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Von Magdalena |
Mein Name ist Magdalena, 33, und ich stille seit nun knapp sechs Jahren. Meine Kinder sind fast eins, fast vier und fast sechs. Die Älteste wurde zwei Jahre lang gestillt, der Mittlere stillt immer noch fleißig und die Kleine natürlich auch.
Was mich meine Stillzeit über regelmäßig begleitet, sind Milchstaus. Warum ich diese mittlerweile akzeptiere und ihnen sogar etwas Gutes abgewinnen kann, möchte ich in diesem Erfahrungsbericht beschreiben.
Beim ersten Kind musste ich das Mamasein erst mal lernen. Als Lehrerin war ich es gewohnt, mein Leben durchzustrukturieren und weit im Voraus zu planen. Auch mein Elternhaus ist sehr strukturiert und hat entsprechende Anforderungen an Babys: schlafen im regelmäßigen Rhythmus, stillen nach Zeitplan, nachmittags im Kinderwagen einschlafen. Ich machte es anders: bedürfnisorientiert!
Die Besuche bei der Oma waren deshalb konfliktreich und irgendwann machte ich die Beobachtung, dass ich genau bei diesen Besuchen einen Milchstau bekam.
Doch manchmal war der Stress auch selbst gemacht und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass ein Termin pro Tag mit Baby ausreichend ist. Bis zu dieser Erkenntnis geriet ich häufig in Stress und es folgten immer wieder Milchstaus.
Im Laufe der Zeit hatte ich auch alle Hausmittel ausprobiert: Retterspitz, Quarkwickel, Kühlen, Homöopathisches,… Doch auch wenn ich die Wirkung nicht in Abrede stellen möchte, so glaube ich doch, dass der Milchstau doch einfach seine Zeit braucht, bis er „durch ist“.
Besuche bei der Oma stressen mich heute nicht mehr. Ungefähr seit Kind drei habe ich genug Selbstbewusstsein und die Oma hat meinen Umgang mit den Kindern akzeptiert. Was blieb ihr anderes übrig
Obwohl ich verstanden hatte, woher die Milchstaus kamen, habe ich es nicht geschafft, etwas daran zu ändern. Ein Abbruch der Beziehung zur Oma kam für mich nicht infrage und die Diskussionen mit ihr führten zu nichts. Doch der Milchstau gab mir eine Rückmeldung über mich selbst: Ich war psychisch noch nicht ganz selbstständig und abgenabelt von meiner Mutter, sonst hätte mich ihre Haltung nicht so belastet. Diese Erkenntnis war hilfreich für mich.
Allerdings gibt es nun eine neue, typische Situation, in der Milchstaus auftreten und sie haben tatsächlich etwas Positives.
Aktuell bauen wir ein Haus um, und dadurch habe ich die drei kindergartenfreien Kinder rund um die Uhr um mich, auch abends. Dadurch bin ich an meiner Belastungsgrenze.
Nun habe ich beobachtet, dass sich schon einige Male kurz vor Feiertagen ein Milchstau angekündigt hat. Das bedeutet dann, dass mein Mann Haushalt und Kinder komplett übernimmt und ich im Bett liegen darf. So holt sich mein Körper also die nötige Ruhe, die ich ihm ansonsten nicht zugestehe, um den Bau nicht aufzuhalten!
Natürlich sind Milchstaus unangenehm und ich brauche keinen weiteren mehr. Doch ich habe sie als Barometer meines Körpers akzeptiert. Dieses Barometer zeigt an, ob ich im Gleichgewicht bin oder ob ich mir selbst und meiner Familie zu viel zumute.
Wenn man heute als junge Frau erfolgreich ist, lebt man in der Regel nach den Gesetzen des Zeitgeistes. Das heißt, dass man in allen Bereichen auf Optimierung getrimmt ist. Ein Satz, den ich vor den Kinder insgeheim verinnerlicht hatte, war: „Zeit ist ein kostbares Gut und man verschwendet sie nicht!“.
Doch plötzlich spürte ich, dass es dem Kind und der Familie gut tut, Zeit für bisher Nebensächliches zu verschwenden: beim Essen, Anziehen, Kleider Aussuchen, Anleiten läuft es gut, wenn man als Mama viel Zeit hat.
Meine Milchstaus waren ein Baustein für mich, um zu erkennen, dass das Mama-Sein nach anderen Maßstäben funktioniert: das Verweilen, dass Zeit haben und das Wertschätzen des Kleinen sind für mich Schlüssel, um gesund für Kinder und Familie zu sorgen!
Allen Müttern, die mit Milchstau zu kämpfen haben, möchte ich deshalb raten, nach den Ursachen dieses Symptoms zu suchen.
Mit der Geburt des ersten Kindes werden wir auch als Mütter geboren und ich wünsche dir, dass auch du dem Milchstau etwas Positives abgewinnen kannst: Er zeigt vielleicht auch dir, dass du als Mutter noch wachsen darfst, weg von der Fremdbestimmung, hin zur selbst bestimmten Mutterschaft!
Originalbericht einer Mutter, Mai 2020
Foto: Magdalena Hartmann
Liebe Magdalena,
ganz herzlichen Dank für diesen wichtigen Erfahrungsbericht.
Es ist auch meine Erfahrung, dass Milchstaus in den meisten Fällen durch Stress ausgelöst werden. Dies zu erkennen, als Signal des Körpers zu verstehen und den Stress abzustellen, kann viel verändern.
Alles Gute für Deine weitere Stillzeit!
~ R. Gresens
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Danke für deinen ehrlichen und mutmachenden Bericht. Ich hatte in den ersten 16 Lebenswochen meines 2. Kindes 11 Milchstaus und 6 Brustentzündung.
Neben Stress haben bei mir ungünstige Bewegungen (Gemüse auf der Vierkantreibe raspeln) und kleinste Erschütterungen (Treppenlaufen) ausgereicht, um etwas auszulösen. Ich habe auch lernen müssen, alles langsamer zu machen. Ich musste mich aber auch vom beidseitigen Stillen verabschieden. 80% aller Vorfälle waren auf der linken Brust gewesen. Diese hat die Rechte manchmal „angesteckt“. Nachdem ich die anfällige Seite abgestillt habe, hatte ich 4 Monate nichts (trotz relativ unveränderter Lebensbedingungen). Die deutlich stabilere rechte Brust bekommt trotz Stress nur selten etwas, meist trifft es aber dann die Zeit wenn ich den Mittelschmerz spüre, weshalb ich mich frage, ob Milchstaus auch hormonell beeinflusst sind.
Es gibt wirklich viele Faktoren und es lohnt sich, individuell für sich zu checken, was einen anfällig macht. Und dann die persönliche Ursache zu Gunsten des Stillens zu beheben.
Dafür macht dein Bericht Mut!