„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Stillen trotz Frühgeburt und zu wenig Milch

Von Jasmin |
Unsere Stillgeschichte beginnt, wie viele andere, mit etwas Naivität und einer Prise Drama.

Wir waren gerade im Umzug von Deutschland nach Asien begriffen, wo unser Sohn geboren werden sollte, als in der SSW 29+5 nach einer vorangegangenen Zervix-Insuffizienz die Wehen einsetzten.

Leider brachte der Wehenhemmer keinen Erfolg und unser Sohn wurde mit 1490 g gut 10 Wochen zu früh geboren.

Er bekam eine Atemunterstützung im Inkubator und an Stillen war nicht zu denken. Stattdessen wurde er mit einer Magensonde ernährt.

Da die Hebamme mir gleich sagte, dass Muttermilch das Beste für ihn wäre, wollte ich auf jeden Fall abpumpen.

Die ersten Versuche brachten aber leider nur 1-2 ml. Mir wurde geraten dranzubleiben und dass sich das mit dem Milcheinschuss schon ändern würde.

Ich hatte mich vorher übers Stillen nicht informiert, sondern erwartet, dass es mit Sicherheit klappen würde.

Was folgte, waren Wochen am Limit. Ich pendelte zwischen dem Krankenbett unseres Sohnes und der Milchpumpe hin und her.

Da meine Milchmenge beim Pumpen nicht nennenswert zunahm, riet meine Hebamme mir, so oft wie möglich zu pumpen.

Ich pumpte also alle 2 Stunden, wechselte mehrfach die Seiten, teilweise 20-30 Minuten lang, nur um am Ende 8-10 ml zu erhalten. Auch nachts.

Wenn ich den Wecker vor lauter Müdigkeit mal überhörte und mehrere Stunden am Stück schlief, hatte ich direkt ein schlechtes Gewissen und machte mir den ganzen Tag Vorwürfe.

Ich probierte sämtliche Hausmittelchen, von Malzbier bis Bockshornklee, warm duschen, Massagen, Fotos vom Kind und auch direkt am Inkubator pumpen – nichts half. Ein Milcheinschuss fand nicht statt, ich merkte auch kein Anwachsen der Brüste.

Vor allem das Pumpen im Stillzimmer des Krankenhauses wurde zur emotionalen Belastungsprobe, da ich zusehen musste, wie andere Mütter binnen Minuten ganze Behälter füllten, während bei mir, mit Mühe und Not nach einigen Wochen je Pumpvorgang 20 ml zusammenkamen.

Ich hätte nur noch weinen können und verstand nicht, warum es ausgerechnet bei mir nicht lief.

Ich fühlte mich als Versagerin. Nicht nur, dass ich es nicht geschafft hatte ihn 40 Wochen behütet in mir heranwachsen zu lassen.

Nein, jetzt konnte ich ihn nicht einmal ernähren. Unser Sohn wurde mit künstlicher Säuglingsnahrung zugefüttert, dabei hätte ich ihn so gerne ausschließlich mit Muttermilch versorgt!

In der Zwischenzeit hatte unser Sohn sogar beim Känguruhen selbst nach der Brust gesucht und ich durfte ihn zum ersten Mal anlegen, was ein wahnsinnig tolles Gefühl war, für das es sich durchzuhalten lohnte.

Außerdem bekam ich immer wieder zu hören, dass vor allem bei Frühchen Muttermilch besonders wertvoll sei und jeder Tropfen zähle. Also biss ich die Zähne zusammen und machte weiter.

Als unser Sohn kräftiger wurde, wurde die Magensonde durch Flaschen ersetzt und ich durfte ihn häufiger anlegen.

Allerdings musste ich ihn jedes Mal vor und nach dem Anlegen wiegen, was mich wieder sehr frustrierte, wusste ich doch, dass er auch beim Stillen kaum etwas herausbekam.

Da er nach dem Stillen oft zu müde war, um noch aus der Flasche zu trinken und so nicht auf die vom Krankenhaus geforderte Mindesttrinkmenge kam, ließ ich die Stillversuche im Krankenhaus sehr bald sein und beschloss für mich, es erst „Zuhause“ wieder zu versuchen.

Ein echtes Zuhause hatten wir nicht, mein Mann war bereits in Asien, unsere Wohnung aufgelöst und ich wohnte notgedrungen in einem Zimmer des Schwesternwohnheimes.

Zu diesem Zeitpunkt hörte ich von einigen Schwestern auch die ersten Kommentare, dass ich vielleicht besser aufgeben solle, da ich immer noch nur sehr geringe Mengen abgepumpter Muttermilch abgeben konnte.

Auch wenn mich diese Kommentare trafen, ignorierte ich sie und hörte lieber auf die Schwestern, die mich für mein Durchhaltevermögen lobten.

Als unser Sohn nach acht langen Wochen entlassen wurde, fuhr ich direkt am nächsten Tag mit ihm quer durch Deutschland zu meinen Eltern, wo wir uns einrichten wollten, bis unser Kleiner bereit für den großen Flug wäre.

