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Von Anna |
2012 wurde mein erster Sohn geboren. Ich habe ihn ohne große Probleme sechs Monate lang gestillt.
Zwar hatte ich in dieser Zeit auch zwei Brustentzündungen – eine davon musste im Krankenhaus behandelt werden – allerdings waren sie mit Bettruhe und kühlenden Umschlägen in den Griff zu bekommen.
Bei der Geburt meines zweiten Sohnes – im Jahr 2013 – gab es Komplikationen: Die Geburt war für mich sehr anstrengend und mein Sohn musste aufgrund schlechter Sauerstoffwerte nach der Entbindung direkt auf die Kinderstation zur Beobachtung.
Er konnte zwar schon nach zwölf Stunden wieder zu mir auf die Familienstation verlegt werden, diese Trennung mache ich aber im Nachhinein für die weitere Entwicklung mitverantwortlich.
Als er auf der Kinderstation war, habe ich zweimal sehr lange mit der Milchpumpe gepumpt, um die Milchbildung anzuregen. Ich denke, dass der Stress und das Pumpen einen sehr heftigen Milcheinschuss zur Folge hatten. Ich hatte Fieber und meine Brust war unglaublich groß und schmerzhaft.
Daraus hat sich dann am ersten Tag zuhause der erste Milchstau und später die Brustentzündung entwickelt – zunächst nur auf der linken Seite.
Zuhause standen die Weihnachtsfeiertage an, mit noch mehr Stress und einer eher sporadischen Betreuung durch meine Hebamme bzw. deren Vertretung. Die Brustentzündung war nicht in den Griff zu bekommen. Ich hatte Fieber im Dauerzustand und habe kaum noch geschlafen, um Quarkumschläge zu machen, Milch auszustreichen, Milch abzupumpen, etc. Mein Baby lag teilweise schlafend neben mir und ich konnte kaum ein Auge zu machen.
Im Rückblick war für mich vor allem das viele Pumpen mit der Milchpumpe ein großer Fehler. Meine Hebamme hoffte, dass sich so die Entzündung bzw. die harte Stelle in meiner Brust lösen würde. Ich denke, dass ich dadurch die Milchbildung aber immer noch weiter angeregt habe und die Pumpe bei mir die Brust auch nie so gut entleeren konnte wie das Saugen meines Babys.
Ja, das denke ich auch.
Je öfter und je mehr die Brüste geleert werden, desto mehr Milch wird neu gebildet. So lässt sich die Milchmenge steigern.
~ R. Gresens
Nach den Weihnachtsfeiertagen war auch die andere Brust entzündet, es wurde immer schlimmer. Mein Frauenarzt verschrieb mir ein Antibiotikum, das aber nicht angeschlagen hat.
Schließlich ging ich fünf Wochen nach der Geburt wieder ins Krankenhaus zur weiteren Behandlung – inzwischen sah meine linke Brust aus, als wäre ein Golfball in ihr drin. Es hatte sich ein Abszess gebildet.
Im Krankenhaus (ich wurde am Wochenende aufgenommen) wurde von mehreren verschiedenen Hebammen und Schwestern an mir „herumgewerkelt“ – ich kann es im Nachhinein leider nicht mit mehr Wertschätzung beschreiben. Jede machte etwas anderes: von Akupunktur, über Pumpen bis hin zu extrem schmerzhaftem „Ausstreichen“ der Milch durch zwei Personen gleichzeitig.
Um Gottes Willen!!
„Ausstreichen“ der Brüste von Hand sollte niemals schmerzhaft sein. Schmerzen sind immer ein Warnsignal des Körpers zum Schutz vor Verletzungen oder Überlastung.
~ R. Gresens
Es war alles viel zu viel und es wurde einfach nicht besser, obwohl ich das Antibiotikum nun auch intravenös bekam.
Am Montag kam dann der Chefarzt und riet mir zu einer Operation, um den Abszess zu öffnen; und er riet mir zum Abstillen, die Pille hierfür gab er mir direkt in die Hand.
Obwohl ich schon in diesem Moment wusste, dass es ein Fehler war, habe ich sie genommen. Ich war mit meinen Nerven völlig am Ende, genauso mein Mann. Wir hatten schließlich auch noch unseren anderen Sohn zuhause.
Nach der Operation wachte ich auf und war zum ersten Mal seit Wochen wieder fieberfrei. Ich fühlte mich besser. Der Abszess ist super verheilt, auch die Narbe ist optisch völlig unauffällig. Dafür war und bin ich sehr dankbar.
