Bereits 26 Mal geteilt!
Von S.v.G. |
Ich bin eine sogenannte Langzeitstillmama. Und ich bin eine Großfamilienmama. Aktuell stille ich noch die vier jüngeren meiner insgesamt sechs Kinder.
Ganz oft werde ich gefragt, wie ich das schaffe, so viel, so lange, so viele Kinder zu stillen.
Ich kann das ganz kurz erklären: Das Stillen macht den Alltag um ein ganzes Stück einfacher. Ich war nie Flaschenmama, aber ich stelle es mir deutlich stressiger vor, vier Kinder mit Formula zu versorgen und zu trösten.
Ich werde auch ganz oft nach dem ‚Warum‘ gefragt und da fällt mir eigentlich nur ein, „Warum denn nicht?“.
Als ich noch keine Kinder hatte, dachte ich mir, dass ich wohl so etwa ein Jahr pro Kind stillen werde. Aber als dann mein erstes Kind ein Jahr alt war, fiel mir gar kein Grund ein zum Abstillen, also habe ich weiter gestillt.
Das erste Kind war dann 16 Monate alt, als das zweite geboren wurde. Ab dem Zeitpunkt habe ich dann 2 Kinder gestillt.
Das lief dann einfach so weiter. In der Zeit habe ich tatsächlich oft gedacht, ob die Kinder denn überhaupt irgendwann von allein aufhören werden und ich hatte niemanden, der auch nur annähernd so lang gestillt hat.
Irgendwann habe ich auch gar nicht mehr darüber gesprochen und regelrecht verheimlicht, dass die Stillbeziehungen zu den beiden weitergingen. Es wusste keiner außer mein Mann (nicht der Vater der beiden großen Kinder).
Als Kind 2 dann 3 Jahre alt war, kam Kind Nummer 3 zur Welt und ab da stillte ich 3 Kinder. Die beiden großen weiterhin heimlich. Da waren sie 4 1/2 Jahre und 3 Jahre alt.
Als das dritte Kind etwa ein halbes Jahr alt war, stillte sich dann Kind 2 mit 3 Jahren und 8 Monaten ganz von allein ab.
Das war für mich eine ganz neue Erfahrung und da wurde mir dann auch bewusst, dass es wirklich funktioniert. Die Kinder stillen sich tatsächlich selbst ab und hängen nicht für immer an der Brust. Was für ein Erlebnis.
Kurze Zeit später war dann auch Kind 1 soweit und hat sich wenige Tage vor dem 5. Geburtstag abgestillt. Und nun hatte ich auf einmal nur noch ein Stillkind.
Ich lernte dann durch Facebook andere Mamas kennen, die auch so lange stillten, und damit gewann ich so viel Mut darüber zu reden.
Als Kind 3 dann 17 Monate alt war, kam Kind 4 zur Welt und ich hatte wieder 2 Stillkinder, bis weitere 18 Monate später das 5. Kind geboren wurde und ich wieder 3 Kinder an den Brüsten hatte.
Mit Kind Nummer 6, weitere 16 Monate später, hatte ich dann die Premiere. 4 Stillkinder und 2 Brüste. Das klingt hart.
Ist es aber gar nicht. Die Größeren kennen das ja alles schon und wussten intuitiv jedes Mal, dass das Neugeborene Vorrang hat und haben immer ganz seelenruhig gewartet.
Außerdem haben die Kinder unterschiedlichen Alters natürlich auch unterschiedliche Bedürfnisse. Clusterphasen, Zahnen und Schübe sind hier natürlich genauso hart, wie bei allen anderen. Das braucht man sich gar nicht anders vorstellen. Aber gerade da bin ich unendlich froh über meine Brüste, die schnell beruhigen.
Ich kann mit Kind(ern) an der Milchbar mit den anderen spielen, lesen, kuscheln, Hausaufgaben machen u.v.m.
Mit Tragetuch und Brust, ist Einkaufen auch mit allen 6 Kindern keine große Hürde. Es ist alles möglich, was so in einem Familienalltag anfällt. Und selbst verreisen klappt so relativ stressfrei.
Viele interessieren sich für die Stillzeiten der einzelnen Kinder. Kind 3 ist jetzt 5 Jahre alt und stillt am Tag etwa 3 mal, dazu gehört auch Einschlafstillen. Nachts wird bereits durchgeschlafen.
