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Von Britta |
Meine kleine Tochter ist jetzt fast Vier. Ich bin eine “späte Mutter”, jetzt schon 47.
Schwangerschaft und Geburt sind (bis auf 6 Wochen Übelkeit) wunderbar gelaufen.
Ich hatte keinen echten Plan für das Stillen.
Es war für mich einfach KLAR, DASS ICH STILLEN WOLLTE!
Wie lange? Keine Ahnung.
Warum? Weil es das Natürlichste der Welt ist!
(Vielleicht auch, weil ich unterbewusst endlich mal wissen wollte, warum ich mein Leben lang dieses “Paket” – ich habe eine recht große Brust – mit mir herumschleppe?).
Auf das Stillen habe ich mich nicht vorbereitet. Erst ein paar Wochen vor dem Geburtstermin machte ich mir Gedanken darüber, ob meine Brustwarzen vielleicht etwas flach sein könnten. Auch meine Vor-und Nachsorge-Hebamme hatte da keinerlei Worte dazu verloren.
Auf die Geburt haben wir uns schon vorbereitet, Schwangerenyoga gemacht, Geburtsvorbereitungskurs, da kam das Thema Stillen leider nicht vor. (Jedenfalls nicht, dass ich mich daran erinnere).
Zur Geburt waren wir in einem tollen Krankenhaus (Havelhöhe), das mit einem anthroposophischen Ansatz betrieben wird. Mit dem Krankenhaus hatte ich für die Geburt eine sehr gute Wahl getroffen, das finde ich immer noch! Mit viel Vertrauen in mich und den Rahmen lief alles sehr gut.
Dort wurde uns zwar gezeigt, wie es mit dem Stillen geht, aber vielleicht nicht gut genug, leider. Es klappte irgendwie, aber es wurde mir nicht richtig gut gezeigt. Und so legte ich die Kleine nicht richtig an und bekam wunde Brustwarzen und die Kleine nicht genug Milch.
Schon bald bekamen wir von unserer Hebamme, die ich sehr schätze, Stillhütchen. (Oder war das schon im Krankenhaus?).
Die Kleine war von Anfang an eher etwas leicht und verlor an Gewicht (was ja normal ist). Wohl deshalb riet man mir Pre-Nahrung zu geben, auch die betreuende Hebamme fand das angezeigt.
Es war ein Zufüttern, von der Menge her vielleicht halbe/halbe Pre-/Brust. Ich habe mich nicht davon verrückt machen lassen, dass das für das Baby nicht gut sein sollte.
Das Zufüttern war für mich aber emotional sehr schlimm, denn ich wollte unbedingt voll stillen und es war eher mein trauriges Gefühl, dass ich nicht genug Milch für mein Kind haben sollte??
Um die Milchmenge zu steigern, habe ich abgepumpt und trank sehr gerne viel Stilltee.
Die Brustwarzen waren sehr schnell wund, deshalb wohl auch die Hütchen? Ich erinnere mich nicht mehr genau.
Stillhütchen werden meist bereits in den ersten Tagen nach der Geburt eingeführt, weil das Neugeborene die Brust nicht erfasst oder das Saugen an der Brust für die Mutter schmerzhaft ist oder die Brustwarzen wund sind. Mit einer optimalen Stillposition (z.B. der zurückgelehnten intuitiven Position) und ggf. der asymmetrischen Anlegetechnik könnten aber viele dieser Probleme von vorneherein vermieden oder schnell gelöst werden.
~ R. Gresens
Damit die Brustwarzen schneller heilen, habe ich viel die Lanolincreme* genommen und diese Multi-Mam-Pads* und “in die Sonne halten”.
Nach etwa 6 Wochen bekam ich auch noch eine Brustentzündung, die machte alles noch schlimmer. Sie kam, denke ich, weil mein Freund dann wieder angefangen hatte zu arbeiten und mir das emotional irgendwie Stress bereitet hat. Wir probierten erst einmal alle Hausmittel, Quarkpackungen, Kohlblätter.
Die betreuende Hebamme (die zu dem Zeitpunkt auch noch in der Klinik arbeitete) riet mir dann aber in “ihr Krankenhaus” (Havelhöhe) zu kommen.
