„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Ich wollte es unbedingt schaffen

Von Susanne |
Liebe stillende Mütter,
inspiriert durch den letzten Newsletter von Regine und die bewegende Geschichte von Imke möchte auch ich meine Still-Erfahrungen mit meiner zweiten Tochter gerne mit euch teilen:

Ich bin 36 Jahre alt. Bei meiner ersten Tochter hatte ich auch ein wenig Schmerzen beim Stillen, aber lange nicht so doll, wie mit meiner zweiten Tochter. Sie ist von Beginn an deutlich kräftiger gewesen und hatte einen anderen Zug beim Saugen.

Meine zweite Tochter ist im Oktober 2021 geboren. Es war eine natürliche Geburt aus Beckenendlage in SSW 38.

Ich hatte mich nicht speziell aufs Stillen vorbereitet. Denn ich dachte, wie so viele andere, dass es von „alleine“ klappen würde.

Noch im Krankenhaus haben die Stillschmerzen begonnen. Obwohl die Klinik als „stillfreundlich“ ausgezeichnet ist, die Hebammen, Krankenschwestern, Pflegerinnen allesamt geschult sind und mich großartig bei allen Stillthemen unterstützt haben, hatte ich Schmerzen in den Brustwarzen von Beginn an.

Zuerst sah man es den Brustwarzen auch überhaupt nicht an. Zu Hause haben sich diese Schmerzen deutlich verschlimmert. Ich stillte unter Tränen, ich nahm hochdosierte Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Paracetamol, aber es nützte nichts. Nach ein paar Tagen habe ich diese wieder weggelassen, weil ich keinen Unterschied merkte.

Ich bastelte mir Stilldonuts, um die Brustwarzen zu schützen, kaufte mir extra noch größere Still-BHs, um den Druck auf die Brust und die Brustwarzen zu verringern. Ich zog aus dem Schlafzimmer aus, damit meine Familie mein Weinen nicht mitbekam.

Unter Schmerzen habe ich ca. alle 1,5-2h für ca. 30 min bis 1h angelegt. In den ersten beiden Wochen habe ich alle Positionen abgewechselt, vorne quer, Beine nach hinten oder intuitiv bei mir auf dem Bauch.

Bald waren die Brustwarzen wund. Es bildeten sich Krusten und zum Teil blutete es auch – sie sahen schlimm aus, wie als wenn ein Mäuschen daran geknabbert hätte. Pure Folter. Eigentlich wäre Aufgeben dran gewesen, sich schonen, um die Schmerzen los zu werden.

Für mich war das jedoch keine Option. Ich wollte es unbedingt schaffen! Weil Stillen nachweislich das Beste fürs Baby ist: Abwehrkräfte und Vorbeugung von späteren Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes etc.

Leider hat mich mein Partner nicht unterstützen können, ja hat mich nicht wirklich motiviert, dran zu bleiben. Ich war also mit meiner Hebamme alleine im Kampf gegen die Schmerzen.

Eines Nachts gegen 5:00 Uhr morgens habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich habe meiner Hebamme geschrieben, dass ich endlich Hilfe brauche, weil ich die Schmerzen nicht länger ertrage. Beim Surfen im Internet bin ich dann auf Regines Seite gestoßen und habe mir das Video zum richtigen Anlegen gekauft.

Direkt habe ich alles für mich Relevante angeschaut und im Folgenden ausprobiert. Es lief ein wenig besser, aber die stechenden Schmerzen in den Brustwarzen ließen dennoch nicht nach. In den folgenden Tagen unternahm ich alle Anstrengung, um der Schmerzen Herr zu werden.

Ich hatte Silberhütchen* und Zinnhütchen*, um eine feuchte Wundheilung zu erzielen. Ich habe alle 8 Stunden meine Brustwarzen mit einem Niedrigwellen-Laser behandelt, sie desinfiziert mit Kochsalzlösung, gepflegt mit Lanolin*, Bepanthen* und schließlich mit Tannolact*.

Ich hatte Angst vor jedem Anlegen, vor allem die Nächte haben mir Schwierigkeiten bereitet. Angst vor der Nacht zu haben, ist was Schlimmes. Unter Schmerzen zu stehen, macht dich zu einem anderen Menschen. Ich war aufgrund der Schmerzen nervlich ziemlich angestrengt und nicht sehr geduldig. Daher war ich oft unwirsch meiner großen Tochter gegenüber, wenn sie bspw. nicht das gemacht hat, was ich wollte, z.B. sich anziehen oder Schuhe ausziehen oder Hände waschen, …

Es half leider alles nichts. Über vier Wochen ging das so und ich war nervlich sehr angeschlagen. Schließlich entschloss ich mich, auch auf Empfehlung meiner Hebamme, ein paar Tage nur abzupumpen. Das habe ich auch getan. Sehr langsam, aber beständig, erholten sich die Brustwarzen, aber ich hatte immer noch Angst, meine Tochter anzulegen.

