Bereits 8 Mal geteilt!
Bist Du in Sorge, weil sich Dein Baby beim Trinken an der Brust oder an der Flasche immer wieder verschluckt?
In diesem Video-Beitrag erkläre ich Dir, was der häufigste Grund für Verschlucken bei Babys ist und was Du dagegen unternehmen kannst.
Frage:
Ich habe noch eine Frage und zwar verschluckt sich meine Tochter oft beim Trinken.
Ich nehme sie dann sofort von der Brust, halte sie aufrecht und klopfe ihr auf den Rücken. Sie beruhigt sich auch. Aber manchmal denke ich mir, sie kriegt keine Luft.
Ist das normal? Und was kann ich dagegen tun? Vielleicht die Stillposition ändern?
Antwort:
Normalerweise schlucken wir im Wachzustand außerhalb von Mahlzeiten etwa 1x pro Minute. Im Tiefschlaf wird weniger Speichel produziert, also lässt auch die Schluckfrequenz deutlich nach. Beim Essen und Trinken schlucken wir häufiger, je nach der Beschaffenheit der Speisen und den individuellen Essgewohnheiten. Verschlucken kann sich also jeder mal – auch außerhalb der Mahlzeiten.
Alle Babys verschlucken sich daher auch gelegentlich beim Trinken. Meistens ist das auch nicht weiter schlimm. Sie husten dann die verschluckte Flüssigkeit wieder aus, beruhigen sich ein bisschen und trinken dann weiter.
Aber wenn das Verschlucken sehr oft passiert, während das Baby trinkt, sind die Mahlzeiten oft ein ziemlicher Stress für die Eltern und möglicherweise auch für das Baby.
Was ist meistens der Grund für Verschlucken?
Zunächst solltest du immer erst einmal mit dem Kinderarzt klären, ob es einen körperlichen Grund dafür gibt, dass sich dein Baby so oft verschluckt. Wenn dabei nichts gefunden wird, dann ist es vielleicht erst mal etwas beruhigend.
Aber vielleicht hast du auch das Gefühl, dass dein Baby einfach so sehr gierig trinkt an der Brust oder auch an der Flasche und sich deswegen verschluckt. Dann kann ich dir sagen, ist meistens der Grund für dieses scheinbar Gierige, nicht der extreme Hunger oder Durst deines Babys, sondern es ist in aller Regel so, dass einfach die Milch zu schnell läuft und zu viel Milch in seinen Mund kommt und es kaum hinterherkommt diese ganz viele Milch herunterzuschlucken und eben zwischendurch dann vielleicht auch noch zu atmen. Und diese ganze – das eben zu koordinieren, führt dann dazu, dass es sich eben vielleicht auch dabei öfter verschluckt.
Also meistens ist die Ursache viel Milch, schnell durch einen starken Milchspendereflex, der mit einem Druck von bis zu einem Atü aus mehreren Poren der Milchdrüsen oder der Brüste spritzen kann. Und wenn so ein Strahl direkt hinten in den Rachen gespritzt wird, dann ja, ist quasi verschlucken – also es geht gar nicht anders, als sich zu verschlucken.
Aber es kann auch an einem Sauger liegen, der eben sehr leicht läuft. Wenn du die Flasche über Kopf hältst und die Milch im Strahl schon unten rausläuft, dann ist das eben viel zu schnell.
Aber selbst solche Sauger, die angeblich besonders brustähnlich sind und wo das Baby sehr ruhig und genau mit der gleichen Saugstärke trinken sollte wie an der Brust, halten dieses Versprechen leider nicht immer. Und es gibt wirklich Kinder, die aus so einem Sauger entweder gar nichts rauskriegen oder aber denen so viel in den Mund schießt, dass sie sich eben auch immer wieder an diesem modernen Sauger verschlucken.
Verschlucken an der Brust vermeiden
Wenn also das Problem zu viel Milch zu schnell aus der Brust – mit einem zu starken Milchspendereflex – ist, dann solltest du versuchen, deine Milchmenge – und damit dann auch den Milchspendereflex – etwas zu reduzieren, indem du das Blockstillen praktizierst. Das heißt, immer wieder an derselben Brust anlegst und die andere Seite in Ruhe lässt, sodass sich dort die Milch ein wenig staut und nicht abgerufen wird. Weil dann, wenn da eben keine Milch rausgeholt wird, bekommt die Brust auch das Signal jetzt weniger zu produzieren. Und auf die Dauer wird sich dann deine Milchmenge auch regulieren und besser zu dem Bedarf deines Babys passen.
Eine andere Möglichkeit ist auch noch das Bergauf-Stillen. Dabei solltest du eben darauf achten, dass dein Baby von oben kommt und die Milch bergauf schießen muss. Weil durch dieses Bergauf-Stillen wird einmal der Strahl quasi schon ein bisschen von der Schwerkraft reduziert. Und das Baby kann auch das, was ihm dann zu viel im Mund ist, leichter aus dem Mund herauslaufen lassen, als wenn es unten liegt und ja praktisch die Milch von oben in seinen Mund hineinspritzt oder aus der Flasche hineinfließt.
Und du kannst aber natürlich auch, wenn du merkst, jetzt ist der Milchspendereflex zu stark, dein Baby dann abnehmen, diese viele Milch von dem ersten Milchspendereflex auffangen – in einer Schale oder auch einfach in einer Stoffwindel auffangen – und das Baby dann anlegen, wenn da eben ein bisschen weniger Druck in der Brustdrüse ist.
