Es ist jedes Jahr das Gleiche. Sobald es draußen grünt und blüht, liegen sie wieder auf der Lauer – die Zecken. Ich merke es immer daran, dass meine Katzen den ein oder anderen kleinen Blutsauger mit nach Hause bringen.
Aber auch wir Menschen bleiben leider nicht von Zecken verschont, wenn wir uns in der freien Natur bewegen.
Denn dort warten sie auf Gräsern, im Gebüsch, an Waldrändern und auf Lichtungen von März bis September darauf, von einem Vorbeigehenden abgestreift zu werden.
Da Zecken verschiedene Krankheitserreger übertragen können, wie z.B. Viren, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Bakterien, die Lyme-Borreliose verursachen können, machen sich Mütter in der Stillzeit hierzu viele Gedanken:
Wie kann ich mich und mein Kind vor einem Zeckenstich schützen?
Kann ich mich in der Stillzeit gegen FSME impfen lassen?
Darf ich nach einem Zeckenstich überhaupt weiterstillen?
Wie kann ich mich und mein Kind schützen?
Am besten schützt Du Dich vor FSME und Lyme-Borreliose, indem Du von vornherein verhinderst, dass es überhaupt zu einem Zeckenstich kommt.
- Trage einfarbige, helle, lange Hosen und helle, langärmelige Oberteile sowie festes Schuhwerk, wenn Du Dich in der freien Natur (besonders im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz) aufhältst. Dies gilt ebenso für die Kleidung Deiner Kinder.Stecke die Hosenbeine in die Socken, damit die Zecke nicht von unten hineinkrabbeln kann.
- Suche Kleidung und Körper spätestens nach dem Aufenthalt in der freien Natur nach Zecken ab.Auf heller Kleidung sind die bis zu 5 mm großen, bräunlichen Krabbeltiere leicht zu erkennen.
Sie stechen auch in der Regel nicht sofort zu, sondern laufen zunächst noch einige Zeit auf der Kleidung und dem Körper herum, um eine geeignete Stelle zu finden: z.B. Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen.
Während die Zecke noch umherläuft, kannst Du sie gefahrlos mit Zeigefinger und Daumen ergreifen und ohne Probleme entsorgen.
(Auch auf dem weißen Fell meines Katers kann ich sie meist gut erkennen und fangen, solange sie noch darauf umherlaufen. Auf seinem schwarzen Fell sind sie sehr viel schwerer auszumachen.)
- Wasche oder erhitze (z.B. im Wäschetrockner) die getragene Kleidung sofort nach dem Aufenthalt in der freien Natur bei mindestens 60° C, um darin versteckte Zecken abzutöten.
- Im Handel erhältliche Anti-Zecken-Sprays oder -Lotionen bieten keinen ausreichenden Schutz.Ihre Wirkung lässt bereits zwei Stunden nach dem Auftragen deutlich nach.
Da meist auch nur unbekleidete Körperzonen damit behandelt werden, sucht die Zecke einfach solange den Körper ab, bis sie ein unbehandeltes Hautareal gefunden hat.
- Falls Du in ein FSME-Risikogebiet reisen möchtest oder dort lebst, solltest Du Dich, laut Empfehlung der ständigen Impfkommission (STIKO), rechtzeitig gegen FSME impfen lassen.
- Gegen Borrelien (Borrelia burgdorferi), die Bakterien, die die Lyme-Borreliose verursachen können, stehen in Europa keine Impfstoffe zur Verfügung.
Wie gefährlich ist ein Zeckenstich?
Auch wenn Du die Zecke erst entdeckst, nachdem sie bereits zugestochen hat, heißt dies nicht, dass es auch unbedingt zu einer Erkrankung kommen muss.
Selbst in den FSME-Risikogebieten Deutschlands sind nur wenige Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Nur diese wären überhaupt in der Lage, eine FSME-Erkrankung zu verursachen.
Der Anteil der mit FSME-infizierten Zecken schwankt örtlich sehr stark und liegt bei 1 von 1.000 bis 1 von 100 Zecken, oder auch noch geringer.
Nur bei jedem 1.000sten – 100sten Zeckenstich könnte es also zu einer Übertragung (Infektion) von FSME-Viren kommen.
Und nach einer Infektion entwickeln nur bis zu 30% der infizierten Personen Symptome einer FSME.
Bei der Borreliose sieht es ähnlich aus. Zwar sind etwa 6 – 35% der Zecken in allen Teilen Deutschlands mit Borrelien befallen.
Nach einem Zeckenstich ist aber nur bei ca. 5% der Gestochenen mit einer Übertragung von Krankheitserregern (Infektion) zu rechnen.
Bei etwa 0,3 – 1,5% der Gestochenen kommt es zu einer Erkrankung an Lyme-Borreliose.
