„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Mangelernährt trotz Dauerstillen

Von Bea |
Unseren ersten Sohn habe ich mehr als zwei Jahre gestillt, zwar mit Stillhütchen – aber erfolgreich. So war für mich klar, dass unser zweiter Sohn Fero auch dieses Privileg genießen soll.

Die Stillberaterinnen im Krankenhaus waren alle top ausgebildet und machten mir Mut, ohne Stillhütchen zu stillen. Es klappte erfreulich gut. Guten Mutes ging ich nach Hause.

Fero stillte alle zwei Stunden für 50 Minuten: 30 Minuten die erste, dann 20 Minuten die zweite Brust. Ich hatte also genügend Zeit, unserem älteren Sohn stundenlang Bilderbücher vor zu lesen.

Diese Dauerbelastung hielten meine Brustwarzen aber schlecht aus. Da ich mit Stillhütchen sehr gute Erfahrung gemacht hatte, nahm ich sie ohne Gewissensbisse bald wieder zur Hand.

Dies schonte und beruhigte meine Brüste und ich konnte einigermaßen schmerzfrei stillen.

Nach eineinhalb Monaten kräftiger Gewichtszunahme, stagnierte das Gewicht. Die Brustwarzen begannen wieder zu schmerzen, die linke Brust tat nach einer Woche höllisch weh, so dass ich nur noch abpumpen konnte.

Nach 6 Wochen haben Babys ihren zweiten Wachstumsschub und benötigen mehr Nahrung als vorher. Wenn die Gewichtszunahme schon im ersten Vierteljahr immer weniger wird oder sogar plötzlich stagniert, stimmt irgendetwas nicht.
~ R. Gresens

Die Hebamme diagnostizierte einen Brustsoor. Nach zwei aufeinanderfolgenden Therapien mit Tabletten, Brustwarzencreme und Mundgel für Fero konnte ich wieder schmerzfrei stillen.

Mein Mann bemerkte, dass Fero, trotz ausgeheilten Brustwarzen, immer noch keine Reserven zulegte. Ich machte mir zuerst wenig Sorgen, da er wegen der Soorbehandlung häufig stark erbrechen musste.

Auch die Kinderärztin meinte bei der Zweimonatskontrolle, er könnte etwas kräftiger sein.

Da Fero muskulär keine Defizite aufwies, den Kopf gut anheben konnte, wach und vital erschien und in dieser ganzen Zeit eigentlich zufrieden und ein ruhiges Baby war, fragte mich die Kinderärztin, ob ich immer noch stillen oder auf Flaschennahrung umstellen wolle, da wisse man, wie viel er tatsächlich zu sich nehme. Da dies für mich aber nicht in Frage kam, ließ sie das Thema stehen.

Na ja, sie hätte aber auch eine Stillberatung empfehlen können, um zu schauen, woran es denn liegt, dass er so wenig zunimmt und dann entsprechend beim Stillen etwas zu verändern, z.B. wieder ohne Stillhütchen anzulegen.
~ R. Gresens

Fero legte nicht mehr an Gewicht zu, verlangte aber jeweils am Abend bis zu vier Stunden lang immer wieder die Brust, bevor er und ich völlig erschöpft einschliefen.

An diesen Abenden ist er vielfach an der Brust eingeschlafen. Habe ich ihn dann aber von der Brust gelöst, begann er sofort zu weinen. So habe ich ihm die Brust wieder gegeben, habe ihn circa vier Minuten deutlich schlucken gehört, dann wieder nur noch ein Nuckeln.

Ich denke, er war so erschöpft, dass er nicht länger am Stück saugen konnte. Oft bin ich selber während dem Stillen eingeschlafen und habe komplett den Überblick verloren, wie lange er nun tatsächlich gestillt hat.

Das ist verständlich. Ich denke jedoch, er ist eingeschlafen, weil der erste Milchspendereflex verebbt war und kaum noch Milch kam.
Babys passen ihr Saugen und Schlucken nämlich dem Milchfluss an. Wenn viel Milch kommt, motiviert sie dies zum Weitersaugen, sie schlucken eifrig (und gut hörbar) und schlafen dabei normalerweise nicht ein.
Fließt allerdings nur wenig Milch, schlafen sie dabei oft ein, weil es so „gemütlich“ ist, obwohl sie noch keine ausreichende Menge getrunken haben.
~ R. Gresens

Nach einem weiteren Monat griff ich im Supermarkt nach einer Flaschennahrung. Ich kapitulierte.

