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Autorin: Diane Wiessinger, IBCLC |
Mit der Geburt zieht ein Baby aus seinem sauerstoffarmen Zuhause im Körper seiner Mutter in unsere sauerstoffreiche Luft, so dass es die vielen roten Blutkörperchen, die es vor der Geburt benötigte, nun nicht mehr braucht.
Seine kleine, neue Leber übernimmt die Aufgabe diese überflüssigen Zellen zu zerlegen. Sie lädt das „Bilirubin“ (= gelber Blutfarbstoff) aus diesen Zellen in das Blut des Baby, das es zum Darm transportiert, damit es mit dem ersten Stuhlgang ausgeschieden wird.
Aber was passiert, wenn das Baby am Anfang nicht viel Nahrung bekommt, – vielleicht weil es von seiner Mutter getrennt ist oder weil es nicht effektiv oder häufig genug bei ihr trinkt?
In diesem Fall hat es weniger Stuhlgang und das Bilirubin bleibt nicht länger im Darm, sondern wandert zurück ins Blut und führt zu einer verstärkten Gelbsucht. Es ist Bilirubin, das den Körper des Babys verlassen sollte, dies aber noch nicht getan hat.
Es ist keine Reaktion auf die Milch der Mutter, sondern ein Mangel an Milch. „Trennungs-Gelbsucht“ ist eine passende Bezeichnung für diese Gelbsucht durch zu wenig Nahrung.
Zeit miteinander, Hilfe beim Anlegen und das Anbieten von abgepumpter Milch, falls nötig, kann den Unterschied ausmachen.
Ein typisches Stillbaby steigert seine Nahrungsmenge allmählich, es macht am ersten Tag mindestens eine Windel mit schwarzem Mekonium (= der erste Stuhlgang, das so genannte Kindspech), am zweiten Tag zwei Windeln mit dunklem Stuhlgang, am dritten Tag zwei bis drei grünliche Stuhlgänge, am vierten Tag drei bis vier gelbe Stuhlgänge und ab dem fünften Tag drei oder mehr gelbe Stuhlgänge pro Tag.
Wenn ein Baby sonnengebräunt oder orange aussieht und weniger Stühle hat als oben genannt, braucht es wahrscheinlich mehr Milch.
Es benötigt viel Zeit mit seiner Mutter, Hilfe beim Anlegen, so dass es effektiv an der Brust trinkt und vielleicht zusätzlich abgepumpte Muttermilch.
Wen überrascht es noch, dass Babys mit Gelbsucht oft Mütter mit gestauten Brüsten und wunden Brustwarzen haben: Die Milch gelangt von der Mutter nicht gut zum Kind.
Hilft es, dem Baby Flüssigkeit zu geben?
Nein. Wasser oder Tee macht nasse Windeln, ein gelbes Baby muss Stuhlgang in die Windeln machen, es braucht Nahrung.
Der häufigste Grund für Gelbsucht bei Neugeborenen ist zu seltenes oder nicht effektives Stillen. Wenn es mehr Muttermilch bekommt, wird die Gelbsucht abklingen.
Hilft es, dem Baby Säuglingsnahrung zu geben?
Ja, weil Säuglingsnahrung zu Stuhl in der Windel führt.
Aber einem neuen Baby Säuglingsnahrung zu geben, belastet seinen Körper, es kann die Entstehung von Allergien fördern, das Krankheitsrisiko erhöhen und es schwieriger machen, das Stillen in Gang zu bringen.
Babys müssen essen, da geht nichts dran vorbei.
Aber die erste Wahl ist Stillen.
Zweite Wahl ist für das Baby abgepumpte Milch der eigenen Mutter.
Künstliche Säuglingsnahrung ist vierte Wahl.
Merke Dir einfach: Babys müssen essen, vor allem, wenn sie Gelbsucht haben.
Was ist mit Muttermilchgelbsucht?
Etwa eins von zweihundert Babys reagiert auf die Milch seiner Mutter mit einer Gelbsucht, die mehrere Wochen oder sogar Monate anhalten kann.
Sie beginnt erst nach den ersten paar Tagen, kann sich aber mit einer „Trennungs-Gelbsucht“ überschneiden (oder von ihr verstärkt werden).
Es gibt keinen Beweis, dass sie gefährlich ist, aber andere Formen von Gelbsucht können es sein. Aber es gibt auch Laboruntersuchungen, mit denen man die schweren Formen ausschließen kann.
Manche Ärzte wollen das Stillen unterbrechen, es für einen Tag mit einer anderen Milch füttern oder ähnliches, um ihre Diagnose abzusichern.
Anstatt künstliche Säuglingsnahrung zu nehmen, kann abgepumpte Muttermilch auf 56° C erhitzt und dann abgekühlt werden, um den die Gelbsucht verursachenden Bestandteil der Muttermilch zu zerstören.
Wenn das Stillen unterbrochen wird, bitte darum, den Bilirubinwert zweimal täglich zu kontrollieren, damit Du so bald wie möglich wieder anfangen kannst zu stillen.
Normale Neugeborenengelbsucht ist fast niemals ein Grund das Stillen zu unterbrechen.
Eltern haben ein Recht darauf, auf ihre Fragen gründliche Antworten zu bekommen, bevor sie sich entscheiden müssen, solch einen bedeutenden Schritt zu unternehmen.
Original: „Ordinary Newborn Jaundice“ von Diane Wiessinger, MS, IBCLC, 2006
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, November 2004
Foto: Bradley Whittington via photopin cc
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