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Von Imke |
Hallo Regine,
ich sag einfach mal Du. Auf deiner Seite habe ich den Bericht über Stillprobleme, Wiegen nach dem Stillen und Zufüttern von Pre-Nahrung gelesen. Uns ging es ähnlich.
Unser Sohn ist am 14.7.2021 geboren. Er wog bei der Geburt 3720 Gramm.
Im Krankenhaus war es eine Katastrophe: Die Station gnadenlos überbelegt, wenig bis keine Unterstützung bei … allem … und diese teilweise doch sehr widersprüchlichen Corona-Maßnahmen.
Es ist unser erstes Kind, da war ich doch ab und an unsicher.
Ich hatte mir fest vorgenommen zu stillen, mich aber im Vorfeld nicht akribisch mit dem Vorhaben auseinandergesetzt, sondern gedacht: ‚Das ist die natürliche Art ein Kind zu ernähren, also wird das schon klappen.‘ Meine Brüste sind in der Schwangerschaft auch größer geworden.
Als unser Zwerg dann auf der Welt war, hat anfangs alles ganz okay geklappt. Ich hatte ein bisschen Schmerzen beim Stillen. Auf Nachfrage, ob das so richtig wäre, bekam ich als Antwort: „Ja, da saugt ja auch ein Kind dran. “
Da dachte ich: ‚Okay, ich hab oft gelesen, dass Stillen nicht weh tut, aber vielleicht ist es in der Anfangszeit so.‘
Mir wurden direkt im Krankenhaus am zweiten Tag nach der Geburt diese Stillhütchen nahegelegt. Die Begründung war damals, ich hätte zu flache Brustwarzen. Mir widerstrebten diese Plastik-Dinger, deshalb habe ich sie zuhause gleich wieder weggelassen (vier Tage nach der Geburt).
Dann habe ich sie aber doch wieder benutzt, weil ich dachte, so bekommt er vielleicht mehr. Herr Baby hat allerdings von Anfang an gut gesaugt – kann ich im Nachhinein beurteilen.
Mir wurde im Krankenhaus außerdem bereits gesagt, ich sollte unbedingt zufüttern, obwohl die Windeln ständig nass waren und sonst auch keine Anzeichen auf zu wenig Flüssigkeit vorhanden waren.
Das habe ich dann auch tatsächlich probiert. Herr Baby hat die Flasche (fertiges Zeug, was nur warm gemacht wurde + Kirschsauger draufgeschraubt) nicht wirklich genommen. Also habe ich das im Krankenhaus wieder sein lassen. Mit 3440 Gramm sind wir nach Hause gegangen.
Als wir zu Hause waren, habe ich erst auch nichts zugefüttert. Den Milcheinschuss habe ich erst verspürt, als ich so zwei, drei Tage zu Hause war.
Da nahm aber der kleine Zwerg trotz gefühltem Dauerstillen nicht zu. Vormittags war alles ganz okay: Stillen, schlafen, stillen – ein relativ „normaler“ Rhythmus. Ab ca. 14 Uhr war Herr Baby sehr traurig und nur mit der Brust zu beruhigen. Das ging dann in der Regel bis 22 Uhr. Einmal auch bis 2 Uhr nachts. Er hatte aber jeden Tag mindestens zwei Windeln mit Stuhlgang und acht bis zehn nasse Windeln.
Ich war ziemlich in Sorge, weil er einfach nicht zugenommen hat. Das hat mich mitgenommen. Jedes Mal, wenn er auf der Waage war und kein Gramm zugenommen hatte, tat es mir so leid und ich hatte das Gefühl, versagt zu haben. Das Gefühl, dass ich meinem Kind nicht das gab, was es brauchte, hat mich fertig gemacht.
Meine Brustwarzen taten immer mehr weh und schließlich ist eine Brustwarze gerissen. Unser Sohn hat ein bisschen Blut getrunken, was mich nochmal in Panik verfallen ließ.