Verschlucken an der Flasche vermeiden
Und bei einem Flaschenbaby, das mit dem Sauger nicht so richtig zurechtkommt, würde ich schauen, dass du einen Sauger findest, mit dem dein Baby eben ruhig trinken kann und sich nicht verschluckt und auch ausreichend lange trinkt für eine Mahlzeit, damit überhaupt auch sein Saugbedürfnis ein bisschen befriedigt wird und sein Sättigungsgefühl dann auch einsetzen kann.
Manchmal muss man wirklich mehrere Sauger ausprobieren, bis man den richtigen gefunden hat.
Und eine weitere Möglichkeit ist auch das sogenannte “Paced Bottlefeeding”, das ich hier in diesem Video auch zeige und erkläre.
Was tun, wenn es sich verschluckt hat?
Wenn dein Baby sich verschluckt hat, dann solltest du es natürlich von der Brust abnehmen, ein bisschen aufrichten oder hochnehmen. Und vielleicht auch sogar über die Schulter legen mit einem Spucktuch über der Schulter. Vielleicht sanft den Rücken klopfen und ganz ruhig und beruhigend mit ihm sprechen.
Versuche möglichst selber auch nicht zu sehr dich aufzuregen, weil die Aufregung überträgt sich immer auch auf dein Baby. Das Baby spürt ja, was mit dir ist und wird dadurch dann auch aufgeregt und verschluckt sich vielleicht deswegen dann auch leichter.
Und wenn der Husten vorbei ist und es wieder bereit ist zu trinken, weil es noch nicht satt ist, dann kannst du es wieder anlegen. Vielleicht auch eben in einer etwas aufrechter Position.
Grundsätzlich empfehle ich allen Eltern, am besten schon vor der Geburt – also noch in der Schwangerschaft, einen Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge und Kinder zu absolvieren. Auch für Babysitter und Oma/Opa, ist es wichtig, zu wissen, was in einem Notfall sofort getan werden sollte, wenn ein Baby sich eben nicht nur an Milch verschluckt hat, sondern vielleicht etwas anderes verschluckt hat.
Wenn Dein Baby nach den Mahlzeiten häufig spuckt, dann schau Dir auch noch diesen Beitrag an!
Hast Du eine Frage zum Stillen, die ich in einem Video beantworten soll?
Dann schreib sie gerne mit dem Hashtag #FragStillkinder in die Kommentare! Vielleicht beantworte ich dann ja schon in einem meiner nächsten Videos genau deine Frage.
Regine Gresens, IBCLC, Juni 2022
Foto: Canva
Dir gefällt dieser Beitrag? Dann pinne ihn in die Welt hinaus!
Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke!
Liebe Regine, vielen Dank für deine tolle Seite, deine Anregungen, deine Aufklärungsarbeit und deine Mühen zum Thema STILLEN! So wertvoll!
Mein Baby ist mittlerweile 4 Monate alt und verschluckt sich ebenfalls oft beim Stillen. Sie kommt nicht gut mit meinem MSR zurecht und ich habe mittlerweile den Eindruck, dass sie überhaupt nicht gerne stillt: nahezu jedesmal dreht sie sich weg und weint, bevor sie dann doch vor Hunger stillt. Auch schläft sie bei mir in der Trage schlechter ein, als bei meinem Mann… vielleicht weil sie bei mir immer den Milchgeruch in der Nase hat und “Angst” hat, gleich wieder stillen “zu müssen”? Ich stille bereits im Block und Bergauf. Auswärts stillen ist für mich mittlerweile eine Tortur, weil sie jedes Mal weint und sich wegdreht und ich dann hantieren muss, dass die Milch nicht beim Nachbarn im Kaffee landet und wir beide komplett nass sind usw… sie gedeiht gut. Ich habe mich jedoch damit abgefunden, dass ich sie wohl nicht – wie meinen Sohn – 2 Jahre stillen werde ): ich fühle mich manchmal auch regelrecht abgelehnt von ihr… gibt es noch einen Tipp, wie ich mit der Situation am besten umgehen kann? Danke & Gruß!
Liebe Marie,
bei Problemen mit einem starken Milchspendereflex kommt es nach etwa drei Monaten öfter vor, dass das Baby die Stillmahlzeiten hinauszögert und dadurch die Milchproduktion in den Brüsten zurückgeht und auch die Gewichtszunahme des Babys weniger wird. Das Verhalten Deines Babys ist aber ganz sicher keine Ablehnung Deiner Person, sondern zeigt einfach, dass ihr die aktuelle Situation Stress bereitet und verändert werden sollte.
Den einen ultimativen Tipp dafür habe ich jedoch leider nicht, stattdessen sollte immer genau geschaut werden, wie die individuelle Stillsituation gerade ist. Ich kann Dir daher nur empfehlen, Dich für eine ganzheitliche Stillberatung an eine erfahrene Stillberaterin IBCLC zu wenden, die nach einer gründlichen Analyse der Gesamtsituation und Eurer Vorgeschichte mit Dir gemeinsam den für Euch passenden Weg zur Lösung der Problematik plant.
Liebe Grüße,
Regine Gresens