„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Vom Spezial‐ über Normalsauger und BES zum Stillen

Von einer Mutter |
Am Valentinstag hatte ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Es gab eigentlich nur zwei Dinge, die wichtig waren, als die Geburt immer näher rückte:

Ich hoffte, diesmal auf eine natürliche Geburt, nachdem ich bei unserem ersten Sohn bereits aus medizinischen Gründen einen Kaiserschnitt bekam.

Und zweitens war ganz klar für mich, dass ich auch unseren zweiten Sohn stillen werde.

Unseren „Großen“ stillte ich ein Jahr lang. Es gibt nichts Natürlicheres, Gesünderes und zudem auch Praktischeres, als Stillen.

Als unser Großer knapp 5 Monate alt war, waren wir wandern und ich brauchte nichts mitzuschleppen und keine Steckdose im Wald zu suchen…

Nach einer problemlosen Schwangerschaft kündigte sich Valentin über eine Woche nach dem errechneten Entbindungstermin an.

Mit kräftigen Wehen im Krankenhaus angekommen, wurde bald mein erster Wunsch zunichte gemacht: Muttermund kaum offen, Kopf liegt zu weit oben und die alte Kaiserschnittnarbe ist schon viel zu dünn.

Ich war traurig und enttäuscht, was sich gleich in Schüttelfrost und Erbrechen zeigte.

Aber ich hatte ja noch meinen zweiten Wunsch, bei dem ich mir sicher war, dass er sich erfüllen wird, denn schließlich klappte das Stillen auch beim ersten Kind einwandfrei.

Valentin kam mit 4.400g zur Welt. Mein Mann durfte ihn gleich kurz in den Arm nehmen.

Dann verschwand die Hebamme mit unserem Baby. Ständig sagte mein Mann, dass etwas nicht stimmt mit unserem Kleinen.

Die Hebamme meinte zunächst noch, dass er nur etwas mitgenommen aussieht. Doch bald darauf stellte sich heraus, dass Valentin eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKGS) hatte.

Mir war das erst einmal überhaupt nicht wirklich bekannt und entsprechend wusste ich auch nicht, welche Auswirkungen dies haben wird.

Als ich aus dem OP draußen war, bekam ich Valentin auf die Brust gelegt. Ich wollte ihn stillen, aber es klappte überhaupt nicht.

Ein paar Stunden später wurden wir in ein anderes Krankenhaus verlegt und so langsam wurde uns klar, dass uns eine harte Zeit bevorstehen wird.

Allmählich bekamen wir ein paar Details. Er hat eine einseitige Lippen‐Kiefer‐Gaumen‐Segel‐Spalte, nur die Lippe ist äußerlich zugewachsen, aber der Lippenmuskel getrennt.

Eine Gaumenplatte bekam er nicht, da das Füttern mit dem Haberman-Sauger (SpecialNeeds Feeder)* der Firma Medela soweit funktionierte und die Platte nur noch ein Mehraufwand wäre.

Es folgten extrem harte Monate, in denen ich abpumpte, mit dem Haberman-Sauger kleinen Mengen fütterte bis er aus Erschöpfung, aber ohne Sättigungsgefühl, aufgab und etwa 1,5 Stunden später wieder weitertrinken wollte.

Mit einem zweiten Kleinkind im Haus war es unmöglich ein normales Familienleben zu führen. Aufgrund der Trinkprobleme hatten mein Mann und ich bald getrennte Schlafzimmer, damit wenigstens er einigermaßen schlafen konnte.

Anfangs hatte auch mein Mann die Flasche gegeben, wenn er zu Hause war, damit er mich etwas entlasten konnte.

Doch schon nach wenigen Wochen trank Valentin nur noch bei mir, da er bei meinem Mann regelrecht Angst hatte zu ertrinken, weil er die notwendige Geduld nicht aufbrachte, wenn Valentin lauthals schrie und er mit dem Haberman-Sauger Milch in Valentin`s Mund „pumpte“.

