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In diesem Video erfährst Du, was asymmetrisches Anlegen ist und wie Du damit mehr Brust in den kleinen Mund deines Babys bekommst, so dass das Anlegen und Stillen für Dich leichter und angenehmer wird.
Hier kannst Du das Audio des Beitrags auch einfach nur hören oder Dir zum späteren Anhören herunterladen.
Was jede Schwangere über gutes Anlegen wissen sollte
Der häufigste Grund für schmerzende und wunde Brustwarzen in der Stillzeit ist, dass das Baby nicht genug Brust erfasst und die Brustwarze dadurch nicht tief genug in den Mund des Babys gelangt.
Dadurch ist sein Mund nicht ausreichend mit Brust gefüllt und es muss ein höheres Vakuum aufbauen, das die empfindliche Brustwarze strapaziert. Zudem wird sie häufig auch noch gegen den harten Gaumen gedrückt oder daran gerieben.
Beides zusammen führt dazu, dass das Saugen des Babys sehr unangenehm ist und die Brustwarzen wund werden und das Baby die Brust nicht wirklich effektiv entleeren kann.
Wie kommt es dazu, dass die Brustwarze oft nicht tief genug in den Mund des Babys gelangt?
Zum einen hat es damit zu tun, dass das Baby in aufrechten Stillpositionen, in denen es von der Mutter auf Höhe der Brüste gehalten werden muss oder auf einem Stillkissen liegt, nicht selbst aktiv mitarbeiten kann, sondern relativ hilflos ist und seine angeborenen Reflexe nicht einsetzen kann und seine Reflexbewegungen das Anlegen sogar erschweren.
Die Mutter ist dann quasi allein dafür verantwortlich, das Baby aktiv an die Brust heranzubringen.
Leider sind jedoch die herkömmlichen Anleitungen zum Anlegen für viele Frauen nicht sehr hilfreich. Einigen gelingt das Anlegen in aufrechten Stillpositionen trotzdem von Beginn an.
Viele Mütter haben aber in den ersten Tagen bis zu mehreren Wochen mit wunden Brustwarzen zu tun. In diesen Fällen kann die asymmetrische Anlegetechnik eine große Hilfe sein.
Warum ist asymmetrisches Anlegen besser?
Alle Frauen haben – im Verhältnis zum kleinen Mund des Neugeborenen – eine große, runde, weiche Brust. Da sie nicht einfach in den kleinen Babymund hineingesteckt werden kann, ist es schwierig, die Brustwarze tief in den Mund zu befördern.
Beim asymmetrisch angelegten Baby liegt die Brustwarze nicht zentriert in der Mitte des Babymundes, sondern ist eher leicht nach hinten oben in Richtung Gaumen gerichtet. Das Baby hat dabei mehr Brustgewebe von unten mit seinem Unterkiefer erfasst, als mit seinem Oberkiefer.
Das asymmetrische Anlegen ist nicht von der Position der Mutter oder des Babys abhängig. Es funktioniert für alle Stillpositionen und ist einfach eine Methode, bei der die Brustwarze tiefer in den Mund des Babys gelangt, damit das Saugen angenehmer ist und die Brustwarzen nicht wund werden.
In dem Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ zeige ich Dir, wie Du in unterschiedlichen Stillpositionen asymmetrisch anlegst.
Wie legst Du Dein Baby asymmetrisch an?
Beim asymmetrischen Anlegen in einer aufrechten Position sollte das Baby ganz nah an Dir sein. Es muss dazu nicht waagerecht liegen, sondern kann auch schräg an Deinem Körper liegen. Es sollte aber kein Abstand zwischen Euren Körpern sein – Bauch an Bauch ist die Devise.
Damit die Schwerkraft das Baby nicht von der Brust wegzieht, musst Du es etwas an Dich herandrücken und sein Köpfchen halten, indem Du mit Deinem Unterarm seinen Rücken „schienst“, so dass Dein Handballen auf der Höhe seiner Schulterblätter liegt.
Um sein Köpfchen etwas steuern zu können, hältst Du es an der Schädelbasis mit der Beuge zwischen Deinem Daumen und Deinem Zeigefinger. Achte darauf, dass Du es nicht am Hinterkopf oder an den Wangen hältst.
Deine Brustwarze sollte sich, bevor Du anlegst, in ihrer natürlichen Position vor der Nase des Babys – nicht etwa vor seinem Mund oder gar seinem Kinn befinden.
Deine große, runde Brust formst Du nun etwas mundgerechter für Dein Baby, indem Du sie parallel zu seinem Mund etwas zusammendrückst, damit sie flacher wird.
