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Von Hanna |
Ich bin ungeplant in der Stillzeit meines ersten Kindes schwanger geworden; (meine Periode hatte ich acht Wochen nach der Geburt meines Kindes in normaler Intensität wieder, trotz vollem Stillen alle ein bis drei Stunden über zehn Monate hinweg – meine Hebamme konnte es kaum glauben).
Mir war es sehr wichtig, dass mein Sohn sich seinen Zeitpunkt zum Abstillen selbst aussuchen darf. Ein Ende des Stillens war nicht in Sicht: Er trank zum Einschlafen, nachts alle zwei bis drei Stunden und auch tagsüber regelmäßig, oft nachdem er von der Krippe kam oder andere aufregende Dinge erlebt hatte. Er selbst forderte es immer verbal ein und es war ihm sehr wichtig!
Etwa zehn Wochen nach der Empfängnis meines zweiten Kindes merkte ich, wie es für mich sehr, sehr unangenehm wurde, meinen Sohn an meiner Brust saugen zu lassen. Es war kein Schmerz, aber ein nicht beschreibbares unangenehmes Empfinden.
Einige Tage quälte ich mich weiter, litt sehr unter meinem Missempfinden, weil ich ja immer mein Kind entscheiden lassen wollte, wann er bereit ist, ohne unser Stillen auszukommen…
Bis ich endgültig (und unter vielen Tränen und Gesprächen mit meinem Mann) beschloss, dass ich unsere Stillbeziehung nicht mehr weiterführen möchte.
Mit meinem fast zweijährigen Sohn sprach ich sehr offen darüber, dass ich meine Brust gerne wieder für mich alleine haben möchte, ich aber jederzeit mit ihm kuschle und er auch nach einem (bis dahin ihm unbekannten) Fläschchen fragen darf.
Seine Reaktion überrascht mich noch heute: Er streichelte sanft meine Brust und sagte “tsüss”. Ohne Tränchen, ohne dass ich den Eindruck hatte, es ginge ihm mit meiner Entscheidung nicht gut.
Ein paar Mal – in den darauf folgenden Tagen – fragte er nach “Mamamilch”. Ich antwortete ihm jedesmal ruhig, dass ich meine Brust wieder für mich alleine haben möchte, ich ihn aber gerne ganz lange in den Arm nehme, mich mit ihm ins Bett lege, ihm ein Fläschchen mache und die Füße streichle…
Die angebotenen Alternativen waren notwendig, aber dass wir nicht mehr stillen, war immer okay! Das Milchfläschchen (er bekam Hafermilch, die ich mit etwas warmem Wasser verdünnte) trank er noch wenige Wochen während des Bettgehrituals vor dem Zähneputzen. Irgendwann beschloss er, es nicht mehr zu brauchen.
Ich vermisse unsere Stillbeziehung heute manchmal und freue mich darauf, in wenigen Tagen mit unserem zweiten Kind eine neuerliche, so innige Beziehung einzugehen.
Ich bin gespannt, ob unser Großer dann auch wieder an die Brust möchte und wenn es sich für mich dann gut anfühlt, darf er das auch. Seine Liebe zu meiner Brust hat er nie verloren, noch immer liebt er es, nackig auf der nackigen Mamabrust zu liegen und geistesabwesend die Haut zu streicheln und ‘Mamageruch’ zu atmen.
Mir bedeutet meine damalige, hart erkämpfte Erkenntnis entgegen meiner damaligen Überzeugung heute viel: Auch Mamas, die sehr bedürfnisorientiert ihr Kind beim Großwerden begleiten möchten, müssen nicht dem Kind den Zeitpunkt des Abstillens überlassen.
Wunderbar, wenn Kind- und Mama-Bedürfnis harmonieren. Dann halte ich ein Langzeitstillen für eine der natürlichsten Sachen der Welt. Aber in einer bedürfnisorientierten Beziehung ist eben auch mein Mama-Bedürfnis entscheidend und wenn ich dies meinem Kind liebevoll vermittle, ihm Alternativen für dieses Urvertrauen stärkende Ritual schaffe, kann das Kind sich auch nach dem Bedürfnis der Mama richten.
Ich wünsche allen Mamas da draußen eine wundervolle Stillbeziehung mit ihrem Kind/ihren Kindern.
Originalbericht einer Mutter, September 2022
Foto: @brand300909508 via Canva Pro
Liebe Hanna,
vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen.
In einer neuen Schwangerschaft ändern sich für viele Mütter die Empfindungen und Gefühle beim Stillen des älteren Stillkindes. Dann ist es mitunter seeehr unangenehm das Große zu stillen und es kann tatsächlich notwendig sein, das Stillen einzuschränken oder sogar ganz zu beenden. Denn Stillen ist eine Beziehung, die sich für alle Beteiligten gut anfühlen soll.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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Eine sehr berührende Geschichte mit so viel Liebe und empathischer Klarheit! Vielen lieben Dank fürs Teilen, sehr inspirierend!