Von Lottchen |
Auch wir haben uns das Stillen anfangs im Krankenhaus „erkämpfen“ müssen.
Mein Sohn wog bei der Geburt ein bisschen mehr als 2,5 kg. Er kam um 1:00 Uhr nachts zur Welt.
Danach hat er bis nächsten Abend viel geschlafen. Wir hatten den ganzen Tag Besuch (ich habe eine große Familie) und er wurde von einer zur nächsten Person gereicht.
Ich kam erst am Nachmittag vom Kreißzimmer in das „normale“ Zimmer und kaum war ich dort, waren die ersten Besucher da. Jeder blieb sehr lange und die letzten Besucher kamen erst um 21:00 Uhr zu uns.
Mein Mann hat irgendwann gemerkt, dass es mir zu anstrengend wurde, und hat endlich meinen Sohn zu mir gelegt, der ja den ganzen Nachmittag fast gar nicht bei mir war.
Jeder der Besucher meinte es gut und niemand hatte böse Absichten. Manche hatten sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie „erst“ am Nachmittag gekommen sind und nicht schon am Vormittag…
Sie bedachten nicht, dass wir ja den ganzen Vortag und die Nacht damit verbracht hatten, ein Kind zu gebären…
Wäre ich nochmals in dieser Situation, würde ich jeden Besucher (auch Familienmitglieder), nach kurzer Zeit höflich aber bestimmt bitten, wieder zu gehen und uns ausruhen zu lassen.
Und ich würde das Baby nicht so viel „herumreichen“.
Ich würde die Mama-Papa-Baby-Zeit viel mehr genießen…
Vielleicht würde ich sogar die Geburt des Kindes erst einen Tag später bekannt geben…
In dieser Nacht hat mein Sohn jede Stunde getrunken und ich dachte mir schon „toll, geschafft, wir stillen“ 🙂
Aber an den nächsten 2 Tagen weinte er sehr viel, nahm ab (was ja in der ersten Woche normal ist) und schlief wenig.
Die Hebammen machten mir Druck und Stress (zumindest empfand ich es so, vermutlich, weil man nach der Geburt sowieso in einem „Ausnahmezustand“ und empfindlicher ist).
Sie wollten, dass ich es mit Stillhütchen probiere, was ich wegen der darin enthaltenen Weichmacher nicht wollte.
Dann empfahlen sie mir, abzupumpen und meinem Kind die Flasche zu geben oder zuzufüttern und ich weigerte mich, weil ich unbedingt stillen wollte und Angst hatte, dass mein Sohn, wenn er erst einmal eine Flasche bekommen würde, die Brust nicht mehr annehmen würde.
Und vermutlich wäre das auch so gewesen, da ich ziemlich viel Milch hatte (und immer noch habe) und ihm somit das Trinken anfangs schwer viel.
Meine Brust war mit Sicherheit zu prall, sodass er sie gar nicht fassen konnte. Die Milch schoss ja wirklich raus, vielleicht hat ihn das auch erschreckt und überfordert.
(Ich habe mich auch deshalb so gegen das Fläschchen gewehrt, weil eine Freundin bei ihrem Kind ein ähnliches Problem hatte. Sie wollte stillen, allerdings war das Baby die erste Woche auf der Intensiv und bekam dort von den Schwestern Fläschchen, nahm später die Brust nicht mehr,… aber das würde hier zu weit führen und ist eine andere Geschichte…)
Dann wurde mir auch noch gesagt, dass, wenn er jetzt nicht trinkt, die Kinderärztin ihm wahrscheinlich am nächsten Tag eine Infusion verordnen würde… *grau*
Wobei ich die Sicht der Schwestern schon auch zum Teil nachvollziehen kann, weil er ja so zart war…
Eine Säuglingsschwester ging mit mir in der folgenden Nacht ins Stillzimmer, damit wir Ruhe hatten und auch meine Zimmerkollegin nicht gestört wurde.
(Anmerkung: sie hat mir gesagt, wie ich trotz Narbe sitzen kann – im Stehen zusammenzwicken – hinsetzen und dann wieder locker lassen – diesen Tipp hätte ich mir früher gewünscht – z.B. schon im Vorbereitungskurs)
(Da meine Zimmerkollegin einen Tag später entbunden hat und dann noch mehr Besuch als ich hatte, hatten wir nie Ruhe, es wäre hilfreich für mich gewesen, wenn ich schon früher ins Stillzimmer hätte ausweichen können)…
Eine Nachtschwester von der Kinderstation hat meinen Sohn im Stillzimmer weinen gehört und ist uns zu Hilfe gekommen.
Sie hat es dann mit einem Stillhütchen probiert und sofort gemerkt, dass ich genug Milch habe und wir auch kein Hütchen brauchen, sondern meinem Kind einfach „der Knopf noch nicht aufgegangen ist“.
