„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Ruhe und Geduld haben sich ausgezahlt

Von Evy |
Mein Name ist Evy und ich bin Mama von vier wundervollen Kindern. Drei davon sind gestillt worden. Meinen Sohn Emil konnte ich leider nicht stillen. Er hatte aufgrund seiner Trisomie 18 eine Ösophagusatresie und starb drei Tage nach seiner Geburt.

Ich bin 36 Jahre alt, wohne im Ruhrgebiet und bin von Beruf Operationstechnische Assistentin. Mit meinem Partner habe ich drei gemeinsame Kinder und ein Kind habe ich mit in die Beziehung gebracht.

Ich habe mich noch nie aufs Stillen vorbereitet. Als ich das erste Mal Mutter wurde, war ich gerade 18 Jahre alt. Damals hieß es, dass Stillen das Beste für das Kind wäre, also habe ich es gemacht.

Mein Ältester ist im Oktober 2004 geboren. Die Schwangerschaft war leider von sehr vielen Komplikationen geprägt. Erst hatte ich zweimal Hyperemesis Gravidarum und im letzten Trimester eine Stauniere und vorzeitige Plazentareife. Weswegen ich lange Zeit stationär im Krankenhaus lag.

Mein Sohn kam einen Tag vor dem Termin spontan auf die Welt. Zeigte aber Anzeichen von Unterversorgung. Er wog zwar 3560 g, aber seine Haut konnte man abziehen und sie war gerötet. Laut Geburtsbericht Clifford-Syndrom Grad II.

Mein Sohn hat das erste halbe Jahr sehr viel geschlafen, darum stillte ich ihn nur 5x am Tag und musste ihn für jede Mahlzeit wecken. Außerdem schlief er beim Stillen sofort ein. Als er 5 Wochen alt war, hatte ich eine Mastitis. Zum Glück wurde ich von einer superguten Hebamme betreut und konnte diese ohne Antibiotika in den Griff bekommen.

Mit 5 Monaten nahm er auf einmal ab. Also sollte ich ihn nachts wecken und eine Flasche geben. Dadurch trank er noch weniger Muttermilch und die Milch ging von allein zurück und deswegen war nach 6 Monaten keine Milch mehr da. Aber das war für mich völlig in Ordnung. Ich wusste ja nichts über das Thema. Er bekam dann ein Fläschchen und ab 6 Monaten Beikost.

Mein zweiter Sohn kam 9 Jahre später 2013 per Sectio auf die Welt und war ein kleiner Milchvampir. Er trank von der ersten Sekunde an so unfassbar gut, dass er bei der Entlassung, 5 Tage nach seiner Geburt, sein Geburtsgewicht überholt hatte.

Als ich den Milcheinschuss hatte, musste ich Pfefferminztee trinken, weil die Milch im Strahl lief. Das ging soweit, dass mein Bett und mein Kind mit Muttermilch durchnässt waren. Die Schwestern waren etwas überrascht über so viel Milch. Meine Hebamme gab mir den Tipp mit dem Pfefferminztee.

Nach 8 Monaten Stillen, hatte ich die Schnauze voll. Es war etwas zäh ihn abzustillen. Mittlerweile weiß ich, dass er Asperger-Autist ist und deswegen Veränderungen so schlecht toleriert.

Mein dritter Sohn Emil kam im November 2020 auf die Welt. In der Schwangerschaft erhielt ich die Diagnose Trisomie 18. Trotzdem wollte ich die Schwangerschaft nicht beenden und ihn austragen. Er sollte allein entscheiden, wann er weiterreisen möchte.

Emil kam in der 43. SSW lebend zur Welt. Wir mussten die Geburt einleiten, weil ich sechs Liter Fruchtwasser hatte. Seine Geburt war traumhaft schön. Ohne CTG und mit der besten Gynäkologin überhaupt. Emil kam per Sturzgeburt zur Welt. Wir haben unglaublich viel gelacht in der Nacht.

Ich habe für ihn Kolostrum abgepumpt. Allerdings bestätigte sich am zweiten Lebenstag, dass Emil eine Ösophagusatresie hat und auch nicht über Magensonde ernährt werden kann. Emil starb drei Tage nach seiner Geburt auf meiner Brust liegend. Aber auch das auf sehr witzige und spektakuläre Art und Weise.

Im Juli diesen Jahres kam dann unser kleines Regenbogenmädchen auf die Welt. Meine Tochter wurde zwei Wochen vor dem Termin mit 3135 g als sekundäre Sectio geboren. Im OP wurde sie mir in den Arm gelegt. Als ich danach in den Aufwachraum kam, die PDA saß noch sehr tief, habe ich sie dort angelegt.

Das Anlegen klappte sofort in Rekordgeschwindigkeit, aber bereits am nächsten Tag fingen die Probleme an. Meine Tochter schlief sehr viel. Sie nahm relativ schnell 250 g ab und nahm zwei Wochen lang nicht zu. Ihr Gewicht blieb konstant bei 2900 g.

