„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Ich bin vor allem stark geworden

Von T. |
Ich war gerade aus dem Hause meiner Stiefmutter ausgezogen, 18 Jahre jung und emotional gesehen ein Wrack. Ich hatte eine komplizierte Kindheit gehabt und wusste nicht recht, wer ich bin und was ich kann.

Ein Jahr zuvor hatte meine alkoholkranke Mutter beschlossen, für immer lebe wohl zu sagen.

Ja, so stand ich damals da, mit einer entscheidenden Nachricht für meinen Freund: Wir werden Eltern.

Diese Gefühle, die ich empfand, lassen sich mit Worten nicht wiedergeben. Es war eine Mischung aus so ziemlich allen Emotionen, die es gibt.

*Das ist doch schön*, *Das hast du dir doch gewünscht*, sagte Er.

Die Monate vergingen und mein Bauch fing an zu wachsen.

Mit meinem Bauch wuchs auch die Angst vor der Geburt. Ich, die kleine unbedeutende zierliche T.: *Wie soll ich denn bitte ein Kind aus mir heraus bekommen??*

Und ich wusste, dass ich das ganz alleine machen musste. (Nicht ganz. Mir stand zu jeder Zeit mein Partner zur Seite.)

Zu meiner Stiefmutter hatte ich kein sehr gutes Verhältnis und mein Vater… Er hat selbst 13 Kinder und ich wusste, dass die Geburt meiner Tochter für Niemanden, ausser für meinen Partner und mich, wirklich von Bedeutung sein würde.

Ich wusste, ich muss da durch. Ein Jahr zuvor hatte ich den Schmerz über den Verlust meiner Mutter ausgehalten, dachte ich mir, also werde ich das auch schaffen.

Eine natürliche Geburt war für mich eigentlich ohne Zweifel der richtige Weg.

Damit meine ich, dass ich vorher schon gar nicht über Alternativen nachdachte. Ich wollte eine natürliche Geburt.

Angst hatte ich zu der Zeit noch keine, aber einen Riesenrespekt.

Die Schwangerschaft verlief relativ gut und problemlos und der große Tag rückte näher.

Als wir den 27sten Geburtstag meines Partners feierten (9 Tage vor dem ET) fing mein Bauch an zu krampfen, immer wieder und die Abstände dazwischen wurden immer kürzer.

Anfangs war es mir gar nicht so bewusst. Doch als ich mir dann klar gemacht hatte, dass es jetzt los geht, ca. 5 Stunden nachdem es angefangen hatte, konnte ich meine Angst nicht mehr zurückhalten.

Ich hatte Panik und fiel in die Arme meines Partners. Ich weinte und weinte und weinte ..

Und dann fuhren wir mit einer Freundin, die zum Geburtstag da war, ins Krankenhaus.

Dort angekommen, untersuchte mich eine Hebamme und stellte fest, dass mein Muttermund bereits 7cm geöffnet war.. 7 cm.., das hieß, ich hatte ja schon einen Riesenteil geschafft!!!

In dem Moment, als sie dann die Fruchtblase öffnete und mein Freund mit Tränen in den Augen vor mir stand und sagte: “Es ist soweit!”, schaltete ich ab.

Die letzten Zentimeter waren hart. Aber ich gebe zu, ich kann mich nur noch lückenhaft erinnern.

Und als meine Tochter das Licht der Welt (oder eher der Krankenhauswelt) erblickte, wusste ich, ICH habe es geschafft!!!

Der Geburtstag meines Freundes war seit 90 Minuten vorbei. Ich war fix und fertig und stand durch die körpereigenen Drogen ziemlich neben mir, aber war stolz wie nie zuvor in meinem Leben. Ich hatte es geschafft!!! Ganz natürlich und ohne Medikamente.

So eine Art von Glück, hatte ich noch nie gespürt.. Da war meine Tochter. In meinen Armen.

Gedanken gemacht über das, was danach passiert, hab ich mir nie so wirklich. Wenn es soweit ist, weiß ich schon, was zu tun ist, war da eigentlich der Hauptgedanke.

Und viele Gedanken machte ich mir auch nicht, als sie dann da war..

Ich machte einfach immer das, was ich für richtig hielt. Ich ließ sie in meinen Armen einschlafen, wir schliefen gemeinsam kuschelnd ein.

Meine Zimmernachbarin, die ebenfalls Mutter geworden war, fragte mich, ob ich keine Angst hätte, meine Tochter zu zerquetschen.

