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Autorin: Diane Wiessinger, IBCLC |
Stillen funktioniert am besten und einfachsten, wenn dazu keine Hilfsmittel benutzt werden. Aber in manchen Situationen ist ein Hilfsmittel ein Werkzeug, das helfen kann, zum Stillen ohne Hilfsmittel zu kommen.
Ein Stillhütchen ist so ein Werkzeug.
Ein Stillhütchen sieht wie ein typischer Mexikaner-Hut aus. Die Spitze ist die „Hutkrone“. Der Rand ist die „Hutkrempe“.
So benutzt Du ein Stillhütchen am effektivsten
- Klappe das Stillhütchen vor dem Aufsetzen fast vollständig verkehrt herum, so dass die Spitze noch in der „richtigen“ Position ist, aber der Rand um sie herum nach oben gefaltet ist.
- Drücke mit der Fingerspitze die Spitze des Hütchens etwas nach innen. Dadurch wird die Spitze kürzer und Deine Brustwarzenspitze kann tiefer in die Spitze des Hütchens gelangen.
- Du kannst die Deiner Brust zugewandte Unterseite der Krempe zur besseren Haftung auch noch etwas anfeuchten oder leicht einfetten.
- Zentriere die Spitze des Hütchens über Deine Brustwarze, ziehe dabei die Krempe leicht auseinander und streiche die Krempe dann gegen Deine Brust glatt zurück.
- Ziehe oder biege nun vorsichtig etwas an der Hütchenspitze, so dass sie in ihre normale Form zurückpoppt. Dabei wird Deine Brustwarze tiefer in die Spitze hineingezogen. Das Saugen Deines Babys wird auch noch den Rest der Brustwarze hinein ziehen.
- Positioniere Dein Baby so vor Deiner Brustwarze, dass es seinen Kopf in den Nacken nehmen und sich zur Brust strecken muss. Wenn es seinen Mund WEIT öffnet, ziehe es nah heran.
- Für Dein Kind ist es leicht, mit einem nur wenig geöffneten Mund an dem Stillhütchen zu nuckeln. Das klappt jedoch nicht mit einer echten Brustwarze. Versuche deshalb, es auch am Stillhütchen nicht zuzulassen. Ziehe die Schultern Deines Babys eng an Dich heran, wenn sein Mund weit OFFEN ist. Auf diese Weise befinden sich seine Lippen und seine Kieferleisten hinter dem Übergang der Spitze zur Krempe, wenn es seinen Mund wieder schließt.
- Nun sollte es einen guten Mundvoll haben. Es ist normal für Babys, ihren Mund mit mindestens ebenso viel Brustgewebe zu füllen. Dein Baby kann das auch.
- Wenn Dein Baby dabei würgt, könnte dies ein Teil der Ursache für seine Probleme beim Stillen sein. Versuche weiter, es dazu zu bringen einen großen, großen Mundvoll zu nehmen.
- Wenn es für Dich nicht unangenehm ist, kann es für ein schnell würgendes Baby auch hilfreich sein, vorübergehend ein kleineres Stillhütchen für Frühgeborene einzusetzen.
Wenn Dein Baby einen guten, großen Mundvoll nimmt, sollte es in der Lage sein, Deine Brust ebenso gut zu leeren, wie ohne ein Stillhütchen.
Bei Frühgeborenen kann es sogar sein, dass sie mit Stillhütchen mehr Milch erhalten als ohne, weil es ihnen manchmal schwerer fällt, einen guten Mundvoll Brust aufrecht zu erhalten.
Wenn Dein Baby nach 1 – 2 Saugzügen jedes Mal hörbar schluckt, Deine Brust beim Stillen weicher wird und Dein Baby von alleine die Brust loslässt und zu voll ist, um innerhalb von ungefähr 10 Minuten weiter zu trinken, (die meisten Babys lieben es, für einige Momente zurück an die Brust zu gehen, nachdem sie sich ein paar Minuten ausgeruht haben) musst Du wahrscheinlich nicht hinterher pumpen.
Bleibe trotzdem in Verbindung mit einer Stillexpertin, während Du Stillhütchen benutzt. In manchen Fällen kommt es bei ihrem Einsatz zu Problemen mit der Milchmenge.
Regelmäßige Gewichtskontrollen können Dir helfen, sicher zu gehen, dass alles gut läuft.
Wenn Dein Baby dreimal oder öfter saugen muss, bevor es einmal hörbar schluckt, fast ständig an die Brust möchte, vielleicht noch mit geschlossenen Augen, erhält es nur wenig Milch.
Kontrolliere dann Deine Anlegetechnik, pumpe nach dem Stillen Deine Brüste leer, biete Deinem Baby die abgepumpte Muttermilch zusätzlich an und lass Dich von einer Stillfachfrau beraten.
Das Pumpen hilft Dir, eine gute Milchproduktion aufrecht zu erhalten und Dein Baby angemessen zu ernähren, während Du und Dein Baby an dem ursächlichen Problem arbeitest.
