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Autorin: Diane Wiessinger, IBCLC |
Es gibt viele verschiedene Gründe, warum ein Baby anfangs das richtige Andocken und Saugen an der Brust anscheinend nicht hinkriegt.
Während Dein Baby lernt, wie es geht, musst Du dafür sorgen, dass …
1) es genug Nahrung bekommt;
2) Deine Milchproduktion in Gang kommt;
3) Du von einer Stillexpertin unterstützt wirst und
4) zuversichtlich bleibst!
Dein Baby wird lernen, wie es geht, genau wie die folgenden Babys es gelernt haben.
Emily kriegte es einfach nicht hin. Sie hat nach der Brustwarze gesucht, aber sie schien nicht zu begreifen, wie das Andocken funktioniert. Wie fast alle Babys, die nicht an der Brust trinken, konnte sie hervorragend an einem Finger saugen.
Ihre Mutter verbesserte ihre Stillposition und begann ihre Milch mit einer elektrischen Milchpumpe abzupumpen, um sicher zu stellen, dass ihre Milchproduktion ansteigt, unabhängig davon, ob Emily bald anfing zu stillen oder nicht.
Sie fütterte Emily zusätzlich künstliche Säuglingsnahrung mit der Flasche, um ihre noch immer niedrige Milchmenge auszugleichen.
Während der nächsten paar Wochen probierte sie unterschiedliche Stillpositionen, ein Stillhütchen, eine Ernährungssonde und zum Schluss hörte sie einfach für eine Woche ganz auf immer wieder zu versuchen sie anzulegen.
„Hör zu, Emily“, sagte der Vater zur Tochter, „Jeder auf der Welt saugt. Es gibt keinen Grund, warum Du es nicht auch kannst.“
Noch ein paar Tage mit dem Stillhütchen und Emily begann zu stillen. Es dauert noch einige Zeit, bis sie es vollständig beherrschte, also pumpte ihre Mutter weiter und bot ihr eine Abendflasche an.
Nach sechs Wochen waren die künstliche Säuglingsnahrung und die Pumpe nicht mehr notwendig.
Daniel kriegte es einfach nicht hin. Er versuchte immer wieder anzudocken und gab dann frustriert auf.
Nach nur einem Besuch von einer Laktationsberaterin haben Daniel und seine Mutter es „zusammen hingekriegt“.
Es war nur eine Frage der richtigen Stillposition.
Timothy kriegte es einfach nicht hin. Seine Mutter hatte „ideale“ Brustwarzen und reichlich Milch, aber Timothy konnte anfangs nicht angedockt bleiben.
Obgleich sie manchmal 275 ml bei einer Sitzung abpumpen konnte, war es, nachdem Timothy gelernt hatte anzudocken, so, dass er saugte und saugte und nicht einen Tropfen schluckte!
Während des ersten Monats wurde seine Stillfertigkeit besser und er begann gelegentlich zu schlucken. Mit sieben Wochen war Timothy meistens ziemlich geschickt an der Brust.
Seine Mutter pumpte noch ein paar Wochen für eine Extra-Abendflasche, aber dann fing Timothy an diese zu verweigern. Der Junge, der anfänglich nicht wusste, wie er stillen sollte, mochte am Schluss keine Flaschen mehr!
Laura kriegte es einfach nicht hin. Ihre Mutter konnte sie endlich mit Hilfe eines Stillhütchens anlegen. Zu Beginn gab sie zusätzlich abgepumpte Muttermilch in einer Flasche.
Aber Lauras Mama war bald in der Lage voll zu stillen, obwohl Laura mit Hütchen angelegt wurde. Nach sechs Wochen Stillen mit Hütchen und gelegentlichem Anbietens der Brust ohne das Hütchen war Laura in der Lage ohne Hütchen an der Brust ihrer Mutter zu trinken.
(Achtung: Bei manchen Müttern führt die regelmäßige Benutzung eines Hütchens ohne zusätzliches Pumpen zu einem Rückgang der Milchmenge. Verwende ein Stillhütchen nur unter Anleitung einer Stillexpertin.)
Ali kriegte es einfach nicht hin. Sie ging in den ersten Tagen gut an die Brust, trank aber nicht gut, bekam daher nicht genug Flüssigkeit und verweigerte letztendlich die Brust.
Ihre Mutter pumpte, fütterte sie mit der Flasche und probierte immer wieder sie anzulegen. Ohne Erfolg. Ali schrie nur oder schlief jedes Mal, wenn ihr die Brust angeboten wurde und hatte anscheinend keine Idee, wie sie die eher flachen Brustwarzen in den Mund nehmen sollte.
