Von Kathrin |
Hallo, ich bin 30 Jahre alt, bin Sozialarbeiterin und komme aus Niederösterreich. Ich habe im Oktober 2022 mein erstes Kind bekommen.
Auf Nichts freute ich mich mehr, als meinen Sohn endlich in den Armen zu halten. Trotz der Überraschung, dass ich schwanger war (ich verhütete mit der Spirale), verlief die Schwangerschaft sehr unkompliziert.
Obwohl mein sehnlichster Wunsch – ambulant zu entbinden – nicht möglich war und nach 10 Stunden Wehen dann leider doch ein Kaiserschnitt notwendig war, war ich überglücklich, aber auch sehr traurig.
Mein Sohn kam mit 55 cm und 4,19 kg auf die Welt. Ein echter Wonnebrocken.
Ich habe mich in der Schwangerschaft weder mit Kaiserschnitt noch mit Stillen beschäftigt, weil ich mich auf die vaginale Geburt fokussierte und dachte, Stillen sei das Natürlichste auf der Welt… Wieso sollte ich das nicht können?
Die Milch schoss im Krankenhaus natürlich nicht ein. Mein ganzer Körper schmerzte und ich lag nur heulend im Krankenhausbett, da die Besuchszeiten für mich auch zu kurz waren.
Das Personal im Krankenhaus war überlastet, hatte keine Geduld und niemand hat mir gezeigt, wie man richtig stillt. Die Schwestern dort haben einfach meine Brustwarze (die extrem schmerzte) in seinen Mund gesteckt und sind wieder abgehauen.
Die Milch blieb aus, mein Sohn nahm ab – laut Krankenhaus hat er 10% seines Geburtsgewichtes abgenommen – und schon stand die Schwester mit einem Fläschchen vor mir. An die genauen Zufütterungsmengen kann ich mich leider nicht erinnern.
Ab diesem Zeitpunkt konnte ich nur noch weinen. Ich glaube, ich war nur noch im „Überlebensmodus“. Ich dachte, das war es jetzt mit dem Stillen.
Ich durfte drei Tage nach der Geburt heimgehen. Ich wäre aber auch auf Revers heimgegangen, da ich es kaum aushielt im Krankenhaus. Sein Entlassungsgewicht war 3750 g. Mein Freund holte mich dann aus dem Krankenhaus und ich hatte auch Kontakt zu meiner Hebamme – telefonisch im Krankenhaus und zu Hause besuchte sie mich dann.
Ich gab zu Hause keine Flasche mehr. Ich dachte, zu Hause wird der Milcheinschuss schon kommen.
Meine Brustwarzen schmerzten und der Ansaugschmerz war extrem. Das Stillen verlief unruhig und war nicht sehr entspannend. Noch dazu wusste ich nie, ob er eh genug hatte oder nicht. Meine Hebamme hat mir Bockshornkleesamen sowie Abpumpen empfohlen, um die Milchbildung zu steigern.
Doch die Wochen vergingen und er wollte nicht ordentlich zunehmen. Entweder er nahm nichts zu oder zu wenig.
Weder Hebamme noch Kinderärztin konnten es sich erklären. Ich bildete zwar Milch, aber scheinbar nicht genug…
Mir ging es physisch und psychisch nicht gut wegen dem Kaiserschnitt. Ich hatte das Gefühl, ich versage auf allen Ebenen (im Sinne von keine natürliche Geburt, Stillen funktioniert nicht..). Auch meine Narbe brauchte sechs Wochen bis sie nicht mehr offen war. Ansehen oder anfassen konnte ich sie erst nach einer Woche…
Meine liebe Hebamme machte mir gar keinen Druck und unterstützte mich gut. Trotzdem erreichte mein Sohn erst nach vier Wochen wieder sein Geburtsgewicht. Ich selbst halte nicht viel von Schemen oder Skalen, wo Kinder reinpassen müssen. Trotzdem machte ich mit unfassbare Sorgen, dass mein Kind zu wenig Nahrung bekommt…
Auch meine Hebamme meinte, er braucht jetzt mal einen kräftigen Sprung nach oben mit dem Gewicht. Da dies aber ausblieb, fütterte ich 90 ml in der Früh zu. Die Flasche gab ich ihm unter Tränen, da ich immer dachte, es bedeutet Abstillen. Zumindest fühlte es sich emotional so an.
