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Von Jana |
Ich hoffe, ich kann anderen (Neu-)Mamas Mut machen mit meinem Bericht.
Denn ich bin, glaube ich, an das gesamte Thema „Stillen“ sehr blauäugig und mit einer „Wird-schon-werden“-Mentalität herangegangen.
Während des Geburtsvorbereitungskurses war Stillen schon Thema. Das war alles aber gefühlt so theoretisch, weit weg, und irgendwie – während der Schwangerschaft – auch noch so irrelevant, weil mir niemand die tatsächliche Bedeutung vor Augen gehalten hat.
Im Krankenhaus selbst habe ich mich vor und während der Geburt absolut wohl gefühlt, zumindest hier ist mir eine schlechte Erfahrung absolut erspart geblieben.
Die Hebamme im Kreißsaal war sehr bestimmt, ging aber immer auf mich ein, ließ mich machen, wie ich wollte, sagte aber, wie es anders vielleicht noch besser wäre. Auch gegen die Ärztin, die in mancher Situation anders gehandelt hätte, setzte sie sich durch.
Auch auf der Station danach habe ich mich wohl gefühlt – bis zu dem Zeitpunkt, als es bei meiner Zimmernachbarin sofort und wunderbar geklappt hat mit dem Stillen und bei mir nicht. Gar nicht…
Es war nie kritisch von Minis Gewicht oder ihrem Allgemeinzustand, aber für mich in der Situation, in der ich mich sowieso überfordert gefühlt hatte, wie noch nie in meinem Leben, war es die Hölle.
Keine zwei Meter neben mir saß eine, deren Baby getrunken und den ganzen Tag gestillt hat, und ich saß mit meiner (wenn auch sehr zufriedenen) Mini auf dem Arm daneben und steigerte mich selbst in etwas hinein, was wie „Ich kann’s einfach nicht“ beschrieben werden kann.
Herausgeholt hat mich da eine absolut geduldige und ruhige Schwester der Station, die gefühlt öfter als normal bei mir vorbeischaute, mit Mini schäkerte, mit mir über Belanglosigkeiten sprach und immer wieder sagte, wie gut es Mini geht. Dass das bisschen, das sie beim Stillen (nach Bedarf bzw. spätestens alle 3 Stunden) bekommt, auch reicht, weil sie sich das nimmt, was sie braucht.
Kontraproduktiv dagegen war dann eine der Nachtschwestern, die irgendwann mit einer Flasche mit Pre-Nahrung an meinem Bett stand. Da war ich aber wieder so weit aufgebaut, dass ich NEIN sagte.
Nein, weil ich es schaffen wollte, nein, weil ich mich nicht so schnell aufgeben wollte und nein, weil ich es einfach aus Prinzip falsch fand, jetzt aufzugeben (und weil ich irgendwo gelesen hatte, dass allein schon ein Schluck von Pre-Nahrung die Darmflora – oder war es der Magen? – nachhaltig ändert und die „guten“ Stilleigenschaften nicht mehr so zur Geltung kommen, wie ohne diesen „Eingriff“ ins System Baby-Milch-Stillen).
Am nächsten Tag, und nach meinem ausgeschütteten Herz bei der „Tagschwester“, gab es wohl stationsintern einen Riesenkrach – und für mich Stillhütchen. Damit ging es etwas besser und an Tag 3 nach der Geburt saugte Mini, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hatte.
Zu meinem Pech (und ihrem Glück!) habe ich die Nachtschwester dann vor unserer Entlassung nicht mehr gesehen, denn es wäre wohl nicht besonders freundlich gewesen, was ich ihr gesagt hätte.
Wenn ich aber an die Unterstützung denke, die ich von der Tagschwester bekommen habe, kommen mir jetzt noch die Tränen, weil ich ihr einfach nur unendlich dankbar bin.
Daheim war es dann aber noch nicht vorbei mit dem „Ich schaffe es nicht“-Gefühl.
Klar, mit Stillhütchen ging alles, aber es ist doch eher unpraktisch, nervig und zeitaufwändig immer erst das Ding auf die Brust zu fummeln, während das ein paar Tage alte Minibaby stillen will. Jetzt. Sofort.
Und dann sitzt das Hütchen nicht richtig, ist noch in der Küche vom letzten Saubermachen, die Ersatzteile sind sonstwo, irgendwas ist ja immer…
Der Mini-Papa war sowieso „überfordert“, kochte aber immer ganz fürsorglich die Hütchen aus und ertrug das nächtliche Gefluche, wenn im Halbdunkeln das Hütchen mal wieder irgendwo im Bettzeug hing, weil es nicht richtig fest gehalten hatte.
Das ging ganze vier Wochen so, die für mich nur aus dem Grund aushaltbar waren, weil Mini wuchs. Und zwar richtig. Und weil meine Nachsorgehebamme da war und immer wieder sagte, dass es wird und dass es ein Lernprozess ist – für Mini und für mich.
