„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Stillen nach der Säuglingszeit (1)

Hier ist der erste Teil meines Interviews über das Stillen von Kleinkindern. Warum stillen Mütter länger als hier üblich? Was brauchen sie? Was macht es ihnen schwer?

Kapitel im Video:

0:00 Vorstellung
0:20 Wie lange sollten Kinder überhaupt gestillt werden?
0:49 Was bedeutet „Langzeitstillen“ in Deutschland?
1:31 Was ist die „normale“ Stilldauer?
2:10 Warum stillen Mütter in westlichen Industrieländern so wenig und so kurz?
4:03 Ist der Nährwert der Muttermilch nicht irgendwann zu gering?
5:14 Welche Mütter stillen länger als üblich?
5:49 Wie kommt es dazu, dass Mütter länger stillen?
6:47 Was gibt das lange Stillen den Müttern und Kindern?
8:03 Was macht es Müttern, die lange stillen, besonders schwierig?
9:39 Was brauchen Mütter, die länger stillen, als es hier üblich ist?

Den zweiten Teil des Interviews kannst Du Dir hier ansehen.

Und hier kannst Du alle Fragen und Antworten von Teil 1 noch einmal nachlesen.

 

Wie lange sollten Kinder überhaupt gestillt werden?

Da gibt es eine Empfehlung von WHO und UNICEF, die weltweit gültig ist, und zwar sollen Kinder 6 Monate ausschließlich gestillt werden – das heißt gar nichts anderes bekommen – und dann bis zum zweiten Geburtstag und darüber hinaus, wenn es für die Mutter und das Kind richtig ist und denen gefällt.

Was bedeutet „Langzeitstillen“ in Deutschland?

Hier bei uns in Deutschland ist es eigentlich so, dass Mütter, die länger als ein Jahr stillen, ungewöhnlich sind. Sie bekommen dann Fragen gestellt, wie: „Stillst Du immer noch?

Wenn man Menschen fragt, wie sie es finden, wenn eine Frau ein Kind stillt, das schon laufen kann und sprechen kann, wird das von der Allgemeinheit oft als seltsam, ungewöhnlich und nicht normal empfunden.

Was ist die „normale“ Stilldauer?

Was normal ist, bestimmt ja sozusagen die Gesellschaft. Das ist immer eine soziale Norm und nicht unbedingt die natürliche Stilldauer.

In Deutschland ist die durchschnittliche Stilldauer ungefähr sechs Monate, das heißt viele Frauen stillen sehr viel kürzer. Und nur sehr wenige Frauen stillen eben länger – ein Jahr lang stillen beispielsweise nur 8% der Frauen.

Warum stillen Mütter in westlichen Industrieländern so wenig und so kurz?

Das liegt an den vielen Ammenmärchen, die so verbreitet werden.

Zum Beispiel, dass die Muttermilch nach 6 Monaten nicht mehr reicht und dass das Stillen die Kräfte der Mutter auszehrt oder dass Brei mehr sättigt als Muttermilch, dass Kinder besser durchschlafen, wenn sie abends Brei bekommen.

Das stimmt alles gar nicht, sitzt aber natürlich in den Köpfen der Menschen und auch der Mütter drin.

Mutter sein, das Kind zu Hause betreuen und Stillen hat auch nicht so hohes Ansehen in unserer Gesellschaft.

Die Mütter haben ein großes Interesse schnell wieder zur Arbeit zu kommen und müssen ihr Kind dann fremd betreuen lassen und es wird oft auch davon ausgegangen, dass sich fremd betreuen und Berufstätigkeit der Mutter und weiterstillen nicht verbinden lässt.

Stillen wird auch damit verbunden, das Kind zu verwöhnen, es abhängig zu machen oder es klein zu halten. Und wir leben eben in einer Gesellschaft, wo sehr viel Wert auf Unabhängigkeit und Selbständigkeit gelegt wird. Die Kinder sollen sich später durchsetzen können.

Und eigentlich passiert genau das, dass sie selbständig und selbstbewusst werden, wenn ihre Bedürfnisse so lange erfüllt werden bis sie sozusagen daraus gewachsen sind und satt geworden sind.

