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Von Leah |
Ich hatte mir bereits in der Schwangerschaft vorgenommen auf jeden Fall zu stillen.
Ich habe aber nicht daran gedacht, dass man eventuell manche „Herausforderungen“ zu meistern hat, sondern habe es mir ganz einfach vorgestellt.
Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass es auch eigentlich ganz einfach ist, wenn man einfach auf sich und sein Kind hört und sich nicht unter Druck setzten lässt, sondern alles entspannt und langsam angehen lässt und sich vor allem die Zeit gibt, dass sich die Stillbeziehung einspielt und nicht sofort „zu viel“ erwartet.
Ich hatte bereits in der Schwangerschaft einiges an Milch, welche ab und an schon mal ausgetreten ist, sodass ich bereits währenddessen Stilleinlagen trug.
Meine Geburt verlief sehr schnell und unkompliziert. Als mein Sohn dann auf der Welt war, hat er erstmal ordentlich den Kreißsaal zusammengebrüllt.
Es hat nicht sofort mit dem Anlegen geklappt, sodass mir bereits im Kreißsaal Stillhütchen für das erste Anlegen gegeben wurden. Ich habe mir zunächst nichts weiter dabei gedacht.
Als ich dann auf dem Zimmer war, habe ich die Schwestern immer wieder gebeten, mir zu helfen den Kleinen ohne Stillhütchen anzulegen. Dies wurde nicht wirklich erhört, sodass ich ihn die ersten Tage immer mit den Hütchen gestillt habe.
Ich habe mir gedacht, wenn ich zuhause bin, werde ich es einfach in Ruhe versuchen.
Leider hatte sich mein Sohn sehr schnell an die Hütchen gewöhnt und es hat nicht, wie erhofft, geklappt ohne Hütchen zu stillen.
Hinzu kam, dass ich unheimlich viel Milch mit einem sehr starken Milchspendereflex hatte. Sobald ich meinen Sohn angelegt habe ist die Milch aus beiden Brüsten nur so heraus geschossen, das Hütchen hat sich sofort mit so viel Milch gefüllt, dass es abgegangen ist, und mein Sohn und ich voller Milch waren.
Ich konnte mich und das Kind ständig umziehen und auch mein Bett jeden Tag neu beziehen, weil überall Muttermilch war.
Hinzu kam auch noch eine Brustentzündung mit Fieber und Schmerzen in den Brüsten. Ich hatte das Gefühl, dass dies auch durch die Stillhütchen kam. Ich hatte ja sehr viel Milch und durch die Hütchen konnte mein Sohn die Brüste nicht richtig leeren.
Ich habe meine Brüste dann mit einer Ritterspitztinktur gekühlt und wie bisher weiter gestillt. Mein Sohn hat ja bereits ziemlich oft getrunken, weshalb ich ihn kaum öfter anlegen konnte.
Dies war ziemlich am Anfang. Ich hatte da noch keine Milchpumpe, deshalb habe ich vom Arzt eine verschrieben bekommen, um die Brüste einmal leer zu pumpen, danach ist es dann gut abgeheilt.
Ich war enttäuscht, ich hatte so eine romantische Vorstellung vom Stillen gehabt, gemütlich mit dem Baby in einem Sessel zu sitzen, es in den Armen zu halten und entspannt 20 Minuten zu stillen.
Stattdessen war ich von den Stillhütchen genervt, von welchen ich abhängig war, die ständig ausgekocht werden mussten, von den „Flüssen“ an Muttermilch überall und dass mein Sohn überhaupt nicht in Ruhe und entspannt trinken konnte, weil die Milch nur so spritzte. Ohne Stilleinlagen angezogen zu sein, war auch unvorstellbar.
Da ich von meiner Hebamme diesbezüglich nicht allzu viel Rat bekam (Ansonsten war sie einfach wundervoll) habe ich mir das Buch „Intuitives Stillen“ gekauft – und dies war die beste Entscheidung. Da es einem bewusst macht, das Stillen nun mal keine Wissenschaft, sondern etwas ganz Instinktives ist. Man braucht keine Hilfsmittel etc., sondern nur Vertrauen in sich und sein Kind. Dieses Buch ist meiner Ansicht nach das einzige „Hilfsmittel“, was man benötigt.
Ich habe dann immer wieder versucht die Stillhütchen weg zu lassen, mein Kind anders anzulegen etc…
Als mein Sohn 4-5 Wochen alt war, waren wir endlich „stillhütchenfrei“. Ich hatte sodann bereits das Gefühl, dass meine Brüste besser geleert wurden, zudem habe ich mit dem beschriebenen Blockstillen angefangen, um meine Milchmenge zu reduzieren.
Dies hat leider nicht so ganz geklappt, aber ich hatte zumindest dadurch den Dreh raus, dass ich immer so lange nur an einer Seite angelegt habe, bis diese gut geleert war – teilweise habe ich dann einen halben Tag eine Seite gestillt, aber so hatte ich Erleichterung und mein Sohn auch.
Richtig angepasst hat sich meine Milchmenge allerdings erst als mein Sohn um die 6 Monate alt war.
Die Stillabstände bei uns waren immer unheimlich kurz, teilweise wollte er alle halbe Stunde. Ich fand dies sehr anstrengend, da ich nicht das Gefühl hatte, dass es mit der Zeit größere Abstände wurden und ich so kaum das Haus mal ohne ihn verlassen konnte, auch wenn es nur für 1,5 Stunden war.