So bekam Fero eine Woche lang am Abend einen 150 ml Schoppen, in der Hoffnung auf einen ruhigem Start in die Nacht.

Beim sechsten Mal passierte es: Fero bekam am ganzen Körper rote Flecken, sein Gesicht schwoll an, er erbrach den ganzen Schoppen und hörte in den Armen meines Mannes auf zu atmen.

Fero hatte einen anaphylaktischen Schock.

Dank der Geistesgegenwart meines Mannes, der nach einem nassen Lappen schrie und ihm diesen ins Gesicht und in den Nacken drückte, begann Fero wieder zu atmen.

Mit der Ambulanz ging es ins Krankenhaus, wo eine schwere Kuhmilcheiweißallergie diagnostiziert wurde.

Ich wurde im Spital danach gefragt, ob er regelmäßig nasse Windeln habe. Dies habe ich damals bestätigt, in der Annahme, dass täglicher Stuhlgang und etwas feuchte Windeln okay seien. Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass er nur ganz kleine Mengen urinierte. Kein Vergleich zu den übervollen Windeln heute!

Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Clusterfeeding – also phasenweise gehäuftes Stillen – ist in den ersten Wochen ganz normal.
Ständiges Stillen rund um die Uhr mit wenigen Ausscheidungen und geringer Gewichtszunahme zeigt, dass nur wenig Milch beim Baby ankommt. Entweder weil tatsächlich nur wenig Milch gebildet wird oder weil das Baby die Milch nicht effektiv aus der Brust herausholen kann.
~ R. Gresens

Erst zu Hause bemerkten wir, dass die Haut an Feros Oberschenkel nur so schlotterte und er in den letzten zwei Monaten von der 90-er Perzentile runter auf die 10-er Perzentile gerutscht war.

In meiner Erschöpfung konnte ich diese Anzeichen zuvor nicht richtig deuten, sog er mich doch stundenlang leer. Der Gewichtsverlust und das unersättliche Stillen passten in meinem Kopf einfach nicht zusammen.

Unser Sohn war trotz diesem Dauerstillen mangelernährt. Er trank in 50 Minuten gerade mal 50 ml.

Erst nach dem allergischen Schock verstand ich: Fero vertrug meine Muttermilch nicht, da ich täglich viel Milch trank, gerne und viel Käse, Joghurt und Müsli aß. Sein Körper konnte meine Muttermilch nicht verwerten, da dort Kuhmilcheiweiß drin war.

Ich musste meine Ernährung radikal umstellen: Keine Milchprodukte mehr, also vegan mit Fleisch.

Weiter nahm ich sofort Kontakt mit einer Stillberaterin der La Leche League auf. Meine Brüste mussten wieder ‚angekurbelt‘ werden, denn unser Sohn war – wie kaum ein anderes Baby – 100 % auf meine Muttermilch angewiesen.

Schoppen kam nicht mehr in Frage, obwohl wir vom Arzt ein Präparat verschrieben erhielten, das für Hochallergiker geeignet sein soll. Probiert haben wir es nie. Zu tief sitzt der Schock vor dem Pulverschoppen.

Nachdem ich mich mit den Videos von Regine Gresens schlau gemacht hatte und mir auch die Stillberaterin zur Seite stand, wagte ich als erste Maßnahme kurz nach dem Spitalaufenthalt erneut den Schritt ohne Stillhütchen zu stillen, da so die Milchproduktion effektiv gesteigert werden konnte. Es klappte.

Dieser Schritt brauchte viel Mut, da ich Angst vor wiederkehrenden Schmerzen hatte. An meiner linken Brust wollte Fero aber kaum länger als eine halbe Minute trinken. So achtete ich darauf, dass Fero wirklich Hunger anzeigte und legte ihn dann immer zuerst an jener Brust an, die er ablehnte.

Die Stillberaterin machte einmal einen längeren Hausbesuch und anschließend blieben wir via SMS in Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt, war ich ungefähr wieder seit einer Woche ohne Stillhütchen am Stillen.

Ich brauchte eine Fachperson, die mir beim Stillen eine Rückmeldung gab. So konnte sie mich in meiner Anlegetechnik bestätigen und meine Verunsicherung verflog. Dies tat mir unglaublich gut.

