Von D.C. |
Liebe Frau Gresens,
ich möchte auch gerne meine Stillerfahrung mit Ihnen teilen, denn wir hatten Mitte September telefonischen Kontakt. Ich rief sie damals an, da ich um einen Beratungstermin bat.
Mein Sohn wurde am 30.8. spontan geboren. Ich hatte mir aber eine schwere und seltene Geburtsverletzung, laut Oberärztin, zugezogen, so dass ich direkt im Anschluss für zwei Stunden im OP war und die Nacht getrennt von meinem Sohn auf der Intensivstation verbringen musste.
Am nächsten Tag wurden wir im Kreißsaal dann wieder zusammengeführt und er wurde mir sofort an die Brust gelegt. Da er aber die Brustwarze nicht richtig erfassen konnte und dann das Vakuum auch nicht halten konnte, wurde mir ein Stillhütchen angelegt.
Wir waren eine Woche im Krankenhaus und da es mir nicht gut ging und ich Infusionen bekam, habe ich mich nicht darum gekümmert, das Hütchen wieder loszuwerden.
Als wir dann zu Hause waren, lief das Stillen zunächst gut, allerdings mit Hütchen. Nach zehn Tagen hatte er sogar sein Geburtsgewicht fast erreicht, es fehlten nur 5 g.
Eine knappe Woche später hat meine Hebamme ihn wieder gewogen (zwischendurch war eine Vertretung da, hat ihn aber nicht gewogen) und er hatte 40 g verloren.
Ab da ging eigentlich das „Abnehm-Drama“ los. Ich kann mich auch nicht mehr richtig an die Reihenfolge erinnern, ob wir z.B. gleich zugefüttert haben oder erst noch ein paar Tage abgewartet haben.
Ich weiß aber, dass ich Sie am 17. September angerufen habe, da ich eine Stillberaterin gesucht habe. Ich wollte unbedingt dieses Hütchen loswerden, wir hatten es aber bis dahin nicht geschafft. Mein Sohn konnte die Brust nicht im Mund behalten.
Sie hatten allerdings erst am 26.9. einen freien Termin (an das Datum kann ich mich genau erinnern :D) und sagten mir aber, ich bräuchte so schnell wie möglich eine Beratung. Zudem war ich auch einfach nicht in der körperlichen Verfassung zu fahren. Ich brauche also eine Beratung bei mir zu Hause.
Wir unterhielten uns aber lange und letzten Endes gaben Sie mir „ungewollt“ eine telefonische Beratung! Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar! Ich kaufte mir darauf hin Ihr Videotutorial zum Anlegen.
Ich fand dann eine Stillberaterin, die ein paar Tage später zu mir nach Hause kam. Sie zeigte mir, wie ich meinem Sohn beim Trinken das Hütchen klauen konnte.
Leider half das alles nichts 🙁 denn nach der Zufütter-Phase (4x 60 ml) haben wir es wieder mit dem Vollstillen versucht, prompt nahm mein Sohn wieder ab.
Also wieder zufüttern… Leider nahm er nun aber so wenig zu, dass meine Hebamme meinte, wir wären jetzt an einem Punkt angekommen, wo sie in rechtliche Schwierigkeiten geraten könnte. Ab da musste ich komplett die Flasche geben.
Ich habe 6-8x am Tag abgepumpt, konnte aber nicht die Menge, die er am Tag brauchte, abpumpen, so dass ich einen Großteil Pre-Nahrung geben musste. Ich gab aber nicht auf und versuche weiterhin, dieses Hütchen loszuwerden. Ich setzte meine Hoffnungen immer wieder in neue Ereignisse: der Besuch einer Osteopathin, einen Stilltreff und ein weiterer Besuch bei der Stillberaterin. Mittlerweile war ich auch etwas mobiler.
Da eigentlich sein Trinkverhalten (nicht effektiv trinken, einschlafen, bevor er satt ist) auf ein verkürztes Zungenbändchen hindeutete, fragte ich meine Hebamme und die Stillberaterin, ob das auf ihn zutreffe. Beide schauten es sich an und meinten, sie könnten nichts erkennen. So hatte ich also fast resigniert.
