Von einer Mutter |
Stillen war für mich eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen war, bzw. der ich, eher gesagt, nicht gewachsen sein wollte.
Mein erstes Kind hatte ich zwei Wochen gestillt, es war nach ein paar Tagen durch die wunden Brustwarzen der Horror für mich. Schnell fütterte ich zu, und dann war meine Tochter abgestillt und ich wieder unbeschwert und glücklich.
Bei meinem zweiten Kind war mir schon vor der Schwangerschaft klar, dass es direkt die Flasche gibt.
Auf solche Erfahrungen, wie bei meinem ersten Kind, wollte ich gut und gerne verzichten. Und von Anfang an konnte ich das Muttersein mit der Flasche unbeschwert genießen.
Dieses Kind ist, ohne jemals einen Tropfen Muttermilch bekommen zu haben, bestens entwickelt und gesund, steht in nichts gestillten Kindern nach.
Letzten Sommer bekam ich dann mein drittes Kind. Diesmal wollte ich dem Stillen doch noch eine Chance geben.
Aber je näher die Geburt rückte, desto mehr hatte ich mich schon wieder gegen das Stillen gesträubt.
Nichtsdestotrotz wurde er nach der Entbindung das erste Mal angelegt, und da gingen die Probleme schon los.
Mein Sohn suchte zwar instinktiv meine Brustwarze, hat es aber nicht geschafft, richtig anzudocken und zu saugen.
Nach Stillhütchen und sogar Versuchen mit einer Sonde ging es Stunden später endlich mit Glukose auf dem Stillhütchen. Da fühlte ich mich schon wieder bestätigt, dass Stillen einfach nicht das Wahre (für uns) ist.
Nach einem Tag, wo es mehr oder weniger funktionierte, kam dann das Problem hinzu, dass mein Sohn anscheinend einfach nicht satt wurde.
Ein paar Minuten nach der Brustmahlzeit fing er wieder an zu schreien, dann gab es die Brust, danach war er augenscheinlich gesättigt, dann wieder Geschreie, und dieses Prozedere hat sich bis in die frühen Morgenstunden immer wiederholt.
Da war meine Grenze dann auch endgültig erreicht und ich holte mir von der Nachtschwester die erste Flasche. Und siehe da, mein Sohn war danach selig und zufrieden, und wir beide bekamen endlich für ein paar Stunden unseren wohlverdienten Schlaf.
Von da an gab es nur noch die Flasche. Ich hatte einfach keinen Ansporn, mich und auch den Kleinen weiter so einem Teufelskreis zu unterziehen, da mir mein Kind, welches nie an meiner Brust war, im wahrsten Sinne des Wortes, vor Augen geführt hat, dass Flaschennahrung nichts weniger Gutes ist.
Würde ich beispielsweise in Afrika oder auf den Philippinen leben, hätte ich die Zähne zusammen gebissen und es weiter mit dem Stillen versucht.
Aber hierzulande hat man ja zum Glück die Wahl, ohne dass die Kinder unter Umständen krank oder gar in Lebensgefahr geraten oder sogar sterben.
Dennoch finde ich es manchmal sehr schade, dass das Stillen bei mir immer im Desaster geendet ist.
Denn überall hört man meist nur, wie schön und innig und geborgen das doch sei. Von den ganzen Quälereien, die anscheinend beim Stillen auch alltäglich sind, hört man hingegen so gut wie nichts.
Bis heute weiß ich nicht, woran es bei mir genau gelegen hat, dass das Stillen bei mir immer nur etwas Schlimmes war.
Vielleicht hatte ich nicht genügend Beratung? Vielleicht ist das, was ich als schlimm empfinde, ja wirklich ganz normal…?
Ich weiß es wirklich nicht…
Stillschwierigkeiten sind leider aus verschiedenen Gründen in unserer Gesellschaft recht verbreitet. Mit Hilfe einer frühzeitigen, persönlichen Stillberatung lassen sich aber die meisten Stillprobleme lösen.
Auch im Nachhinein kann eine qualifizierte Stillberaterin noch helfen, die Ursachen herauszufinden und eine Strategie zu ihrer Vermeidung bei einem weiteren Baby zu entwickeln.
~ R. Gresens
Die Seite „Stillkinder.de“ finde ich als Flaschenmami dennoch sehr schön und informativ. Ich wünschte, ich wäre vor meiner letzten Entbindung auf sie aufmerksam geworden, vielleicht hätte sie mir auch helfen können.
Über jede glückliche Stillmama freue ich mich. Aber jede Stillmama, die unter Druck stillt und sich nicht wohl dabei fühlt, macht mich traurig.
Mein Wunsch wäre es, dass der Muttermilch kein regelrechter Schrein errichtet werden würde. Für manche passt das Stillen halt, für manche eben nicht.
Wir sind alle Individuen mit verschiedensten Vorlieben, Abneigungen, Empfindungen, Geschmäckern, Einstellungen…
Deshalb sollte man für sich den richtigen Weg finden, ihn dann gehen, aber nicht noch andere bekehren wollen, für die aber der andere Weg der deutlich bessere ist.
Leben und leben lassen!
In diesem Sinne viele Grüße,
S.K.
Originalbericht einer Mutter, Januar 2017
Foto: LadyDragonflyCC – >;< Baby Love via photopin (license)
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