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Von Sonja |
Schon in der Schwangerschaft freute ich mich auf das Stillen meiner Tochter.
Ich bereitete mich nicht sonderlich darauf vor, sondern besuchte eine Infoveranstaltung zum Thema Stillen und kaufte Ihr Buch. Ich verließ mich auf meine Intuition und freute mich auf die Geburt.
Leider kam alles anders als erhofft. Ich wollte immer eine natürliche Geburt in unserem Wunschkrankenhaus.
Jedoch wurde ich von meiner Hebamme mit Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung gebeten, das Krankenhaus aufzusuchen. Leider wurde ich von meinem Wunschkrankenhaus abgewiesen und musste in ein größeres Krankenhaus um mich durchchecken zu lassen.
Leider waren meine Entzündungswerte erhöht und die Geburt musste am Folgetag eingeleitet werden.
Nach 30 Stunden Wehen und einem Geburtsstillstand wurde unsere Tochter Madeleine per Kaiserschnitt geboren.
Sie wurde mir kurz auf die Brust gelegt und dann mit dem Papa wieder nach oben gebracht. Nach dem Zunähen musste ich leider die 20-minütige Pause der Hebammen abwarten, bis ich wieder zu meinem Mann und meiner Tochter durfte. Das hat mich innerlich sehr belastet.
Oben angekommen, bat ich die Schwester dreimal mir beim Anlegen zu helfen. Die Kleine hat zum Glück gleich die Brustwarze angenommen.
Auf Station hatte ich leider auch das Gefühl keine ausreichende Unterstützung zu bekommen. Ich klagte ebenfalls über schmerzende Brustwarzen, aber mir wurde nur Wollwachs empfohlen.
Alleine auf mich gestellt, legte ich Madeleine so häufig es ging an und hatte auch das Gefühl, dass sie gut trinkt.
Sie schlief zwar viel und häufig auch beim Trinken ein, aber sie wirkte sehr zufrieden. Der Schreck kam erst bei der U2. Die Kinderärztin war schockiert, dass die Kleine 300 Gramm abgenommen hatte und ich solle sofort mit dem Zufüttern anfangen. Sie verbot mir sogar sie auf mir schlafen zu lassen.
Der Bilirubinwert stieg leider auch an.
Ich bat die Schwestern mir das Abpumpen zu zeigen, aber sie gingen nicht darauf ein und reichten mir stattdessen Pre-Nahrung, die ich ihr sofort geben sollte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich leider auch noch keinen Milcheinschuss. Ich denke, das kam von dem heftigen Medikamentencocktail, den Madeleine und ich während der Geburt bekommen hatten.
Zu Hause angekommen deckten wir uns mit Fläschchen und Pre-Nahrung ein.
Madeleines Bilirubinwert verbesserte sich, aber ich hatte mittlerweile Angst sie anzulegen. Ich zweifelte an mir als Mutter und war öfter als mir lieb war, den Tränen nahe.
Ich hatte zum Glück eine liebevolle Nachsorgehebamme, die mir viel Mut zusprach und mich bei meinen Stillversuchen unterstützte.
Sie riet mir zu Stillhütchen, da meine Brustwarzen blutig waren. Dadurch verlor ich die Angst vor dem Anlegen. Sie zeigte mir das Abpumpen mit der elektrischen Milchpumpe.
Ich hatte jedoch immer das Gefühl, mein Kind nicht ausreichend ernähren zu können. Dieser Gedanke löste Stress und Frustration in mir aus. Das Abpumpen klappte mehr schlecht als recht und ich war oft an dem Punkt einfach damit aufzuhören.
Wenn ich Madeleine stillte, dauerte das Ganze meist 1 bis 2 Stunden und danach war sie immer noch nicht satt. Sie war unzufrieden und ich war angespannt.
Mein Mann riet mir immer das Hütchen weg zu lassen, aber ich hatte Angst vor den Schmerzen.
Unsere Tochter kam Anfang November auf die Welt. Nach Weihnachten holte ich Ihr Buch aus dem Schrank und las mir das Kapitel zum Thema Anlegen nochmal genauer durch.
Dort wurde das asymmetrische Anlegen genau erklärt und nun wusste ich endlich, wie ich schmerzfrei stillen konnte.
Zudem las ich einen Artikel über die Auswirkungen des Stillhütchens.
Kurz vor Silvester verzichtete ich auf das Stillhütchen und legte Madeleine richtig an. Und siehe da, ich hatte keine schmerzenden Brustwarzen mehr.
Madeleine hatte zum Glück keine Probleme auch ohne Stillhütchen zu trinken, was wohl auch daran lag, dass mir meine Hebamme am Anfang auch einen besonderen Sauger ans Herz legte. An diesem musste die kleine nämlich ein Vakuum aufbauen, damit die Milch herauskommt, genauso wie an der Brust.
