„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

Es war ein schwerer Weg

Von Adina |
Hallo liebe Regine,
ich habe schon oft daran gedacht Dir meine Stillgeschichte zu schreiben, weil ich sie einfach gerne mitteile und hoffe, dass vielleicht der eine oder die andere etwas davon profitieren kann.

Bitte entschuldige meine vielen Schreibfehler. Ich lebe seit knapp 14 Jahren in Deutschland und ich habe mich sehr beeilt beim Schreiben. Der Kleine war gerade am schlafen und die Große unterwegs mit Papa und ich wollte die Zeit schnell ausnutzen.

Ich fange damit an, dass wir acht Jahre auf unser erstes Kind gewartet haben. Wir haben uns nicht sehr viel untersuchen lassen. Mein Frauenarzt war sehr zufrieden mit meinem gesundheitlichen Zustand und fand nichts, was gegen eine natürliche Schwangerschaft gesprochen hätte. Wir sind gläubige Menschen und wir haben es einfach in Gottes Hand gelegt.

Nach acht Jahren wurden wir mit einen kleinen Tochter gesegnet. Wir waren natürlich überglücklich. Nach einer langen, schweren 21-Stunden-Geburt wurde unser kleines Wunder letztendlich durch Kaiserschnitt geholt. Was mir, Gott sei Dank, trotz einer gewissen Enttäuschung, doch eine sehr schöne und berührende Erinnerung geblieben ist.

Von ganz am Anfang meiner Schwangerschaft war mir sehr sehr wichtig, dass ich mein Kind stille und sehr lange stillen möchte. Bei uns war der Kaiserschnitt kein Hindernis. Direkt nach der OP hat unsere kleine Prinzessin tüchtig gesaugt. Ich war aber sehr unerfahren und natürlich unsicher.

Am ersten Tag im Krankenhaus, wo ich mich gefühlt habe, wie in einem Fünf-Sterne-Hotel, wurde mir gesagt, dass ich mit meinen kleinen Brustwarzen nicht stillen können würde.

Ich war natürlich schockiert und hab alles getan, was mir gesagt wurde. Meine Brustwarzen haben ja schon wehgetan und ich hab sofort geglaubt, dass das alles nur weh tut, weil ich zu kleine Brustwarzen habe.

Natürlich jetzt weiß ich, dass es damit nichts zu tun hatte. Die haben mir Stillhütchen gegeben und so waren die Schmerzen weg und das Stillen klappte sehr gut.

Aber tief in mir, war ich mit der Situation nicht zufrieden. Ich fand die Stillhütchen so fremd und so ganz gegen die Natur.

Ich hatte eine sehr sehr liebenswerte und erfahrene Hebamme, welche mich Zuhause erwartet hat. Sie hat mir sofort gesagt, dass ich die Hütchen nicht brauche. Aber ich war so voll mit Angst, dass ich das jetzt weglasse und dann ist vielleicht alles vorbei. Sie hat mir immer gute Ratschläge gegeben, mich aber gelassen, das zu tun, was ich als richtig fühle.

So sind wir bis zum fünften Monat bei dem Stillhütchen geblieben. Eines Morgens holte ich mein völlig ausgehungertes Baby zu mir ins Bett. Sie hatte keine Geduld mehr und hat mit dem Händen so wild hin und her geschlagen, dass sie das Stillhütchen ca. 5 mal runtergeschlagen hat.

Da habe ich meine Geduld verloren, es immer wieder neu aufzusetzen und habe ihr gesagt: „Fertig, Mama, will das nicht mehr spielen! Wenn du Hunger hast, trink einfach ohne Stillhütchen!“
Und so war es. Sie hat es sofort gemacht, als wenn sie schon immer ohne getrunken hätte. Ich war voll überrascht und natürlich überglücklich.

So haben wir noch bis zu dem 15. Monat vollgestillt und dann noch weiter bis zu dem 21. Monat.