Nach fünf Wochen wechselte ihre Mutter zur Fingerfütterung mit einer Ernährungssonde, um sie von der Flasche zu entwöhnen und an das Gefühl von Haut zu gewöhnen.
Ein paar Tage später, vorausgesetzt sie wurde gefragt und nicht gezwungen, begann sie ein Stillhütchen mit einer Sonde zu akzeptieren, über die sie künstliche Säuglingsnahrung erhielt.
Nach ein paar Tagen mit dem Hütchen, fing sie einfach an zu stillen, erst an einer Seite, dann an beiden. Und so blieb es dann.
Minda kriegte es einfach nicht hin. Ihre Mutter hatte große, weiche Brüste mit Brustwarzen, die kein bisschen hervorstanden. Mindas Mama probierte viele Positionen, ein Stillhütchen und das Füttern mit einer Flasche.
Aber nach fünf Wochen war sie soweit aufzugeben. Als letzte Chance versuchte sie noch eine Ernährungssonde an der Brust und wie sich heraus stellte, schien dies das „Hier-Andocken-Signal“ zu sein, nach dem Minda gesucht hatte.
Es folgte eine weitere Woche mit Hochs und Tiefs, bis Minda zuverlässig und ohne Probleme stillte.
Alex kriegte es einfach nicht hin. Er kämpfte und schrie an der Brust und die Milchmenge seiner Mutter wurde sehr gering. Seine Mutter fütterte ihn mit einer Ernährungssonde am Finger und wechselte zwischen dem Füttern am Finger und dem Anbieten der Sonde an der Brust.
Sie benutzte eine Handpumpe und ergänzte ihre geringe Milchmenge mit Säuglingsnahrung.
Mit etwa vier Wochen ging Alex zeitweilig an die Brust. Plötzlich fiel bei ihm der Groschen. Seine Mutter fuhr fort ihn mit der Sonde zuzufüttern, während ihre eigene Milchmenge anstieg.
Ab dem Tag, an dem er richtig anfing zu stillen, lag Alex in den Armen seiner Mutter wie ein anderes Baby – entspannt und zufrieden, als hätte er das Paradies gefunden. Alex liebte es ein stillendes Baby zu sein.
Lisa kriegte es einfach nicht hin. Ihre Mutter sorgte mit einer Mietpumpe und Becherfütterung dafür, dass sie gut ernährt wurde.
Es war eine entmutigende erste Woche, mit viel verschütteter Milch und der Anstrengung des Pumpens.
Aber am Ende der Woche war Lisa ein absolutes Stillbaby.
Brandon kriegte es einfach nicht hin. Er hatte keine einzige gute Stillmahlzeit in der Klinik und konnte überhaupt nicht andocken, nachdem sie Zuhause waren, weil die Brüste seiner Mutter so gespannt waren.
Sie benutzte eine Mietpumpe, um ihre Brüste weich zu machen, und mit etwas Hilfe bei der Stillposition, dockte Brandon an und stillte wunderbar. Ohne die Unterstützung der Laktationsberaterin und mit Brüsten, die immer noch sehr voll waren, hatten sie wieder Schwierigkeiten.
Aber sie pumpte weiter und gab Brandon ihre Milch mit einer Pipette, wenn er nicht stillen konnte. Nach ein paar Tagen war die anfängliche Schwellung der Brüste vorbei und das Stillen war einfach.
Wenn das Anlegen für Dich und Dein Baby bisher schwierig war und ist, könnten Dir die Infos und Tipps aus dem Video-Kurs „Gut Anlegen“ helfen.
Shira kriegte es einfach nicht hin. Sie suchte, zog dann eine Grimasse und schob die Brustwarze ihrer Mutter weg.
Nach einer Woche des Probierens und Füttern von abgepumpter Muttermilch mit der Flasche, begann ihre Mutter ein Stillhütchen zu verwenden.
Während der nächsten Woche stillte Shira mit dem Stillhütchen und genoss es gewöhnlich, musste aber mit der Flasche zugefüttert werden. Manchmal verweigerte sie das Hütchen.
Dann begann ihre Effizienz mit dem Hütchen sich zu verbessern und sie fing an die nackten Brüste ihrer Mutter manchmal für einen Teil der Mahlzeit zu akzeptieren.
An einem Morgen, als sie etwa zwei Wochen alt war, wirkte sie auf ihre Mutter „verändert“ . Und von da an stillte sie gut.
Bruce kriegte es einfach nicht hin. Er konnte anscheinend die Brust seiner Mutter nicht in seinen Mund ziehen und dort halten.
