„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Respektiere Dein Baby

Autorin: Diane Wiessinger |
Babys sind herausragende, empfindsame und unerfahrene Menschen. Sie lernen bereits vor der Geburt sehr schnell, obwohl sie unsere Sprache noch nicht sprechen.

Indem Du den Körper und die Fähigkeiten Deines Babys respektierst, legst Du den Grundstein für einen lebenslangen, gegenseitigen Respekt.

Mund
Dein Baby erfährt die Welt hauptsächlich mit seinem Mund. Wenn sich seine allererste Erfahrung mit dem Mund wie eine Körperverletzung anfühlt (zum Beispiel durch gründliches Absaugen, einen kraftvollen Finger oder einen Flaschensauger), kann es sein, dass es danach einige Zeit nicht bereit ist, eine Brust in seinen Mund zu lassen.

Frage es um Erlaubnis, bevor Du ihm irgendetwas in den Mund steckst, und respektiere seine Wünsche, wenn es den Mund nicht öffnet.

Appetit
Wenn ein Neugeborenes sein Bedürfnis zu saugen äußert, sagt es damit, dass es Nahrung möchte, keinen Schnuller.

Respektiere seine Fähigkeit seinen eigenen Appetit und seinen Durst zu kennen. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby ist niemals zufrieden, wende Dich an eine Stillexpertin.

Ohren
Bevor Du Dein Baby direkt auf sein empfindliches Ohr küsst, lass Dich selbst von jemandem aufs Ohr küssen, damit Du selber merken kannst, wie laut dies ist.

Hände
Menschliche Hände sind besonders empfindlich. Wenn die Hände eines Babys sofort nach der Geburt gewaschen werden, verliert es den Geruch und Geschmack, den es schon ewig kennt, und trinkt möglicherweise nicht so gut an der Brust.

Wenn seine Hände in Handschuhe gesteckt werden, “um sein Gesicht zu schützen”, ist es nicht mehr in der Lage, sich selbst mit den Händen zu beruhigen oder eine normale Verbindung mit seiner Umwelt aufzunehmen und trinkt vielleicht nicht gut.

Schreien
Einige Babys schreien aus Gründen, die wir einfach nicht herausfinden können. Wenn das der Fall ist, wird Dein Baby sicher dankbar sein, von Dir im Arm gehalten zu werden, während Du versuchst ihm zu helfen.

Aber in den meisten Fällen zeigt das Weinen eines Babys den Mangel an Stillen oder Körperkontakt. Heftiges Schreien ist anstrengend für sein Herz und “trainiert seine Lungen” keineswegs.

Respektiere Deine eigenen Instinkte und reagiere auf sein Schreien.

Beschneidung
Wenn Du Deinen Sohn, außer aus religiösen Gründen, beschneiden lassen möchtest, solltest Du bedenken, dass dabei etwas dauerhaft entfernt wird, was einmal ein circa 13 Quadratzentimeter großes, höchst empfindsames Hautstück eines fremden Körpers werden würde, ohne dessen Einverständnis.

Eine Beschneidung kann auf seinen eigenen Wunsch auch später vorgenommen werden, obwohl nur sehr wenige Männer mit einer intakten Vorhaut, diese nicht mehr haben wollen. Die gesundheitlichen Risiken einer intakten Vorhaut sind nicht größer als die gesundheitlichen Risiken einer Beschneidung.

Windel wechseln und Baden
Wenn Dein Baby dabei weint, überlege Dir, ob es wichtiger ist, diese Tätigkeit ohne Unterbrechung zu Ende zu führen oder Dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um es zu stillen oder es zu beruhigen.

Bald schon werden das Windel wechseln und Baden zu seinen liebsten Aktivitäten zählen.

Bis dahin stell Dir vor, wie es wäre, wenn Du um Hilfe schreien würdest und niemand darauf reagiert.

Haut
Die Haut ist unser größtes Organ. Babys lieben es ihre nackte Haut auf Deiner nackten Haut zu spüren.

Wenn Du eine Decke über Euch beide ausbreitest, während Ihr miteinander im Hautkontakt seid, wird Dein Baby effektiver gewärmt und hat stabilere “Vitalitätszeichen” als in den meisten teuren Wärmebettchen im Krankenhaus.

Spielen
Während seiner “ruhigen Wachphasen”, d.h. wenn es weder hungrig, noch schläfrig ist, ist Dein Baby optimal zum Spielen aufgelegt.

Mach seine eigenen Gesichtsausdrücke nach. Schneide ihm eine Grimasse, langsam und mehrmals hintereinander, und es wird vielleicht ebenfalls dieselbe Grimasse schneiden – sogar seine Zunge herausstrecken.

Manche Babys erinnern diese “Gesichts-Spiele” monatelang, öffnen beispielsweise weit den Mund bei einer Stillberaterin, die sie seit den ersten Lebenstagen nicht mehr gesehen haben.

Babys sind Lernmaschinen! Aber sie werden schnell müde.

Wenn Dein Baby wegschaut, gähnt oder seine Hände steif macht und hochhebt, ist die Spielzeit vorbei und eine respektvolle Spielpartnerin lässt es nun in ihren Armen kuscheln und ein bisschen trinken.

Original: “Respecting Your Baby” von Diane Wiessinger, MS, IBCLC, 2000
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, November 2004
Foto: Chris & Lara Pawluk via photopin cc

 

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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1 Kommentar

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  1. Hallo Frau Gresens,
    ein sehr toller Beitrag. Ich empfinde nämlich ganz genau so. Der respektvolle Umgang mit meinem Sohn erweist sich täglich als absolut richtig und als Gewinn für unsere Beziehung. Er ist 6,5 Monate alt und seit seiner Geburt bemühe ich mich sehr ihn zu verstehen und seine Bedürfnisse zu befriedigen so gut ich kann. Mir ist es dabei sehr wichtig, ihn bei allem teilhaben zu lassen und ihn auch z.B. vor dem Windeln wechseln um Erlaubnis zu fragen. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass selbst ein Neugeborenes sehr wohl fähig ist einem Vorgang zuzustimmen und zu kooperieren oder diesen zu verweigern (wenn er nicht mag und es gerade nicht unbedingt sein muss, dann wird’s später erledigt, wenn er bereit ist). Es ist sehr schade, dass in unserer westlichen Vorstellung Babys jedwede Kompetenz abgesprochen wird.
    Respekt von Geburt an halte ich für extrem wichtig.
    Vielen Dank für diesen schönen Beitrag.

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