Viele haben mir gesagt, dass es nicht gut ist, dass sie nur gestillt wird. Es reicht in dem Alter nicht mehr aus. Ich muss auch zugeben, dass es mir auch viel Sorgen bereitet hat, aber sie wollte einfach nichts außer der Milch.

Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass ich einfach loslassen sollte und nicht so viel darauf hören, was Andere sagen. Sie war übrigens ein Kind nach den Büchern, ein sehr aufgewecktes frühreifes Kind und schön rund und speckig, wie ich es mir immer gewünscht habe 😀 Also hätte ich überhaupt kein Grund zur Sorge.

Das war unsere Stillgeschichte mit meinem ersten Kind.

Nach vier Jahren kam unser kleiner Prinz. Und da war alles ganz ganz anders. Die Geburt war wegen seiner Größe und Steißlage ein geplanter Kaiserschnitt. Was wiederum sehr schön – und Gott sei Dank reibungslos war.

Ich war wieder sehr schnell fit. Aber das Stillen war nicht ganz so einfach. Schon im Krankenhaus hatte ich blutende, schmerzende Brustwarzen.

Ich hatte schon am ersten Tag gesehen, dass seine Zunge unten fest ist und er beim Anlegen gar nicht seine Zunge über die Lippen bekommt. Und ich habe den Kinderarzt und die Stillberaterin gerufen, dass sie es angucken sollen. Beide waren sich einig, dass alles in bester Ordnung ist.

Ich war sehr deprimiert und fühlte mich nicht ernst genommen. Und mit der Erfahrung von meiner Tochter wusste ich, dass es nicht normal ist, dass es so weh tut. Ich hatte während meiner Schwangerschaft sehr viel auf deiner Webseite gelesen von dem asymmetrischen Anlegen. Alles hab ich versucht, aber nicht einmal war das Stillen schmerzfrei.

Zu Hause hat meine Hebamme auch das Gleiche gesagt, dass seine Zunge völlig in Ordnung ist. Dazu muss ich sagen, dass bis dahin seine Zunge wirklich schon etwas besser war. Aber das habe ich beim Stillen nicht gespürt.

Ich hab so viel gelitten und dazu kam, dass ich viel zu viel Milch hatte und in den ersten Wochen drei oder vier Milchstaus hatte.

Ich war nur fertig und habe schon mit dem Gedanken gespielt alles zu lassen. Mein Mann war mir die ganze Zeit eine Riesenhilfe. Er hat mich unterstützt, wo er konnte.

Aber meine Schmerzen konnte er auch nicht mehr mit ansehen und obwohl er schon immer sehr sehr fürs Stillen war, hat er mir gesagt, dass ich aufhören soll, wenn es bis zur 8. Woche nicht besser wird.

Ich war sehr fertig. Einerseits wollte ich dieses Leiden nicht mehr haben, aber wenn ich daran gedacht habe aufzuhören, war ich nur am Heulen. Als die acht Wochen fast rum waren, habe ich mir gedacht: Ich will, dass sich ein Facharzt die Zunge anschaut.

Meine Hebamme hatte mir schon eine Adresse von einem Arzt hier in unserer Gegend gegeben, falls ich es möchte. Also habe ich angerufen und am nächsten Tag durfte ich schon kommen.

Er war ein sehr sympathischer freundlicher Mann, hat meinem Sohn ca. 2 Sekunden in den Mund geguckt und nur so viel gesagt: „Ah, du liebe zeit… Da gibt es keine Frage…“ Und dann hat er in ca. 2 min von unten das Zungenbändchen durchgeschnitten.

Ich bin aus der Arztpraxis rausgekommen und habe sofort meinen Sohn gestillt und dabei vor Freude geweint. Nach acht Wochen zum ersten Mal ohne Schmerzen.

Ich war so glücklich und froh. Aber wieder habe ich gelernt, dass ich einfach darauf hören soll, was ich innen drin fühle.

