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Von Doro |
„Ihre Tochter ist viel zu klein und mittlerweile unter der 3. Perzentile. Kennen Sie die Ernährungspyramide? Milch steht ziemlich weit oben und weil Ihre Tochter viel zu viel Milch bekommt, kann sie nicht richtig wachsen! Kuscheln Sie statt zu stillen und lassen Sie Ihre Tochter so lange hungern, bis sie endlich Brei isst!“
So oder so ähnlich waren die Worte unserer ehemaligen Kinderärztin bei der U6 …
Doch von Vorne …
Mein Name ist Doro (33), ich bin verheiratet, komme aus Niedersachsen und meine Tochter Mini (so ihr Spitzname) ist mittlerweile schon 1 Jahr alt. Über unseren Stillstart habe ich schon Mal berichtet.
Sobald Mini greifen konnte, haben wir ihr Fingerfood und nach 6 Monaten auch Brei angeboten. Brei fand Mini schon immer blöd, aber Fingerfood kann man super toll werfen!
Als Mini 10 Monate alt war, waren wir zum ersten Mal im Familienurlaub. Das war so spannend und so aufregend, dass ich Mini die ersten beiden Nächte nur von der Brust nehmen durfte, um die Seite zu wechseln. Ihren Schnuller hat Mini schon nach einem halben Jahr abgelehnt und Stillen gibt eben auch Sicherheit.
Doch mitten im Urlaub gab es plötzlich eine ungeahnte Kehrtwendung: Mini wollte plötzlich vom Tisch mitessen … natürlich genau an dem Abend, wo es Chili con Carne zu essen gab …
Mini fand es superinteressant, Mais, Kidney-Bohnen und Hackfleisch mit den Fingern aufzupicken und hörte gar nicht mehr auf zu essen. Zu unserer großen Überraschung war die Verdauung anschließend gar kein Problem.
Bei der U6 im Alter von 11 Monaten wurde Mini allerdings noch fast voll gestillt. Unsere ehemalige Kinderärztin hat angeordnet, dass ich Mini nur noch höchstens zweimal täglich stillen darf, denn die Muttermilch würde Minis Wachstum behindern. Deswegen würde Milch in der Ernährungspyramide auch ziemlich weit oben stehen.
(Kuhmilch ist für Kälber und steht deswegen in der Ernährungspyramide ziemlich weit oben. Muttermilch ist aber nicht mit Kuhmilch gleichzusetzen!!)
Außerdem sollte ich Mini hungern lassen, bis sie gezwungen ist, Brei zu essen und gleichzeitig ein Ernährungsprotokoll führen, damit kontrolliert werden kann, ob Mini genug Kalorien zu sich nimmt.
(Babybrei hat nicht ansatzweise so viele Kalorien wie Muttermilch und niemals werde ich mein Kind hungern lassen. NIEMALS!!!)
Darüber hinaus müsste man Tests durchführen, weil Mini vermutlich aufgrund einer atypischen Glutenunverträglichkeit nicht richtig wachsen würde.
(Muttermilch ist glutenfrei und in dem Falle wäre glutenhaltiger Brei nicht die Lösung. Außerdem dachte ich, die Muttermilch wäre schuld?!?)
Mini dürfe außerdem nicht vor ihrem ersten Geburtstag vom Tisch mitessen und müsse lernen, dass unser Essen tabu für sie ist!
(Die U-Untersuchung war genau 4 Wochen vor Minis Geburtstag und ab dem ersten Geburtstag hätte Mini laut Kinderärztin vom Tisch mitessen dürfen.)
Mein Mann und ich sind beide sehr klein, aber Minis Größe hätte nichts mit ihrer Genetik zu tun. Mini wäre so klein, weil sie zu viel Muttermilch bekommen würde.
(Und warum wachsen vollgestillte Babys im ersten Lebenshalbjahr dann so schnell, wie nie wieder in ihrem Leben??)
Ich war einfach fassungslos!!!
Seit dem Urlaub isst Mini nur abends und nur wenn Papa auch da ist, eine ganz kleine Portion von dem, was wir auch essen. Mit allen Gewürzen und am liebsten direkt von Papas Teller. Alle anderen Mahlzeiten stillen wir immer noch, wobei wir Mini natürlich bei jeder Mahlzeit etwas zu essen anbieten.
Essen findet Mini superinteressant und wir werden ihr die Zeit geben, die sie braucht. Denn Gewalt ist (auch) beim Essen immer der falsche Weg!!!
Falls ihr euch nach einem Arztbesuch verunsichert fühlt, wendet euch an eine Stillberaterin oder holt euch eine zweite ärztliche Meinung ein!
Wir haben beides gemacht …
Im Nachhinein weiß ich, dass wir den Kinderarzt schon vieeel eher hätten wechseln sollen!
Bei der U5 im Alter von 5 Monaten wurde Mini von Kopf bis Fuß untersucht. Übersehen wurde dabei die eigentlich unübersehbare Windeldermatitis. Erst auf Nachfrage haben wir eine Creme bekommen, die aber rein gar nichts gebracht hat, weil damit die Ursache des Problems nicht behoben war.
Wir haben selbst online recherchiert, eine Stoffwindelberaterin kontaktiert und sind von Feuchttüchern und Wegwerfwindeln zu Waschlappen und Stoffwindeln gewechselt.
Wir waren positiv überrascht, wie einfach die Stoffwindeln in der Handhabung sind und wie wunderschön. Zwei Tage nach dem Wechsel war die wirklich schwere Windeldermatitis endlich verschwunden und ist bis heute nicht wiedergekommen.
