Bereits 3 Mal geteilt!
Von M.C. |
Unser Anfang war nicht einfach. Die Geburt meiner Zwillinge musste eingeleitet werden, mein Sohn kam mit der Saugglocke und meine Tochter musste per Kaiserschnitt rausgeholt werden.
Anschließend wurde ich ziemlich lange operiert, da meine Gebärmutter sich nicht zusammenziehen wollte.
Deshalb war der erste Kontakt nach Geburt praktisch inexistent. Mit meinem Sohn sehr kurz, und erst 5 Stunden danach konnte ich ihn in den Armen halten und andocken lassen. Es tat weh, ging aber irgendwie.
Meine Tochter konnte ich erst nach einem Tag sehen und bei mir haben, da wir beide auf der Intensivstation waren. (Sie auf der Neo)
Es war alles ganz schön heftig und ich gehe jetzt nicht auf die Gefühlsebene ein. Ich schätze man kann nachvollziehen, dass es für uns alle eine ziemliche Probe war.
Das erste Andocken ging bei meiner Tochter erstaunlich gut, obwohl sie insgesamt zierlich und schwach war.
Trotzdem haben mir die Schwestern im Krankenhaus bald Stillhütchen empfohlen. Wie viele hatte ich das Stillen für natürlich und selbstverständlich gehalten und hatte mich gar nicht damit beschäftigt, so dass ich die Hütchen einfach „mitgenommen“ habe.
Meine Brustwarzen sind nicht besonders ausgeformt gewesen und ich dachte, es wäre tatsächlich für meine Babys einfacher mit Hütchen zu trinken.
Als wir zurück nach Hause kamen, wurde ich von meiner Hebamme gemahnt, dass es am Besten ist, wenn ich mich schnell von den Hütchen löse.
Es gab aber so viel überfordernde Dinge zu bewältigen, dass ich froh war, fürs Stillen ein Hilfsmittel bei der Hand zu haben.
Synchronstillen, durchgehend stillen, zufüttern so organisieren, dass es mich entlastet, ohne eine Milchstau zu provozieren, den Milchfluss anregen, und was noch alles dazu kam!
Ein paar Tage nach der Entlassung begannen die Brüste bzw. Brustwarzen zu schmerzen. Mein Sohn hatte einen sehr starken Sog, wahrscheinlich unter anderem dadurch, weil er mit dem Hütchen nicht genug Milch bekommen hat. Die Brustwarzen waren durch den Hütchen wund, obwohl sie richtig angepasst waren.
Wenn ich es ohne Hütchen versucht habe, dann war es erstmal so schmerzhaft, dass ich gar nicht weiterstillen konnte. Einmal habe ich eine andere Hütchenmarke versucht und es war bald noch schlimmer. Man konnte meine Brüste gar nicht anfassen. Am liebsten bin ich freibusig rumgelaufen.
Es gab aber noch einige Umwege, bis ich die Hütchen los wurde.
Soor bei den Kleinen, weshalb meine Hebamme mir empfohlen hat, in der Zeit mit Hütchen weiterzustillen, um mich selber nicht anzustecken.
Ratschläge, die doch für die Hütchen gesprochen haben von einem befreundeten Paar, die auch Zwillinge hatten.
Der Versuch, erstmal meine wunden Brüste durch Pumpen, Pflegen usw. in Griff zu kriegen und vor allem das unterschwellige Gefühl, ich würde es anders nicht schaffen.
Durch die Schmerzen meiner wunden Brüsten wurde mir klar, dass ich doch einen Weg raus finden musste – aus dem Stillen mit Hütchen).
Meine Brustwarzen waren total schmerzhaft und mir graute vor der nächsten Stillzeit. Es war aber gar nicht einfach, sich von dieser schlechten Gewohnheit zu lösen. Ich traute es mir nicht zu und wenn ich es „ohne“ versuchte, verweigerten meine beiden Kinder die Brust.
Schließlich empfahl mir meine Hebamme eine Stillberaterin.
Wir haben mit meinem Sohn angefangen (da hat es mir am meisten weh getan). Die Stillberaterin hat mir verschiedene Techniken gezeigt, u.a. das asymmetrische Anlegen, das ich bei meiner Hebamme nicht ganz verstanden hatte. (Sie hat mich übrigens auf deine Seite aufmerksam gemacht.)
Wir haben den Stillort schön eingerichtet und versucht, synchron und einzeln anzulegen. Am Anfang klappte es nur, wenn sie da war, dann auch alleine.
Dann ging es weiter mit meiner Tochter. Das Problem war, dass sie viel geschnalzt hat, was mir weh getan hat.