Eine gute Entscheidung, ich fühlte mich dort sehr gut betreut, bekam Antibiotika und habe zusätzlich abgepumpt. Meine Tochter war mit, klar, schon wegen des Stillens. Das machte ich ja weiter! Die Kleine bekam wegen der Antibiotika etwas für ihren Magen. Dort waren wir etwa 1 Woche lang.
Immerhin war das der Startschuss endlich die mir empfohlene Stillberaterin zu kontaktieren. Nach dem Krankenhausaufenthalt rief ich sie an. Ich wollte es eigentlich vorher schon tun, hatte es aber nicht gemacht, weil die erste Anamnesestunde privat bezahlt wird.
Ich wollte mit dem Stillen endlich unseren richtigen und natürlichen Weg finden und von den Stillhütchen loskommen und weil ich all das irgendwie nicht genügend von meiner Hebamme bekam. (Die ich bis heute SEHR schätze und auf jeden Fall weiterempfehlen würde!)
Welch ein Glück die Stillberaterin kennenzulernen!! Ich glaube, sie empfahl mir auch Ihre Webseite! Danke!
Wir waren ca. 10 Mal bei der Stillberaterin (2x mit Rezept von der Gynäkologin). Bei ihr lernten wir so viel, vor allem das Vertrauen, dass es klappen wird.
Mir hat auch die Erkenntnis geholfen, dass meine Tochter WEGEN der Stillhütchen zu wenig Milch bekommen hat und deshalb der ganze Zufütter-(Teufels-)Kreislauf erst angefangen hatte (oder ist das falsch?).
Ja, Stillhütchen können dazu führen, dass die Brüste nicht so effektiv geleert werden können und dadurch auch die Milchproduktion nicht ausreichend angeregt wird bzw. die Milchmenge mit der Zeit abnimmt und schließlich zugefüttert werden muss.
~ R. Gresens
Wir lernten das richtige Anlegen, ohne Hütchen, ohne Schmerzen, ohne Pumpen. Das WHO-Video war auch sehr lehrreich!
Wir waren sogar kurz davor ein “Brusternährungsset” einzusetzen, was ich dann aber ablehnte. Denn es klappte dann eben auch anders.
Und auch die Pre-Nahrung fuhren wir runter, nicht ganz auf Null, aber fast.
Die Unterstützung durch Ihre Webseite hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass wir von den Stillhütchen losgekommen sind. Super, die Anleitung für die “Donuts”!! Genau unser Ding!
Etwa im 3. oder 4. Lebensmonat haben wir das Stillhütchen endlich wieder abgewöhnt. Es klappte durch das richtige Anlegen und ein paar Tricks. Ich habe während der Mahlzeit erst eine Weile mit Hütchen angelegt, dann das Hütchen weggenommen und ohne weitergestillt.
Wir haben also doch die Kurve gekriegt und haben dann noch eine ganz wundervolle Stillbeziehung gehabt. Das Stillen wurde zu einem schönen Tagesrhythmus, der endlich nichts mehr mit Schmerzen und Sorgen “Bekommt sie genug?” zu tun hatte. Auch draußen stillen war schön, es war da ja mittlerweile Sommer.
Die Beikosteinführung, mit Baby-led weaning und etwas Getreidebrei, ging etwa mit 5-6 Monaten ganz natürlich ihren Gang und wir stillten außerdem glücklich weiter.
Etwa zum 18. Lebensmonat, zum Beginn der Krippenzeit, ließen wir uns noch einmal zum Thema Abstillen beraten. Mir wurde dabei klar, dass ich, wenn ich es möchte, jederzeit mit dem Abstillen beginnen kann und wie das in etwa gehen könnte.
Aber ich (wir?) waren noch nicht bereit dazu. Wir genossen es einfach, vielleicht auch wegen des steinigen Weges dahin?!
Es war eher der Druck von außen, der mich mit dem Thema in Kontakt kommen ließ. Ich stillte meine Tochter zu dem Zeitpunkt hauptsächlich zum Einschlafen, nachts und morgens zum Aufwachen.
Die Krippenerzieher fragten, ob es ein Problem sein würde, wenn die Kleine dann auch in der Krippe Mittagschlaf machen würde. Es war aber kein Problem! Sie schlief auch ohne Brust ein! Anderer Kontext, andere Rituale!