Nach zwei Wochen hatte Herr Baby immer noch nicht zugenommen, immer noch 3440 Gramm. Damals hat dann die Hebamme gesagt, ich solle ca. 40ml Pre-Nahrung zufüttern, wenn ich schon stundenlang gestillt habe. Das haben wir dann auch gemacht, aus Angst, ihm könnte was fehlen.
Wenn ein Neugeborenes nicht zunimmt, muss auf jeden Fall sofort etwas unternommen werden. Wunde Brustwarzen und fehlende Gewichtszunahme gehen oft einher und können meist recht schnell durch eine Verbesserung der Anlegetechnik gelöst werden. Und oft reichen ein paar deutliche Veränderungen des bisherigen Stillverhaltens, z.B. das Weglassen von Stillhütchen oder Schnuller u.ä.
~ R. Gresens
Ich habe jeweils gestillt so lange, bis es nicht mehr ging (bis ich nicht mehr konnte) und wenn ich das Gefühl hatte ‚es kommt nichts mehr‘. Dann hat mein Mann ihm die Flasche gegeben und ich habe in der Zeit abgepumpt.
Am Anfang gab es nur Pre-Nahrung zum Zufüttern. Beim Abpumpen kam zu Beginn wenig Milch, vielleicht 10 ml, später dann so ca. 40-50 ml. Nach ein paar Mal Abpumpen, habe ich ihn immer erst gestillt, dann wurde die Muttermilch vom letzten Abpumpen gefüttert, und dann noch Pre, wenn es notwendig war.
So haben wir das ca. zwei Wochen durchgezogen und ich war platt und traurig. Dann haben wir allmählich angefangen, die Pre-Nahrung wieder wegzulassen. Also nur Stillen und danach abgepumpte Milch. Nach weiteren zwei Wochen funktionierte das gut, dann haben wir die Flasche komplett weggelassen.
Alles in allem hat es gut zwei Monate gedauert, bis wir ein eingespieltes Team waren.
Ich habe dann von einer Bekannten den Kontakt zu einer ehrenamtlichen AFS-Stillberatung erhalten. Die wirklich nette Frau war im Urlaub und hat mir dennoch von dort via WhatsApp geholfen. Es waren so einfache, aber wirkungsvolle Tipps, die sie mir gegeben hat. Das war 14 Tage nach seiner Geburt.
Die Stillberaterin fragte mich damals als erstes, ob ich Schmerzmittel unter der Geburt bekommen habe. Das hatte ich. Sie sagte, dass dadurch Wassereinlagerungen beim Baby auftreten können und somit nicht das Gewicht direkt nach der Geburt angenommen werden sollte, was nach zwei Wochen wieder erreicht sein sollte. Das wurde bei uns im Krankenhaus gar nicht angesprochen. Es wurde auf Nachfrage von meinem Mann (weil sein Hoden direkt nach der Geburt so groß war) bestätigt, dass der kleine Mann Wassereinlagerungen hatte.
Wassereinlagerungen bei Neugeborenen entstehen weniger durch die Schmerzmittel, sondern eher durch die intravenösen Infusionen, die Gebärenden zur Kreislaufstabilisierung und als Flüssigkeitszufuhr vor und während einer Peridural-Anästhesie (PDA) unter der Geburt gegeben werden.
~ R. Gresens
Nachdem ich dann anfangen habe gegen die wunden Brustwarzen Brust-Donuts zu tragen, heilten diese langsam ab. Die gerissene Seite ist zum Glück auch wieder komplett abgeheilt.
Die Beraterin hat mir damals das Cover deines Buches geschickt, um das intuitive Stillen deutlich zu machen.
Ich habe das Buch sofort bestellt und die Position ausprobiert. Baby und ich, Haut auf Haut im Bett. Es war das erste Mal, dass ich ohne Schmerzen mein Baby gestillt habe. Ich war so glücklich.