Ist der Nährwert der Muttermilch nicht irgendwann zu gering?

Beim Stillen reguliert die Nachfrage das Angebot. Solange regelmäßig Milch aus der Brust getrunken wird, wird diese Milch auch nachproduziert.

Sie wird auch gehaltvoller, wenn das Kind älter wird. Sie enthält mehr Fett, mehr Kalorien und auch mehr Abwehrstoffe. Wenn das Kind anfängt am Boden zu krabbeln und mehr Sachen in den Mund steckt, steigen bestimmte Abwehrstoffe in der Muttermilch wieder so an wie sie am Anfang direkt nach der Geburt im Kolostrum waren, um das Neugeborene vor den Keimen zu schützen, die plötzlich in seiner Umwelt sind.

Der Nährwert der Muttermilch ist auch für ein anderthalbjähriges und ein zweijähriges Kind immer noch vorhanden und ein Kind, was isst und weitergestillt wird, ist besser versorgt als ein Kind, was nicht mehr gestillt wird und nur noch andere Nahrung zu sich nimmt.

Welche Mütter stillen länger als üblich?

Mütter, die länger stillen als hier üblich, sind Mütter, die sehr feinfühlig die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrnehmen und auch darauf eingehen. Die sich wenig durch Druck von außen beeinflussen lassen, in dem, was sie tun und wie sie mit dem Kind umgehen, sondern ihrem eigenen Herzen oder ihrem Mutterinstinkt folgen.

Wie kommt es dazu, dass Mütter länger stillen?

Meistens ist es so, dass das lange Stillen nicht von der Mutter geplant ist, sondern die Mütter sind eher an den sozialen Normen orientiert, so wie es eben hier üblich ist.

Aber die Kinder haben eher die Evolution in sich und verhalten sich so, wie es ihrem instinktiven Verhalten entspricht und wollen einfach noch nicht den Brei, wenn die Mutter meint, jetzt wäre soweit. Sondern sie wollen einfach weiterhin nur gestillt werden.

Das ist meistens erstmal sehr irritierend für die Mütter. Sie denken dann, es lag an der Nahrung und probieren dem Kind etwas anderes anzubieten. Und die Kinder lehnen das einfach ziemlich konsequent ab.

Was gibt das lange Stillen den Müttern und Kindern?

Zuallererst würde ich sagen, ist es einfach ein Millionen Jahre altes Bedürfnis von Kindern lange gestillt zu werden.

Stillen ist aber viel mehr als Ernährung. Wenn die Kinder älter werden, nimmt die emotionale und psychische Funktion des Stillens immer mehr zu und tritt in den Vordergrund.

Das Kind findet beim Stillen an der Brust der Mutter Sicherheit, Trost, Halt, Nähe und es ist auch einfach eine Form von Kuscheln. Es tut dem Kind gut, stärkt die Mutter-Kind-Bindung und wirkt sich nicht nur auf den Körper des Kindes, sondern auch auf seine ganze Psyche positiv aus.

Für die Kinder ist es einfach auch eine Bestärkung. Sie brauchen zum Beispiel solche Übergangsobjekte nicht, die man von vielen kleinen Kindern kennt. Den Schnuller, der nicht fehlen darf, das Kuscheltier oder das Kuscheltuch haben lang gestillte Kinder meistens nicht, weil sie das Original bekommen – die Wärme und Nähe der Mutter beim Stillen.

Was macht es Müttern, die lange stillen, besonders schwierig?

Das ist Druck von außen, der irgendwann einsetzt.

Wenn das Kind so ungefähr ein Jahr alt ist, kommen viele skeptische Fragen nach dem Motto „Kommt da denn überhaupt noch was?“ und „Kannst du denn gar nicht loslassen?“ und „Das Kind wird von dir abhängig bleiben und nie selbständig werden.“ und auch von den Kinderärzten wird den Müttern dann teilweise schon sehr massiv gesagt, es sei jetzt aber mal Zeit mit dem Stillen aufzuhören.

Häufig wird den Frauen auch gesagt, dass die Schadstoffe in der Muttermilch jetzt zunehmen würden. Was auch nicht richtig ist, weil es genau umgekehrt ist.

