„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Ich habe gelernt die Situation anzunehmen

Von Claire |
Ich möchte unsere Geschichte erzählen. Mir haben viele Berichte anderer Mütter viel Mut gemacht, möge meiner es auch für andere tun.

Felix wurde nach einer ganz entspannten Geburt bei uns Zuhause geboren. Wir haben uns eine Hausgeburt gewünscht und alles lief nach unseren Wünschen.

Wir würden es wieder machen, weil es eine schöne Erfahrung war. Er lag auf meinem Bauch und hat erst mal lange geweint und ich habe versucht ihn zu beruhigen. Danach schlief er ganz lange. Zwischendurch habe ich ihn auch angelegt. So ging der erste Tag ganz ruhig zu Ende.

In der zweiten Nacht begann der „Horror“ für uns. Felix schrie und schrie und ließ sich nicht beruhigen.

Wir versuchten alles. Windel wechseln, weißes Rauschen, schuckeln, rumtragen, auf Papas Brust, auf meiner und ihm Milch mit einer kleinen Spritze zu verabreichen. Da er nicht so richtig bei mir trank.

Ich rief die Hebamme in der Nacht an, weil wir so am Ende waren und sie kam gleich früh morgens. Unser Baby war von Anfang an ein sehr neugieriges und waches Kind und hielt seinen Kopf schnell selbst, als ob er nichts in dieser Welt verpassen wollte.

Als der Milcheinschuss kam, ging es weiter. Felix schrie. Wir versuchten ihm Flasche zu geben mit Pre Nahrung. Er wollte nicht so richtig an der Brust trinken, die Milch war jedoch ausreichend.

Pre hat am Anfang geklappt, mittlerweile spuckt er von Pre und verweigert sie. Die Flasche bekam er 1-2 mal am Abend von meinem Mann. Damit ich etwas vorschlafen konnte, danach wurde getauscht. Sonst stillte ich ihn, so gut es eben ging.

Wenn ich im Bett lag, hörte ich Felix oft schreien, obwohl alles ruhig war und er gerade schlief. Vieles was bei den meisten Babys funktioniert, funktionierte nicht: Kinderwagen, Schnuller, Autoschale, mal kurz ablegen. Uns wurde gesagt: Das kommt schon.

Unwissend wie wir waren, dachten wir, wenn wir ihn ins Bett legen, schläft er ein. Mitnichten, Felix wusste es besser. Er wollte Körperkontakt und braucht ihn auch heute noch sehr.

Zunächst nahm Felix ab und war ein bisschen gelb. Dank der Milchpumpe, die wir uns verschrieben ließen, nahm er wieder gut zu. Das Stillen klappte gut, er saugte richtig und Schmerzen hatte ich nicht. Er nahm kontinuierlich zu.

Die Flasche gaben wir bald nicht mehr, weil ich Angst vor einer Saugverwirrung hatte. Soweit alles gut.

War es aber nicht. Er schrie sehr oft am Tag, durchdringend und laut. Wir waren fertig mit den Nerven. Wir konnten seine Signale nicht deuten.

Oft wurde gesagt: Babys schreien halt, das geht vorbei.

Bei uns nicht. Wir waren den lieben langen Tag damit beschäftigt, das Baby zu beruhigen und zu trösten.

Ich dachte oft: Ich mache was falsch, vielleicht liegst es am Stillen? Er machte sich oft steif und schrie. Man hätte meinen können, er hätte Schmerzen, doch er war und ist kerngesund.

So rätselten wir weiter, was unserem Sohn fehlen könnte. Die Hebamme sagte, er hätte vielleicht einen verklemmten Nacken. Also Osteopathie, Homöopathie und Bachblüten.

Alles half nicht wirklich. Felix schrie weiterhin, bis er heiser war und noch mehr, bis er irgendwann einschlief und wir vor Erschöpfung auch.

Zum Einschlafen lief der Staubsauger, das beruhigte ihn und er lag auf einem von uns und schlief. Der Schaukelstuhl hat uns die Arbeit des Schuckelns abgenommen.

