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Von Katja |
Ich befinde mich gerade auf dem Rückweg im Zug von einer Dienstreise (1 Nacht) zurück nach Hause. Mein Sohn ist jetzt 20 Monate alt und stillt noch regelmäßig.
Ich war immer sehr freiheitsliebend und selbstständig. Als ich schwanger wurde, war ich gerade in der Endphase meines Masterstudiums.
Ich hab meine Masterarbeit im April abgegeben und im Mai ist mein Sohn geboren. Natürlich wollte ich nach dem langen Studium einen tollen Beruf finden, trotz Kind.
Ich habe dann angefangen 10h pro Woche zu arbeiten als mein Sohn 5,5 Monate alt war. In dieser Zeit hat mein Freund auf unseren Sohn aufgepasst.
Ich habe mir immer viele Gedanken gemacht, ob die abgepumpte Milch reicht. Natürlich gab es einige Startschwierigkeiten, da mein Sohn die Flasche zu Beginn nicht akzeptiert hat.
Nach ein paar Tagen waren die beiden – mein Freund und mein Sohn – aber bereits ein eingespieltes Team.
Nur ich hatte aufgrund meiner unregelmäßigen Arbeitszeiten immer wieder sehr volle, drückende Brüste.
Die Milchproduktion konnte sich nicht so gut an den veränderten Bedarf anpassen, da ich abwechselnd 2 Vormittage und 1 Nachmittag pro Woche je ca. 3h gearbeitet habe.
Für mich waren diese Zeiten zu unregelmäßig und das ständige Abpumpen mit meiner Handpumpe verursachte zusätzlichen Stress.
Meine Chefin wusste, dass ich noch stille und hat mir sogar angeboten, auf Arbeit in einem extra Raum abzupumpen. Dies habe ich allerdings nur 1-2mal genutzt (in 7 Monaten). Mein Freund hat in dieser Zeit 30h pro Woche gearbeitet.
Wir einigten uns dann nach 2-3 Monaten, dass ich komplett aufhöre abzupumpen und mein Sohn in meiner Abwesenheit Milchpulver bekommt.
Dank dieser Absprache konnte ich mir sehr viele Sorgen und Stress ersparen. Das Pumpen setzte mich doch mehr unter Druck als erwartet.
Auch für meinen Freund war Milchpulver einfacher zu handhaben als Muttermilch, insbesondere unterwegs (wg. Kühlung etc.).
Als mein Sohn dann 11 Monate alt war, habe ich den Arbeitgeber gewechselt und von da an Vollzeit (38h) gearbeitet. Mein Freund blieb zu Hause in Elternzeit.
Die Situation war nun für uns alle entspannter. Wir mussten die Rollen nicht mehr in der Mittagspause tauschen und unseren Sohn nicht mehr in der Innenstadt „übergeben“.
Ab da stillten wir morgens und nachmittags und natürlich nachts, teilweise alle 2h.
Mein Freund brachte mir außerdem die ersten 2-3 Monate täglich meinen Sohn zur Mittagspause in die Nähe meiner Arbeitsstelle. Ich stillte meinen Sohn in der Mittagspause (45 Minuten).
Mein Arbeitgeber weiß bis heute nicht, dass ich noch stille. Es ist mein erster „richtiger“ Job nach dem Studium und ich möchte auch weiterhin nicht, dass meine Kollegen etwas von unserer Stillbeziehung erfahren.
Aufgrund von diesem wirklich tollen Job, bin ich gerade auf meiner zweiten Dienstreise (in ca. 10 Monaten). Es ist also selten, aber es kommt vor.
Meine erste Dienstreise ging für zwei Nächte nach Berlin. Damals war mein Sohn erst 13 oder 14 Monate alt und stillte noch alle 2h nachts.
Ich war dementsprechend nervös und fuhr mit meiner Handpumpe „bewaffnet“, das erste Mal seit der Geburt für zwei Tage alleine weg.
Glücklicherweise hatte ich ein Zimmer im selben Hotel, in dem auch die Konferenz stattfand. So konnte ich mich einfach mal 20 Minuten in mein Zimmer zurückziehen und abpumpen. Die Milch landete im Ausguss.
Es klappte alles ohne Probleme, sowohl bei mir als auch bei meinem Sohn und meinem Freund.
Ich habe auch festgestellt, dass der Milchspendereflex bei mir sehr gut durch Audioaufnahmen von meinem lachenden Kind ausgelöst wird. Bilder funktionieren für mich weniger gut.
