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Von Franzi |
Im Krankenhaus hat man uns nicht großartig geholfen. Ein-, zweimal wurde mir das Kind angelegt, erklärt wurde eigentlich nichts und das war’s dann.
Als mein Sohn immer wieder aufgehört hat zu trinken und sich teilweise auch häufiger abdockte, musste mein Mann dreimal nachfragen, bis „Hilfe“ kam. Die sagte mir dann nur, ich müsse ihm mit dem Finger die Nase freihalten, das war’s.
Als Erstlingsmama ohne Ahnung hab ich das natürlich auch gemacht. Genau wie die anderen Dinge, die man mir sagte (nachts alle 2-3 h wecken zum stillen u. Ä.).
Der Milcheinschuss kam heftig und ich hatte beidseits blockierte Milchgänge mit Rötungen und Überwärmung („lustigerweise dort, wo ich ihm die Nase freihielt“).
Oje, genau das passiert nämlich, wenn man mit dem Finger auf die Brust drückt, um die Nase freizuhalten.
Wenn die Nase in der Brust steckt, muss die Position des Babys vor dem Anlegen verändert werden. ~ R. Gresens
Meine Hebamme trug mir ‚zig Prozeduren auf: Mit warmen Kompressen vor dem Stillen, Quark nach dem Stillen, ausstreichen, massieren, bloß nicht pumpen…
Es besserte sich nichts. Das Kind schaffte es nicht, die Knoten wegzutrinken, die Brüste waren immer übervoll mit Milch. Er musste gar nicht an der Brust arbeiten, es lief von alleine.
Die Hebamme sagte mir, ich solle konsequenter sein mit den Maßnahmen, müsse stärker massieren. Ich folgte. Am Ende hatte ich blaue Flecke auf den Brüsten und immer noch Knoten. „Bloß nicht pumpen, das regt noch mehr an“ sagte sie und gab mir was Homöopathisches.
Bitte niemals die Brüste so stark massieren, dass es wehtut oder sogar zu blauen Flecken kommt! ~ R. Gresens
Bei der U2 hatte man uns gesagt, unser Sohn habe ein kurzes Zungenbändchen, aber solange das keine Probleme bereite und er gut gedeihe, sei das kein Problem. Sonst müsste man das kappen.
Darauf angesprochen sagte unsere Hebamme, das sei völliger Quatsch und ein Kind, das so gut zunimmt, habe kein Problem mit dem Zungenbändchen.
Meine Probleme gingen über drei Wochen weiter. Meine Hebamme war kaum Unterstützung. Da kamen noch so Sätze wie „Stillen Sie überhaupt gerne?“.
Ich hatte auch einen Milchstau mit über 39 Fieber, bei dem die Hebamme dann mal erlaubte, nach dem Stillen abzupumpen. Aus der Brust mit dem Stau kamen nach dem Stillen noch 150 ml.
Ich hatte immer beteuert, ich hätte viel zu viel Milch, aber sie glaubte mir nicht. Langsam schien es ihr auch zu dämmern.
Ich hatte aber kein Vertrauen mehr in ihre Kompetenz und wandte mich an meine Frauenärztin.
Die sagte mir, ich solle alle Maßnahmen einstellen und mich entspannen, durch den ganzen Stress bekäme ich nur noch mehr Milch. Meine Brust sei nicht schlimm, alles normal am Anfang der Stillzeit. Die „Knoten“, die zu dem Zeitpunkt nicht mehr rot und auch nicht warm waren, waren einfach Zeichen einer vollen Brust.
Das hat tatsächlich den Durchbruch gebracht. Die Knoten verschwanden nach ein paar Tagen. Die Brüste waren nicht mehr übervoll.
Nun ging das nächste Drama los. Mein Sohn musste jetzt an der Brust arbeiten, es lief nicht mehr von alleine. Er konnte sich nicht an der Brust halten, die Milch lief aus dem Mundwinkel, er schrie die Brust verzweifelt an.
Ich dachte, es läge an mir, suchte wie verrückt nach allen Informationen zu richtigem Anlegen und versuchte es zu perfektionieren.
Nichts klappte.
Außerdem war das Stillen für mich schmerzhaft, gegen die Schwerkraft oder im Liegen klappte es gar nicht mehr.
Nach über einer Woche fiel mir das mit dem Zungenbändchen wieder ein, das in irgendeiner Schublade in meinem Kopf verschwunden war.
Als ich auf die Idee gekommen war, dass es was mit dem Zungenbändchen zu tun haben könnte, habe ich mit netten Damen von der LLL telefoniert. Die haben mir gesagt, dass Jonathan eventuell ein falsches Saugmuster erlernt hat und ich mir am besten eine Hebamme, die Stillberatung macht, oder eine IBCLC Stillberaterin suchen sollte.
Im Internet informierte ich mich weiter, es passte alles irgendwie. Wenn er nicht richtig trinken konnte, konnte er natürlich auch nie die Blockaden aus meiner Brust wegtrinken.
Mit sechs Wochen wurde ihm das Zungenbändchen durchtrennt. Schlagartig konnte er sich an der Brust halten, ich konnte wieder in allen Positionen stillen. Ich war froh und wütend zugleich. Alle hatten das mit dem Zungenbändchen abgetan. Hebamme, Kinderärztin…
Die Schmerzen beim Stillen waren leider immer noch da.
Ich hatte ja eigentlich gedacht, das würde zusammenhängen. Also, dass er „klammern“ musste, weil er sich sonst gar nicht an der Brust halten konnte. Es fühle sich immer so an, als würde er mit den Kauleisten die Milch ausmassieren und nicht mit der Zunge.
