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Von Nina |
Hallo, ich heiße Nina, hier möchte ich meine Geschichte erzählen, vielleicht kann meine Geschichte anderen Frühchenmamas Mut machen.
Ich bin Mutter von 3 Kindern und einem Sternchen. Ich war viermal schwanger.
Meine zwei ersten Schwangerschaften waren perfekt, die ersten zwei Geburten waren spontan und komplikationslos, die Kinder waren gesund und reifgeboren. Das Stillen hat beide Male ohne Probleme und intuitiv funktioniert. Ich habe meine Mädels gern, voll und lang gestillt.
Meine dritte Schwangerschaft war sehr kurz, in der 10. SSW hatte ich eine Fehlgeburt.
Die Vierte war leider auch viel zu kurz, aber trotzdem schön. Die ersten 12 Wochen hatte ich zwar Angst nochmal eine Fehlgeburt erleben zu müssen, aber ansonsten hatte ich keine nennenswerten Beschwerden. Als die ersten 12 Wochen rum waren, habe ich aufgeatmet und dachte, dass nichts mehr schief gehen kann.
Es war leider nicht so. Im Mai 2020 bin ich absolut unerwartet eine Extremfrühchen-Mama geworden. Bis zur Geburt war es eine unauffällige und schöne Schwangerschaft. Mein Sohn kam spontan in der 27. SSW mit nur 990 g zur Welt.
Ich war wütend, traurig, enttäuscht, frustriert, hilflos, überfordert und sehr, sehr schlecht informiert. Ich war ahnungslos in allen Themen rund um die Frühgeburt und Frühchen.
Nach der Frühgeburt ging alles so schnell und ich war emotional so leer, dass ich mir keine Gedanken zum Thema Stillen machte. Zum Glück klärte die Kinderärztin, die mit uns direkt nach der Frühgeburt sprach, mich zum Thema Muttermilch und Frühchen auf und sagte, das Beste, was ich für meinen Sohn machen kann, ist Muttermilch abpumpen.
Es lief nicht alles gut. Ich habe zwar am nächsten Morgen die Milchpumpe bekommen (unser Sohn kam abends zur Welt), aber ohne richtige Anweisung. Die ersten Male habe ich abwechselnd gepumpt, da ich Angst hatte, dass zu viel Milch kommt. Mir war nicht klar, dass das Pumpen die Milchbildung viel schlechter anregt und es nicht mit der Anregung durchs Kind zu vergleichen ist.
Aus meiner Erfahrung wusste ich, dass mein Körper in der Lage ist genug Milch zu produzieren. Ich hatte keine Angst, dass die Milch nicht reichen wird. Aber ich wusste nicht, wie viel ein neugeborenes Kind braucht, meine älteren Kinder habe ich ausschließlich gestillt. Ich habe immer wieder die Kinderkrankenschwestern gefragt und keine klare Antwort bekommen.
Ich hatte zwischen 450 ml und 650 ml Milch in 24 Stunden abgepumpt, allerdings kam ich nie auf 8mal Pumpen pro 24 Stunden. Da ich den ganzen Tag – von früh bis spät – bei meinem Sohn war und so viel wie nur möglich Körperkontakt mit ihm haben wollte, kam ich auf maximal 5mal am Tag, 2 davon „Powerpumping“, und einmal in der Nacht.
In den ersten Tagen und Wochen brauchte unser Sohn sehr wenig Milch und so konnten wir sehr gute Milchvorräte für die Zukunft anlegen. Am Anfang konnte ich nicht einmal vom Stillen träumen. Ich hatte viele falsche Informationen im Kopf und eine davon war: Wenn ein Kind gelernt hat aus der Flasche zu trinken, wird es nie wieder aus der Brust trinken. Deswegen habe ich mich vom Stillen mental verabschiedet.
Dank den tollen Neo-Krankenschwestern, die mir immer wieder Mut machten, und dank meiner Zimmernachbarin, die bereits ein Frühchen vollgestillt hat, hatte ich wieder Hoffnung, dass es mit dem Stillen doch klappen könnte.