Da nahm er 330 gr in der Woche einmalig zu. Also fütterte ich weiter eine kleine Menge zu. Das half ihm besser zuzunehmen. Und wieder hatte ich viele Tränen vergossen, weil ich das Gefühl hatte, ich kann mein Kind nicht ernähren.
Dann war ich bei der Kinderärztin in Behandlung und die ausreichende Zunahme blieb wieder aus. Ich war verzweifelt. Sie wollte dann, dass ich noch mehr zufüttere. Die Hebammenbetreuung war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen.
Ich blieb bei den 90 ml Zufüttern mit Flasche. Die Wochen vergingen… bis ich durch eine Freundin auf eine Stillberaterin aufmerksam wurde. Stillen war für mich und für mein Kind einfach nur anstrengend und bei weitem nicht entspannend…
Es war genug für mich. Ich wollte die Ursache wissen und nicht das Symptom bekämpfen.
Also nahm ich dann Anfang Jänner Kontakt mit der Stillberaterin auf. Ansonsten hätte ich immer mehr zugefüttert und somit abgestillt. Das wollte ich keinesfalls. In dieser Zeit habe ich sehr viele Tränen vergossen.
Mein Sohn war schon 12 Wochen alt!! Und diese unglaublich liebe Stillberaterin erkannte sofort das Problem und hat als einziges Fachpersonal die Ursache für seine geringe Zunahme gefunden. Es war ein verkürztes Zungenband, dafür gab es nie einen Verdacht und ich selbst wusste nicht mal, dass es das gibt.
Wie viel er zu diesem Zeitpunkt wog, weiß ich leider nicht mehr. Wir haben so oft gewogen, wöchentlich, dass ich die ganzen Daten nicht mehr weiß…
Ich möchte hier aber noch anmerken, dass mein Sohn nie unterernährt war oder viel geschrien hat oder apathisch war. Er zeigte Interesse an der Umwelt und entwickelte sich gut. Aber ein bisschen mehr Zunahme schadet keineswegs.
Hätte ich, so wie es die Ärztin für gut empfand, immer mehr und mehr zugefüttert, hätte ich ungewollt abgestillt. Außerdem meinte die Ärztin, meine Milch sei nicht nahrhaft genug. Ich war 12 Wochen in Sorge, dass mein Kind ständig hungert und auf das Stillen konnte ich mich sowieso nie freuen.
Seit der Stillberatung habe ich begonnen mit dem Brusternährungsset zuzufüttern. Das Brusternährungsset konnte ich besser akzeptieren als die Flasche, weil ich hier nicht das Gefühl hatte abzustillen… da er direkt an meiner Brust war.
Das Zungenband war so dick, dass es bei meinem Sohn zweimal durchtrennt werden musste… Das erste Mal wurde es von einer Kinderchirugin durchtrennt. Da es aber so fleischig war, musste es ein zweites Mal durchtrennt werden. Der zweite Schnitt erfolgte durch eine Kinderzahnärztin, die eine spezielle Fortbildung in Sachen Zungenband hat.
Ich habe außerdem ca. alle 3 Std Übungen gemacht und die Zunge gedehnt und mache dies heute noch, damit er lernt die Zunge gut einzusetzen. Wir sind gerade dabei zu lernen, dass er die Zunge rausstreckt.
Es war ein langer steiniger Weg, aber heute – er ist jetzt 19 Wochen alt – habe ich das Gefühl, wir sind angekommen. Er wiegt jetzt ca. 6500 g und ist stabil auf seiner Perzentile – teils mit Sprüngen nach oben.
Wir haben 180 ml (3×60 ml) am Tag zugefüttert. Die Zufütterungsmenge ist inzwischen nicht mehr der Rede wert. Ich füttere nur noch 60 ml mit dem Brusternährungsset zu und reduziere ständig. Seit Anfang Jänner bis jetzt konnten wir es auf 60 ml reduzieren. Zusätzlich nehme ich wieder die Bockshornkleesamen.
Immer wieder sagte ich mir: „Ich bin fähig, mein Kind zu ernähren und voll zu stillen.“ Lange konnte ich es nicht glauben, aber heute weiß ich: „ICH BIN FÄHIG.“
Mein Sohn wird nie ein Michelin-Männchen werden, er ist nun ein Zarter wie sein Papa. Vielleicht hat er sich genau aus diesem Grund im Bauch viel geholt, weil er wusste, er braucht seine Reserven.