Hier habe ich ihn dann endlich in aller Ruhe vor jedem Fläschchen angelegt. Leider hatte er inzwischen gelernt, dass die Nahrung aus der Flasche viel leichter zugänglich ist als aus der Brust und fing an, die Brust komplett zu verweigern.

Ich war völlig am Ende. Da hatte ich so hart gekämpft und gepumpt, nur um jetzt doch zu scheitern?

Ich beschloss mir Hilfe bei einer Stillberaterin zu suchen und stieß auf die Website von Frau Gresens. Die Inhalte waren bereits sehr hilfreich und ermutigend, glücklicherweise war aber auch ihre Praxis so nah an meinen Eltern gelegen, dass wir einen persönlichen Termin machen konnten.

In diesem Termin bestätigte Frau Gresens meine schlimmste Befürchtung: Meine Milchdrüsen waren nicht stark genug entwickelt und ich würde niemals genug Milch produzieren können, um mein Kind voll zu stillen. Ich war im ersten Moment unendlich traurig, aber gleichzeitig auch erleichtert endlich eine Erklärung zu erhalten.

Frau Gresens machte mir dennoch Mut und zeigte mir, wie ich mit Hilfe einer Ernährungssonde (die war für uns praktischer als das Brusternährungsset*, da mein Sohn sie bereits aus dem Krankenhaus kannte), die quasi als Strohhalm genutzt wurde, direkt an der Brust zufüttern und uns so zumindest ein Teilstillen ermöglichen konnte.

Das war nicht das, was ich mir erhofft hatte, aber es war besser als nichts.

Ich habe meinen Kleinen von da an gestillt und wenn ich merkte, dass keine Milch mehr floss, habe ich einfach zusätzlich direkt an der Brust den kleinen Schlauch in seinen Mund geschoben und er konnte die Pre-Milch aus einem Behälter mitsaugen.

Das war unsere Rettung! Das Verweigern der Brust hörte auf, er trank zufrieden an meiner Brust und die zusätzliche Stimulation regte meine Milchbildung noch etwas weiter an.

Nach nur wenigen Wochen wurde er so entspannt, dass ich ihm nachts und unterwegs auch durchaus eine Flasche geben konnte, was ich als komfortabler empfand.

Anfangs war es mir unangenehm vor meiner Familie und meinen Freunden auf diese Art zu stillen, weil es von mir gefühlt immer noch einem Versagen gleichkam. Aber ich bekam zum Glück sehr viele Komplimente und Ermunterung dafür und die Akzeptanz von außen half auch mir beim Akzeptieren.

Jawoll, und das ist auch wirklich in aller Regel so.
Dritte sind oft zunächst sehr erstaunt über diese Art der Zufütterung, haben sie davon doch meist noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen. Und anschließend sind sie meist nur begeistert und voller Bewunderung. Denn schließlich ist es ja nichts, wofür eine Mutter sich schämen muss, sondern ganz im Gegenteil sogar stolz auf sich sein kann.
~ R. Gresens

Bis zu seinem 10. Lebensmonat wurde unser Sohn auf diese Art gestillt. Da hatte ich dann das Gefühl, dass wir es nicht mehr bräuchten und habe wieder ausschließlich mit der Flasche zugefüttert. Er hatte die Brust schon so lieb gewonnen, dass er trotzdem noch liebend gerne weiterstillte.

Heute, mit 20 Monaten stillen wir immer noch und genießen es. Auch wenn das Stillen seit einigen Wochen nur noch aus trockenem Nuckeln besteht, weil meine zweite Schwangerschaft meine Milchproduktion komplett zum Versiegen gebracht hat. Aber die Liebe, das Kuscheln und unsere innige Bindung bleiben weiter bestehen.

Jasmin

Originalbericht einer Mutter, Juni 2018
Foto: Cheryl via photopin (license)

Herzlichen Dank, Jasmin! Dein Bericht zeigt sehr eindrucksvoll, dass es beim Stillen nicht nur um die Muttermilch geht, sondern auch nach vielen Monaten noch die kindlichen Bedürfnisse nach körperlicher Nähe und Geborgenheit an der Brust gestillt werden.
Das Zufüttern an der Brust mit einem Brusternährungsset oder mit einer Ernährungssonde ist daher eine großartige Möglichkeit für Mütter mit zu wenig Milch und auch für Adoptivmütter, sowohl den Hunger als auch das Kuschelbedürfnis des Kindes (und auch das eigene) zu befriedigen und gleichzeitig die Milchbildung zusätzlich anzuregen.
~ R. Gresens

* = Affiliate-Link: Wenn du darauf klickst und dann etwas kaufst, erhalte ich vom Händler eine kleine Vergütung – ohne höhere Kosten für Dich. Danke dafür! 🙂
Ich empfehle hier nur, was ich kenne und für gut und sinnvoll halte. 