Mach Dir keine Gedanken, wenn das Stillhütchen beim Stillen umklappt und sich die Krempe über die Nase des Babys legt, das Baby aber weiterhin gut angelegt bleibt. Normalerweise stört ein umgeklapptes Stillhütchen das Baby nicht.
Denke daran, Babys trinken an der Brust, nicht an der Brustwarze.
Wenn das Stillhütchen dazu führt, dass Dein Baby nur an Deiner Brustwarze saugt, musst Du etwas verändern.
Aber, wenn Stillhütchen und Baby gut positioniert sind und Dein Baby dabei gut schluckt, dann könnte ein Stillhütchen das Hilfsmittel sein, das Dir dabei hilft, ganz ohne Hilfsmittel beim Stillen auszukommen.
Original: Nipple Shield von Diane Wiessinger, MS, IBCLC, 2008
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, Juli 2014
Foto: Lizbt Action via photopin cc
Hier gibt es ein ausführliches Handout mit Bildern (PDF) zum Einsatz von Stillhütchen von ELACTA.
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Liebe Regine,
ich weiß, der Artikel ist schon etwas älter, er wurde zum Zeitpunkt verfasst, als mein Sohn zur Welt kam. Mittlerweile ist er zweieinhalb Jahre alt und braucht meine Brust noch immer zum Einschlafen.
Nun ist es so, dass er nach dem Andocken den Kopf in den Nacken legt und auf Zug geht, meine linke Brustwarze hat davon einen feuerroten Rand, dort wo seine Zähne auftreffen (er beißt aber nicht). Lansinoh und diverse Heilsalben helfen nicht. Ich halte ihn jetzt immer am Hinterkopf fest, damit er nicht so ziehen kann, aber die Haut ist einfach schon zu gereizt.
Abstillen ist auch nicht in Sicht.
Würde nach zweieinhalb Jahren Stillen ein Stillhütchen helfen, mein Problem zu lösen?
Liebe Suwa,
zum Einen glaube ich nicht, dass ein Stillhütchen helfen würde, euer Problem zu lösen. Als „Schutz“ für schmerzende Brustwarzen sind Stillhütchen nämlich in den meisten Fällen nicht sonderlich erfolgreich. Vielmehr werden sie üblicherweise als „Super-Brustwarze“ eingesetzt, wenn das Anlegen eines Neugeborenen an die Brust ohne Hütchen gar nicht gelingen will. So können und sollten sie ein Werkzeug auf dem Weg zum Stillen ohne Hilfsmittel sein.
Darüberhinaus kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass dein Sohn nach zweieinhalb Jahren jetzt das Stillen mit einem Stillhütchen überhaupt akzeptieren würde.
Aus meiner Sicht solltest du zunächst noch einmal die Stillposition und das Anlegen überprüfen und optimieren: Schmerzen beim Stillen durch Zähne
Bei einem Zweieinhalbjährigen ist es aber durchaus auch möglich, in der Situation mit einfachen Worten zu sagen, dass er nicht an der Brust ziehen soll, weil dir das Stillen sonst weh tut, und ihn freundlich abzudocken, wenn er es trotzdem tut.
Viel Erfolg und liebe Grüße 🙂
Liebe Frau Gresens, meine Tochter ist nun 13 Wochen alt und ich habe endlich die Stillhütchen abgewöhnen können … Wahrscheinlich waren die Brüste meistens zu voll, sodass sie diese nicht zu fassen bekommen hat, ich habe das Problem mit Blockstillen in den Griff bekommen (Danke für den Beitrag :-))
Nun habe ich jedoch noch eine „Baustelle“: meine Tochter schlummert mehrmals am Tag an der Brust ein (was mich nicht stört) und nachdem sie so toll ohne Stillhütchen getrunken hat, möchte sie jedoch zum Einschlafen an der Brust nur mit Stillhütchen nuckeln … Das bringt mich an den Rand des Wahnsinns! Abends nimmt dies teilweise bis zu 2 Stunden in Anspruch. Schnuller ist dabei keine Lösung… ich wäre dankbar für einen Tip von Ihnen. Viele Grüße !
Liebe Hanna,
vielleicht hilft Ihnen dies: Ohne Saugen einschlafen lernen.
Weitere Tipps kann ich leider ohne mehr Informationen und genauere Diagnostik nicht geben.
Liebe Grüße,
Regine Gresens
Sehr geehrte Frau Gresens,
erst einmal ein großes Lob für Ihre Seite! Ich habe darin viele wundervolle, aufbauende Anregungen erhalten.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten beim Stillen in der Klinik (eine Odyssee aus Pumpen, wunden Brustwarzen, leider am Anfang auch Zufüttern per Fingerfieder), klappt das Stillen bei uns jetzt gut, die Kleine gedeiht blendend mit derzeit etwa 400g pro Woche (sie ist jetzt viereinhalb Wochen alt), sie schluckt auch bei jedem „pumpzug“ (sie verschluckt sich dabei leider auch häufig und schluckt Luft).