Nach ein paar Tagen gelang es ihm mit einem Stillhütchen zu stillen, aber er wurde ebenfalls mit abgepumpter Muttermilch in Flaschen zugefüttert.
Tag für Tag verging und seine Mutter fragte sich, ob sie jemals das Hütchen und die Flaschen loswerden könnte, aber einen Tag bevor er vier Wochen alt war, fing er plötzlich im Badezimmer einfach an zu stillen. Einfach so!
Was die Mütter dieser Babys gemeinsam hatten, waren Tränen, Entschlossenheit, viel Hautkontakt mit ihren Babys und Unterstützung von einer erfahrenen Stillexpertin.
Jedes Paar ging einen anderen Weg zum Stillen. Manche Babys lernten es schnell, andere brauchten dazu lange, frustrierende Wochen.
Aber all diese Babys schafften es letztlich, das Stillen zu genießen. Und all ihre Mütter sagen, es war die Mühe wert.
Original: „My Baby Just Doesn’t Get It“ von Diane Wiessinger, MS, IBCLC, 2000
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, Juli 2004
Foto: AlohaHawaii via photopin cc
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Liebe Frau Gresens,
heute schreibe ich Ihnen und all den Frauen, die wie ich mit dem Mut der Verzweiflung und der innigen Liebe einer Mutter das Beste für ihr Kind wollen – stillen. Ich bin 7-fache Mutter. Also kann ich sagen, ich habe Erfahrung und bin routiniert. Aber mein Kleiner, jetzt 4 Monate alt, bekommt es einfach nicht hin. Von Anfang an habe ich ihn mit der Sonde an der Brust mit meiner Milch ernährt. Lange ging es nur mit Stillhütchen. Das sind wir inzwischen los geworden, aber er bekommt es trotzdem nicht hin die Milch aus der Brust rauszuholen. Und es ist wahnsinnig anstrengend. Pumpen, an der Brust füttern, pumpen … und er trinkt nicht wenig.
Heute ist so ein Tag, an dem ich sehr traurig bin, dass es einfach nicht klappt. Wir planen nicht noch ein Kind. Daher habe ich mich schon in der Schwangerschaft auf eine innige Stillzeit gefreut. Aber dann gibt es auch diese Momente, da bin ich unglaublich stolz auf mich. Mein Kleiner bekommt Mamamilch. Seit 4 Monaten pumpe und stille ich. Und das neben 6 weiteren Kindern. Manchmal weiß ich nicht, wie lange ich noch durchhalte. Ich habe bereits 4 Mal ne schlimme Mastitis gehabt. Meinem Kleinen wurde das Zungenbändchen durchtrennt. Mein Tag und meine Nacht ist getaktet von der Pumpe. Aber ich will noch nicht aufgeben. Immerzu bin ich voller Hoffnung, dass er es doch einfach hinbekommt. Und zumindest will ich ihm so lange als möglich meine Milch geben. Aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass mich jemand in den Arm nimmt und mir sagt, es ist auch ok, wenn er es nicht schafft. Das macht dich nicht zu einer schlechten Mutter und eure Beziehung nicht weniger innig. Nur eben anders innig.
Am Ende des Tages ist es die Liebe, die zählt. Und Liebe schenken wir zum Glück nicht nur durchs Stillen ❤️.
Eure Hella
Liebe Hella,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich finde auch, Du solltest wirklich stolz darauf sein, dass Du Deinen Kleinen schon so lange an der Brust mit Deiner abgepumpten Milch ernährst.
Meine Empfehlung wäre noch einmal einen Termin für eine persönliche Stillberatung bei einer professionellen Stillberaterin IBCLC zu vereinbaren, um Eure gesamte Situation und auch die Saugtechnik Deines Sohnes zu beurteilen. Zwar kann es auch ohne Beratung von einem auf den anderen Tag mit dem direkten Stillen noch lange klappen, aber vielleicht könnte ihm/Euch dabei auch mit einem individuellen Saugtraining oder anderen Interventionen geholfen werden.
Ich wünsche Euch alles Gute dafür!
