Stillen ist eine Sache von Mutter und Kind – der Vater ist dabei außen vor. Das ist die gängige Meinung.
In der Realität stimmt dies aber überhaupt nicht!
Denn ohne die Unterstützung ihres Partners ist es viel schwerer, wenn nicht sogar nahezu unmöglich, für eine stillende Mutter ihre Ziele zu erreichen.
Bereits bei der Entscheidung zu stillen, aber auch ganz besonders bei anfänglichen Schwierigkeiten oder späteren Krisen beim Stillen und natürlich auch für den Zeitpunkt des endgültigen Abstillens, also der Gesamtdauer der Stillzeit, kommt es für Deine Partnerin und Dein Kind vor allen anderen Personen auf DICH an.
Die meisten werdenden Eltern bereiten sich heute gemeinsam gut auf das große Ereignis – die Geburt ihres Babys – vor. Auf das Leben mit dem Baby und das Stillen bereiten sich leider nur die Wenigsten ausreichend vor.
Die Geburt Deines Kindes ist aber nicht das Finale – sondern die Overtüre.
Nach der Geburt geht es erst richtig los – und zwar für viele Monate (bzw. Jahre) – und dann kommt es auch auf Dich an.
Darum ist eine gute Vorbereitung auf das Leben mit dem Baby weitaus wichtiger, als die Vorbereitung auf die Geburt.
Damit Du Deine Frau beim Stillen gut unterstützen kannst, solltest Du Dich daher schon vor der Geburt auch selbst gut übers Stillen informieren.
Und zwar nicht nur über die Bedeutung des Stillens für Mutter und Kind und über die Nachteile der Säuglingsnahrung, sondern vor allem auch über die Praxis des Stillens, die Vermeidung von Stillproblemen, die verbreiteten Mythen und Ammenmärchen zum Stillen, die Bedürfnisse des Babys, seine Körpersprache usw.
So kannst Du Dich vorbereiten
- Besuch gemeinsam mit Deiner Partnerin einen Babypflegekurs!
- Nimm mit ihr an Stillinfoabenden oder einem Stillvorbereitungskurs teil!
- Pflegt oder sucht Kontakte zu anderen Eltern, deren Kinder erfolgreich gestillt wurden, und lass Dir Tipps von ihnen geben!
- Lies auch Du ein gutes Stillbuch* und ein gutes Buch über das Leben mit Baby*!
- Entscheidet Euch gemeinsam für eine möglichst natürliche Geburt an einem stillfreundlichen Geburtsort!
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, wie Du denn Deine Partnerin beim Stillen auch ganz praktisch unterstützen kannst?
Nun, da gibt es viele Möglichkeiten.
Was Du praktisch tun kannst
- Vertritt Eure gemeinsame Entscheidung (lange) zu stillen offen vor Anderen!
- Vertrau in die angeborene Stillfähigkeit Deiner Partnerin und Deines Babys!
- Plane Flitterwochen mit Deiner Frau und Deinem Baby! Sorge dafür, dass Ihr in den ersten Wochen sehr viel Ruhe und Zeit zu dritt habt. Wimmle z.B. ungebetene und besonders stillkritische Besucher oder Anrufer ab.
- Bring Deiner Partnerin jedes Mal, wenn sie stillt, ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee zu trinken!
- Schneide ihr das Essen klein und füttere sie damit, wenn sie während Eurer gemeinsamen Mahlzeiten das Baby stillen muss.
- „Stillt“ gemeinsam! Setz Dich neben oder hinter Deine Partnerin, während sie Euer Kind stillt. Halte sie im Arm und macht zusammen „Baby-Watching“. So kannst Du Deinen beiden Liebsten auch beim Stillen nah sein.
- Lobe Deine Frau und auch Dich selbst regelmäßig für Eure Leistung in dem neuen Alltag mit Eurem Baby!
