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Von A.M.S. |
Alles begann an einem Mittwochabend.
Ich hatte am Nachmittag endlich meine Studienarbeit für die Uni fertig geschrieben und freute mich nun auf die letzten drei Wochen mit meiner Kugel.
Einfach mal nichts tun und die Schwangerschaft genießen – so hatte ich es mir zumindest vorgestellt.
Es war kurz vor 23 Uhr, ich lag mit meinem Mann auf dem Sofa und sah fern. Plötzlich hörte ich ein Knacksen in mir.
„Wenn ich’s nicht wüsste, würde ich sagen, meine Fruchtblase ist geplatzt“, meinte ich noch scherzend zu meinem Mann.
Ich hatte dann aber doch ein irgendwie komisches Gefühl und wollte im Bad mal nach dem Rechten sehen.
Also stand ich vom Sofa auf – und das Fruchtwasser lief nur so an mir herunter. Meine Hose wurde komplett durchnässt.
Ich war erst einmal geschockt. Klar, ich war heute bei 37+0 und das bedeutete, der Kleine konnte und durfte nun jederzeit kommen.
Doch damit gerechnet, hatte ich so früh, ehrlich gesagt, nicht.
Glücklicherweise blieb mein Mann ganz ruhig und rief erstmal die Hebamme der Rufbereitschaft an. Wir hatten nämlich eine Geburt im Geburtshaus geplant. Dort hatte ich auch die Vorsorge und einige Kurse absolviert und fühlte mich sehr wohl.
Wir verabredeten uns mit der Hebamme in einer halben Stunde im Geburtshaus.
Meine Geburtstasche hatte ich natürlich schon längst gepackt. Wir verstauten sie im Auto und mein Mann legte noch den Beifahrersitz mit Folie aus und ich versorgte mich mit Binden. Das Fruchtwasser lief immer noch unaufhörlich.
Im Geburtshaus angekommen, begrüßte uns meine Hebamme und beruhigte mich erstmal. Ich war immer noch so schrecklich aufgeregt und zittrig.
In der Schwangerschaft hatte ich mich viel mit Hypnobirthing* und Entspannungsübungen beschäftigt, doch im Moment konnte ich mich einfach nicht darauf konzentrieren.
Meine Hebamme untersuchte mich kurz und kontrollierte die Herztöne. Alles war in Ordnung. Wehen hatte ich noch keine.
Wir durften nochmal nach Hause und sollten um sechs Uhr früh wieder kommen, wenn ich bis dahin keine Wehen haben sollte.
Mittlerweile war es kurz nach Mitternacht. Wir fuhren also wieder nach Hause. Dort legten wir uns nochmal ins Bett.
An Schlaf war jedoch zumindest für mich nicht mehr zu denken. Unruhig wälzte ich mich hin und her, blickte ständig auf die Uhr und horchte in mich hinein. Keine Wehen.
Um halb sechs machten wir uns wieder auf den Weg ins Geburtshaus.
Um die Wehen etwas an zu stupsen, gab meine Hebamme mir Globulis mit, die ich im 15-Minuten-Takt nehmen sollte.
Wir entschieden uns, nochmal nach Hause zu fahren und abzuwarten, ob die Globulis Wirkung zeigten. Um zehn Uhr sollten wir dann erneut ins Geburtshaus kommen.
Die Zeit verging und um halb zehn hatte ich immer noch keine Wehen, doch das Fruchtwasser lief immer noch.
Also zum dritten Mal ins Geburtshaus.
Nun mussten wir etwa unternehmen. Seit meinen Blasensprung waren nun schon elf Stunden vergangen. Ist das Kind 24 Stunden nach Blasensprung noch nicht geboren, steigt die Infektionsgefahr deutlich.
Meine Hebamme verabreichte mir deshalb einen Wehencocktail mit Rizinusöl.
Danach richteten wir uns im Geburtszimmer häuslich ein.
Nach ein paar Stunden voller Warten und Spaziergängen, spürte ich endlich die ersten Wehen. Doch sie waren zu leicht und nicht muttermundwirksam.