Aufgrund meines Gestationsdiabetes wurde ihr Blutzucker kontrolliert. Am Abend rauschte dieser dann das erste Mal ab. Nachdem sie sich einigermaßen gefangen hatte, ging er in der Nacht soweit runter, dass schon das Wort Intensivstation fiel. Ich brach in Tränen aus. Das ist genau das, was man bei einem Baby nach Kindesverlust überhaupt nicht gebrauchen kann. Die Schwester empfahl mir darauf das Zufüttern.

Dies verursachte aber auch die Angst, dass meine Tochter die Brust verweigern könnte. Allerdings war die Vorstellung, dass sie auf die Intensivstation müsse, noch furchtbarer. Ich versprach der Schwester, alles dafür zu tun. Sie verabschiedete sich mit den Worten: „Ich wünsche mir sehr, dass wir uns heute Abend wiedersehen können.“ Meine Antwort war: „Das werden wir definitiv!“.

Also hielt ich mich streng an den Zeitplan. Alle zwei Stunden Anlegen und Stillen für 10 Minuten und danach Zufüttern. Sie bekam hochkalorische Fertignahrung mit einem normalen Flaschensauger, wovon sie im Krankenhaus 25 ml pro Mahlzeit trank. Sie konnte zum Glück damit umgehen und bekam keine Trinkirritation. Abgepumpt hatte ich nicht.

Ich stellte mir sogar den Wecker in meinem Handy. Ihr Blutzucker hielt sich konstant, aber immer im niedrigen Bereich. Der Chefarzt der Kinderklinik baute mich in einem Gespräch auf. Wir kannten uns schon durch meinen Sohn Emil.

Am späten Nachmittag fühlte sich ihr Trinkverhalten anders an. Ich kann nicht sagen, woran ich es gemerkt habe. Ich hatte es einfach im Gefühl, dass etwas anders ist. Also bat ich eine Schwester den Blutzucker direkt nach dem Stillen zu messen und siehe da, er war über 60! Der Milcheinschuss hatte eingesetzt. Vor Freude schrie ich kurz auf, gab meiner Tochter eine Ghettofaust und ließ sie weiter trinken.

Als dann die Nachtschwester kam, strahlten wir um die Wette. Ich sagte ihr, dass ich Wort gehalten habe. Sie hatte die Befürchtung, dass aufgrund von Stress der Milcheinschuss verzögert sein könnte. Auf meinen Körper ist aber Verlass, der weiß, was zu tun ist.

Nach unserer Entlassung fing das nächste Problem an. Meine Tochter nahm nicht zu. Durch die Neugeborenengelbsucht schlief sie sehr viel, trank wenig und musste ständig zur Blutentnahme. Nach einer Woche zog ich die Reißleine. Nachdem der Bilirubin-Wert gefallen war, verweigerte ich alle Ärzte. Wie soll man sonst zur Ruhe kommen?

In der Apotheke bestellte ich die Fertignahrung, die es auch im Krankenhaus gab, und eine Freundin besorgte die Aufsätze. Ich ließ meine Tochter so lange und so oft trinken, wie sie wollte. Ich habe keine Zeiten protokolliert und alles nach Gefühl gemacht. Generell bin ich ein absoluter Gefühlsmensch. Gewogen wurde nur bei Besuchen meiner Hebamme. Ich wollte keinen Druck haben.

Nach Gefühl bot ich ihr dann die Flasche an. Ohne mich zu stressen oder mein Baby zu wiegen. Mal nach 1-2 Mahlzeiten pro Tag. Mal mehrere Tage gar nicht. Meistens waren es ca. 35 ml, die sie nochmal trank.

Zwei Wochen nach der Geburt, fing mein Baby an kontinuierlich zuzunehmen. Ich habe sporadisch zugefüttert aufgrund der Gelbsucht. Zwar war ich, dank des schönen Wetters, nur draußen mit ihr, aber das Gelbe hielt sich bis zur 7. Woche. Als das Gelb weniger wurde, habe ich das Zufüttern eingestellt und vollgestillt.

Mit drei Monaten hatte sie ihr Geburtsgewicht verdoppelt. Mittlerweile ist die Kleine vier Monate alt und wird vollgestillt. Sie ist ein knubbeliges und zufriedenes Baby.

Wir hatten einen holprigen Start. Aber mit sehr viel Ruhe und Geduld, haben wir es geschafft. Meine Hebamme unterstützte mich zum Glück und machte keinen Stress wegen dem Gewicht.

Mein Rat für Mütter, die in einer ähnlichen Situation sind?
Back to the nature. Bloß nicht anfangen, alles per App zu steuern und ständig zu wiegen. Das baut unnötig viel Stress und Druck auf. In den meisten Fällen wissen die Kinder instinktiv, was zu tun ist, und man sollte sich auf sein Bauchgefühl verlassen.

Meine Ruhe und Beharrlichkeit haben sich jedenfalls ausgezahlt. Ich habe ein zufriedenes Baby und unzählige Stillphotos auf meinem Handy.

Liebe Grüße,
Evy Meißner 

Originalbericht einer Mutter, Dezember 2022
Foto: Evy Meißner

Liebe Evy,
ganz herzlichen Dank für das Teilen Deiner Stillgeschichte. Ich wünsche Dir und Deiner Tochter eine entspannte Stillzeit, so lange, wie es sich für Euch gut und richtig anfühlt.
Liebe Grüße, Regine Gresens


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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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