Er ist sehr aktiv und gesund und er entwickelt sich super.
So möchte ich allen Müttern Mut machen, nicht aufzugeben, wenn man stillen will, auch wenn der Weg schwierig ist.
Ich bin so froh, dran geblieben zu sein, ansonsten hätte ich abgestillt und wir hätten erst viel später bemerkt, dass er ein verkürztes Zungenband hat. Es ist so wichtig, die Ursache zu finden und nicht nur das Symptom zu bekämpfen.
Es gibt einen Grund, warum es nicht funktioniert! Und wenn die Ärzte oder Hebammen nicht weiter wissen, sich trotzdem noch eine Meinung einholen von der Stillberatung.
Ich habe mir auch selbst Vorwürfe gemacht, weil ich mir dachte, dass er sich jetzt 12 Wochen so geplagt hat beim Trinken…
Aber ich blieb dran. Und das ist das Schöne. Mein Bauchgefühl hat mir von Anfang an gesagt, du schaffst es, nur durch die ganzen Verunsicherungen habe ich sehr lange gebraucht mein Bauchgefühl wieder zu hören.
Heute kann ich Stillen zum größten Teil genießen, manchmal gibt es unruhige Phasen, aber das ist normal. Immer wieder kommen Zweifel, ob er genug zunimmt, aber da er die letzten Wochen immer genug zugenommen hat, versuche ich diese Zweifel schnell wieder loszulassen.
Es gibt im Leben kein schöneres Gefühl, als wenn das Kind zufrieden abdockt und dich freudestrahlend anlächelt.
LG Kathrin
Originalbericht einer Mutter, Februar 2023
Foto: Kathrin
Liebe Kathrin,
herzlichen Dank für das Teilen Deiner Stillgeschichte. Leider kommt es immer wieder vor, dass ein verkürztes Zungenbändchen übersehen wird. Aber es können auch andere Ursachen für Schmerzen beim Stillen und schlechte Zunahme verantwortlich sein und auch mehrere Ursachen parallel zusammenwirken.
Ich empfehle daher bei anhaltenden Stillproblemen immer eine frühzeitige, individuelle Beratung durch eine examinierte Still- und Laktationsberaterin IBCLC, um alle möglichen Ursachen zu erkennen und dann auch gezielt zu behandeln.
Ich wünsche Euch noch eine angenehme und entspannte weitere Stillzeit.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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Oh mein Gott, ich kann das so gut nachvollziehen! Ich hatte bei meinem großen Sohn genau die gleichen Probleme und Gedanken – Kaiserschnitt nach Geburtsstillstand, diese Schmerzen durch die Wunde, dann keinerlei Unterstützung beim Stillen, was bei mir leider nach einer Woche zum Abstillen und Flaschenfütterung geführt hat. Ich hab mich so sehr als Versager gefühlt. Bei uns war es einfach das falsche Krankenhaus. Mit meiner Tochter dann war vieles besser in einem anderen Krankenhaus, nur war die Plazenta an der Kaiserschnittnarbe innen festgewachsen und ich habe etwa 2 Liter Blut verloren. Für meinen Mann war das eine schreckliche Erfahrung, ich habe nicht so viel davon mitbekommen, weil ich immer wieder das Bewusstsein verloren habe, bis man im OP die Reste der Plazenta entfernt hat. Stillen ging nach anfänglichen Schwierigkeiten super. Bei meiner Tochter wurde bei der U2 ein verkürztes Zungenbändchen erkannt und sofort behoben.
Beim 3. Kind schien dann alles super zu laufen. Zwar die 3. Einleitung beim 3. Kind weit über Termin, und das Kind war riesig, aber er kam ohne Kaiserschnitt. Mir ging es hinterher super, ich konnte aufstehen und mich um mich selbst kümmern, nicht wie bei den anderen beiden Entbindungen. Stillen ging nach einer Woche dann auch super.
