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Unser Leben besteht aus unzähligen Entscheidungen, die wir Tag für Tag treffen müssen. Viele sind so banal, dass wir sie gar nicht bemerken.
Was ziehe ich heute an? Welchen Brotaufstrich mache ich jetzt auf mein Brötchen? Fange ich gleich mit der schwierigen Aufgabe an oder mache ich erst etwas Angenehmeres? Welche Fernsehsendung schaue ich mir heut Abend an?
Für Entscheidungen, die gravierendere Folgen haben, wie z. B. den Job zu wechseln, zu heiraten oder eine Wohnung zu kaufen, benötigen wir da schon länger.
Wir informieren uns vorher umfassend, fragen Andere um Rat, wägen die Vor- und Nachteile gründlich ab und entscheiden erst, wenn wir uns nach reiflicher Überlegung wirklich sicher sind. Das ist vernünftig und führt auch in der Regel dazu, dass wir uns richtig entscheiden.
Solange es dabei nur um uns selber geht, fällt das Entscheiden den Meisten noch relativ leicht.
Aber sobald es dabei um unser (ungeborenes) Kind geht, wird es mitunter schwierig.
Welches ist der beste Geburtsort? Stillen oder Flasche? Wo soll es schlafen? Impfen, ja oder nein? Füttere ich Gläschen oder koche ich selbst? Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen? Welche Kita ist die beste für mein Kind?
Ein Kind zu haben, ist schließlich eine große Verantwortung und wir möchten alles richtig machen. Denn nicht immer gibt es die Chance, eine Entscheidung später noch einmal zu korrigieren.
Deshalb wollen wir unbedingt die richtige Entscheidung treffen.
Und gehen so vor, wie bei anderen wichtigen Entscheidungen auch.
Sprich: Wir informieren uns erst einmal umfassend…
Das ist heute mit Hilfe von Google & Co ja kein Problem mehr.
Viele Internet-Foren zu den unterschiedlichsten Themenbereichen bieten zudem die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern.
Fachleute wie Hebamme, Kinderarzt, Stillberaterin, Trageberaterin, Osteopathen werden befragt und geben mehr oder weniger fachkundige Antworten.
Und dann sind da noch die lieben Mitmenschen, die uns (auch gerne ungefragt) „gute“ Ratschläge geben, weil sie ja auch alle selbst einmal Kind waren, eigene Kinder hatten, Jemanden kennen, der Kinder hat oder uns einfach nur ihre persönliche Meinung mitteilen möchten.
Können wir jetzt leichter die richtige Entscheidung treffen?
Nun, wenn wir Glück haben, ist es so.
Aber meistens ist genau das Gegenteil der Fall. Denn zu jeder Frage gibt es 100 unterschiedliche Antworten, die aber alle plausibel klingen. Schade nur, dass sie sich teilweise komplett widersprechen. Daher ist die Verwirrung und Unsicherheit nun oft sogar größer als zuvor und das Entscheiden fällt uns noch schwerer.
Das Problem ist nämlich, dass wir auf diese Weise versuchen, eine Entscheidung ausschließlich mit dem Kopf zu treffen.
Der bewusste Verstand ist jedoch nicht die beste und alleinige Instanz, um schwierige Entscheidungen zu treffen. Er kann detaillierteste Informationen aufnehmen, sortieren, genauestens analysieren, das Pro und Kontra abwägen und sorgfältig planen. Nur die Sicherheit, auch wirklich das Richtige zu tun, kann er uns nicht geben.
Denn allzu oft lassen wir uns bei solchen Entscheidungen von Anderen beeinflussen und treffen in Wahrheit gar keine eigene Entscheidung.
Aber, wie geht es denn dann?
Die Antwort lautet:
Hör dazu auch auf Dein Unbewusstes!
