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Bei einem Stillkind weißt Du nicht genau, wie viel es jeweils aus der Brust trinkt. Das ist aber auch nicht schlimm. Wenn es nach dem Trinken zufrieden ist und entspannt ist, kannst du davon ausgehen, dass es jetzt bei dieser Mahlzeit genug bekommen hat .
Warum die Trinkmengen von Babys sehr unterschiedlich sind und wie Du die Trinkmenge Deines Babys einfach berechnen kannst, erfährst Du in diesem Video.
Wie viel trinken Babys bei einer Mahlzeit?
Bei einem gestillten Kind weiß man nicht genau, wie viel es jeweils getrunken hat. Es ist aber auch nicht wichtig, wie viel das Baby bei EINER Mahlzeit trinkt, sondern es muss insgesamt mit all seinen Mahlzeiten, die es in 24 Stunden bekommt, genug bekommen, damit es normal zunimmt.
Aber wenn du dein Baby mit der Flasche fütterst oder wenn es mal vom Papa abgepumpte Milch mit der Flasche bekommen soll, weil du ohne Baby unterwegs sein musst oder möchtest, dann ist diese Frage natürlich eine andere. Und Eltern möchten dann natürlich wissen, wie viel muss sozusagen bereit stehen, damit mein Baby auch genug bekommt.
Schaut man auf die Angaben der Säuglingsnahrungs-Packungen, dann sind das immer ziemlich große Mengen, die dort für das jeweilige Alter des Babys angegeben werden. Und die Zahl der Mahlzeiten reduziert sich zudem von Monat zu Monat, von sechs auf fünf auf vier.
Diese Angaben der Mengen und der Zahl der Mahlzeiten sind aber überhaupt nicht auf ein Stillbaby übertragbar.
Ohnehin richten sich Babys nicht nach Tabellen, sondern passen sich an die Speicherkapazität der Brüste ihrer eigenen Mama an.
Speicherkapazitäten der Brüste
Es gibt Frauen, die haben eine kleine Speicherkapazität. Sie müssen sehr häufig stillen und jedes Mal beide Brüste geben, rund um die Uhr, auch in der Nacht. Und das auch, wenn das Baby älter wird. Da ändert sich nicht viel dran.
Während andere Frauen mit einer mittleren Speicherkapazität ihr älteres Baby auch in etwas größeren Abständen stillen können, weil es dann auch schon größere Portionen von ihnen bekommt. Sie geben vielleicht manchmal eine Brust, manchmal auch beide Brüste.
Und Frauen mit einer großen Speicherkapazität in den Brüsten können noch seltener stillen. Da reicht dem Kind eine Brust vielleicht sogar für mehrere Mahlzeiten hintereinander. Und in den Nächten muss es vielleicht auch schon relativ bald gar nicht mehr gestillt werden, sondern nur noch tagsüber.
Aber all das hängt von der Speicherkapazität der Brüste ab und ist nicht etwas, was das Baby quasi steuert und wo sich die Brüste dran anpassen müssen. Oder wo du auch die Füttermenge anpassen musst, sondern dein Baby passt sich an das an, was du ihm zu bieten hast.
Wichtig ist einfach nur, dass dein Baby nach dem Stillen – oder nach der Flasche – erst mal für eine Weile satt und zufrieden ist und dass es insgesamt ausreichend Nahrung bekommt, damit es ausreichend zunimmt.
Den Nahrungsbedarf des Babys berechnen
Natürlich gibt es auch ein paar Regeln, nach denen der Flüssigkeits- und der Nahrungsbedarf des Neugeborenen berechnet werden kann. In der ersten Lebenswoche, so maximal bis etwa zum zehnten Lebenstag, gibt es dafür die sogenannte Finkelstein-Regel.
Die wurde schon vor über 100 Jahren von dem Leipziger Kinderarzt Heinrich Finkelstein aufgestellt und wird so berechnet, dass die (Lebenstage minus 1) mal 50 genommen werden, hier als Beispiel für ein Neugeborenes am 7. Lebenstag: (7 -1) x 50 = 300ml / Tag. Diese Regel gilt bis zu einer Tagestrinkmenge von 180 bis 200 Millilitern pro Kilogramm Körpergewicht, die normalerweise zwischen dem siebten und zehnten Lebenstag erreicht wird. Es ist also dann von Tag zu Tag etwas mehr.
Etwa ab der zweiten Lebenswoche kannst du als Faustregel davon ausgehen, dass sich die Trinkmenge deines Babys etwa um 100 Milliliter pro Tag pro Woche steigert, bis es durchschnittlich etwa 800 Milliliter am Tag trinkt oder maximal etwa 1000 Milliliter am Tag.
Und wenn du es noch etwas genauer berechnen willst, dann kannst du auch vom aktuellen Körpergewicht deines Babys jeweils ausgehen. Und davon etwa 1/6 bis 1/5 in Milliliter umgerechnet, das wäre dann die Tagestrinkmenge des Babys.
Und die muss natürlich dann auch noch durch die Zahl der Mahlzeiten geteilt werden. Also wenn wir jetzt eine Tagestrinkmenge von 500 Millilitern errechnet haben, weil das Baby cirka 3000 Gramm wiegt. 1/6 von 3000 wären ja dann 500.