Sie konnte auch anfangs nicht gut andocken, bzw. sie löste sich nach dem asymmetrischen Anlegen ab und schnappte sich meine Brust (auf schmerzhafte Art und Weise) selbst. Es brauchte viel Zeit und viel Geduld, um sie immer wieder zu lösen und neu anzufangen.
Wir waren beim Osteopathen und bei einer Logopädin, die auf Shiatsu und nadelfreie Akupunktur für Babys mit Trinkschwierigkeiten spezialisiert ist und die sehr viel geholfen hat. Bei beiden, Logopädin und Stillberaterin, habe ich Massagen gelernt, für die Hände und für den Kopfbereich (unter anderem an den Ohren).
Es wurde immer besser und irgendwann komplett problemlos. Mit beiden Babys redete ich auch viel und gab ihnen Mut zu.
Nach und nach schaffte ich es das Hütchen wegzulassen. Es dauerte aber Wochen (mit den Feiertagen am Jahresende dazwischen).
Dabei war das asymmetrische Anlegen eine große Hilfe. Ich schaute zusätzlich zu der Stillberatung mehrmals die Videos von dir an.
Es dauerte wirklich lang, bis wir es drauf hatten. Mit viel Geduld und Beharrlichkeit gelang es mir und meinen Babys, das zu lernen.
Nach 3 Monaten schmerzte es nicht mehr. Ich gewann an Selbstbewusstsein, konnte überall stillen und legte beide problemlos synchron an.
Das Zufüttern war bald überflüssig, denn die Beiden nahmen sichtlich zu, vor allem meine Tochter, die die ersten Monate extrem zierlich war.
Nur fürs Einschlafen haben wir die Flasche beibehalten, damit mein Mann oder meine Mutter sie auch ins Bett bringen konnten. Dabei muss man sagen, dass wir das große Glück hatten, dass beide von Anfang an problemlos die Flasche akzeptierten und von der Flasche zur Brust wechselten und andersherum.
Ich habe sie bestimmt beide ca. 5 Monate lang beinahe jede zwei Stunden gestillt, wobei es immer wieder vorkam, dass eine(r) eine Flasche bekommen hat (jeweils einmal am Tag).
Mit 5-6 Monaten aßen sie schon Brei mit viel Genuss, aber es hatte keinen Einfluss auf den Stillrhythmus.
Erst mit 8-9 Monaten wurden die Abstände weiter. Mindestens viermal am Tag jeweils habe ich sie sicher bis zum 13. Monat gestillt.
Dann nur noch zweimal (nach der Kita und nachts), dann nur noch einmal beim Aufwachen, und natürlich als Trost und/oder wenn nichts anderes ging.
Anfangs hatte ich mir vorgenommen ca. 6 Monate – und mindestens 3 Monate voll zu stillen. Als die Startschwierigkeiten überwunden waren, war das Stillen so einfach und für den Alltag erleichternd, dass ich es gar nicht mehr aufhören wollte.
Das Abstillen nahm ich mir immer wieder vor und verschob es aber soweit, dass die beiden erst mit 15 Monaten abgestillt wurden. Und zwar spontan!
Wir hatten das Stillen nach und nach reduziert, so dass ich schließlich nur jeweils einmal am Tag, meistens morgens beim Aufwachen, stillte (in der Früh, wenn man zu faul ist aufzustehen 😉 )
Ich arbeite selbständig. Es war immer wieder ein Auftritt ab dem 8. Monat. Ich habe die beiden in der Garderobe vor und nach dem Auftritt gestillt, zum Teil in den Proben bei den Pausen.
Das Stillen lief neben meiner Arbeit entspannt weiter. Ich habe sie mal synchron, mal einzeln gestillt, je nachdem, wie fit ich war, wo ich war und wie viel sie an der Brust gestritten haben. (Am Ende war ein Synchronstillen beinahe unmöglich, weil sie sich gegenseitig ständig geschubst haben!)
Wenn ich sie nicht mitnehmen konnte, habe ich abgepumpt. Ich hatte von Anfang an eine elektrische Pumpe wegen den Milchstaus und um den Michfluss anfangs anzuregen. Dadurch war es für mich gar kein Problem.
Als ich allerdings im 10. Monat für drei Tage weg war, kam ich mit dem Pumpen gar nicht hinterher, das machen doch die Babys am Besten. 🙂
Eine Freundin sagte mir, dass ich es klar spüren würde, wenn die Zeit zum Abstillen kommen sollte. Ich spürte nach – und stillte weiter.