Um acht Uhr abends mussten wir leider die Entscheidung treffen, in die Klinik zu gehen. Es ging einfach nichts voran und ich brauchte nun ein Antibiotikum, um eine eventuelle Infektion zu vermeiden.
Mein Traum von einer Geburtshausgeburt war geplatzt. Ich war sehr enttäuscht, doch die Gesundheit meines Mäuschens ging natürlich vor!
Im Krankenhaus angekommen, kam ich ans CTG und es wurde ein Ultraschall gemacht. Unserem Kleinen ging es prima.
Danach bezogen wir ein Wehenzimmer und ich bekam meine erste Dosis Antibiotika.
Die Nacht verlief dann wieder sehr unruhig, die Wehen verschwanden wieder und ich konnte einfach keinen Schlaf finden.
Am nächsten Morgen beschloss die Ärztin, dass ich nun eingeleitet werden muss. Ich bekam eine kleine Tablette und dann im Zweistundentakt noch zweimal eine.
Ab zehn Uhr bekam ich endlich richtige Wehen. Obwohl ich nun lange genug Zeit gehabt hatte, mich darauf einzustellen, wusste ich erstmal nicht, wie ich mit diesen umgehen sollte.
Ich wechselte vom Boden auf den Hocker aufs Bett und schließlich auch in die Wanne. Ich schrie die Wellen heraus und stemmte mich dagegen.
Um drei Uhr nachmittags – nach fünf Stunden Wehen – war der Muttermund erst bei 2 cm.
So konnte ich nicht weitermachen. Ich war mittlerweile seit über 55 Stunden ohne Schlaf und einfach nur noch fertig.
Also besann ich mich, ließ meinen Mann meine Entspannungsmusik einlegen und kniete mich auf den Boden. Den Oberkörper legte ich auf einen Gymnastikball und ließ dann mein Becken kreisen.
Ich konzentrierte mich nun nur noch auf mich, ließ die Wellen zu und arbeitete mit ihnen. Ich gab keinen Laut mehr von mir, entspannte mich völlig und schlief teilweise in den Wehenpausen sogar ein.
Nach eineinhalb Stunden kontrollierte mich die Hebamme und stellte erstaunt fest, dass mein Muttermund vollständig geöffnet war. Nun durfte mein kleiner Prinz endlich kommen!
Die Wellen kamen immer stärker über mich und dann war sein Kopf schon da.
Und ich konnte mir meinen großen Traum erfüllen: Ich gebar meinen Sohn direkt in meine Hände und hob ihn selber heraus. Die Hebamme sah nur zu.
Ich hielt dieses winzig kleine Bündel Leben in meinen Armen und legte es mir auf die Brust. Ich war überglücklich und erschöpft. Die Tränen liefen mir die Wangen herab.
Wir kuschelten eine Stunde lang ausgiebig miteinander und ich legte ihn das erste Mal an. Und er trank auch gleich.
Danach wurde er dann versorgt. Auch ich wurde versorgt.
Ich war glücklicherweise überhaupt nicht gerissen und fühlte mich körperlich bis auf die Erschöpfung wirklich fit. Da wir eine ambulante Geburt wünschten, durften wir drei Stunden nach der Geburt nach Hause.
Dort kuschelten wir uns alle drei ins Bett. Unser Kleiner schlief tief und fest und wir beobachteten ihn die ganze Nacht still und voller Glück.
Er schlief und schlief und schlief.
Ich bekam ihn zum Trinken kaum wach. So trank er innerhalb der ersten 24 Stunden nur dreimal.
Ich begann, mir Sorgen zu machen. Als dann auch noch seine Lippen blau anliefen, riet meine Hebamme uns, in die Kinderklinik zu fahren.
Dort wurde er komplett durchgecheckt. Alle Tests waren soweit in Ordnung. Doch sein Blutzucker war nur knapp über der Untergrenze.