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Mama mit Frühgeborenem

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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5 Kommentare

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  1. Liebe Jasmin,
    es ist wirklich beeindruckend, was du geleistet hast!
    Meine Tochter und ich hatten am Anfang auch Schwierigkeiten. Es hieß, ich hätte zu wenig Milch und dann kam auch noch ein Vasospasmus dazu. Wir hatten Glück und eine tolle Hebamme die uns auch gezeigt hat, wie man mit so einem kleinen Schlauch stillen kann. Sehr lange haben wir das allerdings nicht gemacht, da mich das teilweise noch mehr gestresst hat, aber ich war froh und dankbar über diese Möglichkeit. Zur Anregung der Milchproduktion habe ich nach jeder Mahlzeit gepumpt und am Anfang mit Müh und Not 15-20 ml rausbekommen. Hab auch Bockshornkleekapseln geschluckt, ekeliges Malzbier getrunken, etc. Ich war so neidisch auf Frauen die sich darüber beklagten, dass sie „auslaufen“ und beim Duschen Milch gegen den Duschvorhang spritzt. Durch den Vasospasmus und die damit verbundenen Schmerzen war alles sehr zermürbend, keine Behandlung hat geholfen, aber ich wollte unbedingt stillen! Nachdem ich mich an die Schmerzen gewöhnt hatte, habe ich noch öfter angelegt. Unter der Woche kam ich dann kaum noch zum Pumpen, aber wenn mein Mann da war, habe ich manchmal Power Pumping (10 min Pumpen, 10 min Pause insgesamt 3x hintereinander) gemacht. Langsam hat meine Kleine dann immer weniger das Fläschchen gebraucht und irgendwann wollte sie es gar nicht mehr. Dann beim nächsten Power Pumping hatte ich 120 ml zusammen bekommen und war unglaublich stolz und glücklich! Meine Hebamme meinte, ich wär ihr Stillwunder und mein Mann malte mir eine Urkunde! Mittlerweile, meine Tochter ist fast 5 Monate alt, bessern sich auch langsam die Schmerzen in den Brustwarzen. Nachdem sie lange Zeit alle 2 Stunden insgesamt 1 Stunde lang an die Brust wollte, gibt es nun interessanteres… Daran muss ich mich erst gewöhnen! Auch die Gedanken, sie könnte noch Hunger haben und nicht genug bekommen lassen sich nur schwer abschütteln.
    Ohne meinen Mann und meine Hebamme hätte ich diese Zeit nicht überstanden, aber wenn man Unterstützung hat und dran bleibt, kann man Einiges erreichen!
    So sehr ich mir am Anfang den Beikoststart herbei gesehnt hab, so traurig macht es mich jetzt daran zu denken, dass damit das Ende der Stillzeit eingeläutet werden könnte!

    Dein Bericht, und hoffentlich auch meiner, (Entschuldigung, dass ich jetzt doch so viel geschrieben hab!) wird sicher auch andere motivieren nicht aufzugeben!

  2. Liebe Jasmin, ich bin eine von den Frühchenmamas die glücklicherweise problemlos abpumpen konnte (bei beiden Kindern). Dafür bin ich sehr dankbar, denn es ist kein besonderer Verdienst, sondern einfach von Natur aus so.

    Umso mehr bewundere ich, welch Aufwand du betrieben hast um deinen Sohn mit deiner Milch zu versorgen! Ich weiß nicht, ob ich in deiner Situation neben der Belastung der Klinikzeit und dann auch Zuhause dieses Durchhaltevermögen gehabt hätte.

    Du kannst sehr stolz auf dich sein!

  3. Liebe Jasmin,
    Hut ab wie Du das durchgezogen hast. Ich finde es wirklich bemerkenswert und unheimlich stark, dass Du Dich trotz aller Widrigkeiten so für das Stillen eingesetzt hast und es auch so lange geschafft hast.
    Eine Frage hätte ich allerdings – wie erkennt man denn so ein Problem mit den Milchdrüsen?
    Ich wünsche Dir von Herzen, dass es beim zweiten Baby alles einfacher wird!

    1. Hallo Julia,
      eine ausgebildete Stillberaterin erkennt ein reduziertes Brustdrüsengewebe anhand der Entwicklung, Form, Größe und den Tastbefunden der Brüste sowie einer Verlaufsanamnese.
      Obwohl dies nichts über die ausreichende Milchmenge aussagt, denn normalerweise reicht auch eine Brust für ein Baby, z.B. im Fall von Zwillingen.
      Bei Unsicherheiten oder zu geringer Milchmenge ist es immer ratsam, sich frühzeitig für eine persönliche Stillberatung an eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC vor Ort zu wenden. Oft lässt sich die Milchmenge nämlich durchaus noch steigern, wenn auch vielleicht nicht immer bis auf 100%.
      Liebe Grüße,
      Regine Gresens

      1. Hallo Regine,

        Danke für die Information und für diese Seite, sie hat mir oft geholfen.

        Viele liebe Grüße,

        Julia

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