Von Tina |
Mein Name ist Tina und ich habe einen Sohn, welcher mittlerweile 8 Monate alt ist. Es ist mein erstes Kind und ich stille ihn voll, seit einigen Wochen bekommt er auch Beikost und zwar in Form von Baby-led-Weaning.
Da ich aus dem Spitzensport komme, gehört neben meinem Training auch das Thema „gesunde und nährstoffreiche Ernährung“ und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Lebensmitteln zu meinem Alltag. Für mich stand daher von Anfang an fest, dass ich mein Baby stille.
Ich muss sagen, dass ich Glück hatte und in den Genuss einer Traumschwangerschaft gekommen bin.
Soll heißen, dass mir Übelkeit und Erbrechen in den ersten Monaten erspart geblieben sind und ich mich bis zum Schluß sportlich betätigen konnte, natürlich nicht mehr im Leistungssport. Aber Schwimmen, Yoga und Spinning waren schon möglich.
Einzig mein Rücken hat es mir zum Ende hin nicht mehr leicht gemacht und ich hatte im unteren Rücken tierische Schmerzen, welche aber durch drei Sitzungen beim Osteopathen behoben werden konnten.
Während meiner Schwangerschaft habe ich mich eher mit der Geburt an sich als mit dem Thema Stillen und Anlegen etc. auseinandergesetzt, irgendwie hab ich das für verfrüht gehalten, da ich ja nun erstmal die Aufgabe hatte, meinen Sohn zu bekommen.
Ich habe meinen Sohn nach einem Blasensprung auf natürliche Weise zur Welt gebracht; allerdings 4,5 Wochen zu früh.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mir direkt angelegt wurde und er tatsächlich sofort gesaugt hat.
Später auf Station habe ich es wieder probiert, doch plötzlich hat es nicht mehr funktioniert.
Der Zwerg war einfach noch zu klein und seine Kiefermuskulatur war noch nicht ausreichend entwickelt, um vernünftig saugen zu können. Also habe ich abgepumpt.
Da ich mir im Vorfeld keine Sorgen um das Thema Stillen und Muttermilch gemacht hatte, war es für mich auch nicht verwunderlich, dass ich mit dem ersten Abpumpen gleich Vormilch (insgesamt 10 ml) gewonnen hatte, bis mir die Stationshebamme erklärte, dass diese Menge „ganz toll“ sei.
Ich produzierte genug Milch, aber ich kam beim Anlegen nicht weiter.
Da ich in einer Uniklinik gebären musste, war das Personal sehr knapp und die Hebammen und Stillberaterinnen hatten einfach nicht genug Zeit für jede Frau. Es war eine Katastrophe.
Ich habe meinen Sohn fast 2,5 Wochen mit der Flasche gefüttert. In der Hochschule haben sie mir gesagt, dass es mit dem Medela-Sauger viel zu anstrengend sei, dass nicht genug ins Kind kommt, er zu viele Kalorien mit dem Saugen an der Flasche verbraucht, ich doch deren Sauger nehmen solle usw.
Ich habe mich aber nicht beirren lassen. Schließlich ist Saugen an der Brust für ein Neugeborenes genauso anstrengend. Die Schwestern hatten aus meiner Sicht nicht genug Geduld und waren mit ihren Kurven, welche die Kinder und vor allem die zu früh geborenen zu erfüllen hatten, beschäftigt.
Ich habe mich durchgesetzt und nach 2,5 Wochen hat mein Sohn Zuhause mit Hilfe eines Stillhütchens an meiner Brust getrunken!. Nach 2 Wochen ging es ohne Stillhütchen und heute sind wir ein super Team!!!
Da ich mich viel mit dem Thema Ernährung beschäftige, bin ich auf Baby-led Weaning (BLW) gestoßen und habe mir auch das gleichnamige Buch von Gill Rapley* dazu besorgt.
Nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, stand für mich fest, dass ich BLW probieren werde, da die Erklärungen in dem Buch und die Hintergründe einfach für mich nur Sinn machen!
Da ich sowieso jeden Tag frisch koche, ging es also los. Nachdem mir mein Sohn Bohne und Tomate vom Teller geklaut und sich direkt in den Mund gestopft hatte, war es soweit.
Er hatte Interesse an Essen, da war er knapp 6,5 Monate alt. So wurde es auch in dem Buch* beschrieben.
Mein Sohn bekommt also seit 6 Wochen Fingerfood und zwar alles das, was wir auch essen.
Morgens Obst, meist Birne und Apfel, und er liebt Orange. Mittags alles an Gemüse, z.B. Brokkoli, Möhren, Kartoffeln, Kürbis, Paprika. Das Gemüse koche ich oder mache es im Ofen. Dazu gibt es Fleisch: Hühnchen, Hackbällchen, Gans, Wild.
Er sitzt aufrecht auf dem Schoß von mir oder meinem Mann, ausgestattet mit einem Langarm-Lätzchen und es geht los. Er greift zielgerichtet zu jedem Lebensmittel und probiert alles.
Nach 5 Wochen konnte ich in der Windel sehen, dass auch was angekommen ist. Seit einer Woche ist die Windel regelmäßig voll.
Nach jeder Mahlzeit stille ich ihn. Er braucht aber nicht mehr so oft angelegt werden, wie vor dem Fingerfood. An manchen Tagen stille ich ihn 3 – 4 Stunden gar nicht.
Als ich noch voll gestillt habe, kam er mindestens alle 2 Std., spätestens nach 3 Stunden. Es funktioniert also. Zwar langsam – und natürlich bleibt nicht so viel im Kind, aber es funktioniert.
Ich werde ihn mindestens stillen bis er 1 Jahr alt ist, das steht für mich fest. Danach, muss ich zugeben, reicht es in erster Linie mir, sollte er aber noch Bedarf haben, werde ich auf seine Bedürfnisse eingehen.
Ich bin mir jedoch sicher, dass er schnell Freude am „nur“ Essen hat, wenn er erst einmal versteht, dass man davon satt wird.
BLW macht Arbeit, ja, weil man eben jeden Tag kochen muss und nicht praktisch auf „Fertigessen“ in Form von Gläschen fürs Baby und Tiefkühlpizza für sich selbst zurückgreifen kann.
Das Putzen ist übrigens nicht so schlimm, wie es immer dargestellt wird. Staubsauger ins Esszimmer, abends einmal wischen, eine Folie über den Tisch, da dieser tatsächlich sehr beansprucht wird und fertig.
Ich kann hier nur jeden dazu ermutigen, probiert es!!
Mein Sohn hat soviel Freude am Essen. Man ernährt sich selber wieder gesünder und ich bin mir sicher, dass BLW-Babys mit 1 – 2 Jahren bessere Esser sind, da sie alles probieren und wissen, wie die Lebensmittel aussehen und eben nicht nur die Breikonsistenz kennen.
Tina
Originalbericht einer Mutter, Dezember 2016
Foto: thepinkpeppercorn sitting at the table makes me happy via photopin (license)
Hier sind weitere Buchtipps* und noch weitere Linktipps zu Baby-led Weaning.
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