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Von Dominika |
Hallo!
Ich lebe aktuell in der Nähe von Hof in Bayern mit meinem Mann und meinem Sohn (15 Monate jung). Ich bin 39 Jahre alt. Neben dem Familiären empfinde ich auch meine Tätigkeit als Berufung: Ich bin Psychologin und befinde mich in der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin.
Ich dachte noch in der Schwangerschaft, Stillen sei natürlich und wird einfach, die Milch fließt einfach so.
Stillen war mir ein großer Wunsch, da mir bewusst ist, dass es für die körperliche Gesundheit sowohl meines Kindes, als auch für meine Gesundheit, das Beste ist.
Meine Mutter wurde 3 Jahre lang gestillt und war ihr Leben lang sehr selten krank. Sie hat mir gesagt, dass es sicher von dem langen Stillen gekommen sei. Ich hingegen wurde nicht gestillt und habe mein ganzes Leben lang immer wieder Probleme mit Infekten aller Arten, der Lunge etc.
Weiterhin sehe ich Stillen als viel mehr als das. Es ist absolute Liebe, Bindung, Geborgenheit, Urvertrauen, Zufriedenheit, Trost, Zärtlichkeit, Freude, Glückseligkeit und so vieles mehr, das dem Kind in sein Gepäck für den weiteren Lebensweg als gutes Geschenk mitgegeben wird.
Mein Baby ist 2021 als mein erstes Kind in der 40. SSW gesund zur Welt gekommen. In der Schwangerschaft hatte ich Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck gegen Ende und wurde 9 Tage lang zur Geburt eingeleitet mit heftigem Wehensturm und schrecklichen Geburtswehen von 0-100 ohne Wehenpause. Er kam auf natürlichem Wege zur Welt.
Der Stillstart verlief zuerst gut, er trank gut und oft. Jedoch wurde mir im Krankenhaus geraten zuzufüttern, da er durchgängig an der Brust war und ich dadurch kein Auge zu bekommen habe.
Dies habe ich nachts gemacht, er bekam ein Fläschchen Pre pro Nacht und dadurch hatte ich einige Stunden Schlaf, da er sehr satt war danach. Ich hatte dadurch immer die Gedanken, dass er durch meine Milch nicht satt wird und ich zu wenig produziere.
Es war hart für mich überall Kritik zu hören zum Thema Stillen: im Krankenhaus wurde mir gesagt, dass ich die Wangen meines Babys beim Stillen streicheln soll, denn er dürfe nicht nuckeln, er solle ordentlich trinken, das soll ja nicht Kuscheln für ihn sein.
Nach 2 Tagen zu Hause kam meine Hebamme und hat mich in meiner eigenen Wohnung angeblafft, weil ich meinte, ich werde bei Bedarf stillen so viel und so lange mein Baby das möchte. Da sie der Meinung war, es sei nur alle 3 Stunden gesund, da das Baby ein Hungergefühl lernen solle.
Ich bin entsetzt!
Denn das gehört definitiv in das Reich der Mythen und Ammenmärchen. Schon seit langem ist bekannt, dass die Abstände beim Stillen nach Bedarf variieren und Hunger müssen Lebewesen nicht lernen, sondern Hunger ist ein angeborenes Körpersignal, das dem Überlebensinstinkt mitteilt sich auf die Nahrungssuche zu begeben.
~ R. Gresens
Ich habe ihr Kontra gegeben und gesagt, dass sie in meiner Wohnung nicht in diesem Tonfall mit mir sprechen wird und ich es wichtiger finde, dass mein Baby eine Bindung und Vertrauen zu mir aufbaut.
Weiterhin meinte sie: „Wenn er nicht ordentlich zunimmt, dann bekommen wir ein Problem“ (in aggressivem Tonfall) und als Zusatz: „Wenn Sie fertig in einer Ecke hängen wegen dem vielen Stillen, brauchen Sie sich nicht an mich zu wenden.“
Oh je, solche Drohungen gegenüber einer jungen Mutter sind wirklich gaaanz schlimm! Denn genau solche Situationen sollen durch die Hilfe der Hebamme im Wochenbett ja verhindert werden. ~ R. Gresens
Dann durch das Clustern die Angst, dass er zu wenig bekommt. Die Ratschläge: „Er ist hungrig und Du musst die Flasche geben.“
Ich könnte noch unzählige Kommentare aufschreiben in diese Richtung.
Der Gewichtsverlauf war aber sehr gut. Er nahm ca. 200 Gramm pro Woche oder mehr zu.
Die Hebamme war mir gegenüber nicht mehr freundlich zugewandt. Als ich nach dem Gespräch noch etwas zur Hygiene bei Jungen gefragt habe und sie mir von alten Methoden erzählte, ich dies wiederum in Frage stellte und meinte, dass ich meine Kinderärztin befrage, erwiderte sie in scharfem Ton, dass ich ja eh nie ihre Tipps annehmen würde und sie war sehr verärgert.
Einen Platz für die Rückbildung hatte sie plötzlich auch nicht mehr für mich: „Die Warteliste sei voll und alles ausgebucht.“ Somit stand ich ohne Hebamme da, das Vertrauensverhältnis war zerbrochen.
