„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Es waren besondere Umstände

Von Natalie |
Ich hatte mir während der gesamten Schwangerschaft wenige Gedanken zum Thema Stillen gemacht.

Es sollte das Beste für das Baby sein, also wollte ich es wenigstens versuchen.

Im Geburtsvorbereitungskurs erhoffte ich mir, würde ich ein paar praktische Handgriffe dazu lernen. Oder am Ende blieb mir immer noch meine Hebamme zur Unterstützung, sollte es nicht direkt klappen.

Den Kurs besuchte ich dann nur ein einziges Mal, da ich in der 29. SSW auf Grund einer chronischen Plazentainsuffizienz im Krankenhaus landete.

In der 32. SSW brachte ich unseren Sohn per Kaiserschnitt zur Welt. Gerade einmal zarte 1.150 g – aber ein starkes Kämpferherz.

Gleich nach der Geburt sollte ich anfangen, meine Brust per Hand auszustreichen, damit der Kleine möglichst schnell eine anständige Portion Kolostrum erhalten kann – alles noch über eine Magensonde.

Also strich ich alle zwei Stunden, auch die Nacht durch, meine Brüste aus. Nicht besonders erfolgreich und unter Schmerzen.

Am nächsten Tag überließ man mir eine Doppelmilchpumpe und ich pumpte, was das Zeug hielt. Bis zum Milcheinschuss an Tag 3 nicht besonders viel, aber es steigerte sich langsam.

Dazu muss man sagen, dass unser Kleiner 12 x täglich 2 ml bekam. Also hatte ich quasi mehr als genug für ihn zu diesem Zeitpunkt. Und so pumpte ich unermüdlich weiter. Alle drei Stunden, jeden Tag, jede Nacht.

Nach einer Woche verließ ich das Krankenhaus, ohne Kind. Dafür mit meiner Leihmilchpumpe.

Und zu Hause pumpte ich in dem selben Rhythmus weiter.

Viele Nächte saß ich mit der Pumpe auf dem Sofa und fühlte mich alleine – eigentlich hätte ich mit meinem Kind hier sitzen sollen. Für mich hat sich ein Pump-BH* an der Stelle sehr bewährt, damit man wenigstens die Hände frei hat!

So ein wirklich praktischer „Hands-free-Pump-BH“ lässt sich auch ganz einfach selbst herstellen, indem in die Körbchen eines älteren, gut sitzenden, stabilen BHs von oben nach unten über die Position der Brustwarze verlaufende Schlitze geschnitten werden, die gerade groß genug sind, um die Brustglocken der Milchpumpe hindurch zu stecken. ~ R. Gresens

Und so legte ich mir sowohl auf der Kinderstation als auch im eigenen Gefrierschrank einen stattlichen Milch-Vorrat an, der sich noch bewährt machen sollte!

Zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht daran gedacht, dass es je mit dem Stillen klappen könnte. Wir fütterten ihn über die Sonde und langsam wurde er an die Flasche gewöhnt. Beim Känguruhen legte ich ihn liebevoll an meine Brust, aber das einzige, was passierte, war ein Milchspendereflex auf meiner Seite.

Also pumpte ich weiter und weiter. Hauptsache er bekam die Muttermilch, die gerade für Frühchen so wichtig ist.

Nach einigen Tagen haben wir auch den Versuch gestartet, ihn anzulegen – ohne Erfolg. Er war zu zart und zu schwach, konnte gerade die Flasche mit aller Kraft leeren.

Wir verließen die Klinik nach sechs langen Wochen und für mich war es mehr oder weniger in Ordnung, dass er wohl ein Flaschenkind bleiben wird.

Unser Kinderarzt empfahl uns, ihn vor jeder Mahlzeit anzulegen, damit er sich vielleicht noch daran gewöhnt. Danach bekam er die Flasche.

Weil er so klein war, konnte er die Brustwarze nicht richtig packen, deshalb haben wir von Beginn an ein Stillhütchen benutzt. Aber es hat sich nie richtig angefühlt. Meine Brüste konnte er irgendwie nie komplett leeren, wie ich heute weiß. Es war wie eine Barriere zwischen uns.