Zusätzlich nahm ich dreimal täglich und auch nachts Stilltee, mehrmals täglich Boxhornkleetabletten und einen homöopathischen Sirup.

Den Nuckel kriegte Fero nur noch zum Einschlafen, so dass er sein Saugbedürfnis an meiner Brust befriedigen musste.

Da Fero alle 1.5 Stunden stillte, konnte ich nur etwa 10 ml abpumpen. So ließ ich dies sein und gönnte meinen Brüsten eine kurze Stillpause.

Und Feros Körper reagierte blitzschnell auf meine Ernährungsumstellung und die ‚neue’ Muttermilch. Endlich konnte er meine Milch verwerten und legte rasch an Gewicht zu.

Er trank nun Tag und Nacht im 1.5-Stunden-Rhythmus. Diese Zeit war unglaublich anstrengend, aber es lohnte sich: In zwei Monaten nahm er stattliche 2.7 kg zu.

Wunderbar!! Ein großartiger Erfolg!! ~ R. Gresens

Sein Körper war wochenlang auf Hungersnot eingestellt und er musste sich zuerst Fettreserven anlegen, bevor sich sein Hungergefühl wieder normalisierte.

Wir überstanden dann, dank Quarkwickeln, auch noch eine Brustentzündung.

Einfach ein verrücktes halbes Jahr.

 

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Neugborenes auf dem Arm seiner Mutter

Nun mit einem halben Jahr passt sein Gewicht in keine Perzentilenkurve mehr rein: Er schießt mit seinen 10 kg hoch oben hinaus!

Mich erfüllt es mit Stolz, wenn wir von unserem ‚kleinen Brummer‘ sprechen und seinen Babyspeck bewundern.

Seit gut drei Wochen hat Fero jetzt einen 3-Stunden-Rhythmus und ich komme wieder zu genügend Schlaf.

In sieben Minuten hat Fero fertig gestillt und mein älterer Sohn und ich gucken uns die Bilderbücher an, wenn Fero zufrieden auf seiner Matte am Spielen ist.

Nun beginnt ein neues Abenteuer: die Beikosteinführung. Wir sind gespannt, wie Fero dies meistern wird.

Schon bei unserem älteren Sohn folgten wir dem Konzept des BLW (Baby gesteuerte Entwöhnung), also Fingerfood vom Tisch. Mit einher geht natürlich eine lange Stillzeit. Diese Art der Beikosteinführung hat uns sehr begeistert und auch bei Fero steht da nichts im Wege.

Einzige Einschränkung: Er selber hat ein absolutes Milchprodukteverbot, also jeder Direktkontakt mit Kuhmilcheiweiß muss vermieden werden. Dies bedeutet, dass wir bei allen Nahrungsmitteln die Zutatenliste genau studieren müssen.

Damit Fero eine Toleranz gegenüber Kuhmilcheiweiß entwickeln kann, muss sein Körper aber weiterhin damit konfrontiert werden. So wurde mir empfohlen, kleine Mengen an Milchprodukten zu mir zu nehmen, beispielsweise täglich 2 dl Milch und ein kleines Stück Käse oder ein halbes Joghurt.

Am besten sei also, möglichst lange neben der Beikost weiterzustillen und Fero durch die Muttermilch mit Kuhmilcheiweiß zu konfrontieren. Viele Kinder verwachsen mit dieser Ausschlußdiät eine Kuhmilcheiweißallergie bis zum dritten Geburtstag.

Ich kann mir gut vorstellen, Fero bis über das zweite Lebensjahr hinaus zu stillen. Sojamilch oder Reismilch stellen keine echten Alternativen dar, entweder weil es das Risiko birgt, weitere Allergien zu machen oder weil es zwar kalorien- aber nicht nährstoffreich ist. Stillen scheint mir die einzig echte Möglichkeit, ihn möglichst lange mit vielen Nährstoffen zu versorgen.

Im Krankenhaus haben wir bei einer Ernährungsberaterin wichtige Tipps dazu erhalten. Und morgen gibt‘s den ersten Broccoli…

Ich bin sehr froh, dass ich trotz aller Widrigkeiten mit Stillen durchgehalten habe. Sonst müsste Fero jetzt täglich Schoppen für Hochallergiker trinken, was die Krankenkasse auch nur im ersten Lebensjahr übernimmt. Dieser Spezialschoppen ist unglaublich teuer und schmeckt bitter.