Zehn Tage pumpte ich ausschließlich. Das war alles sehr aufwändig und nervenzehrend: Tag und Nacht pumpen, Füttern, die Gerätschaften wieder spülen, in Position bringen, damit es nachts um fünf gleich losgehen kann. Ich habe viele Stunden des Tages und auch der Nacht in die Pflege meiner Brustwarzen investiert und in das Pumpen und Füttern. Ich war der Überzeugung, dass ich es schaffen würde, auch wenn mich manchmal Zweifel beschlichen, ob ich stark genug wäre.

Nach zehn Tagen war der Wunsch anzulegen groß und ich versuchte es. Ich rechnete mit einem stechenden Schmerz, so wie ich ihn vom bisherigen Stillen kannte. Doch da war nichts. Kein Schmerz. Ich heulte vor Glück. Ich hatte es tatsächlich geschafft!!!

Ab diesem Moment stillte ich nahezu schmerzfrei und ohne Unterstützung der Pumpe. Ich stille nur noch über die intuitive Variante, sie liegt auf meinem Bauch. Ich habe durch dein Video gelernt, die Sprache meiner Tochter besser zu verstehen, z.B. dass sie am unteren Gesicht und an den Unterarmen die Tastnerven haben, um die Brust zu finden. Ich habe sie machen lassen und ihr vertraut.

Die anderen Stillpositionen sind mir nach wie vor zu „technisch“ und das Lagern auf Kissen oder Handtüchern klappt fast nie richtig. Der Stapel ist entweder zu hoch oder zu niedrig oder rutscht weg. Beim intuitiven Stillen braucht es nichts außer uns beiden. Das ist toll!

Ich zog wieder zurück ins Schlafzimmer und konnte sogar im Beisein meiner Liebsten stillen. Die Nächte und auch die Tage waren viel erholsamer, weil der zeitliche Aufwand deutlich zurück ging. Alle Gerätschaften und viele Pflegeutensilien fielen weg. Welch eine Erleichterung! Nur die Zinnhütchen* habe ich ganze fünf Wochen lang Tag und Nacht getragen. Auch die Pflege der Brustwarzen mit Tannolact* hat mir geholfen.

Ich habe – vermutlich durchs Pumpen – sehr viel Milch, die auch rausspritzt, und das mag sie gar nicht. Durch die intuitive Variante kann sie besser trinken und wird nicht all zu sehr geflutet. Meine Tochter nimmt sehr gut zu, auch während der Schmerzphase hat sie gut zugelegt. Sie hat schönen Babyspeck 😉 und wiegt um die 5 kg.

Nun ist meine Tochter sechs Wochen alt, die Pumpe steht immer noch im Wohnzimmer in der Ecke, bereit wieder in Betrieb genommen zu werden, wenn es sein müsste. Bisher ist sie nur ein Accessoire. Ich hoffe, dass es so bleibt.

Was habe ich daraus gelernt? Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, dran zu bleiben. Ich habe gelernt, dass ich fähig bin, Schmerzen zu ertragen. Es hatte jedoch auch einen Preis: Die Beziehung zu meinem Mann hat in dieser Zeit leiden müssen, auch das Verhältnis zu meiner dreijährigen Tochter. Dennoch ist das Ergebnis eindeutig: Ich kann schmerzfrei stillen und eine schöne und hoffentlich lange Stillbeziehung aufbauen.

Was mir schlussendlich geholfen hat, kann ich nicht sagen. Ich habe vieles ausprobiert und einiges auch schnell wieder sein lassen. Vielleicht war es doch die Pumpe, die meine Brustwarzen (ich habe von Natur aus ziemlich flache) geformt, rhythmisch penetriert und damit auf das Saugen meiner Tochter vorbereitet hat!?

Jede Frau, die mit Still-Schmerzen zu tun hat, braucht etwas anderes. Es ist wunderbar, die Unterstützung einer Hebamme zu haben, die sich mit Stillen und mit möglichen schmerzlindernden Maßnahmen auskennt.

Und es ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die einen motivieren. Mittlerweile weiß ich, dass es mehr Mütter mit Stillproblemen gibt als solche ohne. Ich habe viele Frauen gefragt und viele Rückmeldungen bekommen „Ja, das war bei mir auch so…“.

Vielleicht kann ich mit diesem Beitrag Mut machen, dran zu bleiben oder vielleicht sind noch ein paar Ideen dabei, die ausprobiert werden können.

Ich wünsche allen Müttern mit Stillproblemen oder Schmerzen, dass diese möglichst bald vorübergehen und eine schöne Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind entstehen kann.

Ich habe nun keine Angst mehr vor dem nächsten Stillvorgang, auch nicht vor der Nacht. Fast freue ich mich aufs nächste Mal. Und ich bin wieder der Mensch, der ich vorher war!