Nachdem ich dein Buch gelesen habe, habe ich das asymmetrische Anlegen geübt und siehe da: Es klappte in jeder Position ohne Schmerzen.
Mittlerweile stillen wir seit drei Monaten. Die Pre-Nahrung haben wir nach den zwei Wochen am Anfang komplett weg gelassen. Die Stillhütchen habe ich auch ab dem Zeitpunkt, als ich dein Buch las, weg gelassen.
Der kleine Zwerg hat das ganze Hin und Her: Flasche, Stillhütchen, Brust,… super mitgemacht und es gab keine Saugverwirrung. Ich bin so froh, dass wir durchgehalten haben.
Mein Tipp für Mütter, denen es ähnlich geht: Nicht aufgeben. Ich habe im Nachhinein von mehreren Frauen gehört, die genau in derselben Situation waren, und die hinterher sagten: Bei mir hat es nicht funktioniert.
Ich habe gelernt, dass man Stillen lernen muss und kann. Das man sich Hilfe suchen sollte und schon in der Schwangerschaft eine Stillberatung ausfindig machen kann.
Stillen ist so schön und so schön einfach. Viele sagen mir: „Das wäre mir zu stressig gewesen.“ Die Zeit, als wir die Flasche zubereiten mussten, fand ich so viel stressiger als das Stillen an sich.
Zusätzlich bin ich unglaublich schockiert über die Aussagen im Krankenhaus und anderer Menschen zu einem schreienden Kind. Mein Kleiner war eine Woche alt, da hat eine fremde Person auf sein Schreien gesagt: „Ja, so ist das, wenn Mama nichts in der Brust hat.“
Außerdem verstehe ich nicht, warum so einfache Tipps, wie z.B. länger an einer Seite anlegen, damit Baby satt wird, nicht schon im Krankenhaus gegeben werden.
Dein Buch ist super, es hat mir sehr geholfen zu verstehen.
Liebe Grüße
Imke
PS: Mein Mann hat mich in jeder Sekunde unterstützt, Essen gemacht, die Wäsche gewaschen, Herrn Baby zwischendurch genommen, damit ich schlafen konnte. Er ist bis heute davon überzeugt, dass wir nicht hätten zufüttern müssen und es auch ohne funktioniert hätte, wenn man uns die Infos im Krankenhaus bereits gegeben hätte (z.B. dicke Milch erst später, also Kind öfter an derselben Seite anlegen).
Originalbericht einer Mutter, Oktober 2021
Foto: Hedy Barakelstein
Liebe Imke,
Danke für Deinen Bericht. Ja, Stillen ist heute oft kein Selbstläufer. Eigentlich könnte das Stillen schon sehr viel einfacher laufen, aber leider wird der Stillbeginn heutzutage durch vieles erschwert. Darüber habe ich hier im Blog schon häufig geschrieben und ziele deshalb auch mit meinem Buch darauf, werdenden Müttern vor allem das nötige Wissen für den Stillstart zu vermitteln. Daher freut es mich natürlich sehr, dass Dir mein Buch geholfen hat.
Tipps und Infos für die ersten Tage unterscheiden sich von denen, die für später gelten. Länger anlegen, ist nicht in allen Fällen richtig. Manchmal ist es auch sinnvoll, die Brüste häufiger zu wechseln. Und zu viele Infos können in den ersten Tagen auch eher verwirren und verunsichern.
Wenn ein Baby nicht zunimmt und die Brustwarzen wund sind, sollte zudem immer als Erstes das Anlegen verbessert werden. Denn, wenn das Baby suboptimal angelegt ist, kann es die Brüste auch nicht gut entleeren und dann wird auch die Milchbildung nicht gut angeregt.
Die Aussage der fremden Person zu deinem schreienden Baby ist einfach verletzend und unmöglich. So etwas sollte sich wirklich keine junge Mutter anhören müssen.
Alles Gute weiterhin und herzliche Grüße,
Regine Gresens
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