kompetente Hilfe bekommt. So kann man entspannt bleiben und sich voller Vertrauen vom Baby leiten lassen. Denn das weiß genau, was zu tun ist.
Ohne die vorherigen Infos aus dem Stillbuch* bzw. die Podcasts hätte ich das wahrscheinlich nicht gekonnt und wäre nicht so entspannt geblieben! Danke also an Regine Gresens und alle anderen Stillberaterinnen, die online ihr Wissen auch kostenlos über Social Media zur Verfügung stellen!
Sandra
Originalbericht einer Mutter, August 2021
Foto: Sandra
Liebe Sandra,
Danke für das Teilen Deiner Stillgeschichte. So schön, dass Ihr es geschafft habt.
Es braucht auf jeden Fall eine sehr hohe Motivation und frühzeitig die richtigen Maßnahmen, um die Milchmenge und den Milchtransfer zu steigern und vom Zufüttern (wieder) zum Vollstillen (zurück) zu kommen. Gute Unterstützung durch die Hebamme oder eine Stillberaterin ist dabei eine große Hilfe.
Ich wünsche Euch noch eine entspannte weitere Stillzeit.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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Liebe Sandra,
das mit dem Geschenk trifft es wirklich. Aber es war eben auch Arbeit, wie du auch schreibst.
Wir hatten aufgrund des Zungenbandes auch eine anstrengende und zeitraubende Mischung aus Stillen und Zufüttern über 8 Wochen lang, ständig in Ungewissheit, ob es ihm mit seinem geringen Gewicht auch reichen würde.
Und ich weiß noch, wie stolz wir unserer Hebamme berichteten, dass wir nun schon Tage nicht mehr zugefüttert haben.
Jetzt ist er ein Jahr alt und ich bin schon eine Zeit lang nicht mehr seine Hauptnahrungsquelle. Es ist schön zu sehen, was das Stillen uns geben kann. Und manchmal finde ich es schade, dass wir das Wochenbett nicht so recht genießen konnten.