Von einer Mutter |
Ich war in der 26. SSW, mein Mann war bereits arbeiten und ich wälzte mich entspannt in meinem Bett. Jetzt ein ausgedehntes, entspanntes Frühstück…
Während ich tiefenentspannt meinen Tee trank und mein Brötchen verschlang, bemerkte ich linksseitig einen nassen Fleck auf der Höhe meines Busens. Gewiss hatte ich gekleckert und zog mich um.
Heute war nur Putztag angesagt.
Zufrieden mit meinem Tagewerk saß ich entspannt auf dem Balkon. Wieder dieser Fleck und das auch auf der anderen Seite.
In diesem Moment kam mein Mann nach Hause begrüßte mich und meinte: „Oh, du läufst ja aus!“ –
Erst jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich hatte keinen tollpatschigen Tag.
Nein, da trat „Flüssigkeit“ aus meinem Busen!
Ich rechnete doch nicht damit, dass dies vor der Geburt passieren würde.
Und was, wenn mein Baby jetzt nicht mehr das gute Kolostrum bekommt, nun wo da etwas hinaus lief?
Panisch rief ich meine Hebamme an.
Sie beruhigte mich und versicherte, dass alles okay sei und meine Tochter genügend bekommen würde.
Da drängte sich das erste Mal dieses zentrale Thema ins Bewusstsein – Stillen.
Nach der Spontangeburt mit Einleitung (ET+10) dachte ich, nun bist du geduldiger. Das Warten lohnte sich und nach 7 Stunden hielt ich meine gesunde Tochter im Arm.
Als sie zu suchen begann, legte man sie mir an die rechte Brust. Nach einem kurzem Ansaugen ließ sie ab und suchte weiter.
„Schlupfwarze“, meinte die Hebamme und legte sie an die linke Seite, wo meine Tochter intensiver trank.
Im Zimmer schlief der kleine Engel fünf Stunden durch, sich von den Strapazen erholen. Ich lag selig neben ihr und sah besorgt zu meinem Mann.
Sollte man nicht alle zwei Stunden anlegen?
Wir riefen die Nachtschwester, welche meinte, dass wir sie schlafen lassen und ich das Gleiche versuchen sollte.
Nach den 5 Stunden erwachte mein Kind und weinte vor Hunger.
Ich holte die Schwester zur Hilfe, da ich Angst hatte etwas falsch zu machen. Doch auch bei ihr dockte sie nur schwer an.
Jede Stunde dieses Dilemma, bis sie gar nicht mehr wollte. Die Schwester drückte den Kopf an meinen Busen, was meine Tochter noch wütender machte.
Geduld, ich besprach mit meiner Hebamme, zuvor, dass es Übung brauchen würde. Nur kein Stress.
Doch langsam verzweifelte ich.
Die Nachtschwester sprach mir zu, dass ich mich gut machen würde, aber man manchmal Hilfsmittel brauchen würde.
Sie gab mir in meiner Verzweiflung ein Stillhütchen und siehe da: Meine Tochter trank. Noch immer lief die Milch einfach hinaus.
Einen Milchstau hatte ich bisher nie.
Am nächsten Tag gingen wir nach Hause. All der Lärm und dass alle 5 Minuten jemand ins Zimmer kam, so kann man sich nicht erholen.
Ich rief meine Hebamme an, welche eine Stunde nach uns bei mir Zuhause war.
Das Wochenbett lief super. Mein Kind schrie – schlief und spuckte.
Zu all meiner Verunsicherung kam aber dann noch das Stillhütchen hinzu.
Das war doch nicht das Ideal, was ich mir ausmalte.
Also versuchten wir es in Ruhe „ohne“.
Vergebens.
Woche für Woche wuchs der Druck. Andere stillen doch auch „ohne“.
Ich begann in Foren zu lesen und wurde noch deprimierter.
Das Handling lief gut, aber das Stillen nicht so, wie ich es wollte.
Schlussendlich, meine Tochter hatte nach 3 Tagen wieder das Geburtsgewicht, sollte es also mit Stillhütchen gehen.
Ich hatte pralle Brüste und mein Kind trank und nahm zu. Das war die Hauptsache.
Wir versuchten es oft „ohne“, in jeder Position, doch sie schrie immer heftiger.
Trotz Hütchen blieb die Milch.
Nach und nach, Woche für Woche, musste ich mich damit abfinden, dass wir wohl nur mit Hütchen stillen werden.
Jeder Versuch „ohne“ missglückte. Und so resignierte ich.