- Erinnere Dich und sie auch immer wieder daran, dass das Leben mit Baby mit der Zeit immer leichter wird, aber das Stillen jetzt wichtig und wertvoll ist und langfristige Auswirkungen für Euch alle hat.
- Bestärke und unterstütze Deine Partnerin ganz besonders bei Schwierigkeiten und Krisen in der Stillzeit!
- Ermuntere sie, sich bei Fragen oder Problemen von der Hebamme, der Frauenärztin oder einer Stillberaterin kompetent beraten zu lassen! Oder vereinbare Du selbst frühzeitig einen Beratungstermin zur Lösung der Ursachen!
- Sei bei den Wochenbettbesuchen der Hebamme dabei und begleite Deine Partnerin und Euer Baby auch zur Stillberatung! Vier Ohren hören mehr als zwei.
- Ermögliche Deiner Partnerin Zeit und Ruhe zum Stillen und auch kinderfreie Zeiten für sich selbst, indem Du z.B. Essen zubereitest oder Haushaltsarbeit machst, Dich um die älteren Geschwister kümmerst, das Telefon beantwortest, das Baby in einer Tragehilfe am Körper trägst, die Einkäufe erledigst usw.
- Nimm ein ungewohntes Verhalten Deiner Partnerin, wie z.B. Gefühlsausbrüche, Vergesslichkeit usw., nicht zu ernst und vor allem nicht persönlich! Auch etwas Humor kann so manche angespannte Situation schnell entschärfen.
- Bleib im Gespräch miteinander! Gute Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten sind für Euch alle jetzt ganz wichtig.
- Pflege auch ganz bewusst Eure Paarbeziehung weiter aktiv! Führe liebevolle verbindende Rituale ein. Organisiere Zeit für Gespräche und Zeit für Euch als Paar.
- Lass Dich von anderen Meinungen (auch von Fachleuten) über den Umgang mit dem Baby, z.B. wie lange ein Kind gestillt werden sollte usw., nicht verunsichern! Lerne dazu Deinem Bauchgefühl und Deinem Vaterinstinkt zu vertrauen. Und vertraue auch dem Mutterinstinkt Deiner Partnerin!
- Falls Du problematische Gefühle in Deiner neuen Rolle als Vater hast, wie z.B. Eifersucht auf Euer Kind oder Deine Partnerin, Neid auf die Stillfähigkeit Deiner Partnerin, das Gefühl ausgeschlossen oder unwichtig zu sein, sprich die Gefühle offen an. Aber versuche diese Gefühle bei Dir selbst zu klären, denn meist liegen die Ursachen solcher Gefühle in der eigenen Kindheit begründet. Such Dir dazu ggf. eine kompetente Unterstützung.
Bereite Dich vor, es lohnt sich für Euch alle!
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Februar 2015
Foto: Labor Day 2005 w/The Herberts via photopin (license)
Und hier noch mehr praktische Tipps für Dich und weitere Linktipps für Väter
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Genau so sollte es sein!
Ich hatte das große Glück einen so wunderbaren Mann an meiner Seite zu haben, der alles gegeben hat, um mich beim Stillen zu unterstützen. (Trotz Kümmern um Kind Nr. 1 und Arbeitszeit von 5 Uhr bis 16 Uhr). Er war und ist bis heute meine absolute Stütze, mein größter Halt!
Alle Verwandten/Freunde haben mich regelrecht nieder gemacht, wegen des Stillens. Und tun es heute zum Teil auch noch (Kind ist 19 Monate und wird noch mit Leidenschaft gestillt)!
Viel viel mehr Mütter würden stillen und auch länger stillen, wenn sie mehr Unterstützung, Liebe und Pflege in den ersten Wochen und Monaten erfahren dürften. Wäre mein Mann nicht an meiner Seite gewesen, hätte ich wegen all der anderen Menschen, die mir nicht geholfen haben und nur mit schlechten Arrgumenten gegen das Stillen auf mich eingeredet haben, aufgegeben.