Um den Bogen zum Zungenbändchen zu machen – ich habe durch die Erfahrung mit meiner Tochter nun bei meinem Kleinen direkt bei der U2 danach gefragt, ob denn bei ihm auch das Problem besteht. Der Arzt meinte, es wäre alles in Ordnung. Nun ist das Kind fast 4,5 Jahre alt, spricht erst seit knapp einem Jahr und die Logopädin hat den Verdacht geäußert, dass er ein verkürztes Zungenbändchen hat. Nun waren wir heute beim Spezialisten, es sieht richtig schlimm aus, wird in 2 Wochen unter Narkose operiert. Ich bin stinksauer auf den Kinderarzt aus dem Krankenhaus, der behauptet hat, es wäre alles in Ordnung. Entweder hatte er keine Ahnung und wollte es nicht zugeben oder er wollte sich von einer unwissenden Mutter nichts sagen lassen, war zu arrogant, dem, Kind nochmal kurz in den Mund zu schauen oder es war ihm schlichtweg egal. Nun hat er meinem Jüngsten den Start ins Leben unnötig erschwert. Was bei der U2 in ein paar Minuten erledigt gewesen wäre, muss nun unter Narkose gemacht werden und ihm stehen wahrscheinlich noch Jahre voll Logopädie bevor. All das ist total unnötig und nur von diesem einen Arzt verschuldet. Mir tut einfach nur mein Kind leid, das diesen Fehler bzw. die Arroganz nun ausbaden muss.
Ich hatte eine vaginale Geburt, meine Milch schoss auch an Tag 2 ein (und war viel zu viel, mein kleiner Schatz konnte das gar nicht bewältigen).
Aber er hat sich oft verschluckt, angedockt und wieder abgedockt, etliche Male, usw.
Wir haben anfangs gedacht, es liegt an der Milchmenge, daher habe ich dann die Brust vor dem Stillen etwas ausgestrichen.
Hat nichts genutzt.
Als meine Brustwarzen dann immer wunder und offener wurden, er sich weiter verschluckt hat, hat meine Nachsorgehebamme ihn sich genau angeschaut und gefragt, ob er die Zunge raus strecken kann (machen die Kleinen ja automatisch).
Wir haben das verneint, sie kam nie über den Rand der Unterlippe hinaus.
Außerdem konnte sie sehen, dass seine Zunge eine Herzform hatte, wenn er die Zunge nach vorne schob.
Sie riet uns, einen Termin beim Kinderchirurgen zu machen.
Der hat gemeint, das wäre einer der eindeutigsten Fälle von zu kurzem Zungenband, den er die letzten Monate zu sehen bekommen habe.
Als unser Sohn vier Wochen alt war, wurde sein Zungenbändchen ambulant in der Praxis durchtrennt, er durfte sofort zum Stillen an die Brust.
Meine Beschwerden und auch seine Beschwerden hörten innerhalb weniger Tage auf und wir haben schlussendlich mit 22 Monaten abgestillt. 🙂
Hätten wir das nicht gemacht, hätte ich spätestens nach sechs Monaten aufgegeben, ich hab bei jedem Stillen geweint vor Schmerzen.
Also nur Mut, lasst es vom Profi anschauen.
Mensch Kathrin.
Das klingt ähnlich wie unsere Geschichte!
Nach 11h wurde es ein Notkaiserschnitt, meine Selbstvorwürfe lese ich in deinen Worten. Ich hänge dem Ganzen jetzt noch hinterher.
Meine Milch kam zwar direkt und zwar viel zu viel, das konnte der kleine nicht verarbeiten bzw. verschlucken. Mit extrem viel Geduld und Schmerzen habe ich gestillt. Im Krankenhaus hatte ich auch einfach nur ein Hütchen drüber bekomm. Ab der 12 Woche brach dann die Perzentile ein, untertags stillen ging gar nicht mehr, der kleine wehrte sich nach Kräften gegen die Brüste. Mein und sein Glück war, dass er auch keine Flasche nahm. Also blieb erstmal nicht viel übrig als weiter zu machen. Das Brusternährungsset kannte ich nicht.
Bei mir war’s ebenfalls eine tolle Stillberatung, die nach ein paar Augenblicken schon das Zungenbandu und das Oberlippenband als Täter ausgemacht hatte.
Getrennt hat es bei uns ebenfalls eine Kinderzahnärztin, die sich auf dem Gebiet auskannte.
Seitdem läuft das Stillen, wir sind wieder auf der richtigen Perzentile und die Zunge arbeitet fleissig.
Weil ich weiß, wie blöd du dich in den ersten Wochen gefühlt hast, wollte ich dir einfach mal den Kommentar da lassen.
Denk daran dass du nie schuld warst und es bei vielen anders und blöd läuft, man es nur nicht so mitbekommt.
Freut mich, dass es bei euch jetzt besser klappt!
Viele Grüße!