Bevor sie das sagte, hatte ich mir nicht eine Sekunde lang Gedanken darüber gemacht. Warum auch? Wenn mein Instinkt mir doch ganz klar sagte: Sie gehört ganz nah an mich, sie braucht meine Nähe.

Viele der neuen frisch gebackenen Mütter gaben ihr Neugeborenes in den ersten Nächten im Krankenhaus in die Babystation, um Kraft und Schlaf zu tanken, so sagte man mir.

Meine Tochter war von Geburt an jede Nacht bei mir. Ich legte sie die erste Nacht einige Stunden nach der Geburt an und stillte sie.

Vorher hatte ich mir nie Gedanken gemacht, was oder wie ich sie füttere. Es war ganz normal und völlig klar für mich, sie zu stillen.

Es tat nach einigen Tagen sehr weh, brannte wie Feuer. Doch ich erklärte es mir so: Die Brust hat noch nie zuvor Milch gegeben und an dieses Verfahren müsse sie sich erst einmal gewöhnen. Mit der Zeit wird das bestimmt besser.

Und genau so war es auch. Die Zeit verging (ca. 10 Wochen) und irgendwann war der Schmerz weg.

Es gab immer mal wieder kleinere Probleme, wie z.B.: Immer wieder Abdocken oder der erste Schub, der mich sehr verunsicherte. (Ich habe gedacht, ich hab zu wenig Milch.)

Aber wir lieben das Stillen. Das Zusammensein. Das Kuscheln. Das Familienbett. Das Tragetuch. Aber vor allem lieben wir einander von ganzem Herzen.

Und wenn wir für eine Sekunde unseren Kopf ausschalten und einfach machen, was unser Instinkt uns sagt, dann glaube ich, können wir alle die richtigen Entscheidungen treffen. Wir alle wissen, was richtig ist und was nicht.

Ich bin jetzt 19, meine Tochter 5 Monate, ich stille sie immer noch und will das auch so lange tun, bis sie selbst entscheidet abzustillen.

Wir sind alle drei sehr glücklich mit unseren Entscheidungen, mit unserem Weg, den wir gehen.

Vor allem aber bin ich stark geworden und ich weiß jetzt, es gibt nichts mehr auf dieser Welt, was ich nicht schaffen kann, wenn ich es will.

Originalbericht einer Mutter, Juni 2015
Foto: New addition to the Fam via photopin (license)


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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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2 Kommentare

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  1. Hey du,

    eine sehr schöne Geschichte, an der du uns teilhaben lässt. Vielen Dank dafür.
    Ich ziehe meinen Hut vor dir. So gelassen und, ja durch deine Jugend, so unbedarft in eine Schwangerschaft und Geburt und die Zeit danach ran zu gehen, ist bemerkenswert/lobenswert. Du hast rein auf deinen Instinkt gehört (was so viele ältere verlernt haben). Du hast dich nicht verunsichern lassen, durch Leute, die Bücher, Internet und gar Seminare studiert haben, um auf Schwangerschaft, Geburt und Baby vorbereitet zu sein, um es schlussendlich doch nicht zu sein.
    Ich selbst musste erst lernen auf meinen Instinkt zu hören. Habe mich zwar nur ein paar Wochen, aber eigentlich viel zu lange, von fremden Stimmen leiten lassen, um schließlich feststellen zu müssen, dass das einzig Richtige ist, das was mein Instinkt mir sagt.
    Es ist schwer heutzutage, in der Welt, in der alles erforscht, experimentiert und in einer Checkliste zusammengefasst wird, (nur) auf seinen Instinkt zu hören. Sich, ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll, zu wehren, gegen Ärzte und Menschen, die eigentlich gar nicht mehr das Beste für das Baby, aber auch nicht für die Mutter wollen.
    Ich habe wirklich großen Respekt vor dir, wie du das alles gemeistert hast und meistern wirst. DU HAST ALLES RICHTIG GEMACHT!

    Der Verlust deiner Mutter tut mir unendlich leid. Ich habe selbst meinen Vater mit 19 Jahren verloren und weiß, wie schlimm das ist. Du hast in deiner Trauer auch noch die Schwangerschaft und den Auszug gemeistert. Wahnsinn!

    Euch dreien wünsch ich alles Gute für die Zukunft und macht weiter so!

    LG Steffie

  2. Unglaublich schöne und ergreifende geschichte! Ich wünsche euch von herzen alles liebe für eure zukunft! Macht weiter so!

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