Kind 4 ist 3 1/2 Jahre alt und stillt eigentlich nur noch zum Einschlafen und hin und wieder am Tag. Ich schätze, dass hier bald ein Abstillen in Sicht kommt.
Kind 5 ist 2 Jahre alt und stillt am Tag 2-3 mal, zum Einschlafen und nachts etwa 3 mal.
Kind 6 ist ein Dreiviertel Jahr alt und stillt natürlich noch recht viel. Aktuell dank Schub und Zahn Nummer 8 in der Nacht etwa jede halbe Stunde. Ich drehe mich nachts einfach von links nach rechts. Auf jeder Seite liegt eins der beiden jüngsten. So klappt das dann auch recht gut.
Zur besseren Übersicht sind hier die einzelnen Stillbeziehungen noch einmal aufgelistet:
1) Mai 2011 – Ende April 2016
2) August 2012 – Mitte April 2016
3) seit September 2015
4) seit Februar 2017
5) seit Juli 2018
6) seit November 2019
Immer wieder sind die Leute verblüfft, dass ich so viel Milch habe. Ich kann nur jeder Stillmama immer wieder mit auf den Weg geben: Eure Milch reicht aus. Die Milch wird so viel gebildet, wie sie benötigt wird, vorausgesetzt man stillt ausschließlich nach Bedarf. Die Nachfrage regelt das Angebot.
Ich gehöre sogar zu den Glückspilzen, die auch in den Schwangerschaften immer genug Milch produziert haben.
Natürlich muss ich wie jede andere Stillende darauf achten, dass ich keinen Mangel bekomme. Das ist mir auch sehr wichtig. Meine Blutwerte sind immer Tip-Top. Ich muss ausschließlich Vitamin B12 supplementieren, weil ich Veganerin bin, alles andere decke ich über meine Ernährung.
Ich habe da schon immer das Glück auf meiner Seite und hatte nie das Gefühl, dass mich das Stillen auszehren würde. Allen Mamas, die aber das Gefühl haben und nicht abstillen möchten: Lasst Eure Werte checken und supplementiert gegebenenfalls gezielt.
S.v.G.
Originalbericht einer Mutter, September 2020
Foto: Clemens v. Vogelsang
Liebe S.v.G.,
WOW, vier Kinder unterschiedlichen Alters stillen!!
Analog zu Tandem-Stillen wäre das ja „Quadem-Stillen“, nur dass es dieses Wort (noch) gar nicht gibt, weil es soooo selten vorkommt…
Vielen Dank für diesen beeindruckenden Bericht über Deine Stillzeiten und diese außergewöhnliche Erfahrung.
Ich wünsche Dir und Deinen Kindern noch eine entspannte weitere Stillzeit.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
Hast Du selbst eine schwierige Situation mit Deinem Baby erfolgreich bewältigt?
Und möchtest Du Deine Erfahrungen gerne hier mit Anderen teilen?
Dann schreib mir doch Deinen eigenen Bericht!
Dir gefällt dieser Beitrag? Dann pinne ihn in die Welt hinaus!
Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke!