Neben den Fütterungsschwierigkeiten kamen noch weitere zeitaufwendige und strapazierende neue Themen auf uns zu, wie etwa die Krankenhauswahl für die bevorstehenden OPs, Pflegegeld und Behindertenausweis.

Fast täglich, tags und nachts, flossen bei mir die Tränen der Erschöpfung, Verzweiflung und Wut.

Als ich nur noch dreimal täglich abpumpte, um nicht immer alles am besten gleichzeitig machen zu müssen (pumpen, Flaschen spülen und sterilisieren, füttern, kochen, dem „Großen“ beim Essen helfen, etc.), wurde es etwas leichter.

Ich pumpte morgens, nachmittags und nachts auf Stufe 7 (Sternchen) 20 Minuten, beidseitig. An manchen Tagen reichte die Muttermilch für 24 Stunden, manchmal musste ich mit Pulvernahrung zufüttern.

Ich sehnte den ersten OP‐Termin so sehr herbei und hoffte, dass dann alles besser wird. Wir entschieden uns von innen nach außen operieren zu lassen.

Da der Chirurg schon so ausgebucht war, konnte Valentin erst mit 6 Monaten wurde operiert werden.

In den Wochen vor der OP las ich meist beim Abpumpen die Hefte der Wolfgang-Rosenthal-Stiftung und immer mehr Berichte vom Stillen von LKGS‐Kindern.

Mein Wunsch nach der OP stillen zu können, erhärtete sich immer mehr.

Nachdem ich in den ersten Monaten mit dem Thema Füttern bzw. Stillen sehr alleine da stand, nahm ich selbst Kontakt zu einer Stillberaterin auf. Ich bekam weitere Stillberichte, Infomaterial und Ermutigung.

Die letzten Wochen vor der OP fütterte ich Valentin mit dem Haberman-Sauger an meiner nackten Brust, damit er sich an die Nähe und den Geruch gewöhnt.

Mittlerweile konnte er auch schon größere Mengen trinken, allerdings trank er ca. 2/3 seines Bedarfs nachts, da er da wohl mehr Kraft hatte als tagsüber.

Nach der Gaumen‐OP war erstmal nicht ans Stillen zu denken. Ich war froh, wenn Valentin überhaupt irgendwie Milch trank (Becher, Löffel, Haberman-Sauger).

Nachdem die Verbandsplatte eine Woche später draußen war, wurde es einfacher. Ich konnte ihn wieder mit dem Haberman-Sauger wie gewohnt füttern.

Immer wieder versuchte ich ihn an die Brust zu bringen, indem ich durch einen Schlauch mit einer Spritze Muttermilch neben der Brustwarze in seinen Mund tropfte.

Ich probierte es auch ohne Schlauch, mal mit, mal ohne Stillhütchen, aber ich gab bald auf, weil er anfing zu beißen (er hatte bereits unten 2 Zähne), wenn keine Milch von alleine kam.

Ich wollte ihm also erst das Saugen beibringen und dann die Brust geben. Nach einigen Versuchen hatte er plötzlich den „Dreh“ raus und trank an einer Avent‐Flasche.

Ich reduzierte in den folgenden Tagen die Saugergröße (von 4 über 3 zu 2 Loch), sodass es immer anstrengender für ihn wurde, denn schließlich ist das Saugen an der Brust auch nicht einfach. Der Saugerfolg an der Flasche motivierte mich.

Leider funktionierte auch dann nicht meine (preislich günstige) Taktik mit Schlauch und Spritze. In ein Brusternährungsset (BES)* 45 € zu investieren, ist kein Problem, wenn das Stillen klappt, aber es gab ja kein Erfolgsversprechen. Zudem erschien mir bislang die Handhabung kompliziert und der Reinigungsaufwand hoch (Fazit heute: einfach).