Dann kannst du diese 500 eben noch mal durch die Zahl der Mahlzeiten teilen. Also entweder: wenn es nur fünf Mahlzeiten in 24 Stunden wären, dann würde es jeweils 100 Milliliter pro Mahlzeit trinken. Bei zehn Mahlzeiten: 500 durch zehn wären wir bei 50 Milliliter, bei einer Mahlzeit.
Und natürlich sind das immer nur ungefähre Werte. Die Babys trinken nie die gleichen Mengen, sondern das variiert und sie passen sich an das an, was da eben in den Brüsten vorhanden ist. Und es kommt wirklich auch nicht drauf an, was sie bei der einzelnen Mahlzeit getrunken haben, sondern es geht nur darum, dass insgesamt in 24 Stunden mit all den Mahlzeiten genug zusammenkommt, damit das Baby satt und zufrieden ist und normal zunimmt.
Wenn Du Dich jetzt fragst, ob dies so auch im Hochsommer bei hohen Außentemperaturen gilt oder ob Dein Baby dann doch zusätzlich Tee oder Wasser braucht, lies mal hier weiter.
Schreibe doch gerne mal in die Kommentare, wie Deine Erfahrungen mit Deinem Baby sind!
Konntest Du beobachten, dass es sich an Deine Speicherkapazität angepasst hat?
Regine Gresens, IBCLC, Mai 2022
Foto: Canva
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Hallo, mein Sohn ist ziemlich zart (aber auch groß) und lässt sich leider nur ablenkungsfrei im Dunkeln stillen. Dadurch fällt das Stillen nach Bedarf natürlich schwer, obwohl ich das sehr gerne hätte. Alles versucht… Um möglichst viel Gewicht auf ihn drauf zu bekommen, gehe ich spätestens alle 2 Stunden stillen. Er kommt auch einiges länger zurecht ohne sich zu melden, trinkt aber auch alle 2 Stunden an beiden Seiten, viel vorher will er meist nicht. Wenn ich 2 Stunden nach dem Stillen abpumpe, bekomme ich 90 ml. Eine Seite produziert nur 1/3 davon. Wäre denn die Speicherkapazität nach 4 Stunden eine andere? Ich frage mich, ob ich so sehr hinterher sein muss oder ob er nach 4 Stunden einfach mehr trinken und auch bekommen würde. Viele Grüße
Hallo Anja,
ältere Babys sind oft tagsüber zu abgelenkt um gut zu trinken und haben mitunter große Abstände zwischen den Mahlzeiten. Dieses Verhalten lässt aber keine Rückschlüsse mehr auf die Speicherkapazität der Brüste zu.
Die Speicherkapazität ist die Milchmenge, die die volle Brust maximal speichern kann. Wann das Maximum erreicht ist, ist individuell und auch von Brust zu Brust unterschiedlich. Je voller die Brust ist, desto niedriger ist die Milchbildungsrate.
Die Pumpmenge zeigt nicht an, wieviel Milch maximal gespeichert werden kann, sondern sie zeigt nur an, wie viel zu diesem Zeitpunkt mit dieser Pumpe gepumpt werden kann. Meistens leert die Pumpe die Brust jedoch nur suboptimal.
Ob Dein Kind nach vier Stunden mehr Milch trinken und auch bei Dir bekommen würde, kann ich nicht sagen, ohne Euch genauer zu kennen und auch zu sehen. Wichtig wäre hier auf jeden Fall die Ausscheidungen und die weitere Gewichtsentwicklung zu beobachten.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Hallo, das mit der Speicherkapazität der Brüste ist total spannend.
Ich vermute, dass meine Speicherkapazität z.B. sehr gering ist. Die Kinder sind wohlgenährt, das große Kind sogar ein großgewachsenes „Muskelpaket“, aber es sind beide unheimlich oft gekommen, tags, nachts, beide Seiten…
Bei der Großen musste ich am Anfang wegen schlechtem Stillstart pumpen, um die Menge zu steigern. Aber auch nach maximalem „Pumptraining“ waren es kaum mehr als 80ml. Bei der Kleinen habe ich dann von Anfang an – Danke, Frau Gresens 🙂 – gefühlt alle 5 min angelegt und „kam gut rein“.
Wohl auch durch das häufige, nötige auch nächtliche Anlegen hat bei mir auch die Zeit ohne Periode superlange gedauert (ca. 2 Jahre). Interessanterweise war das bei meiner Mutter und meiner Tante auch so, aber sonst bei kaum jemandem, den ich kenne.
Hallo Jale,
ja, dass es Brüste mit unterschiedlichen Speicherkapazitäten gibt, ist vielen Müttern nicht bewusst und führt leider viel zu oft zum vorzeitigen Zufüttern wegen vermeintlich zu wenig Milch. Dabei könnten sie problemlos ihre Kinder auch mit ihren häufigeren kleinen Mahlzeiten ernähren.
Die Pumpmenge sagt eigentlich nur, wieviel Du (maximal) abpumpen kannst. Oft lässt sich aus den Brüsten nach dem Pumpen noch immer Milch mit den Händen entleeren, daher empfehle ich zur optimalen Steigerung der Milchbildung auch die zusätzliche Handentleerung nach dem Pumpen.
Die Periode/Eisprung bleibt oft (aber auch nicht immer!) aus, solange ausschließlich und auch noch Nachts gestillt wird. Bleibt diese sehr lange aus, spielen oft noch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa Hormone und Körpergewicht.
Herzliche Grüße, Regine Gresens 🥰