Unser Unbewusstes wird auch oft als „Bauchgefühl“, „Herz“ oder Intuition bezeichnet. Genau gesagt, handelt es sich dabei um unser emotionales Erfahrungsgedächtnis.
In dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis ist alles, was uns im Leben bisher widerfahren ist, in Form von Körperempfindungen und Gefühlen gespeichert, sogar schon ab der 5. Embryonalwoche.
Dieses emotionale Wissen äußert sich in den verschiedenen Lebenssituationen in Form von somatischen Markern, vom griechischen σῶμα sṓma = „Körper“.
Meistens zeigen sich somatische Marker als Körperempfindungen, wie z.B. Herzrasen, zittrige Beine oder ein Kribbeln im Bauch. Es kann aber auch eine Emotion auftreten, z.B. ein wunderbares Freiheitsgefühl in der Brust. Manchmal geschieht dabei auch etwas im Kopf, wie etwa eine plötzliche Klarheit oder ein inneres Bild. Oder es tritt eine Mischung aus Körperempfindung, Emotion und einem Geschehen im Kopf auf.
Typisch für die somatischen Marker ist, dass sie blitzschnell (innerhalb von 200 – 300 Millisekunden) auftreten und meist eher diffus sind.
Somatische Marker gibt es nur in zwei Kategorien: „Gut“ oder „Schlecht“ beziehungsweise „positiv“ oder „negativ“.
Positive somatische Marker fühlen sich gut und wohlig an und signalisieren uns GO!, nach dem Prinzip „gut für mich, mehr davon!„.
Negative somatische Marker fühlen sich unangenehm an und signalisieren STOP!, nach dem Prinzip „schlecht für mich, Schluss damit!„.
Um gute Entscheidungen zu treffen, ist es unbedingt notwendig, dass Verstand und somatische Marker im Einklang sind.
So lernst Du, Dein emotionales Erfahrungsgedächtnis für bessere Entscheidungen zu nutzen:
- Lerne Deine persönlichen somatischen Marker kennen.
- Beobachte Dich dazu einfach im Alltag und leg Dir eine Liste Deiner positiven und negativen somatischen Marker an.
- Übe zunächst bei einfachen Entscheidungen Deine jeweiligen aktuellen somatischen Marker wahrzunehmen und Dich dann entsprechend zu entscheiden.
- Sammele bei schwierigen Entscheidungen erst einmal die nötigen Informationen.
- Entspanne Dich und stell Dir nun nacheinander die alternativen Situationen möglichst realistisch in allen Details vor.
- Sprich laut aus, wie die jeweilige Situation dann ist und wie es Dir dann geht, so als wäre es tatsächlich in diesem Moment real.
- Wenn es bei der Entscheidung um Dein Kind geht, schau in Gedanken auch auf Dein Kind. Kinder zeigen uns immer absolut deutlich und ehrlich, wie es ihnen geht.
- Achte dabei auf Deine somatischen Marker, bekannte und solche, die Du bisher noch nicht von Dir kanntest.
- Du weißt, was für Dich (und/oder Dein Kind) richtig ist, wenn Du positive somatische Marker mit dem Signal GO! spürst und kannst Dich nun entsprechend entscheiden.
- Wenn Du negative oder keine somatischen Marker wahrnimmst, solltest Du Dir noch etwas Zeit nehmen, bevor Du Dich entscheidest. Vielleicht benötigst Du noch weitere Informationen oder die für Dich richtige Alternative ist noch nicht dabei.
- Wiederhole den Vorgang dann einfach zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Ich bin ganz sicher, Du wirst Dich mit Deinen Entscheidungen sehr viel besser fühlen, wenn Du Dich von den Meinungen und Argumenten anderer Menschen frei machen und stattdessen auf Deinen Verstand und Deine somatischen Marker hörst und Deinen eigenen Weg gehst.
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Januar 2014
Foto: Lori Greig via photopin cc
Literatur: Das Geheimnis kluger Entscheidungen* von Maja Storch
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