Seit dieser ersten Dienstreise war ich mittlerweile öfter weg. Es ist jedes Mal etwas besonderes.
Einmal war ich für drei Nächte in London, um eine Freundin zu besuchen. Hier musste ich allerdings ein Wärmekissen* beim Abpumpen auf die Brüste legen, um wirklich die Brüste entleeren zu können.
Nach den drei Tagen hatte ich das Gefühl, die Milch wäre fast komplett weg.
Kaum zu Hause angekommen, habe ich wieder nach Bedarf angelegt und nach ca. 48h war wieder ausreichend Milch für meinen Sohn vorhanden. Drei Nächte nur abpumpen waren für mich schon eine kleine Herausforderung.
In einer anderen Nacht habe ich meinen Junggesellinnen-Abschied gefeiert und aufgrund des Alkoholkonsums bei einer Freundin in unserer Stadt übernachtet. Zu diesem Anlass habe ich das erste Mal Alkohol getrunken, seit Beginn der Schwangerschaft vor über 30 Monaten.
Ich bin am nächsten Tag extra erst abends nach Hause gekommen, um sicher zu gehen, dass mein Sohn nichts davon über die Milch bekommt.
Und gerade bin ich, wie oben geschrieben, auf dem Rückweg von einer 2-tägigen Dienstreise nach Hamburg.
Meine Handpumpe ist immer dabei, wenn ich ohne Kind unterwegs bin. Es ist jedes Mal mit Organisation verbunden und ich muss wirklich ruhige Zeit zum Pumpen einplanen, aber jede Reise ist eine gute Erfahrung und am schönsten ist es, danach wieder nach Hause zu kommen.
Erst seit ich angefangen habe Vollzeit zu arbeiten und mir regelmäßige Auszeiten nehme, kann ich das Stillen wirklich genießen.
Ich genieße auf Dienstreise die Ruhe und auch mal eine Nacht durchzuschlafen.
Mittlerweile geht mein Sohn ganztags in die Kita und mein Freund arbeitet auch Vollzeit. Mein Sohn stillt weiterhin nach Bedarf, wenn ich anwesend bin.
Auch Einschlafen klappt nur mit Stillen, solange er weiß, dass ich Zuhause bin.
Sobald ich nicht anwesend bin, verzichtet er mittlerweile komplett auf Milch aus der Flasche. Dann klappt auch das Einschlafen ohne Nuckel und ohne Flasche, mit Papa im Familienbett.
Mittlerweile gibt es sogar immer häufiger Nächte, in denen er bis 5:30 Uhr ohne Stillen durchschläft.
Der Bericht ist länger geworden als geplant und ich müsste für jede Reise einen eigenen detaillierten Bericht schreiben, um alle Aspekte, Vorteile und Nachteile zu beleuchten.
Ich stille nun seit 20 Monaten und wollte mit diesem Bericht zeigen, dass man weder aufgrund von Vollzeit-Erwerbstätigkeit noch aufgrund von Dienstreisen das Stillen aufgeben muss.
Für mich wurde unsere Stillbeziehung durch diese „Auszeiten“ nur schöner.
Es ist eine individuelle Entscheidung und es findet sich immer eine Möglichkeit – auch mit Stillkind!
Katja
Originalbericht einer Mutter, Februar 2018
Foto: Katja
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Liebe Katja,
ein toller Artikel, der sehr viel Mut macht! Wir sind gerade in der Kita-Eingewöhnung und eigentlich möchte ich gar nicht abstillen!
Vielen Dank
Hallo Katja, vielen Dank für den tollen Beitrag, der mir Mut gemacht hat. Ich stille meine Tochter (7.5 Monate) noch und gehe anfangs Mai ein Wochenende alleine weg (2 Nächte). Ich habe schon Sorgen, wie das funktionieren soll, da meine Tochter weder die Flasche mit Milch nimmt (mit Wasser ohne Probleme) noch den Schnuller. Mein Mann wird dieses Wochenende alleine mit ihr verbringen. Ich möchte nicht unbedingt abstillen. Hast du/ihr Tipps, wie wir das angehen sollen und evtl. schon etwas vorher „üben“ können? Ich muss noch dazu sagen, dass wir alle Mahlzeiten eingeführt haben (da ich arbeiten gehen muss) d.h. ich stille abends/morgens/nachts-alle 2h- und wenn ich da bin manchmal auch tagsüber. Liebe Grüsse