Sie hat ihm geholfen und ihn „gezwungen“, bei der Brust zu bleiben, auch wenn viel Milch auf einmal kam.
Sie hat ihm gesagt, dass sich andere Babys so eine Brust mit so viel Milch wünschen würden 🙂
Irgendwie hat es da bei ihm „klick“ gemacht, wir konnten gar kein Stillgewicht machen, weil er so viel getrunken hat.
Und eine halbe Stunde später wieder. Und eine Stunde später wieder… von da an war er verliebt in meine Milch und das ist bis heute so 🙂
Die Hebammen haben mir nach den nächtlichen Stillgewichten gesagt, ich könne jetzt wieder mit dem Wiegen aufhören. Sie waren voll zufrieden mit uns. Er trank ausreichend 🙂 Endlich war der Druck weg.
Jetzt im Nachhinein gesehen, bin ich sogar froh, dass mein Kind die ersten Tage die Milch nicht oder nur sehr wenig getrunken hat, weil ich nach der Geburt starke Schmerzmittel bekommen habe. Die hätte mein Kind sonst vermutlich über die Milch voll abbekommen. Dadurch, dass aber ein paar Tage vergingen, waren bestimmt schon wieder einige von den Schmerzmitteln abgebaut…
Ich hatte zum Glück nie Schmerzen in der Brust, selbst als sie so extrem prall waren.
Als ich zuhause war, bin ich nach kurzer Zeit (in der ich täglich unsere Bettwäsche waschen musste, weil ich so viel Milch „verlor“) auf die Idee gekommen, vor dem Stillen etwas Vormilch in das Waschbecken im Bad laufen zu lassen, damit er dann die Brust besser fassen konnte, weil sie dann nicht so prall war.
Mein Sohn trank an der einen Brust und auch aus der anderen Brust schoss gleichzeitig die Milch heraus. Die Stilleinlage war innerhalb kurzer Zeit voll und alles lief daneben.
„So viel Milch“
Nach einiger Zeit habe ich mir auf der Seite, wo mein Sohn gerade nicht trank, eine Windel in den BH gestopft. Ich habe zwar viele Windeln gebraucht, aber es war besser als ständig alle Bettsachen waschen zu müssen.
Das Stillen war und ist zeitweise schon sehr anstrengend, weil mein Sohn sehr häufig trinken wollte – auch nachts.
Heute vermute ich, dass das deshalb so war, weil ich so viel Milch hatte, dass er meist schon bei der Vormilch eingeschlafen ist und somit nicht zur nahrhaften Milch kam…
Vielleicht hätte ich noch mehr von der Vormilch auslaufen lassen sollen, aber ich hatte immer Angst, die Milch könnte doch einmal zu wenig werden…
Aber das war sicher nicht der einzige Grund,…
Er ist eine Kuschelmaus und hätte am liebsten 24 Stunden an meinem Busen verbracht 🙂
– August 2015 im Garten –
Trotzdem ich zwei Geburtsvorbereitungskurse, einen Stillvorbereitungskurs, einen Kurs über Ernährung in der SS/Stillzeit und einen Kurs über Ernährung des Kleinkindes gemacht habe, gab es keine Tipps für stillende Mamas mit „zu viel“ Milch…
Und auch ich dachte bis dahin selber noch, dass wenn man Probleme hat, dann damit zu wenig Milch zu haben.
Ich bin froh und dankbar, dass wir so viel Milch haben und möchte das Stillen auf keinen Fall missen.
Dieses Lächeln, mit dem mich mein Sohn anblickt, wenn er mir sagt, dass er „Mama-Suppi“ möchte und der Blick, den er mir beim Stillen schenkt, ist unbezahlbar.
„Machst du mir daraus bitte Mama-Suppi?“
Tipps/Erfahrungen/Anmerkungen für andere Mütter:
- Wenn die Brust zu prall ist, vor dem Stillen etwas Milch „auslaufen“ lassen (ich habe die Milch ins Waschbecken laufen lassen).
- Da ich genug Muttermilch hatte, habe ich diese auch ins Babybadewasser gegeben.
- Dem neugeborenen Baby Zeit geben, damit es sich an die neue Form der Nahrungsaufnahme gewöhnen kann. Wenn man sich selber Stress macht, bekommt das Baby auch Stress… Manche Kinder brauchen diesen „Aha-Effekt“.
- Ich habe schon während der Schwangerschaft oft Stilltee getrunken, weil er mir einfach geschmeckt hat. Außerdem habe ich selbst hergestellten Goldmelissensaft und -tee getrunken. Bei mir ist im 5. Monat schon Milch ausgelaufen und ich verwendete schon ab da Stilleinlagen.
- Auch während des Krankenhausaufenthaltes habe ich immer Melissensaft getrunken. Stilltee habe ich da gar nicht mehr getrunken. Erst später habe ich gelesen, dass Goldmelisse ebenfalls sehr milchbildend wirkt. Das ist vielleicht hilfreich, wenn jemand zu wenig Milch hat.