Unser Sohn hat 93 Tage im Krankenhaus verbracht. In dieser Zeit habe ich Milch abgepumpt und er hat dann Muttermilch über die Sonde und später über die Flasche bekommen.
Da ich den CMV-Virus in mir trage, durfte ich meinen Sohn erst in der 32. SSW zum ersten Mal anlegen. Es war sehr emotional und obwohl er zu diesen Zeitpunkt nur ca. 1500 g wog, hat er es tatsächlich geschafft, meine Brust richtig zu fassen und ein paar Minuten zu saugen. Danach war er erschöpft.
Wir haben jeden Tag fleißig trainiert. Aber im Krankenhaus ging es nicht richtig voran. Es gab leider keine Stillberatung und die Krankenschwestern waren zwar sehr bemüht, aber nicht kompetent im Thema „Stillen“.
Kurz vor der Entlassung hat unser Sohn ca. 25 ml aus meiner Brust getrunken und es war zu wenig. In dieser Zeit habe ich Ihre Seite entdeckt, Ihren Kurs gemacht und auch viel über das richtige Stillen/Anlegen gelesen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei meinen Töchtern vieles nicht „korrekt“ gemacht habe, aber das Stillen hat trotzdem hervorragend funktioniert.
Es gibt ja auch nicht die EINE „richtige“ Anlegetechnik, die nur „korrekt“ gemacht werden muss, damit das Stillen klappt und angenehm ist. Vielmehr kommt es eigentlich nur an, dass es sich für die Mutter gut anfühlt und das Kind satt wird. Dann ist es gut so wie es ist. Wenn es nicht funktioniert, gibt es meistens Einiges, was verbessert werden kann. Das zu vermitteln, was das sein kann, ist mein Anliegen in meiner Beratung und in dem Kurs „Gut Anlegen“.
~ R. Gresens
Dieses Mal war ich sehr unsicher und wollte unbedingt meinen Sohn vollstillen, deswegen wollte ich sicher sein, dass ich alles richtig mache.
Ich kann allen Frühchenmamas Ihren Kurs und den Artikel „Alltag mit 100 % Abpumpen funktioniert“ auf Ihrer Seite weiterempfehlen. Ich habe leider diesen Artikel viel zu spät gelesen, aber ich kann unter jeder Empfehlung unterschreiben.
Und hier noch paar meiner Empfehlungen zum Thema Pumpstillen:
1. Die Größe der Brusthauben ist sehr wichtig. Wenn die falschen Größen genommen werden, werden die Brüste nicht optimal entleert und die Brustwarzen werden überstrapaziert. So war es auch bei mir, ich habe mehrere Wochen falsche Größen benutzt und meine Warzen waren immer entzündet. Erst mit der richtigen Größe konnten meine Brustwarzen endlich heilen und ich hatte keine Schmerzen mehr.
Bei der richtigen Größe der Brusthaube ist der Tunnel, in den die Brustwarze durch das Vakuum in der Abpumpphase gezogen wird, etwas größer als der Durchmesser der Brustwarzenbasis (d.h. am Übergang zum Warzenhof), so dass sich die Brustwarze im Tunnel dabei frei bewegt. Ist die Brusthaube zu klein, reibt die Brustwarze an der Innenwand des Tunnels. Ist die Brusthaube zu groß, wird beim Pumpen mit der Brustwarze auch ein großer Teil des Warzenhofs in den Tunnel eingezogen.
~ R. Gresens
2. Bitte achte darauf, dass du beim Pumpen nicht ein zu starkes Vakuum einstellst. Pumpen soll schmerzfrei sein. Starkes Vakuum erhöht die Milchmenge nicht, es kann nur deine Brustwarzen verletzen. Je öfter und vollständiger du deine Brüste entleerst, desto mehr Milch werden deine Brüste produzieren. In den ersten 2-3 Wochen ist es am einfachsten die Milchmenge zu steigern, danach ist es auch möglich, aber es dauert länger.