Von jetzt auf nachher brauchte meine Tochter auch nicht mehr Stunden um satt zu werden, sondern trank und schlief dann zufrieden ein.
Leider bekam ich durch die Stimulation relativ schnell einen Milchstau an der linken Brust. Dieser hat einige Tage gebraucht, um sich zu lösen.
Jedoch merkte ich schnell, dass sich die Milchmenge deutlich erhöht hatte, obwohl ich diesbezüglich wenig Hoffnung gehabt hatte. Ich hatte nämlich gelesen, dass es schwierig ist nach 2 Monaten mehr Milch zu produzieren, da sich das Brustdrüsengewebe nach der Geburt bildete.
Aber seit ich das Stillhütchen weglasse, wurde das Zufüttern immer weniger.
Ich stille Madeleine nach Bedarf und nicht nach Plan.
Sie ist zufrieden, nimmt gut zu und jetzt – nach 3 Monaten – kann ich fast ausschließlich stillen.
Madeleine trinkt nur ab und an noch Flaschennahrung und wenn, dann nur wenige Milliliter. Sie verweigert auch den Schnuller und ist am liebsten bei mir bzw. an der Brust
Ich genieße es, sie zu stillen oder sie bei mir zu haben.
Lange habe ich an mir gezweifelt, weil die Geburt für mich ein Albtraum war und das Stillen nicht gut funktionierte.
Ich dachte auch, dass sie und ich durch das Geburtstrauma eine gestörte Beziehung hätten, weil ich sie auch nicht ernähren konnte.
Diese Gedanken sind nun Vergangenheit. Ich sehe wie innig unsere Beziehung ist, wie sie mich anstrahlt und es liebt an der Brust zu sein.
Ich möchte allen Frauen Mut machen, die an sich zweifeln. Gebt niemals auf!
Ich dachte auch lange, ich habe zu wenig Milch, aber auch ich habe es geschafft und ich konnte nun nach 3 Monaten den vierten Tag in Folge ausschließlich stillen.
Ich bin stolz auf meine Tochter und mich. Wir haben nie aufgegeben und nun haben wir es geschafft und sind ein eingespieltes Team.
Sonja und Madeleine
Originalbericht einer Mutter, Februar 2020
Foto: Stefanie Obrovac
Liebe Sonja,
danke für Deinen Bericht. Super, dass sich alles noch so gut entwickelt hat, Gratulation!!
Du hast aber wirklich richtig Pech gehabt mit der Betreuung im Krankenhaus. Das Stillhütchen war leider auch nicht unbedingt der beste Rat bei wunden Brustwarzen, obwohl es Dir die Angst vor dem Anlegen erst einmal genommen hat. Leider beeinträchtigen Stillhütchen oft den Milchtransfer zum Kind, was sich bei Euch wohl auch in der langen Dauer der Mahlzeiten und Deinen Selbstzweifeln gezeigt hat. Umso toller ist es, dass Du das Stillen jetzt genießen kannst und auch nicht mehr zufüttern musst.
Ich wünsche Dir, dass Du und Madeleine es noch recht lange zusammen genießen könnt.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
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Liebe Sonja,
Toll, dass ihr es geschafft habt! Ich habe heute deine bzw. eure Geschichte gelesen und fühlte mich sehr an uns erinnert… Ich finde es toll, dass du anderen Mamas so viel Mut mit deiner Geschichte machst und zeigst, dass es trotz eines schwierigen Starts bzw. einer schwierigen Geburt und Zufütterns klappen kann. Als wir zufüttern mussten, dachte ich schon, dass das der Anfang vom Ende wäre. Aber obwohl wir zwischenzeitlich mengenmäßig mehr PRE als abgepumpte Muttermilch (das, was halt kam) fütterten, hatten auch wir es nach drei Monaten geschafft. Und diese wunderbar innige Stillbeziehung, die du beschreibst, die man sich so sehr gewünscht hat und die einem so unerreichbar schien, stellte sich wirklich ein. Und auch die Milch reichte irgendwann aus, obwohl man anfangs die Angst hatte, dass sich trotz Pumpen und immer wieder Anlegen das nicht mehr erreichen lassen würde.
Mittlerweile ist mein Sohn 15 Monate alt und wird immer noch gestillt. Wir genießen es beide sehr.
Und wie du schreibst: niemals aufgeben, es lohnt sich so sehr!! Danke für deinen tollen Bericht und dein Mut machen. Ich kann so nachempfinden, was es gebraucht hat bis dahin. Ihr könnt so stolz sein auf euch! Und danke, dass du anderen Mamas in dieser Situation gezeigt hast, dass es klappen kann!