Mein einziger Wermutstropfen ist das Stillhütchen, das ich in der Klinik wegen zu „flacher“ und wunder Brustwarzen erhalten habe. Ich würde sehr gern ohne es stillen (bei meiner großen Tochter hat es von heut auf morgen geklappt – ich habe es nach ein paar Wochen einfach abgenommen und wir konnten fortan ohne stillen) und biete die Brust immer mal wieder ohne an. Das bekommen wir auch soweit gut hin, allerdings trinkt meine Tochter ohne Stillhütchen deutlich kürzer an der Brust als mit. Ich habe dadurch Sorge, dass sie nicht die „gute“ Hintermilch abbekommt. Mit Hütchen haben wir eine Stillzeit von c.a. 20 Minuten pro Brust und dabei etwa drei Mal einen „Milcheinschuss“ (Brust wird hart und die Milch fließt danach bei jedem Schluck) – ohne Hütchen sind wir bedeutend kürzer dabei und haben auch nicht diesen dreimaligen „Einschuss“.
Ist das Trinken ohne Hütchen für sie vielleicht doch irgendwie anstrengender? Oder bekommt sie einfach schneller mehr Milch?
Dadurch dass ich dahingehend unsicher bin, habe ich natürlich auch das Gefühl, dass sie nach dem Bruststillen nicht ganz so zufrieden ist, wie nach dem Hütchenstillen. Ich traue mich derzeit noch nicht, das Hütchen ganz weg zu lassen, da ich befürchte, dass sie nicht genug Milch bekommt, wenn sie nur so kurz trinkt.
Liebe Grüße,
Steffi
Liebe Steffi,
ohne Hütchen kann Ihr Baby die Brust sicher schneller und leichter entleeren.
Zudem hängt der Fettgehalt der Muttermilch nicht mit der Dauer des Saugens zusammen, sondern mit dem Grad der Entleerung der Brust.
Je leerer die Brüste, desto fetthaltiger ist die Milch.
Zu wenig Milch wird sie ohne Hütchen wohl eher nicht bekommen, aber vielleicht ist sie danach allerdings nicht so zufrieden, weil sie ihr Saugbedürfnis dann noch nicht befriedigt hat.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Liebe Regine,
ich bin als ehemalige „Stillhütchengeplagte“ auf den Text gestoßen, und ich hatte gehofft, ein bisschen mehr zu erfahren „WARUM“ es manchmal nicht klappt, und Stillhütchen eben helfen. Dass man aber trotzdem immer dran bleiben soll, weil es sich lohnt, weil eben irgendwann das Ding auch einfach unnötig ist. Und da hätte ich mir vielleicht noch gewünscht, Wege gezeigt zu bekommen, wie ich das denn anstelle, dass ich vom Hütchen wegkomme…. Diese Fragen zumindest würde ich mir stellen, wenn ichs nicht schon selbst durchgemacht hätte und sie mir nun (für meine Geschichte) beantworten könnte 🙂
Bei mir war es nach normalem (wohl von vielen als sehr positiv bezeichneten) Geburtsverlauf und unmittelbarem Bonding trotzdem so, dass das Töchterlein meine eher flache Brust nicht zu „greifen“ bekommen hat. Ich habe es immer und immer wieder, auch mit der Hilfe von geduldigsten Hebammen und Krankenschwestern, versucht, aber nur mit dem Stillhütchen hat es dann geklappt. Klar war ich erst einmal enttäuscht, klappte doch bei der Zimmernachbarin alles wie am Schnürchen. Aber nach knapp 4 Wochen Stillhütchen hier, Stillhütchen da, immer mal wieder abnehmen des Hütchens nach den ersten Durst-lösch-Schlucken (und wenn eben die Brust „in Form“ war), kam der eine Moment, wo das Töchterlein nicht mehr weinte, weil KEIN Stillhütchen an der Brust war, sondern WEIL da eins war. Hütchen runter, und von jetzt auf gleich lief es auch bei mir als ob wir das schon jahrelang so gelebt hätten.
Und mittlerweile ist sie knapp 1,5 Jahre alt und es sieht nicht so aus, als ob die erste Phase mit Stillhütchen negativ war, denn sie stillt immer noch wie ein Weltmeister…
Liebe Grüße,
Janina
Liebe Janina,
Sie haben völlig Recht, diese Fragen sind wichtig und darauf noch Antworten zu geben, habe ich mir bereits für einen späteren Artikel fest vorgenommen.
Aber in diesem Artikel, den ich ja (nur) übersetzt habe, geht es eben darum, dass Stillhütchen auch manchmal hilfreich sein können und wie sie korrekt eingesetzt werden.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
PS: Hier erfahren Sie, wie Sie das Stillhütchen wieder abgewöhnen können:
https://www.stillkinder.de/wie-das-stillhuetchen-wieder-abgewoehnen/