Weißes Rauschen oder noch besser Rosa Rauschen beruhigt und hilft auch Erwachsenen besser zu schlafen und verbessert sogar die Gedächtnisleistung. Babys erinnert es vermutlich an die vertrauten Geräusche im Mutterleib. ~ R. Gresens

So ging es die ersten 5 Monate. Den Staubsauger stellten wir nach 4 Monaten ab, er wurde abgelöst von „Regengeräuschen“ – abgespielt von Spotify und Co.

Ich hab oft gedacht, es läge an mir, er war beim Stillen nach wie vor sehr unruhig. Meine Hebamme und die Schwägerin sagten, es ist alles gut. Aber so fühlte ich mich nicht.

Also wollte ich eine Stillberatung, da ich total verzweifelt und verunsichert war. Ich zweifelte an mir als Mutter, am Stillen und ich wünschte mir aus dieser „Hölle“ rauszukommen.

Wie oft wollte ich abstillen? Ich weiß es nicht mehr. Doch ich stillte weiter.

Bei der Stillberatung habe ich mich verstanden gefühlt und es waren zwei schöne Sitzungen. Stillen war super, wurde mir wieder versichert. Doch eine Sache ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben: Ich sollte beim Stillen nicht so sehr an Nahrung denken, das habe ich beherzigt.

Felix stille ich nach 7 Monaten nach wie vor voll. Ich biete ihm häufig die Brust an, es hat unserer Leben einfacher gemacht und ich bin unabhängiger. Schließlich kann er überall gestillt werden.

Diverse Berichte, von Eltern die ähnliches erlebt haben, sowie auch die Stillkinder-Seite haben mir sehr geholfen und mich aufgebaut. So wurde ich sicherer, auch im Umgang mit Felix.

Auch wurde uns immer mehr klar, dass Felix sehr sensibel ist in seinem Wesen und das wohl auch viel mit dem Schreien zutun hat.

Wie lange das Schreien, was in den ersten drei Monaten auch exzessiv war, dauern würde? Konnte niemand sagen.

Bei uns wurde es einfacher, als er 5 Monate alt war. Tragen, oft stillen und im Beistellbett schlafen, so machen wir es, das hilft Felix sehr.

Es ist oft noch schwierig, aber es ist einfacher geworden. Jetzt haben wir uns auch einen Alltag geschaffen und vieles geht nun auch besser. Besuche zu empfangen oder Auto zu fahren – ohne Gebrüll.

Er hat viele Gefühle, die er uns lautstark mitteilt, ob er hungrig, müde, überfordert oder gelangweilt ist. Was aber viel wichtiger ist: wenn er lacht, sich freut und brabbelt. Da geht einem das Herz auf!

Es war ein steiniger Weg, überfordert einen oft noch, doch durch die schönen Momente, ist es einfacher.

Mittlerweile sind wir ein super Still-Team und genießen es. Vor allem das Einschlaf-Stillen und wenn er hochguckt und mich lächelnd oder aufmerksam anschaut. Ich möchte, dass er sich selber abstillt und mit am Familientisch isst.

Ich habe gelernt mich nicht mit anderen Familien zu vergleichen, bei denen bestimmt vieles einfacher ist, doch sicher auch längst nicht alles. Ich habe gelernt die Situation anzunehmen, auf mein Mutterherz zu hören und vor allem nicht aufzugeben.