Herzliche Grüße, Regine Gresens
Liebe Frau Gresens, was für ein mutmachender Beitrag. Meine Emilia bekommt es seit 6 Wochen nicht hin. Als Frühchen mit der Flasche gefüttert, habe ich sie mit 4 Wochen voll gestillt. Mit 10 Wochen ging das Drama los- sie verweigert die Brust. Im Halbschlaf ging es noch, dann auch weniger. Brüllt, sobald ich sie anlege bis sie die Flasche bekommt. Leider wurde ich weder in der Klinik noch von meiner Hebamme beraten, was Saugverwirrung angeht. Eine Stillberaterin gab mir den Tipp Brusternährungsset. Hat leider auch nicht geklappt. Gibt es die Möglichkeit nach 6 Wochen das Kind noch an die Brust zu bekommen? Ich pumpstille aktuell, aber die Milch wird schon weniger, auch weil ich so massiv darunter leide, ebenso das Verhältnis zu meinem Kind. So habe ich mir das alles nicht gewünscht, mein größter Wunsch ist es nach der schlimmen Schwangerschaft mein Kind zu stillen! Wäre es möglich mit Ihnen Kontakt aufzunehmen? Niemand konnte bisher helfen. Ich wäre wirklich so dankbar! Eine verzweifelte Mami mit hungrigem Baby
Liebe Katharina,
erst einmal noch herzlichen Glückwunsch zur Geburt!!
Es gibt aus meiner Sicht immer eine gewisse Chance, dass das Stillen doch noch klappt.
Eine Einschätzung Eurer Chancen und konkrete Empfehlungen für Euren Fall, sind mir leider nicht möglich ohne Euch beide und Eure aktuelle Situation genauer zu kennen und Euch beim Anlegen zu beobachten.
Wir können dazu gerne einen Termin für eine Fernberatung per Video-Online-Verbindung vereinbaren.
Eine 100%ige Garantie für den Erfolg einer Beratung kann es jedoch leider auch nicht geben, da Stillen eine komplexe Beziehung ist, bei der sehr viele Faktoren zusammenwirken und eine Rolle spielen.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Mein Sohn ist jetzt fast acht Wochen alt. Leider hatten wir einen unglücklichen Start, da ich ein Stillhütchen bekommen habe, aber eigentlich keines gebraucht hätte und dann nahm er nur noch ab und bekam einen Harnwegsinfekt. Seither trinkt er aus der Flasche und hat gelegentlich an der Brust getrunken, ist aber immer wieder eingeschlafen. Es war ihm zu anstrengend und seit einer Woche verweigert es und ich habe auch ganz viel Zweifel bekommen und es auch immer weniger versucht. Nun will ich aber von Herzen stillen und leider wurde mir auch angetragen ihn nicht zum Stillen anzulegen, sondern nur ohne Druck und nun will er nicht mehr und ich bin zutiefst traurig und leide sehr. Gibt es noch eine Möglichkeit?
Hallo Paula,
es gibt die Möglichkeit das Stillen und die Milchbildung wieder zu beginnen, man nennt dies auch eine „Relaktation“.
Für meine Tipps dazu, schau bitte einmal hier:
Wie Du das Stillen (wieder) in Gang bringst
Und hier findest Du einige Erfahrungsberichte von Müttern, die erfolgreich relaktiert haben.
Alles Gute und herzliche Grüße,
Regine Gresens
Hallo
Ich habe Eva am 12.9.2014 entbunden. Sie hat das Undinesyndrom. Heißt:ist tracheotomiert und atmet im Schlaf nicht. Ich pumpe nach wie vor ab und ernähre sie damit voll. Leider wehrt sie sich an der Brust. Hat in ihrem gesamten Leben zwei mal im Abstand von mehreren Wochen getrunken. Das war es. Wenn ich versuche Eva anzulegen wälzt sie sich unruhig hin und her, egal ob mit oder ohne Stillhütchen. Ich nehme für die versuche immer viel Zeit, mache es, wenn ich alleine und entspannt bin… Haben Sie noch eine Idee?
Danke
Liebe Frau Bornemann-Göhre,
ich finde es ganz toll, dass Sie Ihre Tochter immer noch mit Ihrer Muttermilch ernähren, damit geben Sie ihr auf jeden Fall bereits die bestmögliche Nahrung.
Ich kann auch gut verstehen, dass Sie sie gerne stillen möchten. Eine Chance, dass sie es noch lernt, gibt es auch sicher noch, aber leider keine Garantie.
Leider kann ich Ihnen nicht sagen, was Sie beide noch tun könnten, ohne Sie beide zu sehen, z.B. Ihre Stillposition, Ihre Anlegetechnik und das Verhalten Ihres Kindes.
Vielleicht finden Sie hier selbst noch Möglichkeiten, etwas zu verbessern:
https://www.stillkinder.de/die-7-haeufigsten-fehler-beim-anlegen/
Ansonsten möchte ich Ihnen raten, sich vor Ort für eine persönliche Stillberatung an eine qualifizierte Still- und Laktationsberaterin zu wenden.
Adressen finden Sie hier:
http://www.stillen.de/laktationsberatung-finden/
http://www.bdl-stillen.de/stillberatungsuche.html
Alles Gute für Sie beide,
mit herzlichen Grüßen,
Regine Gresens