Weniger glücklich war ich allerdings mit der Entscheidung abzustillen. Das habe ich damals bereut und bereue es auch heute noch. Mein zweiter Sohn war also ein Flaschenkind.
Als ich 2016 mit unserem dritten Kind schwanger wurde, war ich sehr nervös und unsicher, ob ich mit dieser Vorgeschichte überhaupt nochmal stillen könne. Der Schnitt bei der Operation war nämlich direkt am Warzenhof, das sah zunächst ganz schlimm aus. Alle Ärzte und Hebammen, die ich darauf ansprach, meinten, man müsse es einfach abwarten.
Die Befürchtungen waren völlig grundlos. Auch an der operierten Brust hat das Stillen problemlos geklappt. Für mich war es die größte Überraschung und Erleichterung, dass ich trotz des Eingriffs mein drittes Baby wieder ganz normal stillen konnte.
Ich hatte zwar nach ca. 8 Wochen wieder eine Brustentzündung. Ich habe es zunächst konventionell mit Kühlen und Ruhe versucht, aber das hohe Fieber ging nicht weg. Nach ca. zwei Tagen habe ich mir ein etwas breiteres Antibiotikum verschreiben lassen, das auch direkt angeschlagen hat.
So konnte ich mein drittes Kind über zwei Jahre stillen, was für mich persönlich die schwierige Erfahrung meiner zweiten „Stillzeit“ wieder gut gemacht hat.
Ich habe gelernt, dass (zumindest bei mir) Brustentzündungen immer mit psychischem Stress verbunden waren (z.B. die Trennung von meinem Kind, Streit in der Familie, viel Besuch über die Feiertage). Daher habe ich bei meinem dritten Kind hierauf ganz besonders geachtet und immer wenn es stressig wurde, versucht ganz bewusst gegen zu steuern.
Ich bin froh, dass es heute zum Thema „schwere Brustentzündung mit Abszessbildung“ – unter anderem auf Ihrer Seite – viel mehr und bessere Informationen gibt. Im Jahr 2013 konnte ich nahezu nichts brauchbares dazu finden.
Rückblickend würde ich jeder anderen Mutter in einer ähnlichen Situation empfehlen, sich niemals – weder von Ärzten noch von der Familie – zum Abstillen drängen zu lassen, wenn man es selber nicht 100% möchte. Es gibt aus meiner Sicht eigentlich immer eine Möglichkeit, das Stillen aufrechtzuerhalten, auch trotz eines medizinischen Eingriffs.
Anna
Originalbericht einer Mutter, Oktober 2020
Foto: spudnik06
Liebe Anna,
ganz herzlichen Dank für diesen Mut machenden Bericht.
Gegen den eigenen Wunsch abzustillen, ist mit sehr vielen negativen Gefühlen verbunden und keine Mutter sollte dazu gedrängt werden. Auch bei einem Abszess ist es nicht nötig abzustillen, sondern es wird heute sogar empfohlen, zur besseren Wundheilung den Milchfluss aufrecht zu erhalten und auch das Baby an der erkrankten Brust anzulegen, wenn dies schmerzfrei möglich ist.
Ich freue mich mit Dir, dass Deine dritte Stillbeziehung so unproblematisch war und die schwierige Erfahrung wieder gut machen konnte.
Alles Liebe, Regine Gresens
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!
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Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke!
Was für offener und direkter Beitrag, danke Anna.
Ich liege gerade selbst noch im KH (mein zweiter Aufenthalt wegen der Entzündung) und habe die OP erst gestern hinter mir. Es war keine leichte Entscheidung für mich abzustillen, aber ich muss gestehen, nachdem ich innerhalb zwei Wochen (2-5 Wo. nach Entbindung) wieder eine Entzündung hatte die nun 7x4cm groß wurde, musste gehandelt werden. Die Wahrscheinlichkeit ein drittes Mal eine derart schwere Entzündung zu bekommen war mir einfach zu groß. Ich hoffe, dass jetzt endlich die Zeit kommt mit meiner Tochter und meinem Mann diesen neuen Lebensabschnitt zu genießen.
P. S. Ich bin aber auch der Meinung, es sollte in den Medien der Mythos „Stillen bis zur Unendlichkeit“ ausgeräumt werden. Es gibt nun leider auch Frauen, die gar nicht stillen können resp. wollen und das ist auch vollkommen in Ordnung. Deswegen sind sie keine schlechteren Mütter!!! Ich erzähle auch bereitwillig jedem von meiner Geschichte, damit vielleicht ein Umdenken, denn bisher wurde ich immer blöd angeschaut – wie du stillst nicht??? -, passiert.