Schadstoffe sind in Muttermilch vorhanden, nehmen aber im Laufe der Stillzeit ab. Die meisten Schadstoffe bekommt das Kind ohnehin schon in der Schwangerschaft.

Außerdem darf man auch nicht vergessen, dass alles andere – Flaschennahrung, Gemüsebrei und so weiter- ja auch aus dieser Umwelt gewonnen wird und daher auch Schadstoffe enthält. Die Vorteile der Muttermilch überwiegen auch bei dem größeren Kind, was potentielle Nachteile der Schadstoffe sein könnten.

Was brauchen Mütter, die länger stillen, als es hier üblich ist?

Erstmal brauchen sie korrekte Informationen darüber, dass das jetzt nicht so exotisch und ungewöhnlich ist, sondern durchaus auch von anderen Frauen und ihren Kindern gemacht wird. Dass es einfach auch vom Kind ausgeht, weil Kinder eben ihrem Instinkt folgen und sich nicht an die Tabellen und die Vorgaben der Babynahrungsindustrie halten.

Sie brauchen Bestärkung, dass das auch okay ist und dass sie ihrem Kind nicht schaden, wenn sie einfach abwarten bis es anfängt zu essen und auch wenn sie darauf warten, dass es sich abstillt zu dem Zeitpunkt, der für dieses Kind eben richtig ist.

Sie brauchen Vorbilder, wie andere Mütter, die Kinder im gleichen Alter ebenfalls noch stillen oder schon größere Kinder haben, wo sie sehen können, dass das Kind sich normal entwickelt hat und auch irgendwann angefangen hat zu essen oder irgendwann gesagt hat: „Jetzt brauche ich die Brust nicht mehr.“

Sie müssen einfach eine Menge Selbstvertrauen haben, um sich nicht unter Druck setzen zu lassen.

Und sie brauchen Vertrauen in das Kind. Darauf, dass es das Stillen von sich aus irgendwann nicht mehr brauchen und sich von der Brust lösen wird. So wie es auch andere Entwicklungsschritte zu dem Zeitpunkt gemacht hat, der für dieses Kind richtig war

Und sie brauchen auch die Unterstützung des Vaters. Der Vater hat eine ganz wichtige Funktion als Unterstützer der stillenden Frau.

Wenn der Vater nicht dahintersteht und das Stillen blöd findet oder möchte, dass die Frau jetzt aufhört zu stillen oder vielleicht gar nicht erst stillt, dann tun die meisten Frauen es auch nicht oder nicht sehr lange.

Wenn er aber eben das Stillen fördert und unterstützt und auch darauf vertraut, dass seine Frau und sein Kind schon das Richtige tun, ist das die beste Unterstützung, die die Mutter bekommen kann.

Autorin: Regine Gresens, IBCLC, 2012
Produktion: Anna Schambortski, Martin Mikosch
Foto: Selbe. IMG_5202 via photopin (license);

Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews .

Wie sind Deine Erfahrungen? Was denkst Du über das Stillen von Kleinkindern?
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Regine Gresens

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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4 Kommentare

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  1. Meinen großen Sohn habe ich 1 1/4 Jahre, meinen kleineren über 2 1/2 Jahre lang gestillt, allerdings nach ca. einem halben Jahr dann nur noch abends vor dem Zubettgehen.
    Ich habe diese Zeit genossen, und soweit ich es beurteilen kann, auch meine Kinder.
    Beim ersten Kind habe ich auch nur nach 1 1/4 Jahren abgestillt, weil ich unbedingt auf ein mehrtägiges Seminar wollte, und mir das Abpumpen dann damals irgendwie zu stressig war… ?…würde ich heute nie mehr machen.
    Es war eine wunderbare Zeit und ich bin mir sicher, dass es die Verbindung mit meinen Kindern wesentlich gestärkt hat. Ich merke da auch noch mal einen großen Unterschied zwischen meinem kleineren und meinem größeren Sohn.
    Jeder werdenden Mutter kann ich nur empfehlen, ihr/e Kind/er er so lange wie möglich zu stillen und sich nicht von Außen manipulieren zu lassen.
    Die Stillzeit ist die Zeit der innigsten Verbindung zwischen Mutter und Kind❣

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