Schwiegereltern, mein Freund, alle wurden zunehmend skeptischer, oder vielleicht neidisch? Nur meine Mutter und meine beste Freundin standen voll hinter mir.
Ich startete ein paar Versuche das nächtliche Stillen und das Einschlafstillen abzugewöhnen, war aber nicht ganz überzeugt. Wir bekamen es aber ganz gut hin abends, aber nicht zum Einschlafen zu stillen.
Es vergingen noch einmal 18 Monate, die wir genossen, nur noch zuhause stillten, meist zum Einschlafen und Aufwachen. Die verwunderten Gesichter mehrten sich zu dem Thema, also vermied ich es “andere damit zu konfrontieren”. Wer es wissen wollte, wurde aber auch nicht angelogen. Es fühlte sich für uns einfach richtig an bei “Mama zu mümmeln”.
Zum dritten Geburtstag entschied ich mich dann für das Abstillen, weil es am Ende immer ich war, die unsere Tochter ins Bett brachte, und mir das irgendwann zu viel wurde. Es war eine schöne Gewohnheit. Auch Ritual.
Ich wollte vermeiden, dass das Abstillen ein “unschönes Geburtstagsgeschenk” wird, daher haben wir es als gemeinsames Ziel besprochen: “Wenn du 3 bist, dann mümmelst du nicht mehr bei Mama, aber wir kuscheln umso mehr…”.
Ich hatte es sehr befürchtet, dass es ein sehr tränenreicher Abschied für uns beide werden würde, aber es war nicht so schlimm.
Wir haben nicht ganz bewusst zum letzten Mal gestillt, sondern es ist irgendwie natürlich passiert. Es war Pfingsten und wir machten einen 3-Tage-Ausflug, alle zusammen.
Fremde Schlafumgebung, alles anders, “Stillen ganz vergessen”. Zu meiner Überraschung: Es war in Ordnung, für uns beide. Ja, es war ein Abschied, aber nicht so schlimm, wie ich dachte.
Natürlich war es zuerst ungewohnt, und meine Tochter fragte immer mal nach “Mamamümmeln”.
Aber wir waren “groß” und bald konnte ich mit gutem Gefühl ja auch sagen, “ist jetzt auch nix mehr da, leider”.
Mein Tipp: Wenn du als Mutter wirklich bereit bist, dann klappt es auch.
Das ganze Thema Schwangerschaft, Geburt, Stillen ist soo individuell! Jede Mutter, jede Familie findet da ihren Weg, es gibt kein allgemeingültiges Richtig und Falsch. Manche fühlen sich ja auch unter Druck gesetzt durch “Stillen ist das BESTE für dein Kind!”.
Ich wollte immer den möglichst natürlichen Weg gehen, deshalb gehörte das Stillen absolut dazu. Der Wille zum Stillen (oder dagegen) sollte allerdings von innen kommen und nicht von der Umgebung, Partner:in, Eltern, Freunden…. .
In dem Thema steckt viel Emotion (bei mir jedenfalls 🙂 ), das sollte man nicht außer Acht lassen. Und daran sollten auch Hebammen, Geburtshelfer:innen und Stillberaterinnen denken. Natürlich steht das Baby an erster Stelle, es muss gut versorgt werden, aber der Mutter muss es (emotional!) auch gut gehen!
Und wenn das Stillen ihr Weg ist, dann muss die stillende Mutter von allen Seiten unterstützt werden.
Mein Tipp an alle Mütter: Geht euren Weg! Hört auf Euer Bauchgefühl! Sucht nach Hilfe, nehmt sie an! Speziell die Hilfe einer Stillberaterin, denn nicht alle Hebammen sind da spezialisiert.
Und: Genießt es, diese Zeit kommt nicht wieder!
Britta
Originalbericht einer Mutter, Mai 2021
Foto: Britta
Liebe Britta,
herzlichen Dank für das Teilen Deiner Stillgeschichte. Ja, das Stillen ist für die meisten Mütter ein sehr emotionales Thema, vor allem dann, wenn es nicht einfach und problemlos läuft. Damit sich die Probleme nicht ausweiten und die Lösung immer aufwendiger wird, ist es auch so wichtig, sich möglichst frühzeitig kompetente Hilfe zu suchen. Schön, dass Ihr noch die Kurve gekriegt habt und trotz des schwierigen Beginns eine lange Stillzeit genießen konntet.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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