Meine Tochter wuchs, nahm zu, war agil und glücklich.
Kurz: ich gab auf und nahm nur mal so zum Test das Hütchen ab. Ziehen ging langsam, aber sie weigerte sich, ohne Hütchen weiter zu trinken.
Zwei Wochen bevor sie 5 Monate alt wurde, ich hatte Besuch von einer Freundin, quatschen wir vergnügt.
Meine Tochter hatte Hunger und ich legte sie stillbereit in meine Arme.
Und suchte, wie immer, meine Stillhütchen, die sich auf der anderen Seite der Couch befanden.
Ich bat die Freundin, sie mir zu reichen und da passierte es plötzlich.
Sie trank ohne Stillhütchen!
Skeptisch beäugte ich das Geschehen.
Doch: kein Spucken, kein Gesicht Verziehen und kein Abdocken.
Sie trank – einfach so!
Ich war wie erschlagen.
Was war denn nun passiert?
Gerade hatte ich mich damit arrangiert, immer mit Hütchen zu stillen, und nun das.
Auch beim nächsten Mal klappte es einfach so.
Auch Nachts weigerte sie sich plötzlich mit Stillhütchen zu trinken.
Seither klappt es plötzlich und ich muss nun neu lernen, wie das Stillen ohne Stillhütchen funktioniert.
5 Monate gestillt und nun wieder Anfängerin!?
Ich bin froh, dass ich sie nicht weiter gedrängt hatte, vielleicht hätte sie sich dann komplett verweigert?
Vielleicht brauchte sie Zeit und das war unser Weg?
Nun genießen wir unsere neue Stillzeit, die hoffentlich noch eine Weile anhält.
Originalbericht einer Mutter, Juli 2015
Foto: bright baby : buellton (2010) via photopin (license)
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!
Danke für diesen Bericht und auch die Kommentare bauen mich sehr auf. Mein Sohn ist fast 5 Monate (Frühchen) und wird auch fast nur mit Stillhütchen gestillt. Ich hatte nicht geglaubt, dass sich das nochmal ändern kann, obwohl wir immer mal wieder üben ohne zu stillen. Das klappt mal mehr mal weniger gut. Eure Erfahrungen machen mir Mut. Geduld zahlt sich doch immer wieder aus. ???
Hallo,
ich bin soeben erst auf die tollen Berichte von euch gestoßen und muss sagen, ich finde es toll, endlich was von anderen Mamis zu hören, die ihre Kinder auch über eine lange Zeit stillen.
Mein drittes Kind, mein ersehntes Stillkind, ist nun gerade ein Jahr alt geworden.
Ich habe fest vor, ihn so lange zu stillen, wie er es möchte.
Und das, was ich hier lese, macht mir jede Menge Mut.
Und ich erkenne vieles mit einem Schmunzeln wieder.
Ich bin froh, diese Seite gefunden zu haben.
Viele liebe Grüße, Tatjana
Bei uns war das auch ähnlich.
Ohne Stillhütchen ging die ersten 10 Wochen gar nichts.
Die Hebamme (etwas „old-fashioned“) riet mir, es einfach weg zu lassen. Dann würde der Junge irgendwann schon merken, dass es nur ohne Stillhütchen Milch gäbe! Das wäre dann ein Terror-Tag, aber das würde er schon verkraften.
Ich wollte das meinem Kind nicht antun.
Und siehe da: plötzlich wollte er selber ohne trinken!! 3-4 Tage war es dann etwas schwierig und jetzt geht es total prima!
Und das trotz Schnuller und Flasche! Von wegen Saugverwirrung!
Hier bei uns war es genau dasselbe. Die ersten 6 Monate ging ohne Hütchen gar nichts. Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt und dann plötzlich dockte sie einfach so ohne Hütchen an und wir brauchten nie wieder eines! Nun ist meine Tochter 9 Monate und wir stillen seit 3 Monaten ganz wunderbar ohne Hütchen.
Dieselbe Erfahrung habe ich auch gemacht 🙂
Erst wollte ich unbedingt, dass mein Baby aufhört, mit dem Stillhütchen zu trinken und es schrie. Also gab ich irgendwann auf und probierte es nur noch ab und zu. Wenn es nicht klappte, benutzte ich es wieder..
Und siehe da: Ab der 12. Woche ging es immer besser, bis es ganz ohne ging.
Ohne Zwang, ohne Üben.. Mama zufrieden, Baby zufrieden 🙂