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Von einer Mutter |
Rosalie, geb. am 3.12.2003, Geburtsgewicht: 3580 g
Vorgeburtliche Diagnose: schwerer Herzfehler (hypoplastisches Linksherzsyndrom)
In der 24. Schwangerschaftswoche wurde bei meiner Tochter die Diagnose HLHS (hypoplastisches Linksherzsyndrom) gestellt, was den Traum vom „gesunden Kind“ platzen ließ.
Seitdem war die Schwangerschaft überschattet von der Sorge und Angst, ob sie die erste risikoreiche Herzoperation von dreien überstehen wird, die schon einige Tage nach der Geburt durchgeführt werden sollte.
Mit dem Thema „Stillen“ habe ich mich vor Rosalies Geburt, meinem ersten Kind, überhaupt nicht befasst. Ich war mir aber sicher, dass ich unbedingt Milch für meine Tochter abpumpen wollte.
Die Geburt wurde 10 Tage nach Geburtstermin eingeleitet und so kam Rosalie 11 Tage nach ET mit sekundärer Sectio auf die Welt. Über den Kaiserschnitt war ich enttäuscht, wie so viele Mütter.
An das Abpumpen hatte ich mich schnell gewöhnt, obwohl ich mir anfangs komisch dabei vorkam. Der Milcheinschuss kam verzögert und auch nicht sehr üppig. Das erste Anlegen wurde mir vom Kinderarzt verweigert mit der Begründung, dass man dann eine Magensonde bei Rosalie legen müsste.
Die Herzoperation erfolgte an ihrem 12. Lebenstag und ich wurde angelernt, sie mit der Magensonde zu füttern. Die Zeit nach der OP war sehr belastend, da die Ärzte mit einer Prognose sehr zurückhaltend waren und wir nie wirklich wussten, ob und wann Rosalie „über den Berg“ sein wird.
Ich pumpte weiterhin ab, doch meine Muttermilch kam mir immer sehr wenig vor (vor allem, wenn ich mich mit den anderen Müttern verglich, die abpumpten). Als Rosalie wieder bei vollem Bewusstsein war, konnte ich sie mit der Flasche füttern und nachsondieren.
Es gab ein paar Kinderkrankenschwestern, die mich immer wieder ermutigten, Rosalie doch anzulegen, sie hätte einen guten Saugreflex. Gesagt, getan – doch so einfach war das nicht! Rosalie schrie, sobald sie in der Nähe meiner Brust kam, und ich fühlte mich jedes Mal verletzt, wenn sie mich so ablehnte.
Daraufhin hatte ich selbst immer weniger Lust und zudem Zweifel, weitere Versuche mit dem Stillen zu unternehmen – bis mich eine Schwester vorwurfsvoll fragte, ob ich überhaupt denn stillen möchte, denn das Kind würde die ablehnende oder ambivalente Haltung seiner Mutter spüren. Das gab mir zu denken und ich überdachte meine Einstellung dazu. Ich wollte stillen, fühlte mich aber sehr unsicher dabei.
Diese Schwester half mir schließlich mit der genialen Idee, indem sie mit einer kleinen Spritze immer wieder eine zuckrige Flüssigkeit auf die Brustwarze gab, während Rosalie „Andockversuche“ machte. Schließlich klappte es mit diesem Trick und sie trank ganz friedlich ihre 10 ml. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte meinen Körper, während meine Tochter das erste Mal stillte.
Nach 2 Monaten kam die Entlassung näher, Rosalie wurde einige Wochen vor Entlassung von der Magensonde entwöhnt. Sie wurde weiterhin mit der Flasche ernährt, da sie zwischenzeitlich wieder die Brust abgelehnt hatte.
Zu Hause ging ich das Stillen entspannter an und sie ging von selbst wieder an die Brust. Trotzdem pumpte ich weiterhin ab und fütterte mit künstlicher Säuglingsmilch zu, nachts zum Einschlafen und frühmorgens nach dem Aufwachen stillte ich sie.
Nachdem ich mich mit der Frage, wie ich meine Milchmenge bei einem herzkranken Kind steigern könnte, an eine Stillorganisation wandte, wurde mir das Stillen mit dem Brusternährungsset (BES) empfohlen und gleicherhand die Telefonnummer von Frau Guoth-Gumberger genannt.
Daraufhin befasste ich mich mit dem BES und der Handschrift von Frau Guoth-Gumberger. Es dauerte nicht so lange und das Stillen mit dem BES hatte sich eingespielt mit dem Ergebnis, dass Rosalie immer lieber gestillt werden wollte.
Als mit 5 1/2 Monaten dann ihre zweite Herzoperation anstand, hatte ich schon Zweifel, ob ich das BES in die Klinik mitnehmen konnte. Ich stillte auf der Station 1 x mit BES, doch pumpte dann wieder regelmäßig ab und fütterte per Flasche, weil es für mich einfacher zu handhaben war (Rosalie hing zudem auch gleich wieder an der Sauerstoffbrille und musste mit Beruhigungsmitteln gedämpft werden, selbst Stillen konnte sie in dieser Zeit nicht richtig beruhigen).
Nach der Herzoperation wurde ihre Flüssigkeitszufuhr erstmal begrenzt, um ihr Herz nicht übermäßig zu belasten. Nach einer Woche durfte ich stillen, doch das Vorher-/Nachher-Wiegen machte mich nervös und unsicher, sodass sie auch nicht sonderlich viel an der Brust trank und ich schließlich die Flaschenfütterung beibehielt.
Zu Hause fütterte ich wieder mit BES und wir genossen das Stillen sichtlich, Rosalie war sehr kuschelig und anhänglich geworden und hatte wohl einiges zum Nachholen nach diesem schweren Krankenhausaufenthalt.
Jetzt begann auch die Beikostzeit. Nach ein paar Monaten, als die Beikostmahlzeiten immer besser klappten, stillte ich ohne BES, anfangs noch unsicher, doch immer selbstverständlicher mit der Zeit.
Ich habe zwar immer noch das Problem, dass ich auf rechten Seite sehr wenig Milch produziere (es scheint wohl anlagebedingt zu sein), so dass ich meistens mit der linken Brust stille. Natürlich ist das Stillen ohne BES einfacher (und schöner!), obwohl ich schon soweit geübt war, auch problemlos im Liegen mit dem BES zu stillen.
Jetzt ist Rosalie 11 Monate alt und wird 2 – 3mal untertags und nachts gestillt. Ich bin sehr froh, in der Lage zu sein, sie zu stillen… denn ich denke, das Abpumpen hätte ich vielleicht nicht so lange fortgeführt. Auch merke ich, wie gut das Stillen uns beiden nach dieser schweren Anfangszeit getan hat.
Zudem geht es ihr bestens, sie war noch nie ernsthaft krank und ist ein sehr fröhliches Mädchen, dem ihr Herzfehler nicht anzumerken ist.
Originalbericht von Rosalies Mutter, November 2004
Artikelbild: Darren Johnson / iDJ Photography Mother and Son via photopin (license)
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Hallo,
ein schöner und mutmachender Bericht für andere Eltern, danke!
Wie geht es Rosalie jetzt? Wurde sie noch lange gestillt?
Viele Grüße
Mareen