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Das Baby müsse dazu gebracht werden, nach der Mahlzeit verschluckte Luft aufzustoßen, damit es keine Blähungen bekommt. Dies wird immer wieder gesagt und führt nicht selten dazu, dass erschöpfte Eltern auch Nachts stundenlang versuchen ihrem müden Baby mit diversen Tricks das ersehnte Bäuerchen zu entlocken.
In diesem Video beantworte ich die Frage, ob ein Baby wirklich immer ein Bäuerchen machen muss.
Außerdem erfährst Du in diesem Beitrag auch noch, was Wissenschaftler dazu festgestellt haben.
Frage:
Mir wurde im Krankenhaus immer wieder gesagt, das Baby MUSS nach der Mahlzeit ein Bäuerchen machen. Wenn nicht, muss man das Baby längere Zeit tragen und klopfen.
Frage: MUSS das denn wirklich sein?
Beziehungsweise, wie lässt sich das dann mit dem entspannten Stillen im Liegen, wenn das Baby möglicherweise einschläft, oder in der Nacht vereinbaren?
Antwort:
Das ist tatsächlich etwas, was Müttern oft gesagt wird. Aber es ist so, dass nicht jedes Baby ein Bäuerchen machen muss.
Du kannst dein Baby auch liegen lassen, wenn es eingeschlafen ist und musst es natürlich nicht hochnehmen und ihm so lange auf den Rücken klopfen bis es aufstößt.
Nicht jedes Baby schluckt an der Brust so viel Luft, dass es nach dem Stillen aufstoßen muss. Denn aus der Brust bekommt es keine Luft.
Mit dem Bäuerchen kannst du davon ausgehen: Wenn Luft raus muss, dann kommt sie auch relativ schnell. Und wenn es nicht schnell geht, dann ist da auch nichts, was herauskommen muss.
Ein Baby dann trotzdem stundenlang herum zu tragen und ihm auf den Rücken zu klopfen, ist unnötig und ein großer Stress für das Baby und natürlich auch für dich als Mutter.
Wenn du den Eindruck hast, dein Baby hat beim Trinken Luft geschluckt und es auch häufiger nach der Mahlzeit ein Bäuerchen macht, reicht es auch aus, es anschließend einfach in eine aufrechte Position zu bringen, so dass die Luft leichter aus dem Magen entweichen kann, oder es dir aufrecht an die Schulter zu legen, so dass es noch zusätzlich einen leichten Druck gegen seinen Oberbauch bekommt.
Klopfen brauchst du es gar nicht. Es reicht dein Baby aufrecht zu halten. Und ansonsten gilt: Wenn da nicht schnell etwas kommt, dann ist da auch nichts, was raus muss.
Dann kannst du dein Baby einfach weiter schlafen lassen und brauchst dich nicht weiter darum zu kümmern.
Wenn ein Bäuerchen raus muss, kommt es auch von alleine.
Übrigens gibt es auch keine wissenschaftlichen Studien für diese Empfehlung.
Studie zum Bäuerchen als Prävention von Koliken und Spucken/Aufstoßen bei Babys
Dr. Bhavneet Bharti, eine Ärztin und Wissenschaftlerin aus Chandigarh in Indien, hatte selbst als Mutter damit zu kämpfen, ihrem Baby nach jeder Mahlzeit – vor allem in der Nacht – ein Bäuerchen zu entlocken.
Da sie keine Studien finden konnte, die diese uralte Empfehlung stützten, führte sie von Juli bis September 2011 eine eigene Studie durch.
In einer randomisierten kontrollierten Studie teilte das Forscherteam 71 Mütter und ihre gesunden Neugeborenen innerhalb von 15 Tagen nach der Geburt zufällig in zwei Gruppen auf.
Die eine Hälfte der Mütter (“Nicht-Bäuerchen-Gruppe”) erhielt Empfehlungen zum exklusiven Stillen, zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Hygiene und Impfungen, jedoch nicht dazu, das Baby zum Bäuerchen zu bringen.
Der anderen Hälfte der Mütter (“Bäuerchen-Gruppe”) wurde neben den identischen Empfehlungen zusätzlich auch noch beigebracht, wie sie ihrem Baby ein Bäuerchen entlocken sollten.
Über einen Zeitraum von drei Monaten führten die Mütter anschließend täglich Protokoll über die Kolik-Episoden (exzessives Schreien, Untröstbarkeit oder andere Anzeichen von Unwohlsein) und Spucken/Aufstoßen von Milch (jegliches Ausspucken von Milch aus dem Mund) ihres Babys.
Die statistischen Studien-Ergebnisse waren bemerkenswert.
19% der Babys in der Studie hatten Kolik-Episoden und bei 93% der Babys in der Studie kam es zum Spucken/Aufstoßen von Milch.
Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied des relativen Risikos für Kolik-Episoden zwischen gestillten und nicht-gestillten Neugeborenen.
Die Babys in der Bäuerchen-Gruppe schrien in den ersten drei Monaten nicht signifikant weniger als die Babys, die nicht dazu gebracht wurden ein Bäuerchen zu machen.