Also fingen wir immer an, mit dem Stillhütchen zu stillen, und wenn ich das Gefühl hatte, dass Mini den ersten großen Hunger gestillt hatte, machte ich das Hütchen ab.
Natürlich war der Protest am Anfang fast nicht zu ertragen und wir hatten oft Stillmahlzeiten, bei denen ich darauf verzichtete, das Hütchen abzumachen. Einfach, um dem Protest von Mini aus dem Weg zu gehen.
Da war aber der Mini-Papa konsequenter (oder er konnte mein Gejammer nicht mehr ertragen) und brachte mich immer wieder dazu, doch nach einiger Zeit das Hütchen abzunehmen.
Ich wollte nicht wirklich rausgehen, weil ich das „draußen stillen“ ohne die Vertrautheit und Intimität von Zuhause fürchtete – vor allem wegen dem Gefummel mit den Stillhütchen.
Irgendwann waren wir dann nach vier Wochen im Biergarten. Es war nicht viel los, es hatte vorher geregnet, und so gingen wir dann noch spazieren. Und natürlich wollte Mini genau im „ungünstigsten“ Moment stillen. Flache Landschaft, keine Sitzgelegenheit weit und breit, nur Acker und Straße.
Allein schon beim Gedanken an das Stillhütchen (und dass es herunterfallen könnte) ist mir der Schweiß ausgebrochen, aber irgendwie war es schon Routine. Also fummelte und machte ich, der Mini-Papa hielt Mini und irgendwann hätte sie dann stillen können. Aber sie wollte nicht.
Ich stand also mit dem schreienden Kind mitten auf einem nassen Acker und heulte fast mit ihr mit. Sie schrie und zappelte und irgendwann wusste ich mir auch nicht zu helfen und schmiss vor lauter Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit das Stillhütchen weg und wollte mich wieder anziehen.
Mini hörte schlagartig auf zu weinen, sie schluchzte nur noch leise vor sich hin, und dann begann sie zu stillen. Ohne Hütchen, als ob sie ihr ganzes vorheriges vierwöchiges Leben nichts anderes getan hätte.
Ab dem Moment merkte ich, wie unendlich mich diese Hütchen belastet hatten – ich hatte auf einmal nicht mehr wirklich ein Thema, unterwegs zu sein (die Stilloberteile hatte ich ja mittlerweile gekauft).
Es wurde nicht mehr zu dem Hauptthema des Tages, sondern das Stillen lief nebenher. Ich konnte einfach Mini in den Arm nehmen und sie stillen – und das auch genießen. Mal abgesehen von den wunden Brustwarzen, die ich aber mit Lanolin schnell wieder in den Griff bekommen habe…
Mini ist mittlerweile knapp 2 Jahre alt und stillt immer noch wie eine Weltmeisterin, also wirklich, als ob sie nie Probleme gehabt hätte.
Mir ist bewusst, dass es deutlich gravierendere Probleme beim Start ins Still-Leben gibt, und dass viele andere deutlich größere Steine in den Weg gelegt bekommen, als ich sie vorgefunden habe. Aber sie haben bei mir fast dazu geführt, aufzugeben – wenn nicht jemand da gewesen wäre, der gesagt hat „Du schaffst es. Ihr schafft es. Bleib dran!“.
Wie wichtig also die eine Schwester für mich war, kann ich erst jetzt mit zeitlichem Abstand sagen und hoffe, dass es überall solche Schwestern, Hebammen, Mütter, Freundinnen und Frauen gibt, die für jede Neu-Still-Mama einfach nur mit dem Glauben an sie selbst da sind.
Vielleicht kann ich ja jemandem auch damit helfen, stark zu bleiben und an sich selbst und das eigene Mini zu glauben.
Denn den Willen, den meine Mini jetzt hat und an dem ich oft verzweifeln könnte, den hatte sie bestimmt schon damals, als sie sich in der Klinik entschlossen hat, das Stillhütchen zu akzeptieren, mir aber auch später unmissverständlich zu zeigen, dass sie es nun eben nicht mehr braucht und wir es auf dem Acker „beerdigen“ können.
Viele Grüße,
Jana
Originalbericht einer Mutter, Januar 2015
Foto: Duncan C via photopin cc
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Wow, es ist toll auch mal von den guten Schwestern zu hören. 🙂 Und auch die Männer, wie ich selbst gemerkt hab, sind sehr wichtig, wenn’s darum geht nicht aufzugeben. Das sollte ich meinen Mann auch nochmal sagen! 😉
Liebe Anika,
die Männer sind seeehr wichtig!!
Da haben Sie völlig recht.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Genau, wunderbar, dass es diese Schwestern ( natürlich!!!) gibt, und sie sich für das Stillen einsetzen.
Und nicht ständig über die Klinikschwestern , und Hebammen genörgelt wird.