Da ich in diesen Tagen sowieso einen Termin beim Kinderarzt hatte, fragte ich nach einem Rezept dafür. Erstmal wurde ich abgewimmelt, da angeblich der Frauenarzt das Rezept ausstellt.

Dort bekam ich die gegensätzliche Antwort. Also telefonierte ich mit meiner Krankenkasse und die teilten mir mit, dass es von beiden ausgestellt werden kann.

Schon beim ersten Versuch mit dem BES klappte es recht gut. Ich musste oftmals die Zähne zusammenbeißen, um Valentin nicht zu verschrecken, wenn er in meine Brustwarze biss (mittlerweile kamen auch oben schon die ersten beiden Zähne).

Mit viel Ruhe, Geduld und immer wieder seinem geliebten Diddi zur Beruhigung zwischendurch klappte es immer besser. Ich musste anfangs viel mithelfen, indem ich die Tipps in der Anleitung berücksichtigte (auf die BES‐Flasche drücken, zweites Schlauchende für Luftzufuhr oberhalb der Flasche an der anderen Brust festkleben, etc.).

Mit dem mittleren Schlauch fing ich an, dann nahm ich den größeren Schlauch, aber half weniger dazu und dann wieder zurück zum mittleren Schlauch.

Aus der BES‐Flasche trank er immer weniger, das hieß, dass er aus der Brust nun schon umso mehr raussaugte.

Wenige Tage später im Urlaub, als ich mich mit Valentin um 6 Uhr morgens aus dem Hotelzimmer schlich, damit Papa und Bruder noch schlafen konnten, und mit ihm wagelte, wurde er bald lästig.

Ich hatte nichts dabei, wollte aber nicht zurück ins Hotel, also saß ich mich mit ihm entspannt am Seeufer hin und bot ihm die über Nacht gut gefüllte Brust an und es klappte!

Tagsüber als meine Brust nicht so voll war, nutzte ich noch ein letztes Mal das BES und ab dann war Pumpe, Flasche und BES Vergangenheit!

Seither ist er insgesamt entspannter, schläft nachts und auch am Tag deutlich besser und mehr.

Das BES hatten wir nur 10 Tage im Einsatz. Von der OP bis zum Stillen verging etwas über einen Monat.

Jetzt freue ich mich, wenn Valentin schreit, weil ich ihn endlich an der Brust stillen kann!

Originalbericht einer Mutter, Juli 2015, Kontakt: lkgs‐valentin@web.de
Foto: Quinn Dombrowski via photopin (license)


Weitere Infos zum Stillen bei Spalte:

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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3 Kommentare

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  1. Liebe Frau ??

    Ihre Geschichte habe ich mit grossem Interesse gelesen. Danke, andern Müttern wird sie Mut machen.

    Mich würde interessieren, ob Ihnen meine Homepage nützlich war? Wenn nein warum nicht, wenn ja, was hat Ihnen geholfen? http://www.lkgstillen.ch

    Dürfte ich Ihre Geschichte evtl. ebenfalls auf meine Homepage stellen?

    Mit frohen Grüssen

  2. Auch von mir großen Respekt, dass Valentin sich dazu entschieden hat, dem Kind nur das beste zu geben. Wir wohnen in einem sozialschwachen Bezirk in Berlin und hier stillt kaum eine Frau. Sie machen sich dann immer Sorgen um ihre Figur oder sind einfach nur faul und wollen es bequem haben 🙁 . Ich finde sowas immer sehr traurig. 🙁

  3. Ich finde es ganz toll, dass Sie so dran geblieben sind und alles dafür getan haben Ihren Kleinen zu stillen!
    Ganz großen Respekt! Ich hatte auch Startschwierigkeiten und weiß, dass es nicht immer leicht ist, aber Ihr Wille dem kleinen Jungen das Beste zu geben ist bewundernswert!!
    Ich wünsche Valentin alles erdenklich Gute und natürlich auch Ihnen und dem Rest Ihrer Familie!

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