Eines Tages musste ich zwei Tage beruflich weg.
Dir gefällt dieser Beitrag? Dann pinne ihn in die Welt hinaus!
Die Milchmenge war schon sehr reduziert und ich hatte keine Lust mehr abzupumpen. Ich fragte also meine Kinder spontan, ob sie nochmal trinken wollten, wenn nicht jetzt, dann wäre es vorbei.
Beide signalisierten, dass es für sie gar nicht so wichtig war: Mein Sohn drückte verspielt auf meine Brust und ließ sich von einem Spiel ablenken, so dass er die Brust gar nicht nahm und meine Tochter trank ganz kurz, schaute mich lächelnd an und ging.
Ich war einerseits traurig, aber auch ganz glücklich, dass es so einfach ging und uns der Kampf eines ungewünschten Abstillens erspart wurde.
Danach fragten die Beiden nie wieder nach der Brust. Sie halten nur manchmal ihre Hand dran, wenn sie Trost suchen.
Jetzt ist es 2 Monate her und es fühlt sich schon weit weg an. Ich schaue mir aber immer noch wahnsinnig gerne die Bilder von dieser seligen Verbindung an.
Das Besondere am Stillen der Zwillinge: Es ist immer ein geteilter Fokus und ein Einlassen auf zwei komplett verschiedene Menschen. Wie alles mit Zwillingen! Es war total anstrengend, aber natürlich auch total schön. Wie der Titel von einem Buch: Zwillinge – doppelt so schön und halb so schlimm*!
Es war manchmal sehr schwierig auszuhalten, wenn einer weinte und sich gedulden musste, bis ich mit dem anderen fertig war. Ich musste lernen los zu lassen und manchmal das Füttern abgeben.
Ich fand es positiv, dass mein Mann sie auch füttern konnte, wie auch andere Personen. Die beiden sind sehr offen und nicht extrem auf die Mama fixiert, wie andere Einzelkinder. Ich könnte mir vorstellen, dass es damit zu tun hat.
Meine Tipps zum Stillen von Zwillingen:
Es flexibel und undogmatisch ansehen, um sich möglichst wenig Druck zu machen.
Die Gewissheit, dass es großen Spaß machen kann, und dass es möglich ist, sie sogar über ein Jahr zu stillen, was ich nie gedacht hätte. Vielleicht wie alles mit Zwillingen: Es ist genau wie mit einem, nur alles intensiver.
Es ist sehr anstrengend und zeitintensiv, aber dann unglaublich praktisch und wenn sie dann beim KiTa-Start doch nicht so oft krank sind, wie erwartet, und ganz sicher im Leben stehen, freut man sich, dass man nicht aufgegeben hat.
Praktisch: ein gutes Stillkissen für den Anfang und viele Kissen überhaupt, gute Flaschensauger, die stillkompatibel sind (wir waren mit den Momma von Lansinoh* total zufrieden und benützen sie heute noch).
Viel auf sich, auf seine Ernährung und auf seine Zähne achten.
Sich selbst zu belohnen, denn es ist wirklich unglaublich, was man da leistet. Schöne Stillkleidung habe ich mir gekauft, als es wirklich schwer war. Es klingt ziemlich oberflächlich, aber mir hat es geholfen, und der Kauf hat sich richtig gelohnt, u.a. um diskret und überall stillen zu können.
Ich danke Dir sehr für die liebevollen Tipps und die zugängliche Seite. Es war eine hilfreiche Begleitung.
Ich melde mich jetzt schweren Herzens ab und wünsche alles Gute!
M.C.
Originalbericht einer Mutter, März 2019
Foto: M.C.
Liebe M.,
herzlichen Dank für diesen tollen Bericht und meine Gratulation und Bewunderung, dass Du so lange dabei geblieben bist – trotz Eures schwierigen Starts. Die Stillhütchen wieder los zu werden, hat sicher dazu beigetragen, zumal sie wohl bei einer guten Anlegetechnik gleich von Beginn an, gar nicht nötig gewesen wären. Genau wie Du schreibst: Stillen von Zwillingen ist eine besondere Herausforderung – aber eben auch etwas Besonderes…
~ R. Gresens
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!
* = Affiliate-Link: Wenn du darauf klickst und dann etwas kaufst, erhalte ich vom Händler eine kleine Vergütung – ohne höhere Kosten für Dich. Danke dafür! 🙂
Ich empfehle hier nur, was ich kenne und für gut und sinnvoll halte.
In dem Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ bekommst Du ausführliche Tipps und hilfreiche Infos zum Anlegen in unterschiedlichen Positionen.
Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke!