„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Trotz Brustverkleinerung erfolgreich gestillt

Von einer Mutter |
Meine Stillgeschichte beginnt fast 8 Jahre bevor mein Sohn zur Welt kam.

2009 wurde ich im Krankenhaus volljährig, als ich mich einer Brustverkleinerung (Mammareduktion) unterzog. Auf beiden Seiten wurden je etwa 800 g Gewebe entfernt und die Brustwarzen nach oben versetzt.

Die Wunden verheilten einseitig schlecht, entzündeten sich und mussten erneut operiert werden. Damals schon sagte man mir, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass ich niemals stillen könnte.

Jung wie ich war, ohne festen Freund und mit keinem Gedanken an die Zukunft, war es mir schon vor der Operation egal.

Stillen? Babys? Ich war noch in der Schule, wollte studieren…

Richtig mit dem Thema auseinandergesetzt habe ich mich erst, als ich 2012 meinen Mann kennen lernte, und wir schnell feststellten, dass wir die gleichen Vorstellungen von einer Beziehung hatten. Zusammenziehen, Heiraten, zwei bis drei Kinder…

Nach der Heirat Ende 2015 entschieden wir uns, es Anfang 2016 mit einem Baby zu probieren.

Und, wie durch ein Wunder, klappte es sofort beim ersten Mal!

Wir waren glücklich, selig…

Die Schwangerschaft verlief wie ein Traum, und ich informierte mich über alles, was mit dem Thema Baby zu tun hatte.

Schnell wurde mir amüsiert klar, dass ich von meiner Umwelt bald als Öko-Mama abgestempelt werden würde 🙂 Tragen, Stillen bis übers erste Lebensjahr hinaus, Familienbett, Baby Led Weaning (BLW) – das war genau meins. Und glücklicherweise war mein Mann ähnlich begeistert.

An das Thema Stillen ging ich recht gelassen ran. Ich konnte ja die Brustreduktion und ihre Schäden nicht ungeschehen machen, so im Nachhinein.

Ich würde einfach abwarten und hoffen, dass es funktionierte. Meine Hebammen waren darüber informiert, sprachen mir aber allen Mut zu, und als gegen Ende der Schwangerschaft meine Brüste anfingen zu tropfen, war ich doch recht euphorisch.

Die Geburt lief ganz anders wie geplant. Bis ET+14 hätte ich ins Geburtshaus gedurft, leider wollte mein Kleiner einfach nicht raus, ich hatte nicht eine Wehe.

Am ET+16 ging die Einleitung in einem bindungsorientierten Krankenhaus los und endete am ET+18 in einem Kaiserschnitt.

Mein Sohn wurde mir direkt im OP kurz angelegt, und dann mit meinem Mann in den Kreißsaal gebracht, während ich kurz vernäht wurde.

Danach begann die schönste Stunde in meinem Leben, in der mein Mann und ich auf dem breiten Bett zusammen mit unserem Sohn kuscheln konnten. Ich legte ihn direkt an, wie ich es gelesen und geplant hatte, und er nuckelte kurz. Alles war perfekt.

Am Abend dann die Ernüchterung: Mein Sohn hatte eine Neugeboreneninfektion – ab in die Säuglingsstation. Mit dem Bett wurde ich von freundlichen Schwestern durch das halbe Krankenhaus gefahren, um noch einmal zu stillen.

Anschließend sagte man mir, dass ich, zurück auf Station, das Kolostrum ausstreichen und mit einer Spritze auffangen sollte, damit es meinem Sohn zugeführt werden konnte.

Im Familienzimmer, das wir so freudig gebucht hatten, assistierte mir mein Mann dabei, denn Ausstreichen und gleichzeitig Spritze halten ging nicht.

Später wurde ich regelmäßig mit dem Rollstuhl zum Stillen auf die andere Station gefahren, und bis heute bin ich allen Beteiligten so dankbar dafür, dass sie es mir ermöglicht haben, so viel wie möglich zu stillen.

Drei Tage nach der Geburt war ich dann auch fit genug, um ein Zimmer bei meinem Sohn zu beziehen (dort wollte man nur Wöchnerinnen haben, die sich selbst versorgen konnten, und dank Kaiserschnitt brauchte ich eine Weile bis dies funktionierte), und das Debakel begann.

Ich hatte zu wenig Milch, mein Sohn war zu kraftlos durch die Infektion, ihm war schlecht von grünem Fruchtwasser, dass er geschluckt hatte (3 Tage später noch?).

Nach jedem Stillen, das nur mit Hütchen klappte, pumpte ich ab, und fütterte die Milch beim nächsten Mal mit einer Spritze mit Feederaufsatz zu.

Mein Sohn nahm trotzdem ab, blieb aber im Rahmen. »Er wird nicht satt«, hieß es. »Sollen wir Stute(nmilch) zufüttern?«. Wir lehnten ab.

Dank seiner 18 Tage über ET hatte mein Sohn sich ein Geburtsgewicht von satten 5420 g angefuttert, was seinen absoluten Tiefpunkt (4950 g) etwa sechs Tage nach Geburt erreichte. Sorgen, dass mein Baby zu viel abnahm, machte ich mir also erst mal nicht.

Erst als wir nach einer Woche endlich zu Hause ankamen, ausgerüstet mit Stillhütchen, denn anders wollte mein Sohn die Brust nicht, fühlte ich mich ‚angekommen‘. Ich kuschelte mich mit dem Kleinen ins Bett, überließ meinem Mann den Haushalt.

Der Kleine trank oft an der Brust, ich legte ihn immer wieder an, hatte aber die Uhr stets im Blick, um zu wissen, wie lange er trank. Nicht, um ihn abzunehmen oder ihm die Brust vor zu enthalten, nein! Nur, um zu wissen, zu schätzen, wie viel er denn dieses Mal trank …

Zu wenig. Über die Weihnachtsfeiertage, zwei Wochen nach der Geburt, stagnierte das Gewicht. Meine Hebamme schlug Alarm, wollte uns zum Kinderarzt schicken, drängte mich dazu, Pre zuzufüttern, Wiegeproben durchzuführen.

Ich machte mit – war aber nervlich am Ende, stillte ich doch ununterbrochen, pumpte alle zwei Stunden ab, kam gar nicht mehr zur Ruhe in diesem Zyklus Stillen – Abpumpen – Pumpe säubern – Stillen …

Ich war wütend. Klar, es hätte sein können, dass es gar nicht mit dem Stillen klappte, dass bei der OP alle Milchgänge durchtrennt worden waren. Aber in meinem Kopf war felsenfest verankert: Wenn Milch kommt, dann auch genug! Ohne Wenn und Aber!

Trotzdem kapitulierte ich, fütterte 40 ml Pre nach jedem Stillen. Dann 90 ml.

Ich war nicht glücklich. Mit dem Stillen nicht, mit meiner Hebamme nicht, mit dem Kinderarzt nicht. Alle redeten sie mir hinein.

Ich befragte das Internet um Rat, suchte, fand Stillkinder.de, belas mich.

Suchte eine Stillberaterin der La Leche Liga per Mail um Rat, schickte ihr ein Video von meinem Sohn, der inzwischen zumindest ohne Stillhütchen trank, aber kaum zunahm.

Zum ersten Mal bekam ich Zuspruch, Tipps, Hilfestellungen. Und trotzdem nahm der Kleine nicht genug zu.

Ich hatte nie Probleme mit Schmerzen an den Brustwarzen, konnte zwar meine Anlegetechnik verbessern, aber es tat sich nichts.

Wechselstillen alle paar Minuten, um die Milchproduktion anzuregen, Massagen vor dem Stillen. Pustekuchen. Ich verzweifelte, stresste mich total.

Irgendwann um die vierte Woche, als ich vollkommen fertig war, kippte auch mein Mann, der bisher immer meinen Rücken gestärkt hatte, und erklärte: »Vielleicht ist das einfach alles, was geht? Vielleicht hast du nicht mehr Milch? Gib ihm alles was geht, den Rest müssen wir zufüttern.«

Und irgendwie platzte da der Knoten. Ich wurde bockig. Das musste doch verdammt noch mal funktionieren!

Ich fuhr zu einem 20 km entfernten Stilltreffen – ein Glück, dass es so zeitnah stattfand – unterhielt mich dort mit den Frauen, mit der Stillberaterin.

Und kam zu dem Entschluss: „Ich stille. Ist mir piep-egal, was die anderen sagen.“ Mein Sohn hatte sein Geburtsgewicht wieder erreicht – ein Gewicht, was manch 5-monatiger nicht auf die Waage bringt – und ich wollte stillen.

Ein kleiner, kleiner Teil von mir sprach warnend: „Willst du einfach nur deinen Dickkopf durchsetzen, es allen beweisen? Auf Kosten deines Sohnes?“.

Ich habe mit mir gerungen, aber ich habe es durchgezogen. Mein Sohn war immer quicklebendig, fit, seine Windeln waren voll. Ich würde merken, wenn es ihm nicht mehr gut ginge, wenn er zu wenig Milch bekäme.

Also stillte ich. Und siehe da…, nachdem ich mir nicht mehr reinreden ließ, klappte es plötzlich.

Ich hatte nie einen richtigen Milcheinschuss, nie eine Brustentzündung, wunde Brustwarzen oder sonst etwas. Und auch nicht zu wenig Milch.

Mein Sohn und ich, wir mussten es nur erst lernen, ein Team werden.

Heute ist er 10 Monate alt und wird noch fast vollständig gestillt. Er wächst und gedeiht, ist motorisch ein kleiner Überflieger, der jetzt schon frei laufen kann.

Gelegentlich isst er eine halbe Banane, sitzt mit uns am Tisch und nimmt mal etwas Kartoffel, mal etwas Brokkoli, mal fünf Erdbeeren zu sich. BLW halt.

Mein Dickkopf hat sich ausgezahlt.

Originalbericht einer Mutter, Oktober 2017
Foto: pruzhevskaya.photo IMG_4543 via photopin (license)

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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1 Kommentar

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  1. Vielen Dank für Deinen Bericht! Bei mir war die Ausgangssituation ähnlich, meine Brustverkleinerung lag noch etwas weiter zurück. Über das Stillen hatte ich mir nie so große Gedanken gemacht, entweder es funktioniert oder nicht, dann gibt es eben die Flasche.
    Nur dann nach der Geburt wurde mir das Stillen sehr wichtig. Wir haben auch gekämpft – fehlendes Bonding in den ersten 24 Stunden durch starke Geburtsverletzungen meinerseits, Gelbsucht, Anlegeprobleme, Stress, Unsicherheit und kaum Beratung im Krankenhaus. Keiner verstand mein Problem und konnte mir wirklich helfen, dass Stillen anzukurbeln und mich vor allem auch beraten, wie ich stillen und zufüttern kombinieren kann. Durch Stillkinder.de habe ich dann selbst versucht unsere Stilltechnik zu verbessern und auch in Amerika gibt es eine Vereinigung von Frauen, die nach einer Brustreduktion stillen. Schade, dass bei uns der Anfang fehlte, sonst hätte es vielleicht besser geklappt. Aber immerhin, wir sind 9 Monate dabei, seit Beikost quasi vollstillend.
    Ich glaube auch, dass die innere Einstellung sebr wichtig ist. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich es wirklich wollte, und es hat funktioniert!

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