Nach aktuellen Ergebnissen werden beispielsweise ca. 3% der 3- bis 6-Jährigen und 7% der 14- bis 17-Jährigen mindestens einmal von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen.
So haben in Deutschland etwa 5,8% der Frauen und etwa 13,0% der Männer Borreliose-Antikörper, was bedeutet: sie haben schon mindestens einmal eine Infektion mit Borrelien durchgemacht, ohne jedoch unbedingt auch an einer Lyme-Borreliose erkrankt zu sein.
Das Risiko einer Erkrankung an FSME oder Lyme-Borreliose nach einem Zeckenstich ist also sehr gering.
Wie kann ich nach einem Stich eine Infektion verhindern?
Auch nach einem Zeckenstich besteht kein Grund zur Panik. So kannst Du die Übertragung von Erregern verhindern:
- Hat die Zecke bereits zugestochen, solltest Du sie schnellstmöglich mit einer speziellen Zeckenzange oder einer Pinzette vorsichtig entfernen.
Aber bitte nicht rausdrehen, sondern langsam und vollständig gerade herausziehen - Auf keinen Fall darf die Zecke vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Das könnte dazu führen, dass sie gereizt wird und ihren Speichel und somit mögliche Krankheitserreger in die Einstichstelle abgibt.
- Desinfiziere nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle sorgfältig.
Wie kann ich eine Erkrankung verhindern?
Eine Infektion, also die Übertragung der Erreger, bedeutet noch nicht, dass es danach auch zwingend zu einer Erkrankung der infizierten Person kommt.
Außerdem hat die Medizin heutzutage auch stillverträgliche Möglichkeiten, Erkrankungen zu verhindern oder zu behandeln. Diese unterscheiden sich jedoch, je nachdem ob es sich um eine Infektion durch Viren oder Bakterien handelt.
FSME
- Wie oben bereits erwähnt, ist das Risiko einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich insgesamt sehr niedrig.
- Den einzigen Schutz vor einer viralen FSME bietet die FSME-Impfung, die auch in der Stillzeit und in der Schwangerschaft möglich ist.Die Kosten für die FSME-Impfung werden von den meisten gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
- Eine Übertragung der FSME-Viren über die Muttermilch erscheint zwar möglich, da es Berichte von über die Muttermilch infizierten Säugetieren gibt.
In der medizinischen Fachliteratur ist jedoch bisher kein derartiger Fall bei menschlichen Babys beschrieben worden. - Zudem gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Übertragung der Erreger in die Blutbahn des Kindes über den Verdauungstrakt überhaupt möglich wäre.
- Das von der Bundesregierung für die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten, beauftragte Robert-Koch-Institut schreibt daher:
„Grundsätzlich spricht ein Zeckenstich bei einer ungeimpften Mutter in einem Risikogebiet nicht gegen das Stillen, da die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion relativ gering ist.“ - Da FSME durch Viren verursacht wird, ist nach einer Infektion keine antibiotische Behandlung möglich, sondern lediglich eine medikamentöse Linderung der Krankheitssymptome, falls es zu einer Erkrankung kommt.
- Die Medikamente können von Deinem Arzt so gewählt werden, dass Du weiterstillen kannst, wenn Du Dich körperlich dazu in der Lage fühlst.
- Eine Trennung von Deinem Kind ist nicht erforderlich.
Lyme-Borreliose
- Bei einem Stich durch eine mit Borrelien infizierte Zecke, beginnt die mögliche Übertragung von Erregern erst nach etwa 12 Stunden.Die Borrelien befinden sich nämlich im Darm der Zecke und wandern von dort erst nach einer längeren Zeit des Blutsaugens in den Blutkreislauf des Gestochenen.
- Wenn die Zecke nicht innerhalb von 12 Stunden nach dem Stich entfernt wurde, solltest Du schnellstmöglich zum Arzt gehen und Dir prophylaktisch ein Antibiotikum verordnen lassen, um eine eventuelle Erkrankung an Lyme-Borreliose zu verhindern.
- In der Stillzeit kann Dein Arzt das Antibiotikum so wählen, dass Du weiterstillen kannst.
- Borrelien sind Bakterien, die nur direkt durch den Stich einer infizierten Zecke übertragen werden können, deshalb sind erkrankte Personen auch nicht ansteckend, so dass auch keine Trennung von Deinem Kind erforderlich ist.
- Der Vollständigkeit halber sei hier allerdings noch erwähnt, dass es Berichte von Übertragungen von Borrelien auf den Feten während der Schwangerschaft und den Verdacht einer möglichen Übertragung über Muttermilch gibt.
