„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Wann wird die meiste Milch gebildet?

Vielleicht hast Du auch schon einmal gehört oder gelesen, dass der Hauptanteil der Muttermilch während des Stillens gebildet würde.

Das stimmt aber so nicht, sondern ist schlicht und einfach leider eines der vielen Ammenmärchen, die sich um das Stillen ranken.

Ich habe keine Ahnung, wo dieser Mythos eigentlich herkommt und wie er entstanden ist.

Aber ich weiß, dass er eine Menge Frust und Stress bei Müttern und Babys erzeugt, weil auf ihm basierend falsche und ineffektive Maßnahmen durchgeführt werden, damit das Baby mehr Milch bekommt.

Denn wenn dem so wäre, dürfte es doch überhaupt keine Babys geben, die trotz häufigen und vor allem langen Stillsitzungen oder gar „Rund-um-die-Uhr-Dauerstillens“ nicht satt werden und nicht gut zunehmen.

Tatsächlich ist es aber so, dass in der Stillzeit in den Drüsenzellen unabhängig vom Stillen kontinuierlich Milch gebildet wird, jedoch in unterschiedlicher Geschwindigkeit.

Wann produzieren die Brüste am schnellsten neue Milch?

Die Produktionsrate – also die Geschwindigkeit der Milchbildung – hängt stark vom Füllungsgrad der Brüste ab.

Je leerer die Brüste sind, desto schneller wird in den milchbildenden Zellen (Laktozyten) der Milchdrüsen gerade neue Milch gebildet.

In einer leeren Brust beträgt die Produktionsrate etwa 58 ml in 60 Minuten, also etwas weniger als 1 ml pro Minute.

Aber je voller die Brüste werden, umso langsamer wird neue Milch gebildet.

Die neu gebildete Milch sammelt sich dabei in den Alveolen der Brustdrüsen an.

Wenn die Brüste vollständig gefüllt sind, hört die Produktion neuer Milch sogar vorübergehend ganz auf.

Da die Produktionsrate der Milch von dem Füllungsgrad der Brust abhängt, wird neue Milch in der ersten Zeit nach der maximalen Entleerung am schnellsten produziert.

Wann sich die Produktionsrate reduziert oder ganz stoppt, hängt davon ab, wie viel Milch sich überhaupt maximal in den Brüsten ansammeln kann, d.h. es wird jeweils von der individuellen Speicherkapazität bestimmt.

Wie schnell sind die Brüste wieder voll?

Wie lange es dauert, bis die Brüste wieder maximal gefüllt sind, ist nicht generell zu beantworten.

Es hängt zum einen von der Speicherkapazität der jeweiligen Brust ab – und kann recht unterschiedlich sein – und zum anderen von dem Grad der vorausgehenden Entleerung der einzelnen Brust.

Eine gut geleerte Brust mit geringer Speicherkapazität ist möglicherweise in deutlich kürzerer Zeit wieder maximal gefüllt, als eine nur wenig geleerte Brust mit großer Speicherkapazität.

Wenn das Baby also gerade an einer vollen Brust gestillt wird, ist die Produktionsrate zunächst sehr gering und steigt mit zunehmender Entleerung der Brust allmählich an.

Trinkt es hingegen an einer leereren Brust, ist die Produktionsrate gleich von Beginn an höher, dennoch benötigt die Bildung von größeren Milchmengen auch bei leereren Brüsten eine gewisse Zeit.

So regelt bei der Milchbildung die Nachfrage (= Häufigkeit und Grad der Entleerung) das Angebot und zwar in jeder Brust für sich.

Die in den Alveolen der Brust gespeicherte Milch erhält das Baby beim Stillen mit mehreren Milchspendereflexen, üblicherweise sind es drei bis vier oder noch mehr.

Die meiste Milch bringt dabei übrigens oft direkt der erste Milchspendereflex, der in der Regel auch der stärkste und am deutlichsten spürbar ist.

Beim Abpumpen gewinnen Mütter mit diesem ersten Milchspendereflex etwa 45 Prozent der Gesamtmenge einer Pumpsitzung.

Was bedeutet das nun für Dich als stillende Mutter?