Die Kinderkrankenschwester sah mich vorwurfsvoll an und gab unseren Kleinen erst einmal eine Flasche. Er trank fast die halbe Flasche aus.
Sie erklärte mir, dass er durch die fehlende Milch so geschwächt war, dass er fast nur schlief und sich nicht meldete, wenn er Hunger hatte.
Ich machte mir solche Vorwürfe. Warum hatte ich ihn nicht öfters angelegt? Aber ich hatte ihn ja einfach nicht wach bekommen.
Wir mussten drei Tage zur Überwachung im Krankenhaus bleiben.
Die Kinderkrankenschwester ordnete mir folgende Routine an: alle vier Stunden den Kleinen jeweils eine viertel Stunde an jeder Brust anlegen, dann das Fläschchen füttern und dann mit der Milchpumpe beide Brüste jeweils eine Viertelstunde abpumpen.
Dazu noch Blutzuckertests beim Kleinen vor jedem Stillen und Wiegen davor und danach.
Es waren sehr anstrengende Tage und ich habe viel geweint.
Am zweiten Tag kam dann endlich mein Milcheinschuss und am dritten Tag ging es unserem Kleinen so gut, dass wir endlich nach Hause durften und unser Wochenbett genießen konnten.
Der Milcheinschuss bereitete mir jedoch noch ziemliche Schmerzen. Meine Brüste waren so prall, dass der Kleine die Brustwarze nicht zu fassen bekam.
In der Kinderklinik hatten sie mir dann Stillhütchen gegeben. Mit diesen klappte es dann auch ganz gut.
Mit Hilfe von Quarkwickeln und Lanolinsalbe konnte ich meinen schmerzenden Brüsten etwas Linderung verschaffen.
Nach ein paar Tagen wurde es dann besser und ich ließ auch immer häufiger das Stillhütchen weg, sodass wir bald keines mehr benötigten.
Doch die Probleme waren leider immer noch nicht alle beseitigt. Ich hatte nämlich zu viel Milch.
Während andere Mütter über zu wenig Milch klagen, wusste ich nicht wohin damit. Ich hätte ein ganzes Dorf stillen können. Meine Brüste waren ständig voll, heiß und liefen aus.
Unser Kleiner wurde beim Stillen quasi geduscht, soviel Milch kam heraus.
Dadurch spuckte er auch sehr viel. Er nahm zwar gut zu und entwickelte sich auch ansonsten richtig super, aber die Spuckerei plagte ihn sehr.
Ich war kurz davor abzustillen. Dann würden die Brüste endlich nicht mehr schmerzen und ich würde Anti-Reflux-Nahrung füttern, damit er nicht mehr so viel spucken müsste.
Doch ich erinnerte mich an das Versprechen, das ich mir selbst gegeben hatte: Ich werde mein Kind stillen, egal was auch passiert! Muttermilch ist das Beste, was ich meinem Kind bieten kann!
Also suchte ich nach Hilfe und wandte mich an die La Leche Liga.
Dort wurde mir ganz toll geholfen und ich bekam den wertvollen Tipp, mein Kind von nun an nur noch im Block zu stillen.
Hierfür musste ich zunächst meine Brüste einmal komplett leeren und dann jeweils sechs Stunden lang nur mit einer Brust stillen, danach sechs Stunden lang die andere.
Und tatsächlich – nach einigen Tagen wurde es endlich besser! Meine Milch reduzierte sich, doch der Kleine bekam immer noch genug. Auch das Spucken wurde etwas besser, ganz weg ist es noch nicht.
Ich liebe es, mein Kind zu stillen, und genieße diese Momente mit ihm sehr!
Und ich bin auch ein bisschen stolz auf uns beide – auf den Kleinen und mich -, dass wir alle Hindernisse so gut überwunden haben und nun mittlerweile seit vier Monaten immer noch erfolgreich stillen. Und so schnell auch noch nicht aufhören möchten. 🙂
Mit lieben Grüßen,
von A.M.S.
Originalbericht einer Mutter, August 2016
Fotos: A.M.S.
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