Die Babys in der Bäuerchen-Gruppe spuckten sogar häufiger – mehr als doppelt so oft. Sie spuckten durchschnittlich etwa 8x pro Woche, während die Babys in der Nicht-Bäuerchen-Gruppe durchschnittlich etwa 3,7x pro Woche spuckten.
Die Forscher folgerten aus der Studie: Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die nicht wissenschaftliche, weit verbreitete Praxis des Bäuerns von Babys tatsächlich die Häufigkeit des Spuckens/Aufstoßens von Milch steigern kann und sie belegen nicht, dass es das Auftreten von Kolik-Episoden bei Säuglingen bis zu drei Monaten signifikant verringert.
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Dezember 2020
Foto: Nate Grigg
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Mein Kind (10 Monate) schluckt seit ein paar Tagen wahnsinnig viel Luft beim Stillen. Wie genau, ist mir nicht recht erklärlich. Es ist gut angelegt und dichtet ordentlich ab. Also ohne vorher das Vakuum zu lösen bekäme ich die Brust nicht schmerzfrei raus. Milch mit Kohlensäure produziere ich bestimmt auch nicht. Es schluckt also schätzungsweise die eingeatmete Luft.
Jedenfalls ist das Kind maximal genervt davon. Alle 1-3 Minuten (ja, ich hab auf die Uhr geschaut) ist so viel Luft im Bauch, dass man es blubbeln hört. Das Kind weint oder schreit dann, trinkt wieder ein paar Schluck, weint oder schreit wieder, setzt sich auf und turnt dann solange herum (nach hinten beugen, hüpfen, Po in die Luft, etc) und weint und schreit und würgt dabei, bis ein Bäuerchen kommt. Dann gehts wieder an die Brust.
Unser Hauptproblem dabei ist, dass das auch so ist, wenn das Kind müde ist und schlafen will. Bis vor dem Luftschlucken gingen wir zwischen 8 und 10 ins Bett und das Kleine hat innerhalb von 10-15 Minuten geschlafen. Wenn wir jetzt ins Bett gehen, dauert es Stunden, teils bis nach Mitternacht, in denen das Kind immer müder und genervter wird (und ich natürlich auch), bis es dann irgenwann vor Erschöpfung einschläft. Beim Papa einschlafen ohne Stillen geht zur Zeit auch nicht, da wird durchgeschrien. (War vor dem Luftschlucken kein Problem)
Hast du eine Idee, wie ich meinem Kind helfen kann? Woran könnte das Luftschlucken liegen? Kann man was dagegen tun?
Liebe Nani,
das hört sich ziemlich stressig an. Ohne euch beim Stillen zu sehen, habe ich aber leider gar keine Ahnung, warum Dein Kind jetzt plötzlich beim Stillen so viel Luft schluckt und daher leider auch keine Idee, was Du dagegen tun könntest.
Außer, dass Du vielleicht zunächst einmal ein paar Tage genauer beobachten und notieren solltest, in welchen Situationen, in welchen Stillpositionen und zu welchen Tageszeiten, das Luftschlucken stärker bzw. weniger stark ist. Eventuell lässt sich dann anhand Deiner Aufzeichnungen doch ein Muster erkennen, das einen möglichen Grund und damit auch einen möglichen Lösungsweg aufzeigt.
Tut mir leid, dass ich Dir nicht mehr dazu sagen kann.
Ich hoffe aber, es bessert sich bald wieder.
Liebe Grüße,
Regine Gresens
Hallo Regine,
danke, das ist eine gute Idee mit dem Protokollieren. Ich werde es ausprobieren, vielleicht fällt mir was auf, was wir ändern können.
das Problem hat sich von selbst gelöst, nachdem das Kind 2 Tage durchgehustet gat und dabei viel Schleim abgegangen ist. Seitdem stillen wir wieder ganz entspannt.
Stillprotokoll hat keine besonderen Auffälligkeiten gezeigt.
Aber ich bin froh, dass es jetzt wieder gut läuft. Vielleicht war der Schleim das Problem.
Eure Beiträge sind allesamt wirklich toll! Sehr verständlich und ansprechend geschrieben, sehr angenehm zu lesen vielen Dank für euren Beitrag an die Mami Welt 🙂
Vielen Dank für diesen Beitrag, hab mich schon immer drüber gewundert.
Wünsche dir einen schönen Start ins neue Jahr 🙂
Das beruhigt mich nachträglich noch! Ich habe das nämlich oft vergessen und mich dann total schuldig gefühlt 🙂
Ich habe schon bei meinem ersten Kind nicht auf biegen und brechen versucht ein bäuerchen zu entlocken, da habe ich zumindest von meiner Mutter immer was zu hören bekommen. Ich konnte halt nur feststellen das ich gerade wenn es beim stillen eingeschlafen ist, es damit bloß weckte und nichts besser machte. Beim zweiten habe ich es eben so wenig getan. So nun auch beim dritten. Allerdings gibt’s immer Aufnahmen, wenn eines meiner Kinder unruhig wurde nach dem stillen, habe ich Ihnen ein bäuerchen entlockt und danach waren sie zufrieden. Ich denke es kommt immer drauf an wie hastig es gerade getrunken hat.