Liegt das Baby waagerecht, müssen Deine Fingerspitzen dazu zur Zimmerdecke zeigen – Du formst so quasi ein „U“. (Der in Anleitungen oft erwähnte „C“-Griff formt die Brust bei einem waagerecht liegenden Baby daher nicht mundgerecht und lässt sie nicht tief genug in den Mund gelangen.)
Für das asymmetrische Anlegen ist es nun noch wichtig, dass Dein Daumen näher an der Brustwarze liegt und Deine Finger weiter hinten in Richtung Brustkorb liegen, damit sie nicht zwischen dem Kinn Deines Babys und Deiner Brust liegen und dort Platz einnehmen und das gute Anlegen erschweren.
Mit dem Daumen drückst Du nun leicht auf Deine Brust, so dass die Brustwarze von dem Baby weggerichtet wird. Denn beim asymmetrischen Anlegen wird die große, weiche Brust in den Mund des Babys mit leichtem Druck „gerollt“ oder „geklappt“ – und nicht hinein „gesteckt“.
Jetzt berührst Du mit der Unterseite Deiner Brust die Lippen des Babys, damit es den Mund öffnet.
Wenn es seinen Mund öffnet, was es vielleicht nur für einen kurzen Moment macht, gibst Du ihm mit Deinem Handballen einen leichten Druck auf die Schulterblätter, so dass es mit seiner Unterlippe noch etwas mehr an die Brust herankommt und „rollst“ oder „klappst“ ihm nun mit leichtem Druck Deines Daumens von oben Deine Brust in den Mund hinein.
Deine Brustwarze gelangt dabei nicht als erstes in seinen Mund, sondern die Brust „entfaltet“ sich in der Mundhöhle und die Brustwarze „landet“ auf diese Weise tief imn Mund des Babys.
Wenn das Baby dann beginnt an der Brust zu saugen und Du dabei keine Schmerzen hast, kannst Du Deine Brust loslassen und Deinen Arm nun so unter Dein Baby legen, dass Du es in dem sogenannten Wiegengriff hältst und brauchst es auch nicht länger mit Deinem anderen Unterarm am Rücken zu stützen.
Mit dieser asymmetrischen Anlegetechnik ist das Anlegen in aufrechten Positionen für viele Mütter sehr viel angenehmer und es können viele der heute häufigen Stillschwierigkeiten vermieden oder gelöst werden.
Sie ist schnell und einfach zu lernen und wird in kürzester Zeit zu einem routinierten Bewegungsablauf zwischen Dir und Deinem Baby, über den Du nicht mehr nachdenken musst.
Probiere es einfach aus und teile Deine Erfahrungen gerne im Kommentar mit.
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, April 2018
Foto: Regine Gresens
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Hallo Regine,
ich habe das Problem bei den asymmetrischen stillen, er macht seine Mund einfach nicht weit genug auf. meist muss ich mit meinen Finger am kinn etwas ziehen damit er überhaupt seinen Mund aufmacht. ja, er bekommt einen Nuckel, ich schaffe es leider nicht ohne. Am Tag braucht er ihn. Nachts kommen wir ohne aus.
Ich habe mich auf deiner Seite so oft schon durch gelesen, aber leider stelle ich mich mit ihm etwas doof an dass die ganzen Tipps leider nicht helfen.
Hättest du einen wertvollen Tipp für mich?
Ich versuche auch ihm es vorzumachen, aber außer dass er mich herzzerreisend anschaut. Macht er nicht nach.
mfg
Hallo Jennifer,
ohne Mutter und Kind beim Anlegen zu sehen und eventuell auch den Mund des Kindes zu untersuchen, ist es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, aus der Ferne wertvolle Tipps zu geben, da ich keine Diagnose habe und nur raten kann. Aber wenn Du eine gute Stillposition und Anlegetechnik hast und ein früheres Kind schon ohne Probleme gestillt hast, wird der Grund für die aktuellen Schwierigkeiten wohl eher bei dem neuen Baby liegen.
Wenn ein Baby seinen Mund von Geburt an NIE richtig weit öffnet – auch nicht zum Gähnen oder beim Schreien, liegt dies meist daran, dass es das einfach nicht kann oder nur unter Schmerzen und deshalb diese Bewegung eher vermeidet. Das kann an einer Blockade des Kopfgelenks, der Halswirbelsäule oder des Kiefergelenks liegen. Dann könnte eine osteopathische Behandlung helfen.
Wenn keine Blockaden vorliegen, ist es zum einen sehr wichtig, darauf zu achten, dass die Brustwarze vor Beginn des Anlegens vor der Nase und nicht etwa vor dem Mund oder gar vor dem Kinn liegt und zum anderen ist es gerade beim asymmetrischen Anlegen auch möglich, beim Reinrollen der Brust in den Mund, diesen mit der Brust noch weiter zu öffnen.
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
Liebe Grüße,
Regine Gresens