Was der Kinderärztin bei der U5 aber sehr wohl aufgefallen ist: Mini konnte sich zum Zeitpunkt der U-Untersuchung noch nicht drehen. Da gab es eine Standpauke, weil Babys das aber durchschnittlich in dem Alter schon können würden.
(Durchschnittlich heißt nicht spätestens!)
Mini konnte erst robben, sich erst danach auf den Bauch drehen, kurze Zeit später schon krabbeln, sich hochziehen, sich hinsetzen und sich erst vieeel später vom Bauch auf den Rücken drehen.
(Auf dem Rücken liegen ist ja auch langweilig, wenn man die Welt erkunden möchte!)
Kinder sind verschieden und das ist gut so.
Gute Kinderärzte sind superschwer zu finden, aber allerspätestens, als ich im Wartezimmer der Kinderarztpraxis Gratis-Proben für Flaschennahrung entdeckt habe (zum Stillen gab es gar keine Infos!), hätte ich den Kinderarzt wechseln müssen!!
Mittlerweile haben wir den Arzt gewechselt …
Unser neuer Arzt ist kein Kinderarzt und nimmt auch keine Kassenpatienten auf. Er ist Allgemeinmediziner und Homöopath, behandelt ganzheitlich, darf U-Untersuchungen durchführen und … er kennt den Unterschied zwischen Kuh- und Muttermilch!
Die Diagnose des neuen Arztes lautet: Mini ist gesund, gut genährt und nicht behandlungsbedürftig. Sollte sie in einem halben Jahr allerdings immer noch zahnlos sein, sollen wir zur Kontrolle wiederkommen. (Etwas, was der ehemaligen Kinderärztin gar nicht aufgefallen ist!)
Hätte Mini von Geburt an Flaschennahrung bekommen oder würde sie Brei essen, wäre sie trotzdem nicht größer geworden.
„Eines der am meisten verbreiteten Märchen über die Ernährung besagt, dass ‚Du essen musst, um groß zu werden‘. Das bedeutet, dass viele Leute glauben, das Wachstum sei Folge des Essens. Das stimmt nicht. […] Meinen Sie, Ihr Pudel würde so groß wie ein Schäferhund werden, wenn Sie ihm nur reichlich zu fressen gäben?“
(Zitat aus dem Buch von Dr. Gonzáles „Mein Kind will nicht essen„*)
Die Muttermilch ist nicht schuld!
Niemals hätte ich gedacht, dass ich meine Tochter nach ihrem ersten Geburtstag noch so viel stille …
Aus dem Umfeld kommen immer wieder blöde Kommentare, weil ich Mini immer noch stille und Mini tagsüber bis heute nur im Tragetuch bzw. nachts nur neben mir schläft. (In den Kinderwagen möchte Mini gar nicht mehr und im Auto schläft sie auch nicht.)
Aber würde Mini in ihrem eigenen Bett schlafen, nicht mehr getragen und nicht mehr gestillt werden … Es gäbe bestimmt andere Dinge zu bemängeln!
Für mich sind Ärzte keine Götter in Weiß, aber trotzdem Menschen, auf deren Fachwissen und Erfahrung ich (normalerweise!) vertraue. Aber nach der katastrophalen U-Untersuchung war ich wirklich geschockt und auch verunsichert!
Wir gehen regelmäßig zu Stilltreffen und meine Stillberaterin hat mir folgendes erklärt: (Kinder-)Ärzte sind ausgebildet, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, zu diagnostizieren und zu behandeln. Nur von Ernährung und insbesondere vom Stillen haben Kinderärzte leider oft wenig bis gar keine Ahnung.
Das war so mein großer Aha-Moment!
Die Kinderärztin hat nur gesehen: Das Kind fällt aus der Kurve und irgendetwas Greifbares muss schuld sein.
Was mir aber auch sehr geholfen hat, war der Austausch mit den anderen Müttern. Kinderärzte sind hier auf dem Land rar und den meisten Müttern war die Kinderärztin bekannt. Nur leider nicht unbedingt positiv …
Dieses Wissen hat mein vermeintliches Problem natürlich nicht gelöst, aber ich nehme die Kritik unserer ehemaligen Kinderärztin nicht mehr persönlich.
Meine 82-jährige Oma kommt aus einer Generation, wo kaum oder, wenn überhaupt, nur sehr kurz gestillt wurde. Bei jedem Telefonat fragt sie ganz aufgeregt, ob ich immer noch stille. Sie ist dann immer ganz fasziniert und auch sehr stolz, dass wir immer noch stillen.
Jede Mutter, die stillt (ganz egal wie kurz oder lang) kann und darf stolz auf sich sein ❤️
Doro
Originalbericht einer Mutter, November 2023
Foto: Doro
Liebe Doro,
herzlichen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen. Ich bin auch entsetzt über die Äußerungen dieser Ärztin und kann nur empfehlen, bei ähnlichen Erfahrungen wie Deinen den Arzt zu wechseln, so wie Du es auch getan hast.
Und bei Windeldermatitis sind Stoffwindeln oder Abhalten und Waschlappen statt Einmalwindeln und Feuchttüchern auf jeden Fall zu empfehlen.
Ganz liebe Grüße und eine schöne weitere Stillzeit,
Regine Gresens
PS: Übrigens: ich habe mit 15 Monaten den ersten Zahn bekommen und dann gleich alle anderen hinterher. 😊
Also auch da, gibt es viele Variationen.
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