Nach zwei Wochen bekam ich wieder einen schlimmen Milchstau. Die Milch war immer noch viel zu viel. Mein Frauenarzt gab mir ein Medikament, von dem ich nur eine halbe Tablette einnehmen sollte.

Ich war einfach fertig, weil schon wieder etwas mit dem Stillen war und habe ohne Nachzudenken und Nachzufragen das Medikament genommen. Ich bin eine Person, welche auf Medikamente sehr intensiv reagiert, vielleicht auch deswegen, weil ich sehr selten etwas einnehme.

Jetzt reagierte mein Körper auch sehr intensiv. Die Milch war einfach komplett weg…

Die Verzweiflung und den Schmerz, den ich hatte, kann ich nicht beschreiben. Ich hab mein Baby angelegt. Er hat gesaugt, gesaugt und dann hat er aufgehört, mich angeguckt und nur bitterlich geweint und ich natürlich auch.

Ich war ganz am Ende meiner Kräfte. Habe meine Hebamme angerufen und sie hat mir alles Mögliche gegeben. Und letztendlich habe ich noch eine Stillberaterin angerufen und sie hat mich beruhigt, wo so viel Milch war, da wird sie auch wieder kommen.

Also: Pumpe angeschafft und Babynahrung. Und ich hab nichts anderes gemacht, wie angelegt und abgepumpt.

Nach ca. 3-4 Tagen war die Milch komplett wieder da, Gott sei Dank!

Nach paar Monaten hatten wir Corona bekommen. Unsere ganze kleine Familie. Die Kinder hatten nichts Besonderes und mein Mann auch nicht. Mir dagegen ging es richtig schlecht. 10 Tage lag ich im Fieber und kein Medikament hat gegen das Fieber geholfen.

Die Milch war natürlich fast wieder weg. Und mein Sohn hat nichts anderes angenommen als die Brust, aber da kam so gut wie nichts. Es war wieder alles auf dem Kopf. Wieder viel Anlegen und Pumpen…

Das haben wir auch überstanden. Mein Sohn ist jetzt 18 Monate alt und wird immer noch gestillt.

Es war ein sehr schwerer Weg, aber es hat sich gelohnt.

Mein Tipp: Kämpfen und sich nicht von anderen beeinflussen lassen, sondern nach innen hören. Eine Mama, fühlt so ganz innen drin, was richtig für ihr Kind ist.

Es tut mir leid, dass mein Brief so lang geworden ist, aber es ist einfach unsere Geschichte und ich konnte einfach nicht kürzer machen.

Ich bedanke mich für deine tolle Seite, wo ich schon oft Hilfe und Rat bekommen habe. Auch in der Zeit, wo wir Corona hatten, war ich erstmal unsicher, ob ich stillen darf, aber hab auf alles Antwort bekommen.

Ich wünsche noch weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass noch viele Mütter hier Hilfe Rat und Unterstützung bekommen.

Liebe Grüße, Adina T.

Originalbericht einer Mutter, August 2021
Foto: Yaroslov Shuraev via Canva Pro

Liebe Adina,
vielen Dank für Deinen Stillbericht. Toll, dass Du es geschafft hast die Schwierigkeiten zu überwinden und mit beiden Kindern noch eine lange und schöne Stillbeziehung erleben konntest bzw. noch immer kannst!!
Wenn Fachpersonen behaupten, Brustwarzen wären zu klein oder zu flach zum Stillen, zeigt dies vor allem, dass diese Fachleute leider wenig Ahnung haben. Da Stillbabys nicht an der Brustwarze, sondern an der Brust saugen, spielt die Länge der Brustwarze keine Rolle. Es kommt nur darauf an, dem Baby von Anfang an viel Brust in den Mund zu geben – Stichwort: asymmetrische Anlegetechnik…
Ich wünsche Dir noch eine angenehme weitere Stillzeit, so lange wie es sich für Dich gut und richtig anfühlt.
Herzliche Grüße, Regine Gresens


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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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