Mit ca. 4 Monaten fing er dann an, jedes Mal nur zwischen 3-5 Minuten zu trinken, dann wollte er nicht mehr. Zwischen den Mahlzeiten lagen längstens 2 Stunden.
Ich habe dann angefangen die Zeit zu stoppen, was mich völlig verrückt gemacht hat. Wieso trinkt nur mein Kind immer so wenig/kurz? Es kann doch gar nicht satt sein?
Es war nicht so, dass wir erstmal beim gemütlichen Stillen etwas zur Ruhe kommen konnten, sondern nach 3 Minuten war er ja schon wieder fertig.
Als wir mit 6 Monaten mit der Beikost angefangen haben, habe ich mir einiges davon versprochen. Jetzt wird es einfacher!
Aber nein, mein Sohn hatte an Brei keinerlei Interesse. Wir versuchten es einige Zeit.
Wenn überhaupt, wollte er mal an einer Gurke herumlutschen, wenn er sie selber halten durfte. So stillten wir voll weiter.
Mit 8/9 Monaten habe ich ihn dann einfach bei uns mitessen lassen (also: alles was gesund war), habe ihm hier und da etwas Obst und Gemüse als Fingerfood gegeben und etwas von unserem Essen hingelegt und wenn er wollte, konnte er etwas nehmen. Mehr als homöopathische Mengen aß er zwar nicht, aber er fand es spannend.
Ich geriet schon ziemlich in Stress, da ich vorhatte nach einem Jahr wieder zwei volle Tage zu arbeiten. Wie sollte das gehen, wenn mein Sohn kaum etwas isst?
Als mein Sohn 10 Monate alt war, habe ich dann mit meinem Arbeitgeber gesprochen und vereinbart, zunächst erstmal nur zwei halbe Tage zu arbeiten.
Glücklicherweise war dies problemlos möglich. Zwar hat mein Sohn auch immer abgepumpte Milch aus der Flasche genommen, was dann auch mal ermöglichte etwas länger abwesend zu sein.
Für zwei volle Arbeitstage Milch abzupumpen, schien mir aber doch stressig. Zudem klappte mittlerweile das Abpumpen nicht mehr so gut, dabei wird der Milchfluss irgendwie nicht richtig angeregt.
Außerdem hatte sich meine Milchmenge so schön angepasst, da wollte ich durch das Abpumpen nicht wieder alles durcheinanderbringen. Aber zwei Vormittage sollten auch ohne abgepumpte Milch klappen.
Inzwischen ist mein Kleiner 11 Monate alt. Wir stillen fünf- bis achtmal in 24 Stunden, am meisten davon abends und nachts – meistens trinkt er zwischen 3-5 Minuten. Wir lassen ihn zu den Mahlzeiten einfach bei uns mitessen, mal isst er mehr, mal weniger. Insgesamt nicht sehr viel, aber er probiert vieles und findet es spannend.
Ich habe mich damit abgefunden – es ist so, wie es ist. Er wird mit seinem eigenen Tempo anfangen „richtig“ zu essen.
Am meisten Druck habe ich mir von außen machen lassen, aber das muss man abstellen. Es muss für Mama und Kind passen, was andere dazu sagen ist egal.
Eigentlich hatte ich nicht vor, länger als 1,5 Jahre zu stillen. Wenn es soweit ist, werden wir sehen, wie wir weiter machen.
Vielleicht isst mein Sohn dann bereits „vollwertig“. Wenn nicht, werden wir sehen, ob wir weiter stillen oder eine andere Lösung finden, die für uns beide passt.
Mein Fazit aus dieser Zeit ist, sich nicht verunsichert zu lassen, jedes Kind ist anders. Ich habe mich immer mit anderen verglichen und mir viel Druck gemacht.
Besonders verunsichert hat mich das Gefühl, dass bei uns alles anders war als bei anderen. Wir haben häufiger am Tag gestillt als andere, mein Sohn hat immer nur sehr kurz getrunken, er hat immer nur an einer Brust getrunken, als wir mit der Beikost angefangen haben, war – gefühlt – mein Kind das einzige, das kaum etwas essen wollte, etc…
ABER Jede Stillbeziehung ist anders. Hör nur auf dich und dein Kind, was euch beiden gut tut! Stillen ist Teamwork.
Leah
Originalbericht einer Mutter, Dezember 2019
Foto: Etolane via photopin (license)
Liebe Leah,
danke für Deinen Erfahrungsbericht, in dem sich bestimmt so einige Mütter wiederfinden können.
Die eigene Situation und/oder sein Kind mit Anderen zu vergleichen, machen wir leider viel zu oft. Dabei ist es in der Regel nicht hilfreich, weil wir das, was ist, meistens nicht ändern können, wenn es dabei nicht nur um uns selbst geht. Es anders haben zu wollen und zu versuchen es zu verändern, macht dann oft Stress und Frust.
Den eigenen Blick auf die Dinge zu ändern und das anzunehmen, was gerade ist, ist das Einzige, was meist wirklich schnell zu einer allgemeinen Entspannung führt. Und nicht selten geschehen dann die Dinge sogar ganz von alleine in der Weise, wie es richtig ist.
In diesem Sinne wünsche ich Euch noch eine entspannte weitere Stillzeit, so lange wie es Euch gefällt.
~ R. Gresens
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