Nachdem meine Hebamme nach der 12. Woche nicht mehr regelmäßig zu mir kam, ging ich eine Woche später das erste Mal zum Wiegen in die Familiensprechstunde des Marienkrankenhauses. Die Schwester dort vermutete aufgrund meiner Schilderungen auch ein verkürztes Zungenbändchen.
Im Gegensatz zu der Stillberaterin und meiner Hebamme, die es sich nur anschauten, tastete sie mit den Fingern und kam zu dem Schluss, dass es wohl tatsächlich verkürzt sein könnte. Sie verwies mich jedoch an ihre Kolleginnen, die in den Bereich besser ausgebildet seien.
So ging ich zwei Tage später zum Stilltreff des Marienkrankenhauses und bekam tatsächlich die Bestätigung, dass es verkürzt sei. Auch sein Lippenbändchen war stark verkürzt, er konnte die Lippe gar nicht wölben. Es stellte sich heraus, dass das Stillhütchen das Stillen sogar aufrecht erhalten hat!
Eine knappe Woche später war ich dann zum Durchtrennen bei Frau Dr. Lippmann in Rissen.
Ich kaufte mir eine Waage, da mein Kinderarzt sich weigerte, mir ein Rezept für eine Waage auszustellen, und fing wieder an, vermehrt abzupumpen, um meine Milchproduktion in Gang zu bringen. Zusätzlich bot ich meinem Sohn wieder öfter die Brust an und reduzierte Schritt für Schritt die Flaschennahrungsmenge.
Wir haben es tatsächlich geschafft!
Von 800-900 ml Flaschennahrung am Tag haben wir es geschafft auf 0 ml zu reduzieren!
Seitdem mein Sohn 5 Monate ist, habe ich kein einziges Mal mehr die Flasche gegeben!
Wir stillen mittlerweile sogar ohne Stillhütchen! Mit den letzten Millilitern aus der Flasche hat er tatsächlich auch die Brust ohne Hütchen angenommen.
Eine sehr gute Freundin stand mir dabei stillberatend zur Seite, ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Denn als ich kurz vor dem Aufgeben war, weil mein Sohn von einem Tag auf den anderen 120 g verloren hatte, schlug sie mir vor, mit der Beikost anzufangen, da war er 4 1/2 Monate alt. Also gab ich ihm Getreidebrei, von dem er prompt die Hälfte gegessen hat!
Ich bin unfassbar stolz auf uns, dass wir es zusammen geschafft haben! Meine Hebamme (der ich übrigens keinen Vorwurf mache, und auch der Stillberaterin nicht) meinte, sie hätte noch keine Mutter betreut, die so hartnäckig war wie ich! Und ich hatte es noch nicht erwähnt, ich bin alleinerziehend.
Wenn Sie diesen Bericht veröffentlichen wollen, möchte ich allen Schwangeren mit auf den Weg geben, das Stillen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Ich hatte mir im Vorwege Ihr Buch aus der Bücherhalle ausgeliehen und einen Stillvorbereitungskurs besucht und war aber trotzdem nicht auf das vorbereitet, was mich letztlich erwartet hat. Einfach, weil ich den Gedanken fest verankert hatte, dass Stillen doch das Natürlichste ist, das müsse doch ganz „easy“ sein!
D.C.
Originalbericht einer Mutter, März 2020
Foto: Adam Howarth
Liebe D.C.,
vielen Dank für Deinen Bericht. Du kannst wirklich sehr stolz auf Dich sein, von einer fast vollständigen Ernährung mit Pre-Nahrung wieder ganz weg zu kommen, ist schon eine beachtliche Leistung, noch dazu als alleinerziehende Mutter. Hut ab!
Danke auch für den Hinweis, sich auf das Stillen gut vorzubereiten. Eigentlich kann und sollte es nämlich schon ganz „easy“ sein, aber der Geburtsverlauf und auch die Situation nach der Geburt machen den Anfang heute leider oft sehr schwer.
Alles Liebe für Euch, Regine Gresens
In dem Video-Online-Kurs “Einfach Stillen” bekommst Du alle Infos zur Vorbereitung auf die Stillzeit.
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
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