Ich war langsam verzweifelt, denn er hat viel geclustert vor allem abends, was ich aber ohne Wissen nicht zuordnen konnte und rief daher verzweifelt bei meiner Krankenkasse an, dort hatten sie Online-Hebammen.
Ich habe ihn nach der Geburt 14 Tage lang, wie im Krankenhaus empfohlen, zugefüttert mit einer Flasche Pre nachts und hatte den Gedanken, er bekommt zu wenig an der Brust.
Bei den Online-Hebammen bekam ich das erste Mal professionell gute und entlastende Hilfe. Dort wurde mir erläutert, dass es durch das Zufüttern zur Ausdehnung des Magens kommt und er daraufhin mehr verlangt.
Weiterhin sei es normal, dass er clustert, wurde mir erklärt. Ich hatte ja immer noch im Kopf, dass er alle 2-3 Stunden lang 20 Minuten trinken solle. Das beruhigte mich sehr, dass es nichts Schlimmes sei.
Weiterhin setzte mein Milcheinschuss so richtig erst nach ca. 2 Wochen ein, was mir auch nicht bewusst war, dass da noch mehr Milch fließen wird. Denn beim Abpumpen konnte ich kaum etwas gewinnen und war verunsichert.
Wie viel Milch eine Mutter abpumpt, zeigt nur wie viel sie abpumpen kann, nicht jedoch wie viel Milch sie bildet.
Manche Frauen geben der Pumpe ihre Muttermilch einfach nicht.
~ R. Gresens
Weiterhin wurde mir erläutert, dass ich ihn schneller von einer Brust zur nächsten wechseln soll beim Clustern, um den Milchfluss weiterhin anzuregen.
Es wurde mir auch ein Brusternährungsset empfohlen, um von der Pre-Milch wegzukommen. Ich muss sagen, dass ich einfach von einem Tag auf den anderen mit dem Zufüttern der Pre-Nahrung aufgehört habe und es war kein Problem.
Dann war die Zufütterung wahrscheinlich nicht (mehr) erforderlich. Grundsätzlich sollte eine zuvor notwendige zusätzliche Nahrung immer langsam reduziert werden, um der Brust und dem Kind Zeit zu geben, sich daran anzupassen.
~ R. Gresens
Das Gewicht stieg stetig und ich konnte ihn entspannt clustern lassen. Und alles war gut.
Darüber hinaus hatte ich ein bis zwei Freundinnen, die es geschafft haben lange zu stillen und die haben mir auch geholfen, meiner Intuition als Mama zu folgen.
Es war sehr schwer die richtigen Menschen mit den hilfreichen Tipps zu finden und es war klasse, dass ich mich sofort für meinen Sohn und mich eingesetzt habe und sofort Kontra gegeben habe und meiner eigenen Intuition gefolgt bin.
Mein Baby ist nun im 15. Monat und ich stille immer noch und möchte es bis er sich selbst abstillt. Ich habe leider von vielen Seiten eine stillunfreundliche Umgebung erlebt und nichtsdestotrotz haben wir es geschafft mit der Unterstützung von meinem Mann und manchen FreundInnen. Danke dafür.
Es war leider ein schwerer Weg und ich bin stolz durchgehalten zu haben für die Gesundheit für mein Baby und mich (hatte Schwangerschaftsdiabetes).
Mein Fazit: Es gibt leider viele professionell Handelnde, die mir leider ungünstige Hilfestellungen gegeben haben (wie im Krankenhaus oder die Hebamme). Dies hat mich stark verunsichert und ich war sehr am Zweifeln, ob mein Weg der richtige ist, ihn ständig an die Brust zu lassen und nach Bedarf zu stillen.
Musste mir auch anhören, wie schlecht das sei, da ich ihn verwöhne und er selbst lernen müsse sich zu regulieren. Da war er gerade mal 2 Wochen alt.
Es war Wahnsinn, wie viele Meinungen auf einen niederprasseln. Ich war froh weitergesucht zu haben und die Hebammen von meiner Krankenkasse gefunden zu haben, die mir die hilfreichen Tipps gaben und mich mit meinen Zweifeln auffangen konnten.
Ich denke, es war wichtig auf meine eigene Intuition zu hören und mich weiter auf den Weg nach Hilfestellungen zu machen. Heutzutage würde ich eine Stillberaterin an meine Seite holen. Ich dachte damals, dass die Hebamme dafür zuständig sei und wusste gar nicht, dass es speziell ausgebildete Stillberaterinnen dafür gibt.
Das Wichtigste auf dem Weg: Auf meine eigene Intuition als Mama zu vertrauen.
Danke und herzliche Grüße,
Dominika
Originalbericht einer Mutter, September 2022
Foto: Dominika
Liebe Dominika,
herzlichen Dank, dass Du Deine Geschichte hier mit uns geteilt hast. Es ist wirklich sehr schade, dass Deine Hebamme Dich so viel mehr verunsichert als unterstützt hat. Toll, dass Du nicht aufgegeben hast, sondern Dir andere Hilfe gesucht und diese auch gefunden hast. (Inzwischen bieten viele Krankenkassen auch Online-Hilfe durch Hebammen an.)
Ich wünsche Dir und Deinem Baby noch eine glückliche Stillzeit, so lange wie es sich für Euch gut und richtig anfühlt.
Liebe Grüße, Regine Gresens
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