Ich freue mich täglich darüber, wie Fero gerne an der Brust stillt und mit leckerer Mamamilch ein kräftiges Baby geworden ist. Das Durchhalten hat sich unglaublich gelohnt.

Was mir noch wichtig erscheint:
Fero hatte sich schon vor dem Milchschoppen über meine Muttermilch auf Kuhmilcheiweiß sensibilisiert. Er zeigte also schon vor dem Schock allergische Reaktionen: Einerseits die stagnierende Gewichtszunahme, andererseits hatte Fero einen Reflux. Dies können beides Hinweise auf eine Allergie sein.
Wir haben diese leider falsch gedeutet, respektive nicht in Zusammenhang mit einer Allergie gebracht, zumal Fero trotz Mangelernährung ein absolut ruhiges, zufriedenes Baby war und selten geweint hat.

Bea

Originalbericht einer Mutter, März 2019
Foto: Jessica Lezu via photopin (license)

Liebe Bea,
vielen Dank für Deinen ehrlichen Erfahrungsbericht. Ich denke, die Kombination aus ineffektivem Trinken an den Stillhütchen, einem daraus resultierten Rückgang Deiner Milchmenge und die allmählich entstandene Allergie haben zu Feros schlechter Gewichtszunahme geführt.
Toll, dass Du Deine Ernährung umgestellt und Ihr mit „neuer“ Muttermilch wieder zum vollen Stillen gekommen seid und es ihm damit so gut geht, statt ihm die Spezialnahrung zu geben. Darauf kannst Du wirklich superstolz sein.
Ich drück Euch ganz fest die Daumen, dass Fero durch das Weiterstillen und die behutsame Beikosteinführung bald auch wieder kleine Mengen Milcheiweiß verträgt.
~ R. Gresens

 

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In dem Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ bekommst Du ausführliche Tipps und hilfreiche Infos zum Anlegen in unterschiedlichen Positionen.

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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3 Kommentare

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  1. Ich bin schockiert darüber, dass hier nicht verstanden wird dass Kuhmilch in unserem Körper nichts zu suchen hat. So viele Menschen und besonders Babies haben Probleme. Stellen die Menschen und speziell stillendene Mütter ihre Ernährung um, geht es den Kleinen deutlich besser und trotzdem wird dann wieder versucht Milchprodukte einzuführen. Absolut unverständlich zumal es die Muttermilch einer anderen Spezies ist die für ihr eigenes Kalb aber ganz bestimmt nicht für Menschenbabies gedacht ist. In Kuhmilch sind keine Nährstoffe, welche nicht auch über eine artgerechte pflanzliche Ernährung zu erlangen sind.

  2. Es ist doch logisch, dass ein Säugling die Muttermilch einer anderen Spezies nicht verträgt. Ich verstehe auch nicht, warum, wenn die Mutter doch Milch für ihr Kind hat, dieses noch mit der Muttermilch einer Kuh gefüttert werden soll. Es ist doch so einleuchtend und müsste eigentlich nicht erwähnt werden, dass die Muttermilch der Kuh für ihr eigenes Kalb da ist und dass der Mutterkuh ihr Baby weggenommen wird, damit der Mensch Kuh-Muttermilch trinken kann. Ich finde es völlig absurd, dass eine stillende Mutter ihrem Säugling oder auch sich selbst, die Muttermilch einer Kuh zuführt. Wie schlimm wäre es denn für diese Mutter, wenn man ihr ihr Baby wegnähme?
    Gerade stillende Mütter müssen doch die Empathie besitzen, die grausamen Praktiken der Milchindustrie nicht zu unterstützen.
    Und spätestens wenn man stillt, sollte einem doch bewusst werden, dass die Muttermilch von Körper der Mutter für das Baby produziert wird. Egal um welche Spezies es sich handelt.
    Warum also soll ich meinem Baby als Mutter die Muttermilch eine andere Mutter, noch dazu die einer anderen Tierart geben?
    Was ist denn mit dem Baby dieser Mutter?
    Bitte denk darüber nach.

    1. Danke für deinen Kommentar. Ich kann Dir nur zustimmen! Unvorstellbar dass hier die logischen Zusammenhänge nicht erkannt werden.

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