1. Wenn Du Deine Milchmenge steigern möchtest, musst Du die Produktionsrate maximieren, indem Du Deine Brüste HÄUFIG und GUT entleeren lässt.

2. Die Stillsitzung zu verlängern ist nur sinnvoll, wenn sich noch Milch in Deiner Brust befindet, weitere Milchspendereflexe ausgelöst werden und Dein Baby die Milch auch bekommt. Andernfalls bringt es mehr, häufiger die Brust zu wechseln und die zwischenzeitlich dort gebildete Milch herauszuholen.

3. Längere Pausen zwischen den Stillmahlzeiten (oder dem Abpumpen) und mit dem Anlegen (oder Abpumpen) zu warten, bis sich Deine Brüste wieder voll anfühlen, reduziert Deine Milchbildung.
(Nur bei zu viel Milch oder im Prozess des Abstillens ist es genau das, was Du möchtest.)

Lass Dich also nicht täuschen! Es funktioniert wie bei einer normalen Fabrik. 
 
Wenn sich Deine Brüste leer anfühlen, sind die „Arbeiter“ (= Laktozyten) fleißig dabei die „Lagerhallen“ (= Alveolen) wieder aufzufüllen.
 
Und wenn sie sich prall und voll anfühlen, können die „Arbeiter“ langsamer oder Pause machen, weil die „Lagerhallen“ ja bereits gut gefüllt sind. 

Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Juni 2019
Foto: Nikolay Osmachko

Daly SE et al. (1996): Frequency and degree of milk removal and the short-term control of human milk synthesis.

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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6 Kommentare

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  1. Das ist mit Abstand die beste Seite zur Erklärung! Ich war immer verzweifelt, weil sich bei uns (Baby 2 Monate) bisher gar kein stillrhythmus eingestellt hat. Baby nimmt mehr als genug zu, jedoch möchte sie auch ganz oft nuckeln (nimmt keinen Schnuller) und ich hatte immer Angst, dass ich trotzdem zu wenig Milch habe. Der Beitrag ist für mich wirklich sehr hilfreich und beruhigend. Vielen Dank!

  2. Vielen, vielen, vielen Dank für diese super Aufklärung!
    Ich stille jetzt das zweite Kind, beim ersten ging aufgrund von Mastitis leider gar nichts, und fühle mich total hilflos und unerfahren 🙈
    Aber dank deinem Beitrag kann ich jetzt wieder aufatmen und muss mir keine Gedanken machen, ob meine Maus satt wird oder nicht ❤️

    DANKE! 💕

      1. Ist eine lange „Stillpause“ nachts schädlich für die allgemeine Milchproduktion?

        Da längere Stillpausen das Abstillen unterstützen können, bin ich besorgt, dass es sich negativ auf die Milchmenge auswirkt, wenn mein Kind länger als 3h am Stück schläft ohne zu trinken (zB 5-6h). Muss ich dann in solchen Fällen einen Wecker stellen und nach 3h spätestens abpumpen oder kann ich ohne Sorge schlafen und darauf vertrauen, dass häufiges Anlegen über den darauf folgenden Tag als Ausgleich genügt?

        1. Hallo Barbara,
          jedes Stillpaar und jede Stillsituation ist anders. Darum kann ich hier niemals Aussagen (Diagnosen, Prognosen, Ratschläge) zu einzelnen Individuen machen, die ich nicht selbst untersucht habe und deren Gesamtsituation ich überhaupt nicht kenne. Das verstehst Du sicher.

          Allgemein ist es aber so, dass die aktuelle Milchbildungsrate jeweils von der individuellen Speicherkapazität in der jeweiligen Brust abhängig ist. Wenn eine Brust nach drei Stunden ohne Entleerung schon übervoll ist und sich superprall und gespannt anfühlt, wird dort in diesem Moment auch die Milchbildung unterdrückt. Nach einer gründlichen Entleerung ist die Rate dann in dieser Brust aber auch wieder maximal. Man nennt diesen dynamischen Prozess, auch die lokale oder autokrine Steuerung der Laktation.

          Schau doch auch mal hier:

          Liebe Grüße,
          Regine Gresens

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