3. Wenn du deine Milchmenge steigern möchtest, ist Powerpumping zu empfehlen. Bei Powerpumping solltest du 20 min beidseitig pumpen, dann 10 min Pause machen, dann wieder 10 min pumpen und wieder 10 min pausieren und anschließend nochmal 10 min pumpen.
4. Easy Expression Bustier* von Medela ist sehr zu empfehlen, da du frei Hände hast und somit während des Pumpens etwas Schönes für dich machen kannst: ein Buch lesen, Kaffee oder Tee trinken oder einfach im Halbsitzen entspannen.
Zu Hause angekommen habe ich gleich die Umstellung aufs Stillen begonnen. Tagsüber habe ich nur gestillt (es war quasi Dauerstillen) und abends vorm Schlafen gehen und nachts hat mein Kleiner eine Flasche mit Muttermilch bekommen. Nachts hat er Flasche bekommen, weil er am Anfang seine nächtliche Malzeiten verschlief und im Schlaf hat er meine Brust nicht genommen, und Abends, damit ich selber ein paar Stunden am Stück schlafen konnte.
Abends und nachts habe ich zusätzlich abgepumpt. Die Nächte waren grausam, erst Flasche geben, dann abpumpen, dann alles waschen und in den Sterilisator stellen, Füttern mit Abpumpen hatten mindestens 2 Stunden gedauert.
Nach und nach haben wir die Flaschen weggelassen. Ein Monat nach der Entlassung habe ich meinen Sohn vollgestillt. Die Umstellung war nicht einfach und hat viel Zeit, Geduld und Energie gekostet. Ich war sehr unsicher und ich habe mich immer wieder gefragt, ob er genug und richtig trinkt, ob er satt ist.
Ich bin meiner Hebamme sehr dankbar, die mich emotional sehr unterstützt hat. Mein Hauptthema war die Gewichtszunahme, da unser Sohn mäßig zugenommen hat (ca. 600 g pro Monat in den ersten fünf Monaten Zuhause, danach weniger). Jetzt weiß ich, dass es für viele Frühchen typisch ist und nicht unbedingt an der Milchmenge liegt.
Ich empfehle allen Frühchenmamas von Anfang an eine professionelle Hilfe in Form einer erfahrenen Hebamme oder Stillberaterin zu holen.
Mein Sohn ist mittlerweile 21 Monate alt, ich stille ihn immer noch sehr gern und das Thema „Abstillen“ ist noch nicht in Sicht.
Ich genieße das Stillen dieses Mal besonders, weil es für uns sehr schwierig und nicht selbstverständlich war. Aus 990 g sind 11 kg geworden und unser Sohn ist ein gesundes und glückliches Kind, er hat alles aufgeholt! Wir hatten und haben verdammt viel Glück!
An alle Mütter – besonders Frühchenmütter – adressiert: Falls du nicht genug Milch hast oder das Stillen doch nicht klappt, mach dich bitte nicht verrückt. Du bist gut genug, du hast alles gemacht, was du nur konntest, und für dein Kind bist du und bleibst du die beste Mutter der Welt!!!!
Nina
Originalbericht einer Mutter, Februar 2022
Foto: Nina
Liebe Nina,
vielen Dank für Deinen motivierenden Bericht und auch Deine wertvollen Tipps für andere Frühchenmütter.
Es gibt zwar niemals eine Garantie, dass ein Baby noch an die Brust geht, wenn es erst das Trinken aus der Flasche oder auch mit einem Stillhütchen gelernt hat. Aber wie bei Euch ist es mit einer guten Stillposition und vor allem mit einer guten Anlegetechnik durchaus möglich, auch nach einigen Wochen (und sogar Monaten) noch zum Stillen an der Brust zu kommen.
Ich wünsche Dir und Deinem Kleinen noch eine glückliche weitere Stillzeit, so lange, wie es sich für Euch gut und richtig anfühlt.
Alles Liebe und herzliche Grüße,
Regine Gresens
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Mehr Infos zum Stillen von Frühgeborenen: Linktipps – Stillen von Frühgeborenen
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In dem Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ bekommst Du ausführliche Tipps und hilfreiche Infos zum Anlegen in unterschiedlichen Positionen.
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