- Nach der Geburt habe ich anfangs auf Salbei- und Minztee verzichtet, weil diese ja die Milchproduktion hemmen. Das kann aber hilfreich sein, wie es in meinem Fall war, wenn man zu viel Milch hat. Aber vorsichtig dosieren und immer nur wenig Tee davon trinken!!!
- Was ich und mein Sohn sehr genossen haben, war Bauch an Bauch – Haut an Haut zu kuscheln. Das hat uns ungemein gut getan und viel Kraft gegeben.
Eventuell ein Tipp zum Langzeitstillen:
Mir war es vor Kurzem dann doch zu anstrengend, dass mein Kleiner mit 32 Monaten immer noch nachts alle 2-3 Stunden die Brust verlangte und ich wollte endlich wieder mal durchschlafen.
Da er jetzt auch alle Zähne hat, nahm ich mir die „Freiheit“, ihn während der Nacht nicht mehr zu stillen.
Ich erkläre ihm jetzt immer abends, dass er sich gut ausschlafen kann und morgen in der Früh wieder viel „Mama-Suppi“ zum Trinken bekommt – bei uns gibt’s täglich Frühstück im Bett 😉
Das Problem dabei war, glaube ich, anfangs, dass er „morgen“ nicht definieren konnte.
„Stillen mit 32 Monaten“
Jetzt sage ich ihm immer: „Morgen, wenn Papa nicht mehr bei uns im Bett liegt und in der Arbeit ist“ – das ist für alle einfacher 🙂 Meistens fragt er mich, wenn er wach wird „Ist Papa in der Arbeit?“ – wenn ich dann mit „ja“ antworte, sagt er voller Freude „Mama-Suppi trinken mag ich“ 🙂
Lottchen
Originalbericht einer Mutter, Juli 2016
Fotos: Lottchen
In dem Video-Online-Kurs “Einfach Stillen” bekommst Du alle Infos zur Vorbereitung auf die Stillzeit.
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!
Hallo Lottchen,
Ich wollte dich gerne fragen, ob ihr dadurch keine Schwierigkeiten mit dem Zahnschmelz bekommen habt? Ich habe mein Kind kurz vor seinem 3 Geburtstag abgestillt, bis dahin aber durfte er sich in den Schlaf trinken. Die bis dahin gesunden Zähne sind dann einfach weg gebröselt und keiner konnte uns helfen. Erst nach einem halben Jahr Tortur mit Zahnschmerzen und Eiter im Kiefer und drei gezogenen Backenzähnen, und komplett durchsanierten anderen Zähnen sind wir daheim auf Erwachsenen Zahnpasta umgestiegen und damit dem Spuk ein Ende gesetzt. Die Zahnärztin machte mich und meine Milch dafür verantwortlich, dass die Zähne sich aufgelöst haben.
LG Vita
Liebe Vita,
lies mal hier:
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Hach wie schön dass es andern auch so ging/geht.
Hatte selbst bei allen drei Kids das gleiche Problem, zu viel Milch.
Deine Beschreibung kann ich so gut nachvollziehen. Bis auf den vielen Besuch war es bei uns genauso.
Du schreibst, dass du die andere Brust mitlaufen lassen hast, kenne ich nur zu gut. Bei uns hat es fast ein 1/4 Jahr gedauert bis sich jedes der Kinder an das große Angebot an Milch gewöhnt hat. Oft waren die Kinder auch schon nach einer Brust satt und haben manchmal 4h geschlafen. Das hat sich auch dann gut eingependelt. Und wenn der Bedarf größer war, gab es dank zweiter Brust nie Mangel 😉
Grüßle
Deine Bilder sind ja zuckersüß!! Und deine Tipps wirklich gut! Auch ich hatte und habe viel Milch und meine Tochter hatte wochenlang Probleme mit diesen Massen. Sie trank so schnell, viel und hastig, dass ich das Gefühl hatte, sie würde in Muttermilch ertrinken…
Sehr schön geschrieben und super schöne Bilder!
Mir ging es genauso. Ich war manchmal sehr wütend auf die viele Milch und meine Kleine tat mir so unendlich Leid, weil sie an der Brust nur gejammert und gezappelt hat.
Ich wusste zuvor auch nicht, dass man auch „zuviel“ Milch haben kann.
Uns hat es geholfen, dass ich mehrmals hintereinander an dieselbe Brust angelegt habe. Tipps holte ich mir hier auf stillkinder.de (1000 Dank!!!)
Mittlerweile (7 1/2 Monate) hat es sich gut angepasst. Und sie trinkt sogar beide Brüste. Bis vor ein paar Wochen kannte ich das gar nicht. 🙂
Also nur Mut!!!