Liebe Grüße von Claire und Felix

Originalbericht von Claire, September 2020
Foto: Ben O’Bryan

Liebe Claire,
Danke, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast! 
Mit einem Baby zu leben, das viel weint, ist eine große Herausforderung und führt oft dazu, dass Eltern an sich zweifeln und alles mögliche tun, damit das Baby ruhig ist. Cosleeping, Tragen und Stillen nach Bedarf helfen dabei enorm. Wenn das nicht ausreicht, empfehle ich gerne auch noch eine Beratung bei einer Therapeutin für Emotionelle erste Hilfe.
Nicht zu vergleichen, die Ist-Situation anzunehmen, dem Kind zu vertrauen und auf das eigene Herz zu hören, ist ganz wichtig und etwas, was alle Eltern lernen sollten. Toll, dass Du Dich so gut auf Felix und sein sensibles Wesen eingelassen hast!
Ich wünsche Euch noch eine glückliche weitere Stillzeit, solange wie es Euch gefällt.
Herzliche Grüße, Regine

 

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Ein unglückliches Baby

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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2 Kommentare

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  1. ich bin Mama eines typischen High Need und Hochsensiblen Babies, inzwischen Kleinkind. Es ist so schade, dass dazu so wenig Wissen im Umlauf ist und viele Mythen verbreitet werden. Wenn das Baby, das eben nicht alles mit sich machen lässt, diese dann ablehnt, kann das ganz schön belastend sein, wenn wir uns als Neu Mama erst noch zurechtfinden müssen mit so vielem. Mir half es enorm, über HN und HS zu lesen, da fühlte ich mich endlich verstanden. Was uns sehr half: Schlafen auf meinem Körper (es gibt genügend Informationen zu sicherem Co-Sleeping, leider kaum bei Ärzten), Stillen nach Bedarf, auch alle 1.5 Stunden und bis zu 7 Mal pro Nacht bei uns. Praktisch ununterbrochenes Tragen (Tragetuch), aber nicht nur hochbinden, sondern auch noch gehen dazu und ja nicht stehenbleiben – wurde als einziges akzeptiert. Ab dem 4. Monat Mama Fixierung ernst nehmen, wenn immer ich es tragen konnte. Also hab ich das Kochen nach und Nach an Papa ausgelagert und er ist jetzt seit 2 Jahren im Lernprozess, was ausgewogene Ernährung (jenseits von Pasta) bedeutet. Neben mir schlafen und auch mal aufstehen ging in einem Prozess zwischen 8 bis 12 Monaten mal mehr mal weniger, Kinderwagen ab 1 ¼ Jahr und Autofahren wurde etwa ab 1.5 Jahren mehr oder weniger akzeptiert. Bei vielem anderen lernt er dafür überdurchschnittlich schnell, und das sind die faszinierenden Seiten der unermüdlichen HN und der HS mit hohem Potenzial in nährendem Umfeld. Kopf halten, Drehen, Gehen, Empathie/Gefühle nachahmen und erkennen (sogar meine Trauer/Enttäuschung hinter unbewusstem, prägungsbedingten hab-mich-lieb-Lächeln). u.v.m. Ich bin nun schon eine Weile äusserst stolze HN HS Kind Mama! Dank meinem Wunder und seinen authentischen sofort-Rückmeldungen lernte ich in Maximalgeschwindigkeit, was (m)ein Kind wirklich braucht, hinter all den Mythen einer traumatisierten Gesellschaft. Nun kann ich auch sagen, was an angeborenem, individuellem Temperament sehr schwer anfängt, wird oft nach ein paar Monaten & Jahren zu einem wahren Geschenk, dass ich wahrhaftig schätze!

  2. Danke für den Bericht! Ich finde uns in vielen Sätzen wieder, wir hatten auch ein extrem aufgewecktes Baby, das viele extreme Schreiphasen hatte. Wir hatten auch alles probiert und abgeklappert, bis wir es akzeptiert haben. Mir half auch das Buch „Kinder Jahre“ weiter, wo anhand einer schönen Grafik beschrieben wird, dass die Schreidauer bei Babys im Durchschnitt erst von Monat zu Monat ansteigt, um dann etwa um den 5/6 Monat wieder abzunehmen. Das gab uns Hoffnung. Denn gefühlt hatten alle um uns herum ein „einfaches“ Baby bis auf uns.
    Genauso war es dann auch: Ab dem 6.Monat wurde es besser. Und gestillt haben wir dann weit über die 2 Jahre hinaus 🙂

    Liebe Grüße

    Sandra

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