Mein lieber Mann, ich danke Dir für alles, was Du für mich in dieser anfänglichen schweren Zeit getan hast! Ich werde es nie vergessen!
Klingt eher so als hätte die Mutter Pflegestufe 3. Sie kann ja als Stillmutti anscheinend garnix mehr selber machen. Fehlt nur das der Partner das Essen vorkaut. Man kann es auch übertreiben.
Sorry, über einen solchen Kommentar kann ich als Mutter (alleinerziehend, Tochter, 6 Monate) nur den Kopf schütteln. Selbst schonmal im Wochenbett mit Baby gelegen und 100% allein für die Pflege eines Babys verantwortlich gewesen? Ich hätte mir sehr gewünscht dabei (und jetzt) einen Partner, wie oben beschrieben, an meiner Seite gehabt zu haben!!! Ohne war ich mehrfach kurz vor dem absoluten Zusammenbruch!
Prima Artikel… nur leider schwer umzusetzen wegen Arbeit… Ich habe das „Glück“, dass mein Partner Zuhause ist und gerade am Anfang der Stillzeit war er mir eine Riesenhilfe!!! Er war auch immer bei den Besuchen der Hebamme da und fragte viel mehr als ich. 😀
Er nahm mir viel ab, wechselte nachts die Windeln, damit ich noch etwas schlafen konnte 😉 bestärkte mich zum Stillen und unterstützte mich, als wir abgestillt haben… Leider haben nicht alle das Glück und das finde ich nicht fair! Der Papa ist genauso wichtig wie die Mama… Da sollte sich die Politik mal etwas einfallen lassen!!!
Da geb ich Dir sowas von Recht.
So richtig es ist, so schwer lässt es sich in der heutigen Gesellschaft umsetzen. Es mangelt oft sicher nicht am Wollen oder mangelndem Interesse, als am Können. Väter sind zwangsläufig die Ernährer, diejenigen, die das Geld zum Überleben nach Hause bringen (Eltern- und Kindergeld sind bei den heutigen Lebenshaltungskosten fast eher ein Taschengeld). Kommt dann der heute immer mehr verbreitete Schichtdienst dazu, wird es schwierig. Die wenigstens Arbeitgeber haben Verständnis dafür, dass ein Vater gern schon in den ersten Jahren etwas von seinem Kind haben will. Auch haben Väter bei weitem nicht so viele rechtliche Ansprüche, wie sie Mütter haben.
Ich sehe es ja bei uns. Mein Mann arbeitet dauerhaft in der Nachtschicht und muss zusätzlich pendeln. Sein Arbeitgeber hat eine Niederlassung bei uns im Ort, weigert sich jedoch ihn zurück zu versetzen. Urlaub um den vET herum wird verweigert. Er bekommt, seit er das geäußert hat zurück zu wollen, weil er Vater wird, die schlimmsten Schichten und wird gemobbt. Dazu kommt bei ihm die Sorge nicht genug Zeit für sein Kind zu haben, wenn es da ist. Sich woanders hin zu bewerben ist nahezu unmöglich, da sich die Lebensumstände für ihn kaum ändern würden. Und damit sind wir kein Einzelfall. Es ist also mehr als schwer für einen Vater seiner Rolle gerecht zu werden. Unsere Gesellschaft will schon nicht, dass Mütter ihrer Rolle gerecht werden können, so dass die meisten spätestens nach einem Jahr wieder arbeiten gehen müssen (und sei es „nur“ Teilzeit), weil es sonst schnell am nötigsten mangelt. Vätern werden noch mehr Steine in den Weg gelegt und Unverständnis entgegen gebracht. Wie sollen sie dann ihrer Rolle und ihrem Wunsch Vater zu sein gerecht werden können?
So kurz meine Antwort jetzt ist: DAS finde ich mega schade und super bedauerlich.
Viel Kraft und auf eine baldige Besserung eurer Umstände!
ps: Betriebsrat, Gewerkschaftsaufsicht etc einschalten?