Also habe ich mich noch an eine Stillberaterin gewendet. Es war aber erstmal auch kompliziert. Ihr leuchtete das mit dem falschen Saugmuster anhand meiner Beschreibungen auch ein.
Ich sollte dann ein Saugtraining mit dem Finger durchführen. Habe das auch gemacht und stand telefonisch weiter mit der Dame in Kontakt, weil mein Sohn immer meinte, hauptsächlich auf meinem Finger rumkauen zu müssen.
Aber es war einfach toll, wie einfühlsam die Dame von der IBCLC war. Und wie sie mich bestärkt hat. Ich war selbst schon total verunsichert und überzeugt, etwas falsch zu machen beim Anlegen o.ä.
Ich hatte dann noch einen zweiten Termin bei ihr, den ich nicht einmal bezahlen musste. Da hat sie noch auf Blockierungen bei Jonathan untersucht und ich habe sie gebeten, ob sie selbst einmal das Saugtraining machen könnte (sie macht das eigentlich nicht, weil sie fremden Babys ungern in den Mund fasst).
Als sie es dann machte, hat er völlig normal gesaugt. Ich habe dann gestillt und sie hat seine Lippen zur Seite geklappt und mir gezeigt, dass er auch an der Brust die richtige Technik einsetzt. Als Ausschlussdiagnose fiel ihr nur noch Soor oder einfach empfindliches Gewebe ein.
Ich bin dann damit zur Gynäkologin (meine Gyn ist auch IBCLC qualifiziert). Es wurde versucht auf Soor zu behandeln – ohne Erfolg.
Eine Idee der Gyn war dann noch eine Behandlung mit antibiotischer und Cortisonsalbe und Magnesiumgabe.
Nichts half, ich legte richtig an und keiner konnte mir sagen, was ich denn habe. Ich hatte dann die Nase voll und hab alle Maßnahmen eingestellt.
Für meinen Sohn wollte ich aber die Zähne zusammen beißen und hab einfach weiter gemacht. Im Internet hatte ich Erfahrungsberichte von Frauen gelesen, denen es ähnlich ging und bei denen es am Ende auch einfach von alleine weg ging.
Als mein Sohn knapp drei Monate alt war, waren die Schmerzen auf einmal weg. Mein Sturkopf hatte Recht behalten.
Ab und zu kommen sie nochmal wieder, wenn sich die Milchmenge rasant ändert. Anscheinend ist mein Brustdrüsengewebe einfach empfindlich… Nachdem es das erste Mal wieder da war und nach zwei Tagen auch wieder weg, wusste ich aber Bescheid und ignoriere es seitdem einfach.
Ich hab sechs Monate voll gestillt und gerade langsam mit der Beikost-Einführung angefangen. Stillen kann ich jetzt genießen.
Dennoch macht es mich manchmal traurig, wie viel Probleme ich am Anfang hatte. Ich hätte mir das alles sparen können, hätte man meinem Sohn direkt nach der Geburt das kurze Zungenbändchen durchtrennt oder zumindest, wenn früher jemand den Zusammenhang hergestellt hätte.
Dieser Bericht soll auch dazu dienen, dass Frauen ermutigt werden, zu hinterfragen und sich kompetente Hilfe zu holen.
Danke für deine tolle Seite, ich würde mich freuen, wenn der Bericht veröffentlicht wird.
Ihn zu verfassen, war auch eine Art Traumabewältigung.
Viele Grüße,
Franzi mit Jonathan (*26.06.2019)
Originalbericht einer Mutter, Januar 2020
Foto: Franzi
Liebe Franzi,
vielen Dank für Deinen Bericht. Es ist wirklich sehr schade, dass es so lange gedauert hat, bis das Stillen für Dich angenehm wurde. Ich wünsche Euch, dass es jetzt angenehm und einfach weitergeht, so lange wie es für Euch richtig ist.
Ich möchte auch noch einmal betonen, dass es wirklich wichtig ist, bei Schmerzen frühzeitig kompetente Hilfe aufzusuchen und nicht nur zu warten, dass es irgendwann von alleine besser wird. Das kommt zwar auch vor, so wie bei Dir, aber es ist nicht immer der Fall. Und manchmal lässt sich die Ursache der Schmerzen auch relativ schnell auflösen.
~ R. Gresens
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Leider ging es mir genauso wie der Frau im Fallbeispiel: ich hatte die Hebamme gefragt, ob es am Zungenbändchen liegen könne, und sie hat das energisch verneint, das Kind würde ja so gut saugen. Das war auch der Fall: er hat viel zu stark gesaugt, aber eben mit dem angewachsenen Zungenbändchen und bekam deshalb anfangs etwas wenig raus. Was zu Brustentzündung, wunden Brustwarzen und Stillschmerzen bei mir geführt hat. Dem älteren und sonst ganz guten Kinderarzt war es übrigens peinlich gewesen, dass er das Problem erst bei der U4 und dann auch eher durch Zufall erkannt hatte. Es war für mein Kind VIEL einfacher und schneller mit dem Saugen und Sattwerden, nachdem dann das Zungenbändchen gekappt war. Die erste Nacht, nachdem das Zungenbändchen gekappt worden war, hat mein Kleiner dann so stark wie vorher üblich an der Brust gesaugt, so dass, als er dann ziemlich schnell wegging, mehrere Sekunden lang die Milch wie in einer Fontäne rauskam.
Es gab schon vor 10 Jahren, als mein Kind zu Welt kam, Studien, dass es bei Stillproblemen relativ oft am Zugenbändchen liegt (bei der einen in ca. 7 von 10 bei der andere in 9 von 10 Fällen, wenn ich mich recht erinnere).