Susanne

Originalbericht einer Mutter, Dezember 2021
Foto: Susanne

Liebe Susanne,
Danke für das Teilen Deiner Erfahrungen. Vier Wochen mit Schmerzen stillen ist wirklich eine sehr lange Zeit und es braucht einen sehr starken Willen, um dies auszuhalten.
Aus meiner Sicht sollten starke Schmerzen immer als absolutes Warnsignal sofort ernst genommen werden und schnellstmöglich die Ursache(n) gesucht und behoben werden. Angst vor dem nächsten Anlegen muss ebenfalls ernst genommen werden. Da die Angst vor den Schmerzen verständlicherweise auch dazu führt, dass das Anlegen noch schwieriger ist und meist auch schlechter gelingt.
Manchmal ist es dann tatsächlich besser, eine Stillpause einzulegen und das Baby mit abgepumpter Muttermilch zu füttern, bis die Wunden etwas verheilt sind und die Angst nachgelassen hat.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall eine angenehme und unbeschwerte weitere Stillzeit.
Herzliche Grüße, Regine Gresens


* = Affiliate-Link: Diese Seite enthält Affiliate-Links. Wenn Du darauf klickst und das Produkt oder auch irgendein ein anderes Produkt kaufst, bekomme ich vom Händler dafür eine kleine Vergütung – ohne höhere Kosten für Dich. Ich freue mich und danke Dir, wenn Du damit meine Arbeit für Stillkinder.de unterstützt!

Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?

Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!

 

Dir gefällt dieser Beitrag? Dann pinne ihn in die Welt hinaus!

Ein Stillbaby

Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke!

Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
Picture of Regine Gresens

Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

Beteilige dich an der Unterhaltung

2 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Puh, der Artikel erinnert mich sehr an unseren Still-Start…4 Wochen Blut, Schmerzen und Tränen… leider war meine Hebamme ziemlich unwissend was das stillen betrifft, deshalb konnte sie mir nicht helfen, hat sich nicht mal angeschaut wie wir stillen. „Tu Zucker drauf“ war ihr Heilmittel bei blutigen und aufgerissenen Brustwarzen. Gebracht hat es rein gar nichts. Abpumpen war zwar etwas angenehmer, als wenn der Kleine direkt gestillt wurde, verheilt ist trotzdem nichts. Nach 4 Wochen hat mir eine Freundin erzählt, dass es Stillberaterinnen gibt. Da habe ich dann direkt am Tag danach mit einer telefoniert und die hat mir bestätigt, was ich schon vermutet hatte, was aber von meiner Hebamme (ohne es zu sehen) und auch vom Krankenhaus nicht so gesehen wurde, nämlich daß wir es einfach falsch machen!
    Ihr Tipp war intuitiv zu stillen, den Kleinen machen lassen und mich zu entspannen. Schwuppdiwupp 1 Woche später war alles verheilt und schmerzfrei! Jetzt ist mein Kleiner 13 Monate alt und wir stillen immer noch und genießen es total! Und wenn ich erfahre, dass jemand bald ein Baby bekommt sage ich immer: wenn das stillen nach den 1. Tagen immer noch weh tut, ruf sofort die Stilberatung an und plag dich nicht so unnötig lang rum, wie ich das gemacht hab!!

  2. Hallo Susanne,

    das könnte fast 1 zu 1 mein Artikel von vor 2,5 Jahren bei meinem ersten Kind sein. Meine Brustwarzen sahen fürchterlich aus, am schlimmsten war der Schmerz beim Anlegen. Der ist bis in den Arm und Rücken gezogen. Es war wirklich schlimmer als die Schmerzen während der Geburt, denn es war einfach kein Ende in Sicht. Bei mir hat letztendlich auch die Milchpumpe in Kombination mit maximal 1 mal täglich Anlegen die Wende gebracht (Nur damit das Baby das Trinken an der Brust nicht verlernt.). Auch mit ca. 6 Wochen hat es dann endlich schmerzfrei geklappt. Beim 2. Kind hatte ich nicht annähernd die Probleme.

    Ich glaube mittlerweile, dass es auch ganz stark vom Baby abhängt, die müssen das Trinken auch erst noch üben und mit 6 Wochen fällt es bestimmt auch leichter die, für ein Baby große, Brustwarze richtig in den Mund zu nehmen. Die Kleinen wachsen ja gerade zu Beginn wahnsinnig schnell.

Stillkinder-Newsletter

Trag Dich jetzt hier ein und erhalte die neuesten Tipps und Infos für eine angenehme Stillzeit und ein entspanntes Leben mit Baby.

Ich versende meinen Newsletter 2-4 Mal im Monat. In jedem Newsletter hast Du die Möglichkeit, Dich wieder auszutragen. Deine Anmeldedaten, der Versand und statistische Auswertungen werden über ActiveCampaign verarbeitet. Hier findest du weitere Informationen zum Datenschutz.

Warte kurz, bevor Du gehst!

Dir hat der Beitrag gefallen? Trag Dich in den Newsletter ein und Du erfährst etwa alle zwei Wochen, was es hier Neues gibt!

Ich versende meinen Newsletter 2-4 Mal im Monat. In jedem Newsletter hast Du die Möglichkeit, Dich wieder auszutragen. Deine Anmeldedaten, der Versand und statistische Auswertungen werden über MailerLite verarbeitet. Hier findest du weitere Informationen zum Datenschutz.