Ich bin ungeplant in der Stillzeit meines ersten Kindes schwanger geworden (meine Periode hatte ich acht Wochen nach der Geburt meines Kindes in normaler Intensität wieder, trotz vollem Stillen alle ein bis drei Stunden über zehn Monate hinweg – meine Hebamme konnte es kaum glauben). Mir war es sehr wichtig, dass mein Sohn sich seinen Zeitpunkt zum Abstillen selbst aussuchen darf. Ein Ende des Stillens war nicht in Sicht: Er trank zum Einschlafen, nachts alle zwei bis drei Stunden und auch tagsüber regelmäßig, oft nachdem er von der Krippe kam oder andere aufregende Dinge erlebt hatte. Er selbst forderte es immer verbal ein und es war ihm sehr wichtig! Etwa zehn Wochen nach der Empfängnis meines zweiten Kindes merkte ich, wie es für mich sehr, sehr unangenehm wurde, meinen Sohn an meiner Brust saugen zu lassen. Es war kein Schmerz, aber ein nicht beschreibbares unangenehmes Empfinden. Einige Tage quälte ich mich weiter, litt sehr unter meinem Missempfinden, weil ich ja immer mein Kind entscheiden lassen wollte, wann er bereit ist, ohne unser Stillen auszukommen… Bis ich endgültig (und unter vielen Tränen und Gesprächen mit meinem Mann) beschloss, dass ich unsere Stillbeziehung nicht mehr weiterführen möchte. Mit meinem fast zweijährigen Sohn sprach ich sehr offen darüber, dass ich meine Brust gerne wieder für mich alleine haben möchte, ich aber jederzeit mit ihm kuschle und er auch nach einem (bis dahin ihm unbekannten) Fläschchen fragen darf. Seine Reaktion überrascht mich noch heute: Er streichelte sanft meine Brust und sagte „tsüss“. Ohne Tränchen, ohne dass ich den Eindruck hatte, es ginge ihm mit meiner Entscheidung nicht gut. Ein paar Mal in den darauf folgenden Tagen fragte er nach „Mamamilch“. Ich antwortete ihm jedesmal ruhig, dass ich meine Brust wieder für mich alleine haben möchte, ich ihn aber gerne ganz lange in den Arm nehme, mich mit ihm ins Bett lege, ihm ein Fläschchen mache und die Füße streichle… Die angebotenen Alternativen waren notwendig, aber dass wir nicht mehr stillen war immer ok! Das Milchfläschchen (er bekam Hafermilch, die ich mit etwas warmem Wasser verdünnte) trank er noch wenige Wochen während des Bettgehrituals vor dem Zähneputzen. Irgendwann beschloss er, es nicht mehr zu brauchen.
Ich vermisse unsere Stillbeziehung heute manchmal und freue mich darauf, in wenigen Tagen mit unserem zweiten Kind eine neuerliche so innige Beziehung einzugehen. Ich bin gespannt, ob unser Großer dann auch wieder an die Brust möchte und wenn es sich für mich dann gut anfühlt, darf er das auch. Seine Liebe zu meiner Brust hat er nie verloren, noch immer liebt er es, nackig auf der nackigen Mamabrust zu liegen und geistesabwesend die Haut zu streicheln und ‚Mamageruch‘ zu atmen.
Mir bedeutet meine damalige, hart erkämpfte Erkenntnis entgegen meiner damaligen Überzeugung heute viel: Auch Mamas, die sehr bedürfnisorientiert ihr Kind beim Großwerden begleiten möchten, müssen nicht dem Kind den Zeitpunkt des Abstillens überlassen. Wunderbar, wenn Kind- und Mama-Bedürfnis harmonieren. Dann halte ich ein Langzeitstillen für eine der natürlichsten Sachen der Welt. Aber in einer bedürfnisorientierten Beziehung ist eben auch mein Mama-Bedürfnis entscheidend und wenn ich dies meinem Kind liebevoll vermittle, ihm Alternativen für dieses Urvertrauen stärkende Ritual schaffe, kann das Kind sich auch nach dem Bedürfnis der Mama richten.
Ich wünsche allen Mamas da draußen eine wundervolle Stillbeziehung mit ihrem Kind/ ihren Kindern.
Was ich natürlich vor allem sagen wollte:
Liebe SvG, für Deinen ganz besonderen Bericht tausend Dank und Du bist eine totale Mutterheldin!!
Soooo unheimlich putzige Kinder auf dem Foto, was für ein schöner Anblick.
Von Herzen wünsche ich Euch alles, alles Gute und weiterhin eine glückliche Stillzeit!!
Es ist so unglaublich, was der weibliche Körper
Ich denke mir, jeder kann machen wie jeder will… Ich Stille meine 14 Monate alte Tochter auch noch. Das stillen macht mir nichts aus, finde es auch von Vorteil. Aber ehrlich, meine Brust hängt wenn sie leer ist und so sehr ich meine Kinder liebe, meinen Körper liebe ich auch. Hat jemand Erfahrung, wie die Brust danach einigermaßen wieder schön aussieht? Und auch Tipps zum abstillen, meine kleine denkt nicht mal dran, verweigert ziemlich das ganze essen
Was für ein wunderbarer und mutmachender Bericht. 🙂 Danke an die Mama, die uns an ihrer Geschichte teilhaben lässt! Mein Stillkind ist jetzt bald 11 Monate alt und ich mache mir schon eine Weile Gedanken darüber, ob wir zeitnah versuchen wollen ein zweites Baby zu bekommen und bin verunsichert ob und wie ich meine Tochter dann weiter stillen kann und ob ich das alles schaffen kann.
Ein solcher Bericht macht mir Mut.
liebe Claudi, dann drücke ich Dir mal die Daumen, dass Deine Periode wiederkommt. Wobei ein Abstand von 3 Jahren ja ziemlich optimal sein soll für die Kinder – also Entspannung. ( Bei mir ist es leider beim Stillen nicht möglich, schwanger zu werden, erst hatte ich 2 Jahre gar keine Periode, dann zu kurze Hochlagen. Ich musste die Große mit 28 Monaten abstillen, dann erst schlug es (direkt) ein – ein „unfreiwilliger“, aber sehr guter 3-Jahresabstand 😉 ich wünschte, ich hätte auch einfach weiterstillen können 🙁 aber das war uns nicht vergönnt und ich wäre sonst fürs weitere Kind zu alt gewesen 🙁
Liebe Regine,
oh was für einen tollen Bericht einer Leserin du hier veröffentlichen durftest. Gänsehaut. Und großen Respekt an die Mama! Ich bin mir sicher sie ist eine Expertin im Schauen auf die eigenen Bedürfnisse, denn ohne das wäre eine solche Leistung gar nicht möglich.
Liebe Tabea,
das sehe ich auch so. Wobei dieser Bericht auch wunderbar deutlich macht, dass Stillen die Mutter nicht auszehrt, wenn sie gut auf sich achtet, sich ausgewogen ernährt und das Stillen – sogar von vier Kindern und über mehrere Jahre – nicht als Belastung empfindet.
Herzliche Grüße, Regine
Ja. Da kann ich nur zustimmen. Ich bekomme da auch eine Gänsehaut.
Mein Sohn wird bald sechs Jahre alt und stillt noch nachts und abends, selten tagsüber.
Da er Frühchen war, habe ich immer noch die Worte des Chefarztes im Ohr, er kenne viele Frühchen, die erst aus der Flasche tranken und dann noch sechs Monate gestillt wurden.
Nun sind es bald sechs Jahre.
Mein Sohn hat auch sehr spät erst gegessen. Mit über einem Jahr. Davor nur Minimengen probiert. Ich bin sehr froh, dass ich da nicht in seine Entwicklung eingegriffen habe. Er hat heute einen sehr natürlichen Zugang zum Essen.
Er ist auch entwicklungsverzögert, weshalb ich mich irgendwann darauf eingestellt habe, dass auch fünf Jahre Stillzeit nicht ausreichen werden.
Mein Onkel kam damit nicht zurecht. Er ist kein Mensch, der mit Toleranz gesegnet ist. Trotzdem tat es weh, aus der Familie geworfen zu werden, weil ich versuche das richtige für mich und mein Kind zu tun.
In dieser Beziehung empfinde unsere Gesellschaft als unaufgeklärt und grausam.
Jeder einzelne Artikel hier leistet einen Beitrag dazu, dass sich das ändert.
Und ich bin dankbar dafür. Wenn ich mir auch noch viel mehr öffentliche Aufklärungsarbeit wünschen würde.
Alles Gute an alle Mamas, die auf ihren Bauch hören und sich nicht verunsichern lassen.
Liebe Frühlingsmama,
toll, dass Du auf Dein Kind hörst und Dich nicht verunsichern lässt.
Es muss in unserer Gesellschaft wirklich noch sehr viel Aufklärungsarbeit über die normale Stilldauer geleistet werden. Aber ALLE Menschen werden wir wohl niemals überzeugen können, es wird immer einige geben, die aus welchen Gründen auch immer damit zurecht kommen, um so wichtiger ist es mir, die Mütter direkt zu bestärken und zu unterstützen, damit sie sich trotz Kritik und Gegenwind nicht davon abbringen lassen, dass zu tun, was sich für sie und ihr Kind richtig anfühlt.
Ich wünsche Euch noch eine schöne weitere Stillzeit.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Danke Regine, für deine Antwort. Du meinst sicher „damit NICHT zurecht kommen.“
Sicher. Das kann sein, dass man nicht alle überzeugen kann. Ich sehe das größere Problem tatsächlich in der allgemeingesellschaftlichen Grundhaltung gegenüber dem Stillen. Dass diese Möglichkeit des längeren Stillens als sechs Monate plus Abstilldauer bis etwa um den 1. Geburtstag in den Köpfen der Menschen gar nicht existiert und daher dann als pervers verstanden wird. Und deshalb jede Mutter, die versucht auf ihr Gefühl zu hören, auf diese Art von Gegenwind stoßen wird. Und ich finde das traurig. Weil es den Müttern nicht so schwer gemacht werden sollte. Nichtsdestotrotz ist deine Arbeit wahnsinnig wertvoll und dass es diese Seite gibt, ist ebenfalls von unschätzbarem Wert für so viele verunsicherte Mütter, wie auch ich eine war.
Vielen Dank dafür und ich bin gespannt, wohin mich unsere Stillbeziehung noch führen wird.
Bisher hat mir das Festhalten daran, geholfen viel alten Ballast loszuwerden. Aber mir ist auch klar, dass es nicht alle oder vielleicht sogar nur wenige schaffen, sich frei zu machen von gesellschaftlichen Vorurteilen.
Ja, natürlich das „NICHT“ habe ich gemeint.
Alles Gute für Euch!
Liebe Grüße,
Regine Gresens
Hallo. Ganz tolle Einstellung und auch prima, dass das so super klappt. Was mich aber bei dir am meisten interessiert, wie bist du trotz stillen wieder schwanger geworden?
Hallo Anja,
Stillen ist ja keine sichere Verhütungsmethode, sonst gäbe es keine stillenden Schwangeren oder Tandemstillende.
Es gibt zwar Mütter, die erst nach dem Abstillen wieder ihre Periode und dann auch erst einen Eisprung bekommen. Aber andere bekommen schon nach wenigen Monaten wieder die Regel und meist davor schon den ersten Eisprung, obwohl sie noch ausschließlich stillen. Bei mir selbst war es nach 4 Monaten schon soweit. Und ab diesem Moment besteht natürlich auch immer die Möglichkeit wieder schwanger zu werden…
Liebe Grüße, Regine Gresens
Das ist eine Frage die mich vor ein paar Jahren auch brennend interessiert hat. Ich wollte immer Kinder mit einem Altersabstand von unter drei Jahren. Als mein erstes Kind geboren wurde, konnte ich mir zunächst keine Schwangerschaft vorstellen, da ich das Gefühl hatte mein erstes Kind ist noch so klein und braucht noch so viel Zuwendung, dass ich sie nicht teilen wollte. Und dann kam meine Periode nicht. Erst nach 27 Monaten. Mein zweites Kind ist dann mit einem Abstand von 4 Jahren geboren. Ab gestillt habe ich die Große mit 3 Jahren und 9 Monaten. Das stillen war während der Schwangerschaft sehr unangenehm. Beim zweiten Kind hatte ich eine ganz leichte Periode nach 6 und dann nach 9 Monaten. Ich schätze es ist von Frau zu Frau und von Stillbeziehung zu Stillbeziehung unterschiedlich wie schnell man wieder Schwanger werden kann.
im NFP-Forum gibt es etliche – so wie ich – die langzeitstillend einfach nicht wieder ihre Periode bekommen bzw. erst nach zB 2 Jahren oder so und dann auch erst ungenügende Follikelreifung und vor allem zu kurze Hochlagen haben – selbst bei nur 1 x Stillen in 24h.. Ich habe mich damit abgefunden, ein „Prolaktin-Sensibelchen“ zu sein, das stillend einfach nicht wieder schwanger wird. Hätte auch sooo gerne Tandem-gestillt 🙁 und meine Große auch gern selbst abstillen lassen, aber es tat sich einfach nichts 🙁 Nach dem Abstillen mit 28 Monaten dann zum Glück kein Problem. Mit Hormonstatus etc. war übrigens alles komplett unauffällig bei mir, Ernährungsstatus etc ebenfalls! Dh. ich hätte gerne zwei oder mehrere Kinder gleichzeitig gestillt, aber es war uns, ebenso wie das komplett kindgesteuerte Abstillen nicht vergönnt 🙁 mich würde mal interessieren, ob man darauf irgendwie Einfluss hätte nehmen können – außer Bromocriptin zu nehmen, was wahrscheinlich aber auch nicht sooo stillkompatibel ist??
Liebe Jale,
Bromocriptin wäre schon stillkompatibel. Bei Embryotox.de steht dazu:
„Klinik: Unverträglichkeiten beim gestillten Kind sind bisher nicht beobachtet worden.
Empfehlung: Sollte bei Hyperprolaktinämie oder Morbus Parkinson eine Therapie mit Bromocriptin unumgänglich sein, muss individuell über das Weiterstillen entschieden werden. Solange Milch produziert wird, darf auch unter Behandlung mit einem Prolaktinhemmer gestillt werden. Zum medikamentösen Abstillen ist Cabergolin Mittel der Wahl.“
Da mir die Frage nach einer möglichen Unterstützung der Empfängnis in der Stillzeit auch schon von anderen Müttern gestellt wurde, habe ich dazu bereits etwas recherchiert. Leider gibt es dazu aber eigentlich keine Daten. 😓
Jedoch habe ich außer einer gesunden Ernährung bzw. Fruchtbarkeitsdiät, der Einnahme von Mönchspfeffer und der (Selbst-)Hypnose zum psychischen Loslassen des Kinderwunsches keine weiteren Tipps gefunden. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es meines Wissens nicht, da aufgrund geringer Fallzahlen auch kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Fragestellung durchgeführt werden. Die Empfehlungen basieren daher immer eher auf einzelnen Fällen oder auf theoretischen Überlegungen.
Es gibt einfach einige Mütter, die erst wieder nach dem Abstillen einen Eisprung bekommen. Oft sind dies Frauen, die bereits beim ersten Kind Probleme hatten zu empfangen. Oder es handelt sich um eher sehr schlanke Frauen. Hier sorgt der mütterliche Körper wohl aus ökonomischen Gründen selbst für einen ausreichenden Geburtenabstand von 3-4 Jahren, um die Überlebenschancen für die Mutter und ihr(e) Kind(er) zu erhöhen.
Darüberhinaus klappt das Stillen in der Schwangerschaft und auch das Tandemstillen nicht immer wie von der Mutter geplant, da sich manche Stillkinder durch den Rückgang der Milchmenge in einer neuen Schwangerschaft selbst abstillen. Und auch manche Schwangere oder neue Mütter unerwarteterweise das Saugen des älteren Kindes an ihren Brustwarzen gar nicht mehr tolerieren können.
Mein persönlicher Rat lautet: Loslassen!!
Ich habe schon so oft gehört, dass Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch und erfolgloser Fertilitätsbehandlung sehr schnell spontan schwanger geworden sind, als sie aufgehört haben, es zu wollen.
Ich hoffe, das hilft Ihnen trotzdem weiter.
Herzliche Grüße und alles Gute,
Ihre Regine Gresens 🥰
Liebe Frau Gresens,
Tausend Dank für diese unheimlich fundierte Antwort, was für ein außergewöhnlicher Service!!!
Eine Studie, die mir mal über den Weg gelaufen ist, zeigte anscheinend auf, dass die Dauer der Laktationsamenorrhoe (außer maßgeblich von der Stillfrequenz, insbesondere der nächtlichen Stillfrequenz bzw. dem Nachtschlaf des Kindes, und von körperlicher Aktivität)
– kürzer sei bei höherem BMI (Anm: Gilt wohl nicht für PCOS? )
– kürzer sei bei höherem Alter
– Parität (dh. je mehr Kinder man schon habe, desto länger dauere sie).
Ansonsten gebe es noch die Konstellation, dass sich bei manchen Frauen, in der Hirnanhangsdrüse sozusagen vermehrt kleine „Prolaktin-Produktionsnester“ (Mikroadenome) bilden, was dann für eine hartnäckigere Laktation sorgt mit zeitweise auch länger bestehendem Milchfluss auch nach dem Abstillen, d.h. es dauert länger, bis der Prolaktineinfluss ganz dahingeschmolzen ist.
Wobei das wahrscheinlich im Einzelfall überhaupt nicht verallgemeinerbar ist.. 😉
Frau Gresens hat mal wieder einfach recht, Geduld haben, loslassen und die Zeit anderweitig sinnvoll füllen bei Kinderwunsch, heißt die Devise
(wenn ansonsten kein organisches Problem vorliegt).
Immerhin soll es ja auch Studien geben, laut denen Langzeitstillen auch den Menopauseneintritt verzögern bzw. die Fertilität länger erhalten soll 😉