- So wurde in einzelnen Fällen Borrelien-DNA, also nur Teile des Erbguts der Bakterien, in Muttermilch von erkrankten Müttern nachgewiesen, es kam aber auch in diesen Fällen nicht zu einer Erkrankung der gestillten Kinder.Zudem gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Übertragung der Erreger in die Blutbahn des Kindes über den Verdauungsweg überhaupt möglich wäre.
- Um eine eventuell doch mögliche Übertragung absolut auszuschließen, könnte jedoch überlegt werden, nach dem Beginn der Behandlung mit Antibiotika sicherheitshalber eine Stillpause von mindestens 24 Stunden einzulegen.In dieser Zeit sollten die Brüste dann mit einer elektrischen Pumpe oder von Hand entleert und die Muttermilch verworfen werden.
Eine Trennung von Mutter und Stillkind wäre jedoch, wie schon erwähnt, nicht nötig.
- Aus den gerade genannten Sicherheitsgründen, wird von Fachleuten außerdem diskutiert (aber noch nicht abschließend empfohlen), bei einer Mutter mit möglicher Borreliose-Erkrankung und verdächtigen Hautverletzungen auf Brüsten, Vorhöfen oder den Brustwarzen eine Stillpause einzulegen und die abgepumpte Muttermilch zu verwerfen, bis die antibiotische Behandlung vollständig abgeschlossen ist und die Hautverletzungen komplett abgeheilt sind.
Abstillen ist jedenfalls nach einem Zeckenstich in keinem Fall nötig.
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Juni 2015
Foto: Regine Gresens
Quellen:
Robert-Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion
Regine Gresens: „Stillen bei Infektionskrankheiten der Mutter“ in Praxisbuch – Besondere Stillsituationen* von Deutscher Hebammenverband (Hrsg.), S. 264-307
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Liebe Frau Gresens,
bei mir wurde eine Borreliose diagnostiziert und ich sollte zwei Wochen lang das Amoxicillin nehmen. Nach genau 7 Tagen trat ein extremer Hautausschlag auf und ich sollte das Medikament absetzen. Das Doxycyclin kann ich laut des Arztes nicht nehmen, da es wohl zu Zahnverfärbungen führen soll. Ich stille nur noch nachts und abends und wollte dies so lange beibehalten, bis unser Kind in der Krippe eingewöhnt ist.
Zahnverfärbungen möchte ich natürlich nicht in Kauf nehmen.
Herzliche Grüße
Liebe Janina,
Doxycyclin ist ab der 16. Schwangerschaftswoche kontraindiziert, weil gehäuft Gelbverfärbungen der Milchzähne bei Kindern beobachtet wurden, deren Mütter nach der 16. Schwangerschaftswoche Tetracycline eingenommen hatten.
Bei Embryotox steht zu Doxycyclin in der Stillzeit:
„Die meisten gestillten Kinder haben keine Symptome. Insbesondere gibt es keine Zahnverfärbungen bei Säuglingen, deren Mütter unter Doxycyclin gestillt haben. Im Einzelfall kann es zu dünnerem Stuhlgang, selten zu Durchfall kommen.
Empfehlung:
Penicilline, Cephalosporine und Makrolide sind zu bevorzugen. Falls die Antibiotika der Wahl nicht geeignet sind, kann unter Doxycyclin gestillt werden.“
Wenn ohnehin nur noch morgens und abends gestillt wird, ist es also bestimmt kein Problem, Doxycyclin einzunehmen.
Gute Besserung und herzliche Grüße,
Regine Gresens
Welche Antibiotika kann dann genommen werden? Mein Arzt sagt, ich muss abstillen. Es gibt keins, was ich dann noch nehmen kann bei Borreliose.
Hallo Cynthia,
das Robert-Koch-Institut schreibt in seinem Ratgeber zu Lyme-Borreliose:
„Therapie:
Patienten, die im Frühstadium der Lyme-Borreliose mit geeigneten Antibiotika behandelt werden, erholen sich in der Regel rasch und vollständig. So werden schwere Krankheitsverläufe und Spätmanifestationen verhindert. Üblicherweise zur oralen Behandlung eingesetzte Antibiotika umfassen Doxycyclin oder Amoxicillin als Therapie der Wahl; Therapiealternativen sind Cefuroximaxetil oder Azithromycin. Zur intravenösen Therapie werden Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G eingesetzt. Die empfohlene Therapiedauer bewegt sich in Abhängigkeit von Art, Dauer und Schwere der Manifestation sowie eingesetztem Antibiotikum zwischen 10 und 30 Tagen.“
Alle genannten Medikamente können in der Stillzeit eingesetzt werden, siehe Links.
Falls Dein Arzt unbedingt ein anderes Mittel verordnen möchte, kann/sollte er sich bei Embryotox beraten lassen.
Ich hoffe, das hilft weiter.
Gute Besserung,
Regine Gresens