Unser Kleiner brauchte in den ersten Wochen so viel Nähe und Zuwendung, dass man ihn nicht einmal für zwei Minuten ablegen konnte. Also pumpte ich oft mit Kind auf dem Arm ab oder legte ihn an und pumpte die andere Seite leer. Das setzt einige Akrobatik voraus und oftmals sickerte die Milch irgendwo in die Couch. Tränenreich war es allemal!

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, wie wir das geschafft haben. Man funktioniert einfach nur und will das bestmögliche für sein Kind.

Die mentale Unterstützung von meinem Mann hat mir sehr geholfen. Ich habe verstanden, dass ich keine schlechte Mutter bin, wenn es nicht klappt. Es waren besondere Umstände. Und das hat mich etwas getröstet.

Meine Vorräte waren goldwert zu dieser Zeit und wurden leider stetig weniger.

Ich war selber so genervt und unzufrieden mit der Situation, dass ich oft kurz davor war einfach abzustillen. Und das mehrmals am Tag. Heute weiß ich, dass es sich gelohnt hat!

Unser kleiner Mann nahm mal mehr, mal weniger an Gewicht zu und man hatte den Eindruck, es geht ihm mit der Flasche einfach nicht gut. Ob kleinere Mengen oder größere Trinkabstände, er wurde unruhig und hatte sehr mit der Milch zu kämpfen.

Irgendwann, es muss so um die 3-Kilo-Marke gewesen sein, schaffte er es immer länger und besser an der Brust zu trinken. Immer noch mit dem verhassten Stillhütchen – aber hej, immerhin! Er konnte die Brustwarze einfach noch nicht ausreichend packen.

Also ließ ich ihn trinken und er schien gesättigt. Meldete sich alle 3 bis 4 Stunden und augenscheinlich ging es ihm gut. Ich war superhappy, der Knoten schien geplatzt!

Die Ernüchterung folgte eine Woche später beim Wiegen, als er 150 g zur Vorwoche abgenommen hatte.

Ich war zutiefst enttäuscht und verwirrt. Woher ich die Kraft geholt habe weiter zu machen, weiß ich nicht…

Also saß ich wieder da, mit dem Kind auf dem Arm, und pumpte nach dem Stillen ab. Ich hatte einfach Angst, dass ihm noch ein paar Gramm fehlen würden, die ihm die nötige Kraft geben könnten. Wenigstens noch zwei Wochen wollte ich abwarten.

Wir bestellten in der Apotheke Pre-Nahrung, weil ich es manchmal einfach nicht mehr schaffte abzupumpen und der Vorrat ging gegen Null.

Vielleicht war es auch einfach gut für die Psyche! Als die Pre-Nahrung so sichtbar in der Küche stand, platzte der Knoten bei mir!

Ich legte das Stillhütchen und die Uhr weg! Und siehe da, er trank!

Es tat die ersten Tage unheimlich weg. Teilweise saß ich tränenüberströmt auf der Couch. Aber nach einer Woche legte sich der Schmerz.

Wir stillten nach Bedarf – nach seinem und nach meinem! Mal alle Stunde, mal alle vier Stunden in der Nacht!

Er war wie ein neues Kind, ausgeglichener und ruhiger. Als wären wir beide angekommen!

Das Stillen lag wie ein unsichtbares Band um uns und hielt uns zusammen! Es hat unserer Beziehung nach dem turbulenten Start gut getan!

Und so saßen wir am Anfang 12-14 Mal am Tag auf dem Sofa und er nuckelte mal 20, mal 40 Minuten. Seitdem er gestillt wurde, nahm er erstaunlicherweise auch am besten zu!

Und so hatten wir beide unseren Seelenfrieden!

Heute wiegt er knapp 5 kg und eine Mahlzeit dauert meist nur 5-10 Minuten. Er hat keine Zeit mehr, die Welt wartet!

Nachts sucht er dafür öfters noch die Nähe und wir stillen im Liegen im großen Elternbett!

Ich glaube, man sollte für sich entscheiden, wie wichtig einem das Stillen ist. Es ist mehr als nur die Ernährung eines Kindes. Es gibt einem so viel und deshalb wird es sich am Ende lohnen.
Aber zu wissen, dass es einen nicht zu einer schlechte Mutter macht, wenn es nicht klappt, ist heilsam!

Natalie, eine glückliche Frühchenmutter

Originalbericht einer Mutter, August 2017
Foto: NS


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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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