„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Vom durchtrennten Zungenbändchen zum Vollstillen

Von Jessica |

Unser Sohn kam im August 2019 in der 41. Woche (ET+6) mit 2850 g auf die Welt.

Insgesamt mussten wir aufgrund stark schwankender Blutzuckerwerte 5 Tage im Krankenhaus bleiben. In dieser Zeit habe ich nie wirklich einen Milcheinschuss gespürt.

Das Anlegen wurde leider von Anfang an nicht richtig angeleitet und mir wurden direkt Stillhütchen gegeben. Diese haben wir aber zum Glück nach 1,5 Wochen abgewöhnt.

Trotz kontinuierlicher Gewichtszunahme (ca. 30 g pro Tag) wurde uns seitens der Wochenbett-Hebamme und des Kinderarztes zum Zufüttern geraten. Grund: schwieriges Stillen, unruhiges und unzufrieden wirkendes Kind, welches häufiger schrie.

Eine kontinuierliche Zunahme von ca. 30 g am Tag zeigt eine ausreichende Milchmenge. Wenn das Stillen trotzdem schwierig ist oder immer sehr lange dauert, ist meist der Milchtransfer nicht ausreichend und dafür gibt es eine Ursache, die gelöst werden sollte.
~ R. Gresens

Zusätzlich sollte ich nach jedem Stillen pumpen, um die Milchmenge zu steigern.

Über den Tag verteilt haben wir ab dem 18. Lebenstag ca. 400 ml Pre-Milch zugefüttert.

Der Kleine wurde zwar insgesamt zufriedener und hatte auch mal Trinkpausen von zwei Stunden, aber das Saugverhalten an der Brust ist seitdem eher noch schwieriger geworden.

Durch das zusätzliche Pumpen (ca. 8x am Tag 20- 35 ml nach dem Stillen – auch Nachts), die Tatsache, Pre-Nahrung füttern zu müssen und das ständige Protokollieren von Pump- und Füttermengen war ich extrem gestresst.

Auch konnte ich nicht wirklich eine Steigerung der Milchmenge feststellen – trotz zusätzlicher Einnahme von Bockshornklee-Kapseln, Globuli, Stillsaft, Malzbier oder alkoholfreiem Weizen.

Zusätzlich schmerzten beide Brüste beim Andocken noch immer sehr stark. Auch die passende Stillposition haben wir nie so richtig gefunden. Ich habe verschiedene Positionen ausprobiert (Football, klassische Wiegehaltung, im Liegen, Laid-Back).

Häufig gestaltete sich das Stillen als regelrechter Kampf zwischen Baby und Mama, da der Kleine ständig mit den Händen „umherfuchtelte“, den Kopf in die andere Richtung drehte oder sich überstreckte – schnell entstand Frustration auf beiden Seiten.

An diesem Punkt (nach 3,5 Wochen) entschied ich mich dazu, eine Stillberaterin zu kontaktieren. Es folgten ein ausführliches Gespräch und die Empfehlung von einer auf myofunktionelle Störungen und orale Restriktionen spezialisierten Logopädin den Verdacht auf ein zu kurzes posteriores Zungenbändchen und ein verkürztes Lippenbändchen bestätigen zu lassen.

Beides schien zuzutreffen, sodass wir Mitte September in einer Spezialklinik die Trennung durchführen ließen.

5 Wochen danach (Ende Oktober) konnten wir unseren Sohn bereits ausschließlich mit Muttermilch ernähren. Allerdings kamen noch immer pro Tag ca. 80-150 ml aus der Flasche; meist waren es bei 2-3 Stilleinheiten in 24 Stunden je 30-70 ml.

Dafür und zur Steigerung der Milchmenge pumpte ich ca. 3-4x am Tag nach dem Stillen. 1x morgens nach dem Aufstehen, 1x am späten Vormittag, 1x Nachmittags und Abends ca. 1 Stunde Powerpumpen.

Das nächtliche Pumpen habe ich komplett aufgegeben, was meinen Stresslevel um einiges gesenkt hat.

Zusätzlich habe ich weiterhin alkoholfreies Weizen oder Malzbier getrunken und auch die ein oder andere Tasse Fenchel-Anis-Kümmel-Tee.

Darüber hinaus habe ich wirklich versucht, mich nicht mehr so sehr unter Druck zu setzen und den Stress mit dem Pumpen zu verringern. Insbesondere Letzteres hat meines Erachtens einen großen Effekt gehabt.

Es hat eine Weile gedauert, aber das Anlegen und sein Saugverhalten wurde stetig besser. Wobei ich in den Wochen nach der Trennung noch regelmäßig Kontakt zu einer Logopädin, die auch Stillberaterin war, hatte. Sie hat immer wieder das Anlegen und das Saugverhalten überprüft und mir auch Tipps zu den verschiedenen Stillpositionen gegeben.

Um das Zufüttern der abgepumpten Muttermilch zu reduzieren, haben wir nach Gefühl geschaut, wie er nach dem Stillen drauf war und ihm dann manchmal eine Flasche angeboten und manchmal nicht.

Wir hatten hier aber nicht wirklich ein System und irgendwann meinte die Logopädin/Stillberaterin, wir sollen uns trauen und die Flaschen einfach ganz weglassen, da die Mengen mit meist 20-30 ml pro Flasche so gering waren, dass er sie ihrer Meinung nach nicht dringend brauchen kann.

Seit Mitte November kann ich unseren Sohn endlich voll stillen. Da ich die Milchpumpe noch bis Februar behalten konnte, habe ich sogar nach Lust und Laune weiter abgepumpt und einen beachtlichen Vorrat an Muttermilch angelegt.

Bei den Stillpositionen haben wir meines Erachtens den Durchbruch letztlich mit der Laid-Back-Haltung erreicht, in welcher mein Sohn ganz von selbst angedockt hat. Da haben auch die Brustwarzen am wenigsten geschmerzt.

Da ich diese Position aber als nicht sonderlich kompatibel für unterwegs empfand, habe ich auch viel in der klassischen Wiegehaltung gestillt. Richtig schmerzfrei in allen Positionen geht es seit Mitte Januar.

Rückblickend kann ich sagen: Ja, der Weg war schwer und steinig. Er hat viele Nerven gekostet und die erste Zeit mit dem Kleinen auch manchmal getrübt. Aber er hat sich gelohnt.

Unser Sohn wird nun 8 Monate und wir stillen noch immer überwiegend, ohne dass ein Ende in Sicht wäre.

Wir genießen die kleinen Pausen vom Alltag sehr und manchmal kann ich mein Glück nicht fassen, wenn er in meinen Armen selig schlummert oder mir während des Stillens seine Hand entgegenstreckt und mit der Brustwarze im Mund anfängt zu grinsen, weil es kitzelt, wenn ich seine kleinen Fingerchen nacheinander küsse.

Jessica

Originalbericht einer Mutter, April 2020
Foto: Jessica

 

Liebe Jessica,
danke für Deinen Bericht. Eure Geschichte zeigt, dass leider viel zu oft auch von Fachleuten bei Stillproblemen reflexartig zum Zufüttern geraten wird, ohne genauer hinzuschauen und die tatsächliche Ursache schnellstmöglich zu lösen. Ich bin sehr froh, dass Du Dich noch an eine Stillberaterin gewendet hast und mit ihrer Hilfe auch das Zufüttern und Pumpen wieder einstellen konntest. Genießt es weiter!
Regine Gresens

 

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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1 Kommentar

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  1. Hallo Jessica,

    Vielen Dank für diesen Bericht. Ich bin leider in einer ähnlichen Situation. Unser Sohn hatte ein zu kurzes Zungenbändchen und nun habe ich Probleme meine Milchmenge zu